Drecksfilme Revisited / Geheimperlen Reloaded – Alte Reviews auf dem Prüfstand
Wenn eine Webseite wie Zukunftia.de (aka ST-Enterprise.de, aka stus.de) seit 13 Jahren existiert (aka 2 Jahre, aka 7 Jahre), sammeln sich ein Haufen Reviews an. So weit ist das noch kein Problem, so lange es noch genug Bewegungsallergiker gibt, die nicht schon längst auf YouTube-Rezensionen umgestiegen sind. Doch gibt es bei mir immer wieder „Aha“-Momente, bei denen ich denke: „Da hättest Du aber härter sein können“ oder „Sooo schlecht war dieser Fanfilm von George Lucas nun auch wieder nicht“. Hier also nun der mittelgroße Artikel zu Filmen, zu denen ich nach Jahren irgendwie noch etwas Neues (meint: Stand 2009) zu sagen habe.
„Star Trek 10 – Nemesis“
Zu actionreich und oberflächlich? – Habe ICH das wirklich mal behauptet?
Gegen die neueren Filme sieht „Nemesis“ wie ein gemütliches Action-Adventure aus. Altmodisches Theater mit vorgerenderten Zwischensequenzen zum Wachmachen. 90% dialoglastige Stellen, 10% harmloses Bumm-Bumm als Zwischensequenzen. Okay, die Story ist schwach und ergibt in Sachen „3. Data-Androide“ und „Shinzons Motivation“ nicht den geringsten Sinn, aber immerhin hat man versucht, Picards und Datas Stärken und ihre Einzigartigkeit in Frage zu stellen. Den Drehbuchplan dahinter habe ich also zumindest mal verstanden. Wohingegen ich mir immer noch nicht sicher bin, ob es Khan in „Into Darkness“ nicht nur deswegen gab, weil das Glücksrad in der J.J.Abrams-Schreibwerkstatt nicht einfach bei dem entsprechenden Gesicht stehen geblieben ist.
Klar, „Nemesis“ ist ein äußerst schwacher TNG-Film und jubelt Picard z.B. eine äußerst unpassende Vorliebe für’s Crosscar-Racing auf Prä-Warp-Planeten unter, aber: Gegen den seltsamen neuen Emo-Spock kann man Jean-Lucs Entgleisungen jedoch schon fast auf eine höhere Hormondosierung in der letzten Tube „Earl Grey Penissalbe“ schieben.
Somit habe ich plötzlich wieder Lust, den etwas doofen „Star Trek 10“ zu sehen, statt mir im 11er und 12er alle 20 Sekunden die selben Kritikpunkte in der „Hyper-Hyper“-Edition anzusehen. „Nemesis“ ist mehr TNG, als die neuen Filme TOS sind. Klar, das wollten sie wohl auch nicht sein, aber dennoch fühle ich mich in diesem 2001er-Machwerk irgendwie wohler, weil mir in den Actionsequenzen nicht die Brille vor Verwirrung in die Hornhaut springt.
„Shinzon, ich muss dir etwas mitteilen: Ich bin gar nicht dein Original! Deine Klon-DNA wurde im Krankenhaus vertauscht. Du bist der Klon eines Fernfahrers namens Manni. Und er hat VOLLES HAAR!“ – „Waaas?! Wie konntest du mir das all die Minuten meines Lebens verschweigen?!“ – Dumm und Trümmer: Nach fast 13 Jahren übt dieser Käse fast schon einen sympathisch-trashigen Retroreiz auf mich aus. Es gab weitaus ödere TNG-Serienfolgen…
„Matrix“ (Teil 3 und 2)
In dem Review vor einigen Jahren kam der vielgehasste 3. Teil ja schon immerhin mit 4 von 6 Punkten weg (Teil II: 5 Punkte), doch eigentlich möchte ich noch mal erwähnen, dass die Trilogie trotz aller Schwächen extrem gut GEALTERT ist. Klar, die kruden Dialoge um Vorbestimmung, Nachbestellung und buddhistische/indische Wiedergeburten im Tschu-Tschu-Zug sind immer noch nicht jedermanns Sache. Und auch ich hätte mir gerne etwas gewünscht, was weniger zum multikulturellen Nerd-Gottesdienst taugt, sondern die schlichte Zeitlupeneleganz des Erstlings hat.
