„Arrow“ – Review zur Pilotfolge der Superheldenserie
„Oh, gut 8,6 von 10 Punkten bei der IMDB-Datenbank? Diese neue Serie MUSS ja gut sein! So viele Amerikaner können unmöglich irren. Äh, außerhalb von Präsidentschaftswahlen, versteht sich.“ – Ja, der Arrow. Ein Comicsuperheld mit der Lizenz zum… Pfeileschießen. Mehr muss man wohl nicht wissen, abgesehen davon, dass er die Bösen nicht mag (womit er schon etwas mit Ahmedinedschad, Hitler und Putin gemeinsam hat) und 5 Jahre auf einer Insel verbringen musste. Ist der Pilot wirklich der geilste Shit oder einfach nur normaler Shit? Ich, der Superheld im Fachgebiet A bis B („Arrow bis Boring“), kläre dies heute für Euch!
Inhalt: Reicher Schnösel kommt nach 5 Jahren auf einsamer Insel mit hinzugewonnener Körperkraft und genialen Bogenschießtalenten wieder in die Zivilisation. Sofort kämpft er gegen die Bösen, natürlich heimlich.
Besprechung:
Okaaay, mangelndes Erzähltempo kann man dem neuesten Versuch, uns Unterwäschemodelle als Bad-Guy-Blutwäschehelfer unterzujubeln, wirklich nicht unterstellen: Noch während er von der Insel gerettet wird (von der wir garantiert nur in schwulen Rückblicken mehr als diese drei Bäume sehen werden), raunt der Hauptdarsteller schon aus dem Off, dass es dort „seeeehr gefährlich“ war und er seinen Körper in eine „Waffe“ verwandeln musste. Man kennt das ja: Angreifende Kung-Fu-Magen/Darm-Bakterien und Winterkälte, die man nur mit einem Judokawurf zu Boden zwingen kann. Zum Glück hat sich der ehemalige Playboy auch noch in einen meisterhaften Bogenschützen verwandelt, der Kraft seiner Pfeile (und einer angeschlossenen Chemiefabrik, die er aus einem Stein geschnitzt hat?) einen ganzen Holzhaufen zum Explodieren bringen kann.
Schon hier sehen wir, dass man kein tiefgründiges Abenteuer à la „Homeland“ oder „Breaking Bad“ erwarten darf und die Figurenpsychologie maximal die Tiefe einer leeren Schnapsflasche aufweist. Wann hat der Typ beispielsweise entschieden, seine „vergiftete Stadt zu rächen“. Beim Würmeressen und Wurzelnagen am Strand? Und als der Arzt in Episodenminute 3(!) der Mutter pathetisch erklärt, dass der aufgefundene Sohn nicht der sein wird, den sie einst verloren hat, möchte der CSI-gestählte Zuschauer spontan einen DNA-Test vorschlagen, nur zur Sicherheit. Der Held an sich hatte dabei ja noch Glück: Trotz all der schlimmen Narben und Verbrennungen, die uns auch schon auf dem Promoplakat lustig entgegen eitern, ist seine Birne immer noch frühlingsfrisch und für die Frauen „fuckable“.
„Ah, da sind wieder welche! Letzten Sommer habe ich bereits 57 Lichtstrahlen auf einen Streich erwischt!“ – „Echt? Wo denn?“ – „Nun, nach meiner Jagd nennt man ihn nur noch SCHWARZwald.“ – Sieben auf einen Schleich: Meister Arrow schießt FDP-Wählern schon mal ungefragt die Marktwirtschaft aus dem Frack. Hier probt er in der Lagerhalle für abgelegte Superheldenklischees seinen Kampf gegen alle, die ihm einst den Zugang zur Kinderdisco verwehrt haben.
Um es ganz deutlich zu machen: Als die süßliche Heimkehrmusik uns mit allerlei zugeschleimten Instrumenten die Emotionen aus dem Körper zu prügeln versucht und Meister Arrow seiner Schwester zuraunt, dass sie all die Zeit „in Gedanken“ bei ihm gewesen ist, da musste ich erst mal ein paar Kubikmeter rückwärts essen. Macht aber nichts, denn danach kann man den Magen wieder durch ein lustiges Trinkspiel auffüllen: „Finde das Klischee“, könnte das heißen… – Rückblicke beim Anstarren eines Fotos, während es draußen gewittert? – CHECK! Rückblick beendet mit einem knackigen Sound-“ZAPP!“? – CHECK!
