Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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„The World’s End“ – Vorm Untergang noch ein Review gefällig?

„The World’s End“ – Vorm Untergang noch ein Review gefällig?

Alte Männer, die auf Sauftour gehen, um sich an ihre Jugend zu erinnern, sind nicht länger nur die Zielgruppe für Kreislauftropfen-Hersteller („Jetzt neue Sorte: Für den erregten Fußballfan!“), sondern auch die Helden eines recht coolen SF-Dramas. Richtig: Gemeint ist der Film „Star Trek 6“. Dolles Ding! – Da wir hier aber laut Überschrift auch über „The World’s End“ sprechen sollten, breche ich diese Einleitung mangels kreativer Umschreibungsideen an dieser Stelle ab und fange gleich damit an, den Film mal NICHT komplett zu spoilen… Keine Sorge, dafür brauche ich landschaftlich diesmal deutlich unter 3 Textwüsten.

INFORMATIONEN:

Regie: Edgar Wright
Jahr: 2013
Budget: 20 Mio $

Poster
Im blauen Wunderland von Prinzessin Trinkerbell
Inhalt: Ein Haufen erfolgreicher Männer wollen die legendäre Kneipenmeile bis zur Endkneipe namens „World’s End“ noch einmal bezwingen. Doch gerade der Initiator der Tour scheint nicht genug Gehirnzellen zu haben, um nach dem Versaufen noch im positiven Zahlenbereich zu sein. Wie gut, dass da ein Science-Fiction-Element die Handlung unterbricht und erweitert…

Besprechung:

Hey?! War Simon Pegg vor ein paar Jahren nicht noch ein jugendlicher Mittdreißiger mit Babypopo-Gesicht in MEINEM Alter? Ich frage ja nur aus Sorge um MEINE Straffheit, denn inzwischen sieht er doch etwas ausgemergelt aus, was ich aber mal auf die unhaltbaren Drehbuch-Zustände am Set von „Star Trek 12“ schieben möchte. – Und somit wären wir schon beim Thema: Denn hier geht es maximal zu 49,9% um eine SF-Handlung, der Rest (= also 20% nach zusätzlichem Abzug des „Simon-Pegg-Show“-Faktors) handelt vom Älterwerden, verpassten Chancen und verklärtem Jugend- und Alkoholgebrauch.

Simon Pegg, ein leicht abgewrackter, psychisch auffälliger Teenie im Körper eines (nur leicht verfrühten) Frührentners überredet hier seine alten Kumpels, noch mal Spaß und Schaumbäder in der körpereigenen Bierluke zu begehen.

Die SF-Elemente sind dabei mehr Mittel zum Zweck, die Vergänglichkeit des Lebens zu thematisieren. Die Mischung aus Komödie, Actionfilm, SF und Selbstfindungstrip ist dabei durchaus gelungen, umso mehr, weil andere aktuelle Filme oft nicht mal EINEN dieser Aspekte aus eigener Kraft an einer Straßenlaterne stehen lassen können. Die Action ist hier – nach heutigen Verhältnissen – mengenmäßig durchaus moderat, aber saugut inszeniert. Ergo: Viel Film für 20 Millionen Dollar, die auch bei der Welthungerhilfe nicht sinnvoller angelegt sein könnten!

Wo andere Sackhaaraufbläser ihre vermeintliche Zappel-Güte mit Dezibel und Polygon-Politur zu beweisen versuchen, gibt es hier auch ein paar altmodische Kloppszenen. Eine Kunst, die heutzutage entweder vergessen wurde („Jaaa, zwei Roboter knallen ineinander und Liberty Island liegt als Puffer dazwischen!!“) oder bei „Star Trek 12“ zur unblutigen Sandsacksimulation mit menschlichen Gesichtern verkommen ist.

worldsend2

„Hey, es wirkt! Ich fühle mich wirklich wieder wie in den 80ern!“ – „So schnell? Wie denn das?“ – „Ich meinte doch 2080, wegen des Alienraumschiffs, das draußen unser Auto überprüft.“ – Trinken wie die Orgelpfeifen: Irgendwo vor 30 Jahren haben diese Männer ihre Jugend am Boden eines Bierglases verloren. Nun trinken sie sich durch 12 Bars und unendlich viele Paralleluniversen, um über die Erfindung (und reichliche Anwendung) des Gregorianischen Kalenders hinweg zu kommen.

