„Galaxy Quest“ – Was lange sucht, war wirklich gut!
Und nein: Der blöde deutsche Untertitel „Planlos durchs Weltall“ wird ab JETZT nie wieder erwähnt. Danke… Immer wieder mal wollte ich dieses Film besprechen, doch VOR 1999 gab es ihn noch nicht und DANACH war ich selber im Star-Trek-Parodie-Business. Da wollte ich ungern meine Konkurrenz groß machen. Da ich inzwischen aber bequem durch die Einnahmen dieser Webseite leben kann (Danke an die Idiot… Firma, die uns fast ein Jahr für nicht geschaltete Werbebanner bezahlt hat), präsentiere ich heute stolz eine der besten Komödien des Alpha-HaHa-dranten…
Regie: Dean Parisot
Jahr: 1999
Budget: 45 Mio. $
Besprechung:
Ein verlotterter Captain-Darsteller, der seine Kollegen auf Conventions und Baumarkteröffnungen schlecht behandelt und sich daheim dann flüssigen Gärerzeugnissen widmet? Ein Schelm… Shatner, der Böses dabei denkt! Natürlich geht es hier eigentlich um Star Trek, um die Hochs und Tiefs der Darsteller, sowie um die (Beam-)Ups und (Beam-)Downs in der Serie an sich. Natürlich alles familiengerecht zurecht gestriegelt wie die Brüste von Sigourney Weaver, die ab und an aus der Bluse wippen, doch trotzdem nicht… äh… na, dieses Dings, was Fans von den letzten 2 Star-Trek-Serien sind… Ach ja: DOOF.
Kleine Szenen erhalten hier die Gefolgschaft, auch über alle dramaturgisch-komödialen Klippen hinweg. Alleine die Szene, in welcher der schwarze Steuermann das Schiff quietschend an der Raumdockwand entlang manövriert, sollte für den „Daniel-Klapowski-Tiefgaragenwand-Wegradier-Preis“ (unbeabsichtigt eingeführt von mir im Jahre 1998) vorgeschlagen werden! Wo man in anderen Weltraumkomödien (By the way: Nennt mir 5!) irgendwelche Space-Toiletten in Schutt und Asche gelegt hätte, bleibt man hier zurückhaltend – und zeigt uns „nur“ die schiefer werdenden Augenpaare der Beteiligten, die irgendwann 45° zur normalen Sehachse verschoben sind.
„Galaxy Quest“ ist eben kein „Traumschiff Surprise“, wo Schwule mit Blockflöten und Schwimmflügeln zeigen, dass Homosexuellenimitationen mindestens die Qualität von „Hattu Möhrchen“-Witze erreichen können. Nein, das Timing und die Gags, die eben nicht auf „Pipi-Kacka-in-Weltraumanzug-gekotzt“-Niveau liegen, liegen hier angenehm unter der Nervgrenze. Und selbst, wenn man sich NICHT darüber kaputtlacht, dass z.B. der ahnungslose Ingenieur nur das Technobabble der drei Untergebenen nachquatscht („Hey, das war schon WIEDER richtig… Kommt, Gruppenumarmung!“), so STÖREN die Gags, die einen ganz persönlich nicht ansprechen, auch nicht die Bohne.
„Gnaaah. Wir sind vom Planeten Planetula und grüßen unsere Mütter aus den Tiefen unseres Herzens. Gnaaah. Und jetzt legen wir zu ihren Ehren eine Platte von Florian Silbereisen auf die Schiffslautsprecher!“ – Netter, als die Reviewpolizei erlaubt: Diese Wesen sind so knuffig, dass man ihnen in die Wangen kneifen möchte! Welche aufgrund der andersartigen Anatomie übrigens in der Bluse der Dame auf der linken Seite liegen. – Lechz!
Und wenn weniger talentierte Schreiberlinge oder Humor-Hau-Draufs wie zum Beispiel DER da das Drehbuch geschrieben hätten (*auf Badezimmerspiegel zeig*), so hätte man vielleicht die Redshirt-Szenen bis zum (V)erbrechen ausgeschlachtet. Ihr wisst schon, diese Szenen, in denen z.B. die Nebenfigur darauf verweist, dass sie eben nur eine IST und daher sterben wird. Was hätte man da falscherweise noch weiter auf die Selbstironie-Kacka hauen können, dass es nur so spritzt und fremdschämt! Aber man besann sich eines Besseren, verzichtete auf allzu offensichtliche „Beam me schlapp, Scotty“-Gags und bekam seine 90 Minuten voll, ohne Scherze zu sehr zu wiederholen. – UND ohne Nicht-Trekkies zu sehr zu überfordern oder sich gar… huuuuii… respektlos der anbetungswürdigen Vorlage zu nähern.