ABER: Da ich Teil 2 und 3 immerhin schon mindestens 3 Mal gesehen habe (Reinkarnationen meines Fernsehers nicht eingerechnet), kann ich wohl kaum behaupten, dass die Trilogie (immer noch) eine Qual darstellt. In Zeiten, in denen man selbst den „Avangers“ oder dem neuesten „X.Men“ unterstellt, eher anspruchsvollere Actionfilme zu sein, sind Matrix 2&3 mit ihren David-Lynch-Dialogen („Ich verkaufe mein Wissen und meine Existenz für einen einzigen Kuss, Mon Cherie!“) fast schon Querdenker-Gold im Tiefflieger-Land. Immerhin hatte ich mehr Spaß dabei, alle versteckten Hinweise zu finden („WELCHE Götterstatuen wurden noch mal in der Eingangshalle zerhauen?“), als beim letzten Trek-Film, wo ich am Ende iiiirgendwie das Gefühl hatte, dass ich einen deeezenten Hinweis auf „Der Zorn des Khan“ verpasst bekommen hätte.
Also, „dezent“ im Sinne der Brüllriesen vom Planeten Alpha Klops III, selbstverständlich.
Ich wage auch die Behauptung, dass mir in 10 Jahren die Matrix-Trilogie als Ganzes noch mal besser gefallen wird als heute. Aber für wirklich seriöse Voraussagen über solch einen Zeitraum müssten wir wohl eher Demografie- und Klimaforscher einbinden.
„Und nun spreche der Auserwählte mir die heiligen Worte nach, um ein Bios-Update der Matrix zu starten: ‚Ist hier jemand, der Reinsch heißt?‘“ – „Ist hier jemand, der reinscheißt?“ – „Haa-haaa! Alle 1.000 Jahre immer wieder köstlich!“ – Blaukopf bleibt Blaukopf, doch der Rest ändert sich: Was vor 10 Jahren als sinnentleertes Gefasel galt, ist heutzutage die intellektuelle Speerspitze des SF- und Actionkinos.
„Prometheus“
Was hat mich eigentlich geritten, diesem Klischee-Klamauk mit Raubtierparodie-Anstrich damals eine überdurchschnittliche Bewertung zu geben?! Die Figurenzeichnung könnte direkt vom seligen H.G. Giger selbst stammen, der sich ja gerne mal in höllenartigen Dingen vertiefte. Beim zweiten Sehen vor einigen Wochen fiel dieses pseudoreligiöse Abstammungs-Affentheater für mich qualitativ derartig ab, dass ich mir gerne einen lebenden Facehugger über den Kopf gestülpt hätte, um mein eigenes Review nicht mehr sehen zu müssen.
Die männliche Hauptrolle? – Ein ständig „Hey, Baby“ sagender Schlaffi mit der Ausstrahlung eines Karussellbremsers. Die weibliche Hauptrolle? Eine blasse Standardtante, die von den wirren Drehbucheinfällen von einem Fett(- bzw. Alienschleim)näpfchen ins nächste gestoßen wird. Der übliche Android? Ein bloßer Befehlsempfänger von Mumien-Karl, der am Ende der Chaos-Expedition meint, das ewige Leben von typischen Hollywood-Aliens zum 100. Klischeegeburtstag bekommen zu können. Alles vorhersehbar und uninteressant, natürlich abgesehen von den höchst löblichen Dingen, die man logisch überhaupt nicht durchschaut.
Ob die doof aussehende Buh-Mann-Urrasse nun vor drei Trilliarden Jahren die Menschheit beim DNA-Kacken erschaffen hat oder wir einfach ein Biowaffen-Testgebiet waren, interessiert dann schon keinen mehr. Mit den „Alien“-Filmen hat das alles eh nur so viel zu tun wie Virales Marketing mit Ebola.
„Okay, das gammelige Hufeisenraumschiff muss da quer über dem Felsen liegen. Und der fette Kommandosessel mit der Leiche bitte rechts oben. Beeilung, bis ‚Alien 1‘ muss alles aufgebaut sein, sonst ist der 1979er-Streifen mal ECHT inhaltlich nicht verstehen!“ – Wenn dem Erklär-Bären der Brustkorb gesprengt wird: Vor 2 Jahren war mir die Entstehung der „Alien“-Aliens noch egal, heute jedoch nimmt die „Regenwurm in giftiger Biopampe“-Erklärung mir dann doch zu viel Mysterium weg.