Zum Kaputtlachen ist dieser Film allerdings nicht, eher was zum Defektschmunzeln. Alles ist halt eine bittersüße Pegg’sche Nerdsymphonie im Rhythmus von z.B. „Shawn of the Dead“, mit etwas traurigeren Figuren. Grandios geschnitten und manchmal mit leisen Tönen, aber die Lach- und Weintränen lösen sich hier eigentlich gegenseitig auf wie Antimaterie-Strohhalme in einem Eimer Kirschbowle (hmm, schöner Nerdvergleich, fast Pegg-Verdächtig!).

Dies ist eben ein unterhaltsames B-Movie, bei dem man sich irgendwann auch nicht mehr fragen darf, warum zwischen spritzender blauer Farbe und appen Köpfen (MEHR will ich wirklich nicht verraten) eigentlich noch streng nach Drehbuch am Bierchen genippt wird, statt notfalls zu Fuß das legendäre Weite zu suchen. ICH wäre ja schon nach der grandios überraschenden Toiletten-Szene abgebraust und hätte meine Mid- bzw. Zweidrittellife-Crisis bis zur nachhaltigen Sicherung meiner körperlichen Unversertheit irgendwo zwischengeparkt.

Das Argument, dass „Sie“ (Die Bösen) bei einer Planänderung misstrauisch werden würden, hätte man schnell mit einem kleinen (Fake-)Brechdurchfall pulverisieren können. Aber Logiklöcher sollen in einem Plot wie diesem natürlich keine größere Rolle spielen als Knabberkram im Kneipenbierglas: So ein „Reinfall“ kann eben mal passieren, aber danach süppelt man halt einfach weiter. Apropos „Rolle spielen“: Mit Martin Freeman (New-Hobbit im hippen Neo-dHdR + Watson aus „Sherlock“) und dem Typen, der in dem Depri-Indiedrama „Tyrannosaur“ eine Frau angepinkelt hat, sind schon mal zwei sehr sympathische Charakterköpfe dabei.

Der Rest ist natürlich ebenfalls britisch, was man im Zweifel immer daran merkt, wenn eine Komödie trotz lahmer Gags irgendwie eine gewisse Klasse verströmt. Hier wurde nichts zu sehr blankgeleckt oder vom gierigen Produzentenarsch plattgesessen; man merkt einfach, dass dieser Film den Beteiligten eine Herzensangelegenheit war.

Die SF-Elemente treten ungefähr so überraschend auf wie einst der Vampireinbruch in der „Titty Twister Bar“ („From Dusk Till Down“), weswegen ich hier gar nicht so viel spoilern möchte. Daher nur noch ein paar relevante Nebeninfos im Schnelldurchlauf: Love Interest für Hauptdarsteller vorhanden? – Ja, aber nur als Bildschirmschoner und in unnervig. Popkultur-Anspielungen vorhanden? – Natürlich, aber nichts übers… Knie Gebrochenes (= Haha, altes Kneipen-Zukotz-Wortspiel). Wird’s brutal oder eklig? – Wer schon mal eine auslaufende Alkali-Batterie gesehen hat, wird’s überstehen. Ist das Ende befriedigend? – Die letzte Einstellung war auf Charakterebene etwas seltsam, aber wenn man hier jeden glücklich machen würde, hieße der Produzent wohl Simon Schweighöfer. – Wie ist eigentlich die Filmmusik so? – Danke, gut. Und selbst so?

