Film- und Serienkritiken

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Nerds, Phantasten und IQ-Nudisten – Fangruppen unzensiert (II)

Nerds, Phantasten und IQ-Nudisten – Fangruppen unzensiert (II)

Ah, das tat gut damals! Sich über Nerd- und ähnliche Gruppen aufzuregen, das setzt im Körper wertvolle Substanzen frei, welche dem Gesundheitsgehalt von 250 schrumpeligen Bio-Äpfeln oder dem Verkloppen EINES J.J.Abrams-Fanboys entsprechen. Diesmal ärgere ich mich ein wenig über Videospieler (es sei denn, sie spielen Fuballgames) und Fußballfans (es sei, sie spielen im Stadion auf ihrem 3DS). Ja, die Welt des Menschenhasses ist komplex und voller Grau… neee, ROT-töne! *Auf Fotos mit Klapos Gesichtsfarbensammlung zeig*

PC-Gamer/Videospieler

Seit einiger Zeit sieht man plötzlich in der Fußgängerzone erwachsene Menschen mit Super-Mario-T-Shirts, ja, sogar einen 1-Up-Pilz als Tattoo habe ich schon erblickt. Leute, die vor wenigen Jahren noch Kinder ertränkt und Hundewelpen mit Katzenspray geärgert haben, um vom ihrem Hobby als Gelegenheitszocker abzulenken, stehen plötzlich in der Öffentlichkeit und erzählen schweinische Pixelwitze. Ein halbes Jahrzehnt zu spät haben sie gemerkt, dass ihr Hobby längst als „Irgendwas mit Kultur“ durchgewunken worden ist und die Games-Industrie mehr Umsatz macht als diese… diese… andere Industrie, deren bekanntesten Produkte ebenfalls wie Videospiele aussehen. Genau, die Filmemacher.

Sogar RTL hat seit 2 Jahren nun nicht mehr behauptet, dass Gamer stinken und ungepflegt sind. Und so regt sich aus der zarten Knospe der doch noch eeeetwas müffelnden Achselhöhlen neues Selbstbewusstsein: Die „Piratenpartei“ wäre z.B. vor 10 Jahren noch undenkbar gewesen, doch inzwischen levelt sie seit einiger Zeit vor sich hin, um den letzten Spielabschnitt (= Regierungsbeteiligung) doch nie anzufangen. Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob man alle Skillpunkte auf „Weltfremdes Gesülze“ legen sollte, aber nun gut.

Sogar die Games-Industrie tut so, als wären ihre Produkte wichtiger und vielfältiger als Klopapier und die internationale Herstellung von Brot: Mit heiligem Ernst werden auf ihren Konferenzen reiheweise „awsome“ und „revolutionary“ Games vorgestellt, deren Kreativität sich darin unterscheidet, ob man nun den primären oder sekundären Feuermodus seiner Schusswaffe benutzt. Der Spaß am Spiel kommt jedoch NIE rüber, wenn gelackte Anzugträger mit kalkulierten Lockerheit-Zugeständnissen (Business-Hemd aus der Hose hängen lassen, „Halo“-Anstecknadeln, etc.) mit eingeübter Leichenbittermine von „Fun“ und „Experience“ faseln.

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„Babybabe Babsoletta, die Stardesignerin, die inoffiziell doch nur den männlichen Programmiernerds den Tee bringt, erklärt uns jetzt, warum realistische Grafik in unseren äh… (*zu Hintergrunddeko umdreh*) Hundesimulationsspielen(?!) so geilo ist!“ – „Danke, leger gekleideter Marketingfutzi, der 40 Leute im Publikum dafür bezahlt hat, selbst bei der Enthüllung unseres Ansteckmikrophons sabbernd zu gröhlen und zu klatschen!“ – Wie viele Partikeleffekte hat eigentlich ein Kotzstrahl?

Kein Wunder, dass der gemeine Gamer da neuerdings durch die Gegend rennt und seiner Oma von den „Social Media“-Features der neuen X-Box One erzählt. Oder von Bewegungssteuerung, Kameratechnik und automatischen Screen-Aufnahmefunktionen. Klingt ja auch irgendwie geiler, wenn man sich wie ein PC-Freak oder verrückter Wissenschaftler aus den 90ern anhört, solange Oma immer noch nicht in den 80ern angekommen ist. Und inzwischen kann man ungeniert von Konsolen schwärmen und erzählen, ohne deren vorhandene Nebenbei-Fähigkeit – nämlich das Spielen – überhaupt zu erwähnen.

