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„Running Man“ – Kommt ein Review gelaufen…

„Running Man“ – Kommt ein Review gelaufen…

Warum habe ich eigentlich noch nicht „Running Man“ rezensiert? Ist er einfach zu schnell (Achtung! Anfängerwitz!) vor mir weggerannt? Oder glaubte ich etwa, dass Killen im Namen der Quote in neueren Filmen interessanter sein könnte, wenn Quad-Core-Prozessoren Pixel in Qualität umwandeln? Wollte ich unbewusst erst „Terminator 5“ abwarten, um verschiedene Grade des Action-Unrealismus besser miteinander vergleichen zu können? Wie auch immer: Mögen die Spiele verglimmen!

INFORMATIONEN:

Regie: Paul Michael Glaser
Jahr: 1987
Budget: 27 Mio $

Poster
Als die 80er-Klischees laufen lernten

Inhalt:

Angeblich soll Arnie von einem Hubschrauber aus einen Haufen Menschen erschossen haben, obwohl er gerade dies nicht tun wollte. Dafür wird er in eine grauenvolle Spielshow gesteckt, in der nur gerannt oder gestorben werden kann.

Besprechung:

Wer mit einer Szene den Unterschied zwischen dem kürzlich rezensierten „Tribute von Panem“-Panoptikum der Pannemänner und DIESEM Klassiker hier erklärt bekommen möchte, der möge sich einfach den Moment ansehen, in dem die Teilnehmer in die Arena gebracht werden: Ist bei den Tribute-Transen die „Fahrt“ in der Röhre eher mit einem sterilen „Beam me up“ verwechselbar, so knallen, rauschen und brausen beim „Running Man“ die Kandidaten in einer Art Schrott-Schneebob in die Tiefe, um dann brutal in ein Auffangnetz geworfen zu werfen. Hier trennt sich also bereits die Spreu vom Weizen, das virtuelle Bluescreen-Lustwandeln vom kantigen 80er-Jahre-Feeling.

Okay, wenn man ehrlich sein will, so ist „Running Man“ eigentlich auch nur eine Mischung aus Wrestling, „Erschlag den Raab“ und Regenbogen-Dystopie. Letzteres bedeutet, dass die Welt so unterhaltsam und schrill ist, dass sie soooo düster nun auch wieder nicht erscheint. Aber das macht alles nichts, denn dieses Trash-Tribunal hat dadurch mehr Charme als die heutigen Teenie-Schmonzetten mit ihrer nagellackdünnen Schicht SF.

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„Was? Bunt zusammengewürfeltes Aussehen? Na, da müsstet ihr erst mal meinen WÜRFEL sehen!“ – Zukunfts(ein)weisend: Der Streifen war wegbereitender, als viele heute wissen. So hat er zum Beispiel das Endgegnerdesign späterer japanischer Rollenspiele maßgeblich beeinflusst.

Arnie bleibt hier etwas blasser als in seinen späteren Rollen. Seine Oneliner (oder ÜBERHAUPT irgendwelche Audio-Lines) sind sehr dünn gesät, stellenweise wirkt seine Rolle sogar wie ein Parodie-Vorschlag für zukünftige Satiriker, die ein paar Schwarzenegger-Klischees zum Sich-lustig-Machen benötigen. Obwohl die Story durchaus witzig und medienkritisch wirkt, kann sich Arnold meist darauf beschränken, die Fäden zu ziehen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Egal, ob seine Gegner Stacheldraht oder einem Fangseil (hinter einem Motorrad) hantieren: Stets kann man mit einem Griff, einem Werf und einem Kniff die Ausblutungsverhältnisse unter den Teilnehmern schnell umkehren.

Wirklich kultig sind die Zweikämpfe daher nicht, da nicht auf langes, episches Draufkloppen angelegt. Wenn man aber den amtlichen Stromkämpfer im Weihnachtsbaum-Outfit mit einem Buggie durch die Gegend heizen sieht, während Wagners Walkürenritt ihn zum Anschmettern eines Tenor-Tons (und seiner Widersacher) animiert, muss man dem Film doch Eigenständigkeit zugestehen. Gut, in den 80ern waren dreckige Industriehallen, komischer Rauch und Deckenventilatoren durchaus „State-of-the-(Un)art“, aber im direkten Vergleich mit Plastik-Polygonen und George Lucas‘ neueren Alzheimer-Setdesigns (einmal gesehen, dann sofort vergessen) sind Schutthaufen und Metalloptik wirklich schön anzusehen.