worldsend

„Los doch doch, auseinander! Auseinander sage ich!“ – *Pläartsch* – „Äh, ich meinte doch nicht DIESE Art von ‚Auseinander’, Leute.“ – „Heiliger Bud, Heiliger Terence, lass uns heil hier raus kommen!“ – Man schlägt sich so durch: Als Partyfilm macht „The World’s End“ vermutlich mehr Spaß, als wenn man ihn nur zum Traumatisieren seiner konservativen Schwiegermutter benutzt. Eigener Bierkonsum wird dringend empfohlen, sogar auf der DVD-Verpackung: „Ab 12“ kann hier schließlich nur die Promilleanzahl meinen.

Dass das SF-Element das Thema „Entfremdung“ noch mal etwas anders aufgreift, ist das Tüpfelchen auf dem i von Überdurchschnittlich. Da ist es dann auch Okay, dass mitten während der coolsten Action irgendwelche alten Kamellen, Flunkereien und eher Nebensächtliches diskutiert werden. ICH habe während Star Trek 12 schließlich auch an meinem Haushaltsbuch gearbeitet – und es nicht bereut.


Fazit: Wer sich hier langweilt, sollte seine Teenie-Jugendjahre schleunigst wiederfinden. Oder wenigstens langsam erreichen.

Trotzdem klemmte die Taste irgendwie bei der für Zukunftia-Verhältnisse fast euphorischen Bewertung „7 von 10“. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht akut das Gefühl habe, den Film in den nächsten Jahren wieder sehen zu müssen. Den großen Langzeit-Kult erschnüffle ich jetzt nicht zwischen Bierflecken und alienhaftem Zigarettenrauch. Eher eine kleine Perle, die weder Action- noch Komödien-Fans total vom Hocker reißt, diesen aber an eine gemütliche Bar stellt, so dass man sich sagt: „Hmm. Warum eigentlich nicht? Barkeeper? Eine doppelte Ziegenmilch! Mit Schrauben drin!“

Sieht man sich aber die fast euphorischen Netzbewertungen an (Rotten Tomatos = 89%), so muss ich anerkennen: JA, das gönne ich dem Film, sogar sehr!

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

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Artikel

von Klapowski am 11.02.14 in Filmkritik

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Kommentare (10)

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  1. Onkel Hutt sagt:

    Na endlich, Klappo besinnt sich wieder auf seine alte Tugenden, die Filmrezension.

    Simon Pegg Filme schaut man sich immer wieder gerne an, wenn die Darstellerliste dann hochrasselt ist man für die nächsten Jahre wieder gesättigt. WE liest sich so wie ich es bei SotD empfunden habe. „Hot Fuzz“ fand ich recht lahm, das Alien „Paul“ habe ich noch nicht gesehen.
    Dennoch werde ich mir mal „WE“ gönnen, allerdings im schönen Originalton. Bei den BritainBritainBritain-Filmen gehört der Slang zum Film wie die Musik.
    Der Tyrannosaur-Pinkelmann hat echt ein Gespür für A-lochrollen, Gibts den mal irgendwo auch in „Sympathisch“ ? In „Happy Go Lucky“ ist der ja auch gut ausgetickt.

    Woran liegt es eigentlich daß man selbst das letzte britische/irische Kneipendrecksloch jeder deutschen Eckkneipe vorziehen würde ?

  2. Exverlobter sagt:

    Der Film ist seit einem halben Jahr draußen, du kannst ruhig spoilern.

    • Raketenwurm sagt:

      Nope. Spoilern darf man einen Film erst, nachdem er auf Pro7 gelaufen ist. (Was manchmal zu Problemen führt, wenn RTL die Rechte gekauft hat)

      Antworten
  3. biermaaan sagt:

    Apropos Martin Freeman…

    Wann kommt endlich das wohlverdiente Review zu Sherlock? Das müsste doch genau deine Kragenreichweite sein. Ok, eher Sparkiller. Läuft das nich sogar auf Ard ? Wobei ich mir da die Deutsche Synchro garnicht vorstellen will.