Der Film macht sogar dann noch Spaß, als er ernster wird, was ALLE Komödien ja am Ende zu tun pflegen. Denn auch Haha-Filmchen brauchen dramatische Höhepunkte (= Familie kitten, Ketten ablegen, Kitty retten, an errungene Liebschaft kletten, ect). Besonders unbeliebt sind in dieser Hinsicht bei mir die Komödienszenen, wo der witzige Versager oder finstere Geselle am Ende eine etwas zuuu schmalzige Weiterentwicklung durchmacht, obwohl die anfänglichen Filmszenen mit dem Kopp in der Sahnetorte und der Banane unter’m Schuh eigentlich mal der Guckgrund waren. Nelson aus den Simpsons würde es wohl mit einem feschen „Haa-Ha!“ aumschreiben.
„Galaxy Quest“ hat da kaum Durchhänger, was umso erstaunlicher ist, da es sogar zweieinhalb Szenen lang mal Errrrnst wird – zum Beispiel, als die Aliens gefühlte 30 Minuten lang im Vakuum auf die Rettung warten müssen und sich nur durch kopfloses Herumwandern vor der Überwachungskamera aufrecht halten können. Okay, schlechtes Beispiel. Das war mehr aus der Kategorie „Logikfehler“, aber das Grundthema des Filmes ist ja wirklich: „Niemals aufgeben, niemals kapitulieren“. Oder auch manche Logiklöchlein erst gar NICHT zu re-kapitulieren.
„Okay, wir wussten ja, wir brauchen diese Kugel für unseren Warpantrieb! Aber wer von uns rollt das hohle Pappding jetzt zur Shell-Tankstelle und füllt 500 Liter Benzin rein?!“ – Jeder steht sich selbst am dööfsten: Nach 192.273 Detonationspannen in einem Minenfeld (die in einem japanischen Kernkraftwerk nicht mal GEMELDET werden würden) braucht das Schiff neue Power. Aber ob DAS ausgerechnet mit „Monk“ (siehe rechts) gelingen kann?
Natürlich können die Aliens aus den Angaben „Der Omega 13 ist was krass Mysteriöses“ aus der TV-Serie schwerlich ein Zeitsprunggerät gebaut haben. Und ICH muss es wissen, siehe meine Experimente mit meinem Hyundai nach „Zurück in die Zukunft“, bei denen ich mittels Entlangschaben an der Tiefgaragenwand in die Zukun… Aber das erwähnte ich sicher schon mal.
Aber birnige Bocksprünge wie der „Omega 13“ sind wirklich selten; allzu unrealistische Zeichentrick-Logik gibt es beim galacticalen Questen nicht. Und so glaubt man auch tatsächlich, dass Vakuum tötet, Phaser zerblastern und sinnlose Stampfer im Maschinenraum jemanden sinnlos zerstampfen können.
Was uns auch zu der schönsten Szene im Film führt, als die Nerds auf der Erde den Schauspielern mit ihren Schiffsbauplänen helfen müssen. Ja, wie oft habe auch ich mir als kleiner Junge (also vor 5 Minuten circa) vorgestellt, dass ich Captain Janeway am Telefon sinnvolle Tipps zur Sterbehilfe bei Schiffsköchen liefere, der plötzlichen Einsicht folgend, dass Gene Roddenberrys Kreationen in unserem unendlichen Multiversum vielleicht doch irgendwo existieren.
Und die Grundstory, sei sie auch um Steinwesen, Tentakelaliens und fiese Stachelköppe angereichert, dreht sich ja wirklich herzerwärmend um die Schauspieler, die sich neues Selbstwertgefühl erarbeiten. Was natürlich eine sehr freie Interpretation der Star-Trek-Geschichte ist, reichte William Shatners Selbstbewusstsein bekanntlich für mindestens ZWEI Personen, später durch seinen eigenen Bauch pantomimisch dargestellt.
„Okay, Leute! Habe einen Stein laut über eine Schiefertafel gerieben, aber ich bin mir ECHT nicht sicher, ob das die richtige Grußfrequenz war!“ – Schöner Gag an dieser Stelle: Der Captain zieht sein Shirt aus, was danach kommentiert wird. Verdammt, und ich dachte, ich war der einzige, dem das bei Kirk damals aufgefallen ist und nicht an die Mär mit den „fleischfarbenen Overalls“ geglaubt hat?!
Okay, dieses „Wir werden wieder wer“-Geholze ist simpel und sooo einprägsam, dass man es sich DESHALB fast schon nicht merken will, aber wenn ich an misslungene Superheldenkomödien denke („Hancock“: Sinnloser Stilmix) und GÄNZLICH sinnlose Parodien („Scary Movie“ – 1001 Gags, davon immerhin 0,6 Volltreffer), so ist „Galaxy Quest“ einfach nur goldgepresstes Basilikum dagegen. – Eine Frau, die z.B. nur die Computerstimme wiederholt („Es ist der einzige Job, den ich hier habe und ich werde ihn MACHEN!“), und am Ende mit zerrissenem Oberteil und neuen Fans dasteht, DAS nenne ich mal ein Vorbild für die Frauenbewegung! Oder den an Spock angelehnten Aliendarsteller, der auf seine vergangene Kultigkeit reduziert wird, am Ende aber wieder stolz seinen Satz sagen kann: „Bei Graptars Hammer!“ Viel mehr hat Leonard Nimoy bei Star Trek 11 auch nicht gemacht, wenn man „Graptar“ gegen „rote“ und „Hammer“ gegen „Materie“ austauscht.
