Film- und Serienkritiken

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Doctor Who – Weihnachtsspecial: „The Snowmen“

Doctor Who – Weihnachtsspecial: „The Snowmen“

Manchmal könnte man meinen, Doctor Who geht bei der Suche nach neuen Monstern einfach nur mit dem Finger durch das Wörterbuch: „Vogelscheuchen, Statuen, Puppen, Wasser, Lava, menschliche Fettpolster… Oh, Schnee hatten wir noch nicht!“ – Eine „kreative“ Vorgehensweise, die ich nach dem „Verbrauch“ von so kreativen Gedanken wie menschenfressenden Schatten(!) und anderem Unmöglichkeitsgelöt jedoch nur unterstützen kann, da die Serie ansonsten vermutlich mangels Monstern eingestellt werden müsste…

Wobei sich natürlich die Frage stellt, ob menschenfressender Schnee nicht Szenen provoziert, in denen der Regieassistent aus dem Off ein paar leckere Flocken Kunstschnee (oft aus Kartoffel- oder Maisstärke, wenn ich nicht irre, njam!) vor die Kamera wirft, unterstützt von albernen Schreien der Angegriffenen. – Um diese Frage gleich zu beantworten: Ja, die erste Szene sieht genau so aus… Nämlich nach nichts.

Aber vermutlich darf man nicht so schnee… äh… steinhart mit der Folge ins Gericht gehen, ist sie sich der typischen Who-Mechanismen doch anscheinend sch(m)erzhaft bewusst. So macht sich der Drehbuchautor z.B. einen Scherz darüber, wie der Doctor zwangsläufig immer wieder einen neuen Compagnion (bzw. Brüste, die von einer Person getragen werden) kennen lernt. Diesmal geschieht dies auf eine Art, die man sonst nur kennt, wenn man schon mal versucht hat, sich Scheiße aus grobstolligen Stiefeln zu kratzen. Die Lady springt einfach auf die Kutsche, steckt den Kopp durchs Dach und spricht die magischen Worte, die den Stalking-Bann auf den Doctor legen: „Doctor… Who?!“ – Nett!

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„Verdammt, jetzt weiß ich wieder, was ich heute einkaufen wollte: Mohrrüben! Unglaublich viele Mohrrüben!“ – S(chn)ei tapfer: Hier die personifizierte Menge des Kokses, das sich deutsche Medienmacher bei der Herstellung von Dokusoaps in einem Jahr in die Nase ziehen. In der Mitte steht übrigens der Programmchef, der sich zum wiederholten Male darüber beschwert, dass der Schnee nicht „dreckig genug“ und somit für die Zuschauer „nicht interessant genug“ ist.

Trotz des schön fies aussehenden Bösewichts (der Schauspieler jetzt, nicht der hässliche Schnee, für den HD garantiert NICHT erfunden wurde) konzentriert man sich hier aber besser auf die Gags und schön-ironischen Einfälle von Stefan Moffat, wie z.B. den, dass des Doctors kartoffelköpfiger Kumpel nach 10 Sekunden zum 2. Mal fragt, ob er den gedächtnisauslöschenden Wurm holen soll. Mit solchen alterierenden Albernheiten gelingt es einem dann auch, die Gedanken zu vertreiben, ob SchneeMATSCH ebenfalls tödlich ist, ob Streusalz als Massenvernichtungswaffe geächtet gehört, oder ob Pulverschneealiens nicht per se eine flüchtige Bedrohung sein dürften, sobald sie mit 36 molligen Körpergrad kollidieren.

Auch sehr hübsch das Bild einer über den Wolken schwebenden TARDIS, verbunden mit einem Wendeltreppe, deren Länge den immer wieder gewünschten älteren Compagnions die Arthritis aus den Kniescheiben springen lassen dürfte. Aber auch das hat S/M-System, will der Doctor doch nicht länger ein Teil von dem selbigen sein. Er hat sich zurück gezogen, um nicht noch mehr Lebewesen zu verlieren (hadert wohl immer noch mit dem Aussterben der Dinosaurier nach dem Meteoriteneinschlag?). So spielt der zurückgezogene Zukunftsheini in der ersten Hälfte der Episode nur eine Nebenrolle und lässt sich von seiner grünhäutigen „Sekretärin“ abschotten, die jegliche Besucher mit einem „Nur ein Wort als Anfrage an den Doc ist erlaubt“-Rhetorikspielchen quält. Man möchte annehmen, dass es das Wort „Weihnachtsepisode“ ist, welches die Handlung vorantreibt. Doch es ist – clever eingeschädelt – schließlich das Wörtchen „Pond“, im Sinne von „Teich“.