Den ersten überraschenden Dialog gibt es erst, als der beste Buddy am Tisch von den versäumten Ereignissen berichtet und erwähnt, dass bei LOST alle tot waren („Äääh, glaaaube ich.“). Danach geht es aber wieder Holterdifolter und nicht minder LOSTlos… lustlos geschrieben weiter: Der Junge möchte gleich im Turbodurchgang seine Freundin mit einem Stein beschenken (buddhistisch, nicht muslimisch. In „Homeland“ wäre das ein wichtiges Detail), sein Büro wiedersehen und hat trotzdem noch genug Trauma übrig, um nachts schreiend aufzuwachen… Weil ihn ein Gewitter, das sein ganzes Zimmer unter Wasser setzt (Fenster auf Kippe in Amerika nicht möglich?), an den damaligen Schiffsuntergang erinnert. Klar(?), dass sein neureicher Klischee-Kumpel ihn danach nicht zu „sinnfreien Sex“ überreden kann… Schließlich gibt es vorher noch die gebrochene Ex-Bekannte zu besuchen. – Hey, könnte ich bitte eine neue Liste mit abzuhakenden Klischees bekommen? Die alte war nur 50 Seiten lang. Dankeee!
„Verdammt, da sind noch Reste von der kapitalistischen Würstchenstand-Oma an der Spitze. Der Kampf gegen das Böse verlangt eben viel. Als erstes die Gerechtigkeit.“ – Echte SPITZEN-Unterhaltung: Willkommen bei dem Mann, der schneller schießt als der Schatten von Lucky Luke. Hier sehen wir ihn in seinem geheimen Nerdkeller. Seine Hackerfähigkeiten haben ebenfalls auf der Insel gelernt, Purzelbäume und Flickflacks zu schlagen.
Wirklich ausschalten wollte ich dann nach einer Viertelstunde, als die Schwester der im Schiffsunglück getöteten Arrow-Gespielin (allein dieser Satz ist komplexer als die Handlung) dem Manne vorwarf, sie am „Grund des Ozeans“ zurückgelassen zu haben. Ja, Unverschämtheit! Und dass Herr Arrow vorher den Ozean sogar hat ANLEGEN lassen und beim Lieben Gott den Sturm BESTELLT hat, das macht MICH erst richtig sauer!
Wenn es danach nicht eine recht gute Actionsequenz gegeben hätte, in der der Held erstmals seine übermenschlichen Fähigkeiten präsentiert (Springen wie ein psychopathisches Eichhörnchen, Maschinengewehrkugeln kraft seines Drehbuches ausweichen), ich wäre wohl einfach zu Bett gegangen. Und das um halb 11 am Morgen! Die finsteren Jungs, die ihm da drängende Fragen stellten („Hat dein Vater nach dem Schiffsuntergang wichtige Dinge mit dir besprochen? Remember, wir sind hier in einer Superheldenserie; jede Mutation oder Strahlenkrankheit könnte wichtig sein!“) haben mich dann aber wieder aufgerafft. Sie selber wurden allerdings nur dahin-.
Wirklich besser wird es inhaltlich dadurch aber nicht: Es folgt ein Polizist, der sich über die angeschossenen Opfer lustig macht („Haha, dann jagen wir ROBIN HOOD?“ – *Zuschauerphantasie beeinfluss*), sowie harmlose Leibwächter von Industriellen, die zwar unsympathisch aussehen (das EIGENTLICHE Ziel von Fitnessstudios), es aber garantiert nicht verdient haben, dass Arrow-Ass ihnen ohne Vorwarnung in den Oberkörper ballert. Schon gemein: Da wird man von dem fiesen Boss rumgeschubst, macht nur seine Rumsteh-Arbeit und darf als Dank zukünftig in eine Plastiktüte auf dem Bauch ausatmen… Tzz. Superhelden… Bösewichter… Da ist meist kein großer Unterschied und im Gegensatz zu Batman bemerken es die Macher hier noch nicht einmal.
„Arrow, halte ein!“ – „Watt denn?“ – „Wenn Frauen bei Friendscout fragen, ob du sie ‚treffen‘ möchtest, meinen sie meist etwas anderes als DAS.“ – „Okay… Denkt dran, ich habe damals den Unterricht in Deutsch, Englisch und Musik gegen das Abi auf der Hacker-Baumschule eingetauscht.“ – Mental zurecht ge-Bogen: Immerhin macht dieses Bild wieder mal Lust auf eine Realverfilmung des Videospiels „Legend of Zelda“.