Der Film gewinnt vor allem von der Spielshow an sich, die wie eine Mischung aus „Der Preis ist heiß“ (= Rentner, die sich fast ins Höschen pieseln) und der „100.000-Mark-Show“ wirkt. Schön auch, dass man haufenweise dicke, alte(!) und glatzköpfige Zuschauer im Publikum ausmachen kann, die mit den Armen in der Luft umherwedeln, als wollten sie einen fiktiven Regisseur verscheuchen, der zu kühler Klonoptik aufruft… (Ja, ich versuche WIRKLICH, nicht alle zwei Sätze „Tribute von Panem“ zu erwähnen)

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„Hm, habe ich den Herd angelassen? Neee, ich glaub nicht. Vielleicht habe ich das Bügeleisen angelassen? Neee, auch nicht.“ – „Hey, schaut mal, ein Schlafanzug-Cosplayer!“ – „Ach, DAS habe ich angelassen!“ – Gelb ist die Farbe der Hiebe: Bevor Arnie in die Welt des Schmerzes abtaucht, muss sein Taucheranzug von innen mit Männlichkeit vorgedehnt werden.

Wirklich tief dringt man in Schwarzeneggers „Running Man“-Universum allerdings auch nicht ein. Die weibliche Hauptrolle kreischt halt und gibt dem Mann am Ende aus unerfindlichen „Muss halt sein“-Gründen einen Kuss, die beiden anderen Mitstreiter („Schwarz & Nerdig“ – Die neue Comedyserie auf Sat.1?) sind eher mittelhübsches Beiwerk und die Widersacher sind überzeichnete Muskelmänner, denen der Wrestlinglook aus dem Steroid-Bottich hinausläuft. Und auch, wenn man einen explodierten Kopf am Anfang sieht, so fehlen mir bei den Schusswechseln ein wenig die Löcher auf den theatralisch umfallenden Wüstling-Darstellern.

Aber man sollte nicht mehr erwarten, als man heutzutage nicht mal zur Hälfte bekommt: Für die damalige Zeit und für die gesamte Filmlauf-Zeit ist das Gebotene mehr als ausreichend. Die Steven-King-Geschichte wird so erzählt, wie man es vorhatte, ohne großartigen politischen, psychologischen oder liebestechnischen Schnullikram, mit dem man heute fast jeden SF-Streifen zwangsweise aufzupimpen versucht. Das Gute siegt am Ende, indem der fiese Quizmaster im hohen Bogen in ein Plakat rauscht, welches sinnfrei(?!) explodiert. Auch hier kommt wieder die 80er-Denkweise zum Vorschein, die in Alltagsgegenständen der Zukunft stets einen hohen TNT-Anteil vermutete.

Wie sagte doch die Cinema in ihrer Kritik so schön? „Der bunte Reißer kritisiert Gewaltgeilheit, befriedigt sie aber selbst. […] Scheinheilige Gewaltsatire im Eighties-Stil.“ – Stimmt! Aber als jemand, der 2-3 minimale Blutszenen für ertragbar hält und „Fight Club“ für einen der besten Filme der letzten 20 Jahre, ist das Argument so uninteressant wie Frage, ob der Elektromann seine Blitze physikalisch korrekt überhaupt auf einzelne Personen schießen könnte.

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„Wir müssen aus diesem Areal raus! Der Produzent sagt, dass die Nebelwerfer und Windmaschinen zu viel Energie fressen.“ – „Yeeas, thaets thea spiruit I neead!“ – letzter Arnold-Englisch-Aussprachegag vor der Ausfahrt: Die Dialoge im Film wurden eher sparsam eingesetzt. Arnolds Logopäde (ein Schimpanse namens Charly) war nämlich ebenfalls einen Tick zu teuer.