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„Doctor! Ich habe nichts dagegen einzuwenden, dass die Kinder eine beißende, klauenbewehrte Eis-Ballerina zu Weihnachten bekommen, aber meinen sie wirklich, die Kleinen sollten ein Kraftfeld statt normalen Geschenkpapiuer aufreißen müssen?“ – Ice Wide Shut: Der Doctor demonstriert eindrucksvoll, dass in einem „ordentlichen“ Nerdhaushalt nicht nur der Käse im Kühlschrank zu leben beginnt, sondern nach ein paar Jahren auch die Eiswürfel…

Als der Doc dann zur Halbzeit einen Sherlock Holmes mit chronischem Kombinationsdefizit spielt („Sie haben einen Goldfisch mit Namen Blubbsi, oder? NEIN?“), freut man sich sogar wieder über das Gezappel, Gesabbel und Ge-Besserwissere, das einem in einer normalen Folge durchaus schon mal ein paar Minuten zu viel werden kann. Was einem ebenfalls diesmal NICHT zu viel wird, sind die zwei üblichen Kinderlein, die die einem eigentlich nur kurz daran erinnern, immer ein Kondom dabei zu haben, um dann wieder den Weg für Doc & Girl frei zu machen. Mit all den cleveren und unterhaltsamen Dialogen, die einem Moffat immer so zwischen zwei LSD-Trips aus dem Ärmel und dem Pillendöschen fallen…

Die üblichen Monster-Verfolgungsjagden mit Fratzenschneemännern, Eisskulpturen, Flockenschnee und Ghandi-Gedankengut (= wie immer ist der Doc so gewaltfrei, dass selbst der Bösewicht gerne tatenlos herumzustehen beginnt) sind flott inszeniert, wobei man hierbei manchmal aber das „Nackte Kanone“-Gefühl hat. Nämlich dass man hier ein – selbst geschaffenes – Genre mangels SF-kundiger Spaßmacher einfach mal selber parodiert. – Was inzwischen schon so oft in der Serie funktionierte, wie mein angeblich „vereisungsfreier“ Samsung-Kühlschrank Eisschichten besitzt.

Da verzeiht man es auch, dass die Schneebesiegung dadurch erzielt wird, dass im Hause geweint wird und der telepathische Schnee genau DAS als neuen Arbeitsauftrag annimmt und schmilzt. – In den viktorianischen Zeiten der Prügelstrafe vielleicht eine etwas zuuu offensichtliche Schwachstelle? Aber eine ähnliche Auflösung hat ja auch schon beim allerersten Borg-Zweiteiler mit Picard funktioniert („Schlaaaf!“), wenngleich es vielleicht wirklich mal überraschend und angebracht gewesen wäre, der hier gezeigte „klingonische“ Kumpel vom Doctor hätte mal den Flammenwerfer aus dem Fenster gehalten.

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„Hey, wie hat der Typ mit den damaligen technischen Mitteln eine gekühlte Schneekugel mit Gebläse entwickeln können?“ – „Dummerchen! Er hat vorher einfach den Replikator erfunden!“ – Eis am Spiel: Die fiesen Flocken wollen die Welt mit Mensch/Eis-Hybriden überrennen. Okay, Das macht wenig Sinn, sieht bei entsprechender Beleuchtung aber einfach atemberaubend aus!

Beschaut man das Special nur mit den Augen eines Humorerblindeten, kommt man jedoch nicht umhin, immer die selben Mechanismen zu entdecken, zudem es 2011 schon intelligente Alien-Tannebäume gab. In einem Jahr sind es vermutlich Christbaumkugeln mit Zähnen oder Geschenkbänder mit Erdrosselungs-DNA. Dabei hätte das christliche Fest doch auch Blut weinende Maria-Statuen und pädophile Katholiken zu bieten, wenn man sich mal etwas tiefer mit der Materie befassen würde. Und warum freut sich der Doctor noch immer wie ein Kinn… äh… Kind, wenn auf seinem Lieblingsplaneten ein Typ Geburtstag hat, dem er via TARDIS vermutlich schon mal gegen mutierte Waisen aus dem Morgenland beigestanden hat?

Das Ende ist (noch) nicht zu verstehen: Viktoriansche Frau tot, war aber schon mal in ferner Zukunft tot und besucht Jahre später auch noch ihr Erdengrab? Äh… What the fuck is with your fucking brain, Moffat? Sicher wird es da wieder eine ausreichend weit hergeholte Auflösung geben, aber im Moment kann ich mich da doch noch sehr zurückhalten, mit meinem elektrischen Schraubendreher Freudenschüsse in die Luft abzugeben.