Indiana Jones 4
Dass der 4. Indie-Film eher mies ist, gehört ja fast so zur Allgemeinbildung wie die moralische Einordnung des deutschen Bundeskanzlers von 1933 bis 1945. Dennoch habe ich damals in einem Anflug von postkinosaal’schem Stockholmsyndrom eine durchschnittliche Wertung vergeben. Ein großer Fehler, wenn ich bedenke, dass mir heute quasi GAR NICHTS mehr an dem Film gefällt. Die krampfhafte Einbindung von Indies Sohn erinnert an diverse „Young Hercules“- und „Baywatch – Die Rettungsschwimmer in der Normandie“-Ableger. Da wurde unnötig fresh gemacht, was vorher schon recht funky war.
Die weibliche Hauptrolle erinnerte vom Nervfaktor an eine Mischung aus Alice Schwarzer und ihrer eher unsympathischen Schwester. Die Action war teilweise so gekünstelt, CGI-mäßig und comichaft, dass man Duffy Duck lange Jahre Unrecht getan hat. Und die Alien-Story? Dazu wurde von weitaus kompetenteren Kritikern (u.a. Bulimikern & Menschen mit Tourette-Syndrom) schon ganze Raumschiffe an korrekten Einschätzungen ausgekippt.
Und oft ist das Attribut „Keine Sekunde langweilig“ eben auch nicht gleichzusetzen mit „Ganz gut“. „Indiana Jones 4“ fühlt sich einfach künstlich an, als wenn man einem Kind einen Stock gibt („Hier, damit haben wir früher auch im Wald gespielt!“), dieser aber aus Plastik ist. Lieber J.J. Abrams, wäre DAS nicht etwas, was Du (selbstverständlich ebenfalls) heile machen kannst?
„Hey, komm mal her, Shia Labeouf! Nach was sieht das hier für dich aus, geschätzter Sohnemanndarsteller?” – „Eine Killerroboter, der sich zur Tarnung in eine prähistorische Steinwand transformiert hat?“ – „Okay, ich glaube, den Rohrschachtest heute Nachmittag können wir jetzt schon auswerten…“ – WER ist hier eigentlich das Alien? Der Kristallschädel, die Figur Indiana Jones oder gar Lucas/Spielberg in einer wie auch immer gearteten Regisseur-Bestenliste?
Und nun seid Ihr dran, werte (*Hier Publikum dieser Marketingstreategie einfügen*). Habt auch Ihr Filme, die bei Euch im Laufe der Jahre extrem gewonnen oder verloren haben? Frisst der Hass erst die Seele auf, um uns dann mit seligem Gleichmut zu erfreuen? Oder habt Ihr mal nach ein paar Monaten im Polizeipräsidium gemerkt, dass Euer „Ich war am besagten Tag im Kino“-Alibi eher wenig bringt, wenn man nicht mehr weiß, was in dem einst für gut befundenen Actionkracher eigentlich passierte? Schreibt es uns, irgendwen von Euch wird’s schon interessieren.
Matrix 2 und 3 gut gealtert?
…
???
nicht mal die Effekte haben sich gut gehalten (ganz anders
die von Teil 1) !!?
…
ich kann mir keinen der zwei Filme komplett anschauen, und
ein „best of“ gibt es auch nicht wirklich…
Ich war früher ein Verfechter des Roland Emmerich Godzillas,
gerade wegen der aus heutiger Sicht grottigen Effekte. Davon
ertrage ich aber nun auch keine 5 Minuten am Stück.
„nicht mal die Effekte haben sich gut gehalten“
Ich finde ja auch, daß man sich in den Fortsetzungen in Sachen Story und Effekte mehr hätte zurückhalten sollen, aber rein handwerklich war mir Damals eigentlich wenig Negatives aufgefallen. Und schöne Sets hat man selbst in Teil 3 noch gebaut:
https://www.youtube.com/watch?v=jk3Z-MVoUg4
Klar, wer wie in Teil 2 einen eigenen Highway baut, der verdient dafür Anerkennung. Das Resultat ist für mich auch
die einzige optisch überzeugende Szene der 2 Fortsetzungen.
Dagegen stehen dann die vollanimierten Szenen Neo vs Smith ziemlich dumm da und waren schon bei Erscheinen lächerlich. Der Kampf um das Dock verkommt dagegen zur reinsten Tech-Demo, gerade weil die Dramatik nicht mehr funktioniert sobald man sich fragt: Hey, warum fliegen die Abertausenden Wächter nur dumm im Kreis?
Für mich dasselbe Phänomen wie mit Jurassic Park, da sieht Teil 1 immer noch am besten aus (war natürlich auch der bessere Film) als die Nachfolger.
Klar, will die Matrixetten jetzt auch nicht in den Himmel loben, aber nach all der Prügel in den letzten 10 Jahren will ich ein paar Sachen halt auch mal herausstellen.
