„Looper“ – Review in der Dauerschleife
Zack! Wieder ein Stück „Durch die Lappen gegangen“-Wild erlegt! Diesen Film erwischte ich, ähnlich wie in „Moby Dick“, zwischen einem Wochenende und einem Freien Tag auf einer Lichtung in der Nähe von Bielefeld! „Hab ich Dich!“, rief ich aus, das Häutungsmesser mit der Zukunftia-Klinge schon aus dem Beutel ziehend. „Du Zeitreisefilm wirst mir kein schlechtes Gewissen mehr machen, weil ich dich nicht gesehen habe!“ – Ich jubelte so lange weiter, bis mir Bruce Willis eine Leitplanke durch den Kehlkopf jagte und ich schweißgebadet aufwachte.
Regie: Rian Johnson
Jahr: 2012
Budget: 30 Mio $
Besprechung:
Zuerst mal ein paar kleine Dingelchen, die erst mal aus meinem Kopp-System raus müssen, bevor sie mich Looper-artig im Altenheim überfallen.
Und jaja, ich weiß schon, was Ihr sahen werdet: „Du hast doch auch Zurück in die Zukunft gemocht und über diese Zeitreisefehlerchen beschwerst du dich?“ – Ja, tue ich. Denn ICH entscheide immer noch selber, was ich (irrigerweise) für objektive Kritik halte, wenn mir die Farbe des Vorspanns nicht gefällt.
“Skandal! Die STASI hat den Tod bespitzelt!“
Warum kann in der Zukunft keiner mehr umgebracht und in der Pampa verbrannt werden? „Forensik extrem weit entwickelt“?? – Sah da ja nicht so aus, als wenn da alle 20 Meter Zauberkästen rumstehen, die auf magische Weise herumfliegende Kohle in DNS zurückzurechnen wüssten? Oder sind in den Abfallhaufen und in den Graffitischichten der gezeigten Großstadt etwa Hochleistungsscanner angebracht?
Leichter sterben schwer gemacht?
Wieso muss ÜBERHAUPT jemand in der Vergangenheit darauf warten, dass jemand aus der Zukunft dort ankommt? Der Mensch wird ja eh nur sofort(!) erschossen und dann 50 Meter weiter in den Ofen geworfen? Wäre ein praktischer, automatischer Ofen an Ort und Stelle nicht viel sinnvoller, billiger und sicherer? Und ja, mir ist vollkommen KLAR, dass ich mich als deutscher Staatsbürger mit derlei Effizienzfragen auf seeehr dünnem Eis bewege.
„Scheiß Flie… Schießbandarbeit! Und wenn ich mal aufs Klo muss, müssen die in der Zukunft die Maschine anhalten. Aber besser SO als arbeitslos. Für Hartz 14 würde ICH mich nämlich schääämen.“ (*Kawumm*) – Vollmord-Sonate: Wer aufmuckt, wird weggerotzt. Dieser Herr am Boden hat sich beschwert, dass sein jüngeres Ich früher einfach zu wenig gut bezahlte Aufträge hatte. Flugs gab es über diesen „Umweg“ quasi eine Gehaltserhöhung!
Überhaupt erscheint mir die Bildung eines riesigen Assassinen-Vereins für die paar armen Lappen, die gefesselt im Maisfeld erscheinen, einen Tick zu übertrieben. Da wird mir dann doch zuuu sehr rumgebummelt zwischen den 5-Minuten-Einsätzen, womöglich noch von unseren Steuergeldern. Und dass der Papierkram da überhand nimmt, kann mir auch keiner erzählen!
Man sieht sich immer… zweimal selber im Leben
Und wenn man sich schon die Luxusvariante einer „Mord-Zeitreise“ mit persönlicher, 1-sekündiger Rundum-Betreuung gönnt, dann hätte man doch wenigstens darauf verzichten sollen, dass die Looper ihr älteres Ich stets SELBST umbringen müssen! Sieht man hier doch gleich zwei Mal, dass man beim eigenen „Alter Ego“-Alten ein paar nachvollziehbare (Lade-)Hemmungen hat.
Achtung, ihre Gegenwart ändert sich in: 3 … 2 …
Okay, es IST ein Zeitreisefilm und als solcher muss man bei der Logik eh mehr Abstriche machen, als ein Frauenarzt diese während seiner gesamten Laufbahn hinbekommt. Aber mir wurde das Element von sich PLÖTZLICH verändernden, verschwindenden oder sonstwie wabbernden Körperteilen beim zeitgleichen(?!) Abhacken beim Vergangenheits-Ich doch etwas überstrapaziert.