Fazit: Grundsolide Episode der Marke „Erde in Gefahr, bitte Bösewicht zutexten“, die erneut die „Goldene Dicklippe“ für besonders moralisches Auflösungsgequatsche verliehen bekommt. Das Special lebt vor allem von den unerwarteten Momenten (wobei man jene auch schon fast wieder ERWARTET), in denen z.B. die frisch gezapfte Compagnion-öse von der Wolke fällt und kaputt geht. – Kann jetzt aber vielleicht doch mal Joss Whedon das Ruder übernehmen und langsam den Moffat ablösen?

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Die Story mit dem Hirnfrost!

„Aha, es geht dieses Mal also um fiese Frostmänner!“
„Quatsch, um eine böse Schneekugel!“
„Von wegen, im Mittelpunkt steht die lesbische Echsenfrau und ihre Geliebte!“
„Ach, etwa das Bardamen-Kindermädchen schon vergessen?!“
„Die war doch nicht so wichtig wie der farblose Scrooge-Bösewicht!“
„Am Ende ging es eh um den Doktor in der Sinnkrise!“
„Die eingefrorene Teich-Gouvernante war aber voll gefährlich!?“
„Nicht so gefährlich wie der außerirdische Kartoffelkopf!“
„Selber Kartoffelkopf, ha-ha!“
„Frostfresse!“
„Möhrennase!“
„Waaas?! Na, warte…“
„Komm doch, kooomm doch!“

*klopp, hau, dresch*

Ach, ja. Wie ihr sicherlich schon bemerkt habt, es ist mal wieder Zeit für eine Doctor Who Weihnachtsepisode. Was bedeutet, daß uns wie schon bei den intelligenten Tannenbäumen aus dem Vorjahr eine krampfige Verkuppelung der grundsätzlich nicht besonders kompatiblen Themen Science-Fiction und der Heiligen Nacht erwartet. („Cyber-Santa, ich habe wie befohlen den Dilithium-Kristall Deines Warp-Schlittens ausgetauscht!“ – „Danke, lieber Mutanten-Elf!“)

Und auch dieses Mal ist dabei ein wirrer Eintopf aus über einem halben Dutzend merkwürdiger Plot-Elemente (siehe oben) herausgekommen, welche an sich vielleicht nicht uninteressant sind, aber in der gebotenen Form den Eindruck eines Fanfilm-Fiebertraums machen. So ist mir z.B. auch weiterhin nicht ganz klar, auf welche Weise man diese übergroße Christbaum-Kugel denn nun überhaupt besiegt hat. Wobei ich ja den unheimlichen Verdacht habe, daß dies ähnlich wie beim vorherigen Special geschah. Nämlich durch… durch… Liebe?! *begriff im lexikon nachschlag*

Übrigens, wenn man mal bedenkt, daß die Folge „The Snowmen“ hieß, hatten die namengebenden Kugeltypen erschreckend wenig zu tun. Von doof rumstehen und fies grinsen mal abgesehen. Aber so einen hab ich hier schon in der Zukunftia-Redaktion, daher fiel der Gruselmoment für mich also weg.

Fazit: Von ein paar schönen Momenten (TARDIS-Wendeltreppe, wie üblich die Doc-Szenen) mal abgesehen war dieses Special einfach unnötig verworren und die Schlußszene um den doppelt toten (?) Companion mit bizarren Verweisen auf eine mittlerweile fast fünf Monate her seiende Episode hat dabei auch nicht wirklich geholfen. Immerhin hielt sich der Kitsch dieses Mal in Grenzen, aber ich wäre nicht unbedingt böse, wenn ich jetzt so einen Gedächtnisschwund-Wurm anfassen müss—

„Aha, es geht dieses Mal also um fiese Frostmänner!“

Wertung: 6 von 10 Punkten

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Artikel

von Klapowski am 02.01.13 in Serienkritik

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Kommentare (2)

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  1. DJ Doena sagt:

    Ich hab Weinachten erst The Snowmen geguckt, dann alle Weihnachstspecials in chronologischer Ordnung (also in der Lebenszeit des Doktors, nicht nach Erd-Chronologie) und dann noch mal The Snowmen.

    Was mir aufgefallen ist, ist, wie oft das Thema „Der Doc darf net zu lange allein bleiben“ und „mimimi, ich hab schon wieder nen Companion verloren“ dann doch hochkommt.

    Wirkt auf Dauer doch etwas repetitiv.

  2. BergH sagt:

    tach auch !

    Kann mich nur anschlißen.
    DerCompanion-Verschleiß istz exorbitant.
    Ich hätte Astrid (Kyle MIN….) einige Folgen lang behalten,
    die war doch nett.

    Gruss BergH
    P.S.
    [quote]
    Aber so einen hab ich hier schon in der Zukunftia-Redaktion
    [/quote]
    GRÖHL

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