Der allgemeine Schnitt ist beispielsweise (auch, wenn er durch Computereffekte etwas erzwungen herbei-CGI-isiert wurde) für meine Augen perfekt. In anderen Filme würde man heute noch alle 0,3 Sekunden einen Cut einbauen, um bloß nicht zu zeigen, dass der Stuntman nur 2 Minuten mit dem Plastikkatana trainiert hat. Und der Kampf Neo/Smith hat gerade durch den Cheesy-Charakter (gibt es für so was auch deutsche Worte? Bestimmt nicht…) ein erinnerungswürdiges Alleinstellungsmerkmal.
„Men in Black 2“ sieht optisch heute Scheiße aus, „Matrix 2“ aber immer noch dezent kultig. In einer virtuellen Computerwelt kann ich bei der Verwendung von Effekten, die nach Computer aussehen, auch nicht wirklich meckern.
Klar, die Geschichte ist zu esoterisch, will zu viel und verrennt sich in komischen Szenen wie dem Dauer-Fanta-Werbespot in der Disco-Höhle. Aber alleine die Tatsache, dass wir darüber reden und die Szenen noch im Kopf haben, beweist für mich, dass man sooo viel auch nicht falsch gemacht haben kann.
Stimmt, es gibt auch so schlechte Filme, dass ich mich
an keine Sekunde erinnern mag … passenderweise fällt
mir dazu jetzt kein Beispiel ein.
Andererseits habe ich mir auch etwas ganz anderes erwartet,
also insgesamt so und gerade wie die Story weitergeht. Und
vor lauter Enttäuschung Habe ich nie auf die filmhandwerklichen Aspekte geachtet, bzw. mir nix dabei gedacht.
Mir ist da eh‘ nicht zu helfen, für mich gehören Matrix 2&3, Star Wars 1-3 und der Hobbit 1 zu DEN Filmenttäuschungen meines Lebens. Es gab natürlich schlechtere Filme, aber da war auch keine Erwartung meinerseits
War von den Matrizen (2+3) im Kino auch schwer enttäuscht. Aber nachdem ich auf einer Webseite all die Verweise, Hintergründe und Erklärungen in Ruhe nachlesen konnte fand ich beim nächsten Betrachten das gar nicht mehr zu schlimm. Jetzt war das oft kein leeres Esoterikergeschwafel mehr sondern nur noch dumm aufgeblähtes Esoterikergeschwafel. Wenn man keine Mindfuckstory mehr in petto hat dreht man seichte Sülze aber codiert und verblümt die Dialoge derart, daß das gemeine Kinopublikum meint aus einem intelekuellen Arthousefilm zu kommen. Man versteht zwar nix aber das gehört zum guten Ton.
Die Kritikpunkte sind zwar größtenteils immer noch gültig aber mit dem Alter wird man wohl auch milder.
Die anderen beiden Filme fand ich schon immer scheisse. Als ich letztens eine Reportage über Kristallschädel sah wollte ich mir den 4. Indy nochmal antun, dachte vielleicht ist er doch nicht so schlimm ? Aber hiernach bleibt die BluRay in der Sammelbox jungfräulich.
Ich habe auch krampfhaft versucht mir die Star Wars Phantomschmerzen (Episode 1) schön zu reden bzw – sehen. Aber auch beim 4.mal gucken waren nur 2% den Films sehenswert. Episode 2 wurde nach dem Kino im Heimkino nur einmal abgespielt und bei Teil 3 habe ich nicht mal mehr das geschafft.
Generell kann man sagen das Filme eher schlechter als besser werdne mit der Zeit, oder ? Viele Fime aus Teenietagen waren damals „voll geil“ und heute aber nur noch „lol wut ?? sowas fand ich mal toll ??“
Gegenbeispiel ist „Alien³“: Im Kino auf Aliengemetzel gefreut, derbe enttäuscht. Aber der zehn Jahre später veröffentlichte DC war und ist ein klasse Film.
tach auch !
Ist das Fazit :
Früher war alles besser.
Oder kommt einem bei dem heutigen Hollywood-Pornos
das früher eher schlechte Kino heute besser vor?
Fast hat man bei Klapowskis Rezensionn den Eindruck er tendiert zu der 2 ten Lösung.
Gruss BergH
Ich mochte Star Wars – The Phantom Menace damals sehr gern. Wohl nur deswegen weil es endlich neues Star Wars-Futter gab. Ansehen kann ich mir heute im Gegensatz zu den drei Klassikern keinen der neuen Teile mehr ohne nach 20 Minuten gelangweilt abzuschalten.