Vermutlich liegt meine Sympathie für „Galaxy Quest“ auch an den Schauspielern, die äußerst gut besetzt sind. Wenn ich nach Jahren noch die blöden Hackfressen der Aliens, deren liebenswertes Gestammel (Wofür dann noch Fußballinterviews gucken?!) und konkrete Szenen im Kopf habe, ist das meist ein Zeichen dafür, dass damals irgendwo ein Fässchen „Pro-KULT Joghurt“ aufgemacht und in den Film gegossen wurde.
„Hey, psss! Da hat so ein gewisser James Cameron angerufen und hat wissen wollen, wie wir unsere ‚unglaublichen Effekte‘ hinbekommen haben!“ – „Schick ihm die Grafikstudien von unserem Kleinsten, das wird schon reichen.“ – Außenmissions-Aua: Diese Viecher verschrecken mit scharfen Zähnen und anderem Körpergedöns, das mittels des alten „viel Newton auf wenig Fläche“-Prinzips für Respekt sorgt.
Die Effekte und die Musik sind ebenfalls gelungen. „Industrial Light and Magic“ hat hier durchaus Solides geschaffen, in einer Zeit, in der viele Szenen noch sichtlich mit einem Pentium 3 gerendert wurden und die Partikeleffekte (Staub, Rauch…) irgendwie nach transparenten Hundehäufchen aussahen. Wenn man dazu noch die Jerry-Goldsmith-würdige Mucke nimmt, sie mit köstlichen Szenen wie dem ersten Raumkampf multipliziert (= Der Captain hält alles für einen Fake und siegt, indem er lustlos aus „allen Rohren“ feuern lässt), so bleibt ein Film, der erstaunlich viele zeitlose Momente besitzt.
Ja, ich hatte sogar MEHR Spaß beim heutigen Sehen, als die 14 Jahre zuvor! Und das MIR, der ich einst 2003 die Filme von 2011 „alten Scheiß“ nannte, da ich mich in bereits in meinen Geisteszustand von 2040 vorversetzt hatte!
Fazit: Wenn ich sage „liebenswerter Film“, so klingt das zwar schwul und wie die übliche Reviewer-Übersetzung für „Unser Magazin darf die 80-Jährigen Kittelschürzen nicht vergraulen“, ABER es ist wirklich so: Galaxy Quest ist ein Film, mit dem man unmöglich unzufrieden sein kann. Zwar kann man monieren, dass er sehr sanft im Abgang ist und es am heute üüüblichen Zynismus mangeln lässt (*Hundewelpen in Wertungskasten einsperr*), aber er WOLLTE es doch die ganze Zeit auch so, Herr Richter. Hätte er sich sonst genau SO angezogen? Mit all dem Lustig, Kultig, Warmig und Herzig? Sehen sie…?
Einer der besten Star Trek-Filme obwohl es streng genommen kein Star Trek-Film ist.
Side fact: Der illegale Serien-Share, den ich auf Arbeit für meine Kollegen betreibe, heißt dann auch in Anlehnung an den Film „Historische Dokumente“.
Na, ich wär vorsichtig mit Kommentaren zur Lukrativität (ist das ein Wort?) dieser Webseite. Am Ende glaubt es noch jemand und entzieht dir die Sympathie, die man Vertretern der sehr, sehr brotlosen Künste normalerweise entgegenbringt.
tach auch !
Ich kann mich dieser Wertung 100%ig anschließen.
Der Film ist einfach knorke.
irgendwo (DVD Specials? ) ist ein Interview mit Sigourney Weaver, die da sinngemäß sagte:
Soblad ich die blonde Perücke aufhatte merkte ich , wie ich 30 IQ-Punkte verlor.
Soll heißen : Man merkt den Darstellern an wieviel Spass sie beim Dreh gehabt haben müssen. Nebenbei ist dei Alien die Klapow kneifen möchte mir
sehr positiv bei Spacecowboys aufgefallen.
Da spielt sie eine völlig anders angelegte Rolle genauso gut.
Wobei ich mich frage wie man diese Dauergrinsen (Galaxy Quest)aushält ohne eine Kiefersperre zu bekommen?
Gruss BergH
Ich kann auch nur zustimmen. Der Film geht sehr rücksichtsvoll mit dem Thema um, bleibt aber doch lustig und wird nicht aufdringdlich, doof oder nervig. War eine meine ersten DVDs.
Sehr gut getroffen ist auch der Alien-Hauptgegner: In seinem übertriebenen Auftreten und in seiner sinnlosen, aber vorzeigbaren Bösartigkeit eine perfekte Parodie auf die Xindi-Reptilianer, die Hauptgegner in ST: Enterprise Staffel 3.
Quasi eine absolut zeitlose Parodie. War ihrer Zeit voraus. Wurde aber auch Zeit!
Niemals kapitulieren, niemals aufgeben.
Aktiviert die Omega-DreiZehen!