    Klapooooooo!!!

    • Raketenwurm sagt:

      Naja, das müsste dann aber ein ziemlicher Veriss werden. Der Wortvogel bringt es in seinem Review eigentlich schon gut auf den Punkt: http://wortvogel.de/2014/01/sherlocks-shark/
      Wobei ich das größte Problem ja eher in dem sehe, wie Sherlock den Staffelark „löst“. Für mich ist der Charakter und damit die Serie ansich eigentlich ruiniert.

      Antworten
    • Klapowski sagt:

      Der gute Sherlock? Da kann ich das seitenlange Review gleich mal durch die tausendfache Wiederholung des folgenden Wortes angehen:

      „Nett“

      Im Ernst: Nach den anderen Reviews dachte ich schon, diese Serie müsste wegen Suchtgefahr unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Oder in einem noch eigens zu gründenden Forschungsprojekt seziert und analysiert werden, um all die unterstellte Genialität zu abstrahieren und Hunderttausend Sonderschülern zukommen zu lassen.

      Doch die Serie wird ja eigentlich nur von Cumberbatch getragen, der exakt eine Art Mischung aus Doctor Who und Sheldon Cooper ist. Schon beeindruckend. – Lässt man ihn und den Begleithobbit aber mal für eine Sekunde außen vor, zerfallen 80% aller Folgen in Unlogik und ausgerissenen Haaren, an denen man die Wendungen herbeiziehen wollte. Und so manche „Genialität“ von Sherlock (= Har! Natürlich ist die Tresorkombination die Hüftmaße meiner neuen Bekannten!“) kann einem nur dann eingehämmert werden, wenn selbst willentlich seinen Kopf gegen den Holzscheid schlägt, den der Drehbuchautor für den Zuschauer in die Luft hält.

      Eigentlich wollte ich dazu kein längeres Review machen, welches wohl mit einer 5 oder 6 von 10 enden würde.

      Aber das wussten die „Sherlock“-seher unter Euch vermutlich schon, weil mein Kommentar hier mit dem Worte „Der“ anfing… Ein untrügliches Zeichen.

      Antworten
    • biermaaan sagt:

      Natürlich ist mein ein saftiger Veriss lieber, wie ein 6/10 Review, grml. Naja, immmerhin!

      Antworten
  4. Jadesfire sagt:

    Ich warte immer noch sehnlichst auf das angekündigte Review von Robocop (1987)! :-(
    Da aktuell schon das Reboot in den Kinos läuft, hoffe ich persönlich auf eine Doppelreview! :-)

    Anbei ein kleiner Trailer, der Lust auf mehr macht:

    http://www.youtube.com/watch?v=pGemfKLV1JA

    • Onkel Hutt sagt:

      Ich mache mir Hoffnung auf „Oblivion“, da schreiben die sich bestimmt die Finger rot vor Wut und „Ich-kannte-den-Schluß-schon-nach-drei-Sekunden“-Attitüde :)

      Antworten
    • Klapowski sagt:

      Wegen „Robocop“ (1987) tut’s mir Leid; da bin ich mir meiner Schuld bewusst. Der liegt hier auch sehr anklagend rum (ihr solltet mal das mechanische Geschrei hören, wegen dem sich die Nachbarn seit Monaten beschweren), aber es gibt Filme, die will man einfach in der richtigen Stimmung schauen.

      Nehmen wir zum Beispiel übernächste Woche Sonntag, wo ich vermutlich ganz hervorragend drauf sein werde…

      DAS wäre dann natürlich KEIN geeigneter Termin für eines meiner beliebten Meckerreviews… Ihr seht: Nicht so einfach!

      Antworten

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