“Mann, eeey! Nun lass mich doch einmal für 3 Jahrzehnte in Ruhe lesen!“
Dass man selbst ungehorsame Looper streng genommen noch 30 Jahre mitschleppen muss, weil sie ja erst DANN für die eigene Ermordung (die ja schon stattgefunden hat) 30 Jahre zurücktransportiert werden, halte ich arbeitstechnisch für bedenklich. – Ist ja quasi so was wie ein Beamtenstatus für chronische Leichen-Leistungsverweigerer: „Mir kann ja keiner was, habe mich ja schon selbst getötet, bin ab jetzt also für 30 Jahre save! Wo sind die (eigentlich) tödlichen Drogen und Autounfälle, jucheeee?! – Ach ja, und Cheffchen? Killekille!“
„Haaa! Du wirst mir für diesen Würgegriff noch dankbar sein, jüngeres Ich! Wenn du diesen Kaffee getrunken hättest, hätten wir uns 20 Jahre lang mit Sodbrennen rumschlagen müssen.“ – Schlucken kostet extra: Zeitreiseproblematiken gibt es natürlich auch ab und zu. So hat Bruce Willis‘ Sodbrennen nämlich eigentlich den Dritten Weltkrieg verhindert. Derartige Ansätze werden jedoch immer schnell vom Drehbuch überspielt.
Schade also, dass es im Deeetail (Nein, liebe Logik, für mich wirst Du immer mehr als das bleiben, sei nicht bös! Aber Du weißt ja, wie die ANDEREN Dich sehen…) diese oben genannten kleinen Schnitzerchen gibt. Dafür gibt es natürlich auch ein paar Schnitzelchen: Leckere Dramaturgie- und Optik-Nascheinheiten! So gefällt mir generell, dass der Stil überhaupt nicht reißerisch ist. Teilweise wirkt’s wie Arthouse-Kino, wobei ich bis heute nicht genau weiß, was dieses vielzierte „Kunsthaus“ eigentlich sein soll, nur, dass der Vergleich hier irgendwie passt.
Die Darsteller wanken recht unterkühlt durch die Gegend, „droppen“ (bzw. „loopen“) quasi keine Oneliner, haben (als Frauen) wenig Eyeliner und generell ist das alles eher langsam geschnitten; der Cutter hatte also quasi keinen „Koksliner“. Das ist einerseits mal sehr angenehm für meine Kinosynapsen (= für die sind 1 Blockbusterjahr wie 7 Hundejahre, also 49 Menschenjahre), andererseits erwartet man bei Bruce Willis aber fast etwas mehr als eine austauschbare Rolle, für die man auch Morgan Freeman hätte besetzen können. Genug weißes Puder vorausgesetzt.
Die zweite Hälfte gleitet etwas sehr in die Bauernhof-Handlung ab. Kühe, Schweine, Mais. Traktor, Terrasse, Trockenreis. – Okay, eigentlich geht es um den wunderbaren Kinderdarsteller, dessen Namen man sich merken sollte, sobald ich ihn gegoogelt habe. Aber dessen Geschichte um übersinnliche Fähigkeiten, Wutanfälle, den „Rainmaker“ (Nein, Dustin Hoffmann spielt nicht mit) und eine düstere Zukunft hat mir dann nicht mehr soooo gut gemundet. War zwar eine nette Zusatzbedrohung und ein netter Twist, nachdem das gegenseitige Umbringen von Zukunfts-Ich und Herkunfts-Du naturgemäß nicht allzu lange getragen hätte (oder gar den Kinobesuch ausgelöscht, was für den Zuschauer immer sehr frustrierend ist), aber so richtig knallermäßig fand ich den frech-liebreizenden Esoterik-Boy jetzt nicht.
„Keine Sorge, Sohnemann! Die bösen Onkel werden dir nicht wehtun und dir dein Spielzeug wegnehmen! So, und jetzt spiel wieder mit deiner großen Weltkugel, die du so magst.“ – Dark Shadows bzw. SPOILER: Dieser kleine Hosenscheißer wird einmal so eine Mischung aus Hitler, Al Capone und den „begabten“ Typen bei „Astro TV“ werden. Wehret daher den Anfäng… äh, dem Ende!
Was wohl auch daran lag, dass wir weder gesehen haben, was der „Rainman“ in der Zukunft anstellt, noch, ob wir das effektemäßig vielleicht nicht sogar richtig geil gefunden hätten. Da war die Verhinderung von Zukunft B, wo Filmgegenwart A gerade doch etwas an Schwung verlor, nicht so hammerfilmverdächtig. Emotional hatte mich der Hauptdarsteller sowieso recht schnell verloren, wurde doch weder sein moralischer Mega-Haschmich (Im Ernst, der knallt seit Jahren wehrlose Leute ab, was macht das mit einem?!) irgendwie vertieft, noch sonstwie etwas Persönliches eingestreut. Da hatte es sein Zukunfts-Ich eeetwas einfacher, aber auch nur, weil dieses die Hobbys „Asiatin poppen“ und „Drogen-Augentropfen konsumieren“ hatte.