Lustig ist die Berichterstattung und das Selbstbild von Gamern jedoch trotzdem immer wieder: Da wird davon geredet, dass die schnellen Handygames und Tabletspiele die Konsolen/PCs ersetzen werden (Viel Spaß bei „Skyrim“ auf dem Samsung S4!), dass „Free To Play“ die Zukunft sei (Marktführer in der Geschlossenen wird man damit garantiert, denn nur da wird für Zusatzhüte und jedes zusätzliche Level bereitwillig gezahlt) und dass die Indiespiele viel geiler und erfolgreicher sind (stimmt oft, aber welche Mutter fragt im Saturn schon nach einem „guten Indiespiel“ für ihren Filius?).

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Jetzt, wo Videospieler zumindest (gefühlt) ein Drittel der Gesellschaft überzeugt haben, dass auch brutalere Spiele wie z.B. GTA5 edelste Kunst, sahnige Satire und Gesellschaftskritik darstellen (*hüstel, Smartphone in Mund nehm und Pfeifenrauch-App aufruf*), fühle ich trotz ähnlicher Meinung neuerdings den seltsamen Drang, durch Talkshows zu rennen und zu rufen: „Boooah, krass! Mitten inne FRESSE! Sogar in die Fresse von der Fresse! Gib mir meeeeehr Shooter, oder ich fick deine Omma kaputt!“

Bei all dem Wandel (auch dem eingebildeten) wird der Gamer schnell mal übermütig. So steht er tausendfach auf der Gamescom herum, um 5 Stunden für den Trailer seines zukünftigen Lieblingsspiels anzustehen. – Und danach vor Kameras zu behaupten, dass es die „geile Stimmung“ aus Schweiß, Überteuerung und Kommerz sei, die ihn und seine dickliche Freundin mächtig anmacht. Er liest pfeiferauchend und kulturell interessiert Retro-Artikel über „Final Fantasy 6“ und „Mega Man 2“, weiß aber nicht, wer zu diesem Zeitpunkt Reichskanzler war. Er faselt hochmütig von „Anti Aliasing“ und „60 Frames“, hat aber zu Game-Boy-Zeiten noch angenommen, dass das Spiel bei Gegnermassen nur deswegen langsamer wird, damit der Spieler mehr Zeit zum Reagieren hat. Und fand es GUT!

Tja, eigentlich ist der Gamer ein arrogantes, zwiegespaltenes und geistigen Dünnpfiff laberndes No-Go. – Aber immerhin mag er mein Hobby, DAS macht ihn immerhin so okaaay.


Fußballfans

Fußballfans sind das Allerletzte. In heiligem Ernst schaffen sie es, sich jahrzehntelang jede Woche auf die selbe Art zu unterhalten: „Hasste das Spiel gesehn, gleich nache Nachrichten?“ – „Arminia hat ne ganz schöne Klatsche gekriecht.“ – „Was wechselt der denn auch den Sammerpopolus ein? Mit seine appen Rücken!“ – „Un’ der Müller erst in der Sechzigsten! Den mussa doch reinmachen!“ – „Scheiß Schiri! Kroaten halt!“ – „Und die Latte musste vom Platz!“ – „Ja, mitten in die Verlängerung! 6 Meter lang war sie danach!“ – „Der Linienrichter auf dem Elfmeterpunkt. Hodenfrei! Breitbeinig!“ – „Un-Un-Und… der Dings! Äh, habbich vergessen!“ – „Uuuund der Trainer in die rechte Ecke!“ – „Kopfschuss! Aufs Bein vonna Eckfahne!“ – „Jo! Jo! Jau!“

Das Auf und Ab von 0, 1 oder 3 Punkten ist – bis auf die gefühlt SEHR wenigen Spielpausen – ständige Rechenübung für normalerweise Dyskalkuliegeplagte, immer droht irgendwo ein Aufstieg, Abstieg oder die Angst machende Bewegungslosigkeit dazwischen, zusätzlich der Rauswurf (Trainer, Spieler, Spielerfrau), der Auswurf (Spielerrotze auf dem Platz, erbrochenes Bier im Stadion) oder der Maulwurf (auf dem Rasen, das Gesicht von den intellektuelleren Fußballfans).