Ein anderes schönes Beispiel ist Independence Day. Was hab ich diesen Film als Kind gefeiert, doch heute kotzt mich der Pathos und Patriotismus (und eigentlich auch die hohlen Dialoge) einfach nur noch an. Wobei die Actionszenen immer noch aller erste Sahne sind.
Ein schönes Gegenbeispiel ist für mich Titanic. Konnte ich diesen Schmalzfilm früher nicht ertragen, ist er heute ein fesselndes Meisterwerk. Geschliffene Dialoge, tolle Atmosphäre, eine schöne Love-Story, und ein grandioses Desaster zum Ende.
Früher war nicht alles besser. Aber zumindest in Sachen Effekte sind mir „alte“, also 80er und 90er Jahre-Filme immer noch lieber als ein Großteil des heutigen CGI-Quarks. Einige Ausnahmen gibt es da jedoch, zum Beispiel Battleship, der einfach verdammt gut aussieht. Im Gegensatz zu Pacific Rim, der einfach nur scheiße aussah und billig wirkte.
@Klapo
Danke für diese nachträglichen Klarstellungen. Das sehe ich genauso. Ich weiß, daß mich ganz viele Cary-Grant- und Humphrey-Bogart-Fans dafür schlagen werden. Aber nach jahrelanger eingehender Auswertung fast aller jeweiligen Top-30-Kinofilme der Jahre 1901 bis 2013 (o.k., aus 1901 fallen mir keine 30 Kinofilme ein), habe ich mich zu der These verstiegen, daß in den 1980er und 1990ern die besten Kinofilme produziert wurden (* wegduck*).
Ja, ich weiß: Ben Hur war auch nicht schlecht. Und Lawrence von Arabien erstmal. Und wie konnte ich Casablanca, Citizen Cane, Der unsichtbare Dritte oder Winnetou III vergessen? Ganz zu schweigen von 1970er Perlen wie „Star Wars IV“. Aber ich meine so im Schnitt, so im Ganzen betrachtet, bleibe ich doch immer wieder am liebsten bei 80er und 90er Filmen hängen. Sie waren nicht mehr so doof wie der frühere Schrott und noch nicht so bekloppt wie der heutige Müll.
Lieber Klapo,
Du bist also weich geworden. Ich bin enttäuscht. Seit mehr als zehn Jahren gilt bei mir dein persönlicher Hass gegen Nemesis, den du damals gleich in mehreren Reviews ausgebreitet hast, als dein Markenzeichen. NEMESIS war sozusagen deine Nemesis und erst durch diese spöttische Abneigung erkannte man dich als großen Kritiker (schätze >1,60cm). Obwohl Du den Film immer noch nicht richtig dufte, knorke, ja schnieke findest, wie wir das damals im Reichsarbeitsdienst nannten, hast Du dich doch an ihn gewöhnt. Wie an einen alten Kollegen, mit dem man zwar nicht gleiche Interessen teilt, aber viel gemeinsam verbrachte Zeit.
Dürfen wir also erwarten, dass Du in zehn Jahren auch die Star Wars Filme 1-3 eigentlich ganz okay findest, nachdem Jar Jar Binks Großvater in den Teilen 7-9 die Hauptrolle hatte? Sollen wir etwa damit Leben, dass Du auch J.J.s Star-Trek-Filme zumindest als „solides Popcorn-Kino“ ansehen wirst, nachdem in den Star Trek Filmen 14 und 15 dem älteren Montgomery Scott eine Walsonde in den Ar…Arm gebeamt wurde?
Soviel dazu; dann wäre da noch eine Kleinigkeit: Der Mann der 33-45 Kanzler war, war keineswegs BUNDESkanzler, sondern REICHSkanzler. Nun sind falsche Informationen auf einer Satireseite eigentlich nichts ungewöhnliches: Da wird Angela Merkel schon mal als Sonnenkönig betitelt, obwohl das doch Ludwig XIV. war und Frau Dr. Merkel allein schon weges ihres Geschlechts nur als SonnenkönigIN durchgeht. Aber irgendwie glaube ich, dass das von dir an der Stelle gar nicht als Zerrbild der Realität gemeint war, sondern einfach falsch. Und da ich dich für ebenso intelligent wie lustig halte – was wohl meinem schlechten Urteilsvermögen zugeschrieben werden kann – wollte ich dir das sagen.
So. Schönen Feierabend auf dem Amt, dann.