Chakotay – Häuptling Kiffing Bull
von Daniel Klapowski
Was die Autoren der Serie geritten hat, einen salbungsvollen Indianer zum ersten Offizier zu befördern, könnten selbst die Propheten nur mit einem nebulösen „Der Chakotay ist von Bajor!“ beantworten…
Ursprünglich war die Figur wohl dazu gedacht, gelegentlich das Kriegsbeil auszugraben, wenn Captain Janeway zu sehr an ihren Sternenflottenprotokollen kleben sollte. – Leider kam es nicht dazu: Nach einer konfliktreichen und dramatischen Eingewöhnungszeit („Was machen SIE denn auf meiner Brücke? – Na, wenn sie schon mal da sind: Halten sie mir mal gerade den Lockenstab?“) kam man kommandotechnisch schnell auf einen gemeinsamen Nenner: Um dem ehemaligen Marquis zu gefallen, massakrierte Janeway unschuldige Lebewesen gleich in der Familienpackung, während Chakotay beruhigend auf die aufgebrachte Fanatikerin einsprach:
„Nein, wir müssen diesem Wesen nicht die Fingernägel ausreißen! Wirklich! Wir haben noch ein ganzes Lager voll! Und selbst Neelix hat keine Ahnung, welche Suppe zum Henker wir mit dem ganzen Zeug abschmecken sollen!“
Waren die beiden Figuren nicht ursprünglich mal genau andersherum ausgelegt? Wie? – Nein, nicht Homosexuell…
Wie auch immer: Wenn man sich die vergangenen 7 Voy-Staffeln so anschaut, so war Chakotay immer der Experte, wenn es beispielsweise um unterbelichtete Höhlenmenschen ging. – Oder um andere, primitive Zivilisationen, die im Bereich der Mülltrennung teilweise Jahrtausende hinter der Föderation herhinkten.
Ruck-Zuck materialisierte sich unser Ansprechpartner für Tätowierungen im Geheimratseckenbereich in einem prähistorischen Stuhlkreis („Nemesis“ und „Ein natürliches Gesetz“). Und Ratz-Fatz brachte die versammelte Selbsthilfegruppe ihn dazu, sich mit einer Holzkeule auf den Kopf zu schlagen…
Kurz: Wer die Assimilationstechniken der Borg fürchtet, hat noch nie gesehen, wie eine TV-Schimpansendokumentation Chakotays Geist binnen Sekunden in feuchten Bananenbrei verwandelt…
Die Botschaft der Produzenten war klar: Chakotay ist ein geheimnisvoller, spiritueller Charakter. „Spirituell“ kommt hierbei von „Sprit“, also „Feuerwasser“, das großzügig in den Kopp geknallt wurde, damit Chacko auch so war, wie dumpfglotzige Fernsehzuschauer sich Indianer gemeinhin vorstellen: Von Geburt an Vollweise und immer etwas entrückt umherstehend. Dazu sanftmütig, naturge- und verbunden, esoterisch auf dem aktuellen Stand der letzten Eiszeit sowie entsetzlich tolerant und mitfühlend zu allen Lebewesen, die sich nicht rechtzeitig auf einen beliebigen Baum retten konnten…
Überhaupt nahm Chakotay jeden außerirdischen Maskenball tierisch ernst. Ungebeten äußerte der Indio dann sowohl Verständnis als auch uneingeschränkte Solidarität. – Und das machte sich bemerkbar: Wann immer ein paar zugedröhnte Kölner polonaisenartig einen Saturnring hinterstapften, hörte man von Chakotay solche Sachen, wie:
„Psch! Bleiben sie bloß zurück! – Dies ist ein total tiefgründiges Totenritual! Sehen sie nur! Sie stecken den Verstorbenen große Flaschen in den Hals, in denen sich eine gelbliche, schaumige Flüssigkeit befindet. Sicherlich die letzte Ölung! Außerdem scheinen sie zu ihrem Gott zu beten! – Diese bunte Fickstatue scheint ihnen enorm wichtig zu sein!“
Zusammenfassend gesagt: Schnarchlangweilig! Selbst wenn Chakotay 67 Nebensätze in einer Folge bestritten hatte, erinnerte man sich einige Minuten später nur noch über Umwege an ihn… Oft sah ich in meiner Erinnerung rechts neben Janeway einen weißen Fleck und konnte ihn nirgendwo zuordnen. – Bis ich eines Tages dessen Umrisse nachzeichnete und die Silhouette eines mir unbekannten Protagonisten entdeckte. „Erstaunlich!“ dachte ich. „Jetzt verstecken die schon Schauspieler in der Serie! Gewiefte Saubande! Jetzt kommt auch noch das Unterbewusstsein in den Shredder!“.
Gerade kurz vor Feierabend war Chakotay oft derart unauffällig, dass Neelix die Kantinenstühle häufig mitsamt dem Offizier kopfüber auf die Tische wuchtete.
Ein weiteres Hobby des Hollow Man war die Meditation. Nicht selten fand sich Chakotay in einer widersprüchlichen, surrealen, kunterbunten Welt wieder und musste verärgert feststellen, dass sein Trancezustand noch gar nicht begonnen hatte. Wer will es ihm da schon ernsthaft verübeln, dass er manchmal stundenlang geistige Spaziergänge unternahm? Platz war dort schließlich mehr als genug!