Wild in ganz Deutschland, Europa und der Welt zusammengekaufte Fußballstars für Millionen Euronen schaffen es dann rätselhafterweise, mich wie ein Bielefelder / Gelsenkirchener / Bayern-Fan zu fühlen. Mag der Durchschnittsspieler bildungs- und einwanderungsbedingt auch nur die Würstchenbude hinter dem Trainingsgelände kennen, so ist es doch MEIN Junge, jemand aus MEINEM Verein! Jemand, der mich ständig neu darin herausfordert, mit möglichst tiefer Brummstimme „Ollööö-Ollöööööh!“ zu „singen“.

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Oben das Bild, das die Presse gerne von Fußballfems… -fans zeichnet: Feucht wie ein Fußballplatz nach dem Bayern-München-Monsun. Darunter dann MEINE ständigen Sitznachbarn in Fernzügen und die mutmaßlichen Verursacher von meinen späteren Indiziensammlungen: „Kotze in Vogelnestern“, „Bierdosen in Blumenkästen“ und „Schweißgeruch, sogar noch im Teutoburger Wald“.

Wohlgemerkt ist so ein Spieler ein Typ, der das Wort „Fachidiot“ mit täglichen Klischeebestätigungen sponsert und dessen Karriere mit 35 Jahren an Alter, ausgefransten Kniescheiben und zertretenen Quanten zugrunde geht. Wer dann noch nicht reich ist, Sportsendungen oder hopfenhaltige Reklame moderieren kann ODER wenigstens einen Ghostwriter hat, für dessen verko(r)kste Sichtweise sich genug Leute interessieren, der darf dann im „normalen“ Leben wieder als Ansagetext-Weiterdrücker im Callcenter der Telekom arbeiten.

Fußballfans hingegen legen Wert darauf, wie „wichtig“ ihr Verein und ihr Stadion für die Region sind. Nur sie bringen es fertig, innerhalb von 500 wieder mal aufgefahrenen Polizeibeamten am Bahnhof zu stehen, zwischen Kackhaufen, Müllbergen und aufgeschreckten/angegrabbelten Blondinen umherzuwanken (natürlich alles das Werk ANDERER Fans), dazu das Verkehrchaos zu beobachten, die verplemperten Gebührengelder für Öffentlich-Rechtliche Sportübertragungen, die gar nicht soooo seltenen Ausschreitungen und DANN zu sagen: „Ja, nech… Hicks. Datt Fußball… datt is wichtig und bringt ja auch Geld ein, wennse kommen, die Leute. Issn Wirtschaftsfaktor! Da pfropft… propfifiert auch unser Mittelstand von!“ (*Schaufenster einwerf*) – Na ja, so gesehen hat er Recht, war der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland in den 50er- und 60er-Jahren ja auch nur durch die bedarfsschaffenden Bomben des 2. Weltkriegs möglich geworden.

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Besonders brechreizträchtig: Kinderfußball mit anwesenden ELTERN! In dem Bestreben, ihrem 3,1-jährigen Filius das frühe Interesse an Algebra und Quantenphysik auszutreiben, schleifen sie die Kids auch bei 50 Grad im Schatten zu Kleinstturnieren, wo sie ihrerseits auch geschliffen werden sollen. Nämlich zu Fußballgöttern, die ihren Eltern in 20 Jahren ein Jahresticket für den eigenen Viertligaverein schenken sollen. Damit aus der Karriere auch was wird, werden gerne auch mal der Schiri, der Trainer oder anwesenden Miteltern zusammengetreten, weil wegen „Abseeeeits!!“ – oder halt auch nicht…

Rede ich mal mit Fußballfans – höflichkeitshalber, oder aus ANGST, dass sie mich verkloppen, weil ich so RUHIG bin – über Fußball, so komme ich mir immer vor, als wenn ich einen Bedeutungs-Nullpunkt in Raum und Zeit erreiche. Politik, TV-Serien, Star Trek, Computerkomponenten: Das alles hat noch eine gesellschaftliche und psychologische Komponente, wandelt sich, schafft teilweise sogar Fortschritt. Aber Fußball?! Im Ernst: FUßBALL? Okay, man darf nach großen Spielen gefahrlos um 23 Uhr hupend die Innenstadt in Aufruhr versetzen, und auch als Nicht-Nazi für ein paar Tage seine Deutschlandfahne (oder die bayrische, was für Bayern eh das selbe ist) aus dem Fenster hängen lassen. Gerne auch die 0,02-Cent-Plastikvariante am Auto, wo stilistisch nur noch das Lametta und ein paar angeklebte Ü-Ei-Figuren fehlen. Okay, immerhin lernt man im Fußball noch ein paar Farben (ROT und GELB) und zusätzlich seit Jahrzehnten (bislang mit mäßigem Erfolg), dass man sich auf der Tribüne keine Leuchtfackeln und Feuerwerkskörper in die Fresse schießen soll.