Die Musik ist poppig und einprägsam, kein düsteres, orchestrales Gedudel, das zu der Optik so sehr gepasst hätte, wie Beethovens Neunte in der Dorfdisko. Die Schnitte sind für die damalige Zeit recht flott gesetzt, was weniger stört, als die Tatsache, dass die Kamera manchmal ein biiiisschen zu nahe an der Action und den Gesichtern dran ist. Aber vielleicht traute sich der Regisseur auch nicht, Arnie und den Feuerwerfermann in der Totale zu zeigen; Nahaufnahmen in das rechte Nasenloch kaschieren schließlich nicht nur bei Found-Footage-Filmen und Fangedöns die Tatsache, dass man einfach kein Geld oder Bock oder Geldeintreibe-Bock für einen höherwertigeren Look hatte.


Fazit: Trashig bis zur Nasenspitze. „Running Man“ ist kurzweilige Unterhaltung mit dem gewissen Nicht-Anspruch. Wer sich von der Mediensatire angesprochen fühlt, darf sich glücklich schätzen, wer dies nicht tut, schätzt einfach die Zeit bis zur nächsten Action. Kann man sich angucken. Schon deswegen, weil die Tanzeinlage der 10 Tänzerinnen auf der Bühne liebevoller choreographiert wirkt als der gesamte Film „Tribute von…“ (Mist, schon wieder fast vergleichend erwähnt) äh… als der fiktive Schauerstreifen … „Pribute von Tranem“, so.

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

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Artikel

von Klapowski am 20.10.14 in Filmkritik

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Kommentare (8)

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  1. Speedomon sagt:

    Das lustigste an dem Film ist, dass Arnie in einem totalitären Überwachungsstaat (ist er doch, oder?) einen Ausweis „stehlen“ kann und damit sogar am Flughafen durchkommt. Passfoto-Technologie wurde wohl noch nicht erfunden?

  2. BigBadBorg sagt:

    Für alle Nerds: Die Starlight-BD hat als versteckten Audiotrack (einfach im Film Audiokanal wechseln) auch die alte Kinosynchronisation. Wer den Film also auf Deutsch gucken will sollte die Gelegenheit nutzen! (Komplett zu sehen auf youtube)

    • BigBadBorg sagt:

      Die Edit-Funktion ist nicht wirklich ausgereift :)

      Das „komplett zu sehen auf youtube“ bezog sich darauf: Wem dieser Film gefällt sollte mal einen Blick auf den deutschen (!) Film „Das Millionenspiel“ werfen. Damals hatte der deutsche Film noch Eier. Und diesen kann man komplett auf youtube gucken.

      Antworten
    • Hentzau sagt:

      Kann ich nur zustimmen, „Das Millionenspiel“ ist wirklich gut. Allein schon die Tatsache, dass der Gegenspieler (und das Wort passt hier außergewöhnlich gut) ein gewisser Dieter Hallervorden ist hat mich positiv beeindruckt.

      Antworten
  3. bergh sagt:

    tach auch !

    Warum muss ich auch immer an Das Millionespiel denken, wenn ich running man sehe ?
    Die eine Vorlage ist von Kind die andere von Sheckley.
    Beide sind sich aber ähnlich. Wobei das Millionenspiel viele Dinge des Prekariat/Harzt 4 TVs vorwegnahm und nur noch ein bisschen von der heutigen Realität entfernt ist. Running man war dagenen ein buntes BonBon.

    Gruß BergH

  4. Onkel Hotte sagt:

    Den müsste ich mir nochmal reinziehen. Anfang der 90er fand‘ ich den ganz dufte, war jung und totaler Arnie-Fan, aber selbst in dem Zustand war der jetzt nicht die Bombe, sondern „ganz gut“.
    Als einziger Pluspunkt winkt lediglich, daß ich ihn nun ungeschnitten sehen könnte, während ich damals mit der RTL/Sat*1/Pro7 Version vorlieb nehmen musste (hatte aber keinen Schimmer das er geschnitten war).
    Wenn ich mich recht erinner war die Frau an Arnie’s Seite eine (Ex)Schönheitskönigin aus Mexiko.
    „Das Millionenspiel“ ist tatsächlich älter als Stephen King’s/Bachmann’s Buch. Ob das ein Zufall ist oder hat da mal einer über’m Teich WDR geschaut ?
    Die Handlung vom rennenden Mann spielt im Jahre 2017 nach einer Wirtschaftskrise; Nachtigall, ick hör dir trapsen ?

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