Dennoch will ich den Film eigentlich nicht schlecht machen. Man ärgert sich hier wenigstens nicht über 30-minütige Effektorgien ohne Substanz, sondern FREUT sich fast über ein sich beinahe „harmlos“ überschlagendes Auto (alles unter 20 Metern Flugradius ist ja heute Arthouse) oder dezent schwebende Möbel. Hätte man etwas mehr Pfeffer und Persönliches in die Figuren gepackt, so hätte man hier echten Kult schaffen können. Und nein, „Pfeffer und Persönliches“ habe ich mir schon als Koch/Talk-Show-Konzept sichern lassen, den Namen dürft Ihr nicht mehr verwenden.
„Ha, ich halte jetzt mal meine Uhr hoch und mache sie damit storyrelevant.“ – „Das ist keine Taschenuhr. Das ist die einführbare Liebeskugel deiner Großmutter.“ – „Igitt! Oh Gott!! Ich wünschte, ich würde einfach aus dem Zeitstrahl verschwinden.“ – Da war mal einer schieß gewickelt: Bruce muss am Ende eine sehr schwere Entscheidung treffen. SPOILER: Er nahm dann aber doch das Wurstbrot statt das mit Käse.
Fazit: Guter Durchschnitt, im besten Sinne von „gut“. Zeitreisetechnisch wird mehr oder weniger Standard-Dosenkost geliefert, was natürlich nicht weiter schlimm ist, kann man mich doch normalerweise schon mit der Sommerzeit-Umstellung locken. („Oooh, wie in ‚Zurück in die Zukunft‘? Toll!“) Trotzdem: Ein bisschen mehr Emotion und Eklektizismus (wollte das Wort schon immer mal sinnfrei verwenden) hätte da nicht geschadet. Bin ja schließlich nicht mehr im unkritischen Bruce-Willis-Fanclub, seitdem die wollen, dass man die letzten beiden „Stirb Langsams“ gut findet, bääääh!
Und Recht hat er, der Bruce. Denn fand zwar schon zu frühen Stirb Langsam Zeiten nicht gerade ein Feuerwerk in seiner Fresse statt, so vermute ich dort mittlerweile eine vollständige Lähmung. Welche anscheinend genau in dem Moment stattfand, wo er leicht die Stirn runzelte. Und danach nie mehr entrunzelte.
Ansonsten hat mir Looper aber überraschend gut gefallen. Die Zukunft und selbst die spätere Zukunft-Zukunft präsentierte sich beispielsweise angenehm dezent. Denn selbst wenn in letzterer plötzlich wieder Cowboy-Hüte in Mode waren… Hey, da muß man nur mal sehen wie manche JETZT durch die Gegend laufen. („Also, wie Sie Ihren fetten Hintern in diese häßliche Stretchhose gepresst haben, das macht mich schon irgendwie an… *würg*“)
Auch schön, daß es in der Geschichte nicht um die Rettung der Welt oder zumindestens ein vergleichbar „großes Ziel“ ging. Looper ist eigentlich nur ein Gangsterstreifen, welcher zufällig in der Zukunft spielt. Was nur dann blöd ist, wenn man tatsächlich einen SciFi-Streifen erwartet hat und die Hälfte dann in einem Haus auf dem Land spielt. Einen Transformers sollte man hier jedenfalls nicht erwarten. (Was eigentlich KEINER sollte, jedenfalls nicht außerhalb einer gepolsterten Zelle.)
Fazit: SciFi mit mehr Tiefgang als gewohnt und einer gut dazu passenden Welt. Die Charaktere selbst reißen nicht ganz so sehr mit, fallen aber auch nicht negativ auf. Trotzdem sollte sich Bruce ruhig wieder an einen seiner anderen Gesichtsausdrücke erinnern. Oder auch einfach nur mal Bock haben?
Wertung: 6 von 10 Punkten
*hihihi* Alles super mit dem Looper? *kicherkicher* Bin immer noch voll am giggeln… :-D
Gefiel mir nicht besonders. Die Logiklöcher in der Zeitreise waren einfach zu plump. Die logische Struktur war unterdurchschnittlich für eine Zeitreise-Klamotte. Immer, wenn der Film durch eine Wendung clever sein wollte, dachte ich mir nur, das habe ich in anderen Filmen schon weitaus besser gesehen. Vielleicht beeindruckend für jemanden, der bisher wenig Science Fiction gesehen hat. Es gab so ein paar intendierte „Wow“-Momente, die aber ihre Wirkung auf mich verfehlt haben.