Schmerzhaft für die Zuschauer wurde es jedoch immer dann, wenn eine harmlose Meditation in eine hochwertige Vision mündete! Im harmlosesten Falle waren es nur Tiere, die dem Commandanten wertvolle Lebenshilfen mit auf dem Weg gaben. – z.B. „Poldi will einen Keks!“ oder „Welcher zum Geier hat schon wieder die Zwergmakaken in den Löwenkäfig gelassen?“
Ja, unser Chakotay… Die Arche Noah der Gedanken: Mehr als ein Paar sind einfach nicht drin!
Und immer, wenn er sich religiös zeigte, man auf die entspannt wirkende Kopfmuskulatur schaute und seinen Worten lauschte, konnte man sicher sein: Das Totenreich gibt es! – Aber wie bekommen wir es da nur wieder raus!?
Schlimm wurde es aber erst, als finstere Box-Aliens den Tagtraum für eine kurze GEZ-Fahndung enterten (GEZ = Gehirneinzugszentrale). – Zugute halten muß man ihnen jedoch, es dennoch zur beliebtesten Voy-Folge überhaupt geschafft zu haben…
Trotz aller Hinweise, die einer Entmündigung des Extasy-Indios durchaus förderlich gewesen wären, vertrauten die Crewmitglieder bei persönlichen Krisen dem Rat des Chefesoterikers, Chakotay von Däniken:
„Du musst nur auf deine innere Stimme hören, dann wird das mit der tödlichen Schußverletzung auch schon wieder, ha-ha-ha!“ (Aufmunternd auf Schulter klopf)
„Wenn sie spirituelle Führung brauchen, zögern sie nicht, bei mir anzuklopfen! (weist auf seine Stirn) Montags bis Freitags sowie zwischen den Joints!“
„Mach` dir mal keine Sorgen wegen einer Einrichtung namens „Marquis“! Glaub` mir: Die befindet sich nur in deiner Einbildung! Oder hast du hier schon einmal irgendwelche Hinweise auf eine derartige Organisation gesehen, hmmm?? – Na also! Und jetzt wieder Husch-Husch in`s Totenreich, Opi! – Onkel Grauer Felsen braucht noch meinen Beistand wegen diesem muskulösen Astral-Siegfried, der ihm da die körperlose Schnalle ausgespannt hat!“
Ja, so war das und niemals anders!
Und nun beenden wir diesen Artikel lieber vorläufig, bevor er auf das Unterbewußtsein des Lesers wirkt und auch dieser demnächst begrüßend ausruft:
„Hallo!…
– Zination! Lange nicht gesehn`…“
Gab es denn Kiffer im Delta-Quadranten? Und wenn ja – Wie extrem krass muß da die Qualität sein? (GIER!)
..Heinzlife for President
Genial!! Göttlich *lol* Ich hab echt Tränen gelacht. Ähnliche Gedanken hatte ich auch des öfteren beim Anblick von Chakotay *g*
dere
für einen angeblichen voyager-hasser kennst du dich ja sehr gut mit der serie aus. „wenn man sich die vergangenen 7 voyager staffeln so anschaut´´.wer bitte guckt sich jede folge, geschweige denn alle staffeln einer serie an,die er eh nich leiden kann. widersprüche über widersprüche
Immer die selben Fragen… Dabei gibt es doch nicht wenige, die so sind wie ICH!
Aufgewachsen mit TOS, TNG und DS9 war man natürlich derartig ST-geprägt, dass jede verpasste Folge schlimmste Schuldgefühle auslöste.
"Was, wenn ich einen zeitlosen Klassiker verpasst habe??"
dann hasse pech gehabt
Ist ein bisschen sehr krass gweraten trifft den Nagel aber mehr oder weniger auf den Kopf.
Wer gscheite Satire schreiben will, muß die Materie kennen…man muß schließlich die Schwachpunkte finden, an denen man zu hämischen Kommentaren ansetzen kann.
Akuchemoya!!
Wir sind weit entfernt von den Gebeinen eines wenig weichlich wirkenden Charakters!
Erster
Muahaha! Chakotay, was für ein Fasching! Gute Arbeit, Herr Klapowski.
Jetzt fehlt nur noch der Retro-Gigolo Riker.
Wie scheiße geil kann man einen Text über den Arsch-Indianer verfassen? Ich glaube, hier haben wir das non-plus-ultra! Danke, Herr Klapowski (is übrigens ein sehr schöner Name!)
Ganz tolles Tennis hier… wo bleiben die Beziehung zu Seven, Seska, und Belanna? Wäre ja Futter für was satiriges gewesen. Meiner Meinung nach ist dieser Artikel sehr rudimentär, da hätte etwas mehr Mühe nicht wehgetan.
Gerade nochmals gelesen und herzhaft gelacht.
Der Grund? Ich habe Chakotay (oder dessen Schauspieler) in „McQuade : der Wolf“ gesehen.
Na ja, der Intellekt des durchschnittlichen Voyager Fans mag sich durch diesen reichlich amateurhaft hingehämmerten Klamauks gestreichelt fühlen, aber mit Können hat das eher wenig zu tun. Wirkt eher wie gut gedacht, denn wie gut gemacht.