Erst gestern wurde wieder in den Nachrichten der „Erfolg“ vermeldet, dass im letzten Fußball-Dingsbumszeitraum nur noch 700 Menschen durch Randale verletzt worden sind. Was vermutlich noch zu wenig ist, haben sich doch viele inzwischen – auch mit Hilfe des Spiegeltrinkens – daran gewöhnt, abgebrochene Flaschen im Kopp stecken zu haben und sich NICHT bei dem Chefstatistiker zu melden…

Besonder „nett“ vom durchschnittlichen Fußball-Barbaren: Durch ihn fühlen sich die Öffentlich-Rechtlichen genötigt, 5 Billiarden Euro für die Übertragungsrechte auszugeben, woraufhin sie US-Perlen wie „Breaking Bad“ oder „Homeland“ wegen „zu teuer“ nicht mehr zeigen können.

Okay, bei EM und WM ziehe ich fußballmäßig sogar für die paar Tage halbwegs mit, aber wer darüber hinaus wöchentlich mit dem ganzen Balla-Balla beschäftigt ist, sollte sich zwecks einer Hobbyamputation bei jemand Fachkundigen melden. Danach könnte man ja mal wieder ins Theater gehen. „Göööööööhte! Göööööhte!!“ lässt sich wegen der vielen Ös sogar besser brüllen, als man denkt!

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Artikel

von Klapowski am 15.10.13 in Das Test-Labor

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Kommentare (1)

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  1. Onkel Hutt sagt:

    Ja ja, die Yankees. Bauen sogar für nen feuchten Furz eine Messehalle auf und stellen diesen dort langatmig vor. Dat könnense. Da Videospiele finanziell auf Augenhöhe mit Hollywood sind, müssen diese entsprechend beworben werden. Auf Dauer kann man sich diesen Driss natürlich nicht antun aber es stehen jeden Tag neue Menschen auf, die sich das nicht entgehen lassen wollen. So habe ich einmal die Oscarverleiung angeschaut und der Bedarf ist bis an mein Lebensende gedeckt. Es sei denn, ich werde endlich mal nominiert. Für irgendwas.
    Making-Ofs schaut sich auch keine Sau an. Die zwei-drei Szenen wie ein Trick gemacht wurde können die 80 Minuten Dauerblabla wie toll der Film sei und der Regisseur so visionär nicht kompensieren. Zumal es heute auch keine Tricks mehr zu enthüllen gibt. Maximal das virtuelle Drahtgitter darf man bewundern.

    Schade ist auch zu sehen, was aus meinem schönen Hobby der PC-Spiele gewordne ist. Welch Schichten der Gesellschaft jetzt dran teilnehmen, welche Produkte entsprechend geschaffen wurden und wie sich klerikale Arschpfeifen drüber echauffieren. Da wünscht man sich die Nischenposition der frühen 90er zurück als Lara Croft noch nicht bei VIVA tanzen musste.

    Dem Thema Fußball stehe ich auch eher diametral gegenüber. Ich kann nicht nachvollziehen jeden Samstag bei arscheskälte dünnes Bier im Pappbecher zu halten (für schlappe 5 Euro) und irgendwas mitzusingen oder versuchen den Ball zu verfolgen. Aber jeder wie er möchte, aber dann auch bitte selbst die Order der Stadien finanzieren und nicht den allgemeinen Steuerzahler dafür melken. Hoffe daß sich das mal langsam durchsetzt. Eurokrise sei Dank ist das zumindest in NRW kein Tabu mehr. In Bayern ist eh alles Filz, da wird BM wohl nie ne müde Mark für berappen müssen.
    Ich hoffe nur daß mein Kleiner nicht mal in einen Fußballverein will. Jedes Wochenende sich so ein Spiel anschauen müssen ist schon hart, glaub ich. Vom Gelaber der Eltern wie toll ihr Sohn doch sei und so talentiert mal abgesehen. Vielleicht fällts dann wenigstens nicht auf wenn sich schon vor Vier Bier reinzischt.

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