Unnötig zu erwähnen, dass man seine 17-Jährige Schwester kaum von der Sister seiner verstorbenen Geliebten unterscheiden kann. Wohl ein typisches „Qualitätsmerkmal“ von oberflächlichen Schönlingsserien, bei denen man den Figuren von Herzen einen appen Arm oder eine Warze auf die Nase wünscht, damit man auch nach 5 Minuten noch weiß, dass das genau die Figur ist, die einen vorhin schon nicht interessierte. Frauen über 33,5 Jahre sind hier höchstens besorgte Muttis. Aber gut, auch Produzenten haben Fetische, was nur deshalb fair ist, weil WIR dafür die Macht des Abschaltens haben. Taschaka! (*Zapp*)
Okay, wer die neue Knight-Rider-Serie (Quasi Handy-Reklame mit Charakteren zum selber ausmalen) gut fand, wird auch hier die Verleg… Gelegenheit finden, mit dem Hauptdarsteller Wonderbra… äh… wunderbar herumzutollen. Zum Beispiel, um auf einer Pornomaus-Party aufzutauchen (ungefähr 2 Tage nach seiner Rückkehr in die „Zivilisation“ der Neureichen) und ihm bei seinen ersten Konfliktversuchen mit seiner Schwester zuzusehen („Erwin, du warst 5 Jahre weg. Meinst du etwa, das war leicht für Mamas und Papas Kindergeldantrag, buhuuuhuuu?“).
Ganz zu schweigen von der fiesen Mutter, die sich nur drei popelige Jahre nach dem Verschwinden ihres Mannes – der natürlich in Zukunft wieder auftauchen wird, man weiß ja schließlich in solchen Serien, wie man Gullideckel öffnet – einen schwarzen Lover geangelt hat. Was dem Sohn missfällt, da er… ihn jetzt selber nicht mehr reinstecken darf? Wir wissen es nicht, denn das Drehbuch schweigt/schnarcht eisern und weist nur ab und zu auf weitere Klischees, die wohl leider auch kein cleveres Ablenkungsmanöver sind.
„Sag mal, Schwesterlein, was feiern wir hier eigentlich?“ – „Keinen Schimmer. Aber bei deinem geilen 3-Tage-Bart hoffe ich, dass es was mit ‚Inzest‘ zu tun hat!“ – Von wegen „Keinen Schimmer“: Diese Serie ist glattpoliert und ausgeleuchtet wie ein Mittelklassewagen auf einer Automobilmesse. Die sympathische Figuren wurden zuvor jedoch bei einem Crashtest verheizt, um mal verkrampft bei der Metapher zu bleiben…
Seltsamer als die Drehbücher sind nur noch die Kommentare der User von IMDB:
– „Brilliant…Pacy…Brutal…Mysterious… Absolutely Fantastic Pilot!“
– „OK, just seen the first episode and I think it was amazing.“
– „The acting, fight scenes and filming is superb! the music fits perfectly with the show.“
Verdammt, jetzt hat sich mein Browser wieder mal in einem Paralleluniversum festgehakt, in dem diese SERIE anscheinend GUT ist.
Fazit: Eigentlich sollte man ein neues Franchise nicht direkt nach dem Pilotfilm beurteilen, der naturgemäß alle Zuschauer glücklich zu machen versucht, vom Fußfetischisten über den Actionfreund bis hin zum Makrelenangler. Ich habe auch nichts gegen eine gewisse Albernheit oder fehlenden Anspruch (siehe „Buffy“), aber wenn man bei jedem Dialog das Gefühl hat, dass sich ein normal intelligenter Drehbuchautor vorher auf der Treppe zum Produzenten mutwillig Kopfverletzungen zufügen musste, hört der gar nicht erst angefangene Spaß auch schon wieder auf. Merke: Mangelnder Anspruch ist keine Entschuldigung für beschissene Dialoge.
Daher war ich auch bereits zu Beginn durch die Anfrage meines Kollegen etwas verstimmt, in welcher dieser unerträglich manipulativ nach einem Meinungskasten für die Comic-Verfilmung des DC-Superhelden namens Green Arrow fragte: „Ist es nicht wert“ und „Magenschmerzen“ fielen in dieser, was im Kreise professioneller Journalisten natürlich ein absolutes Fauxpas darstellt. Und sogar bei UNS!
Nach dem Konsum der ersten Folgen bleibt für mich aber die Frage offen, was der Herr Klapowski denn von einer Superhelden-Serie im Zeitalter von Nolans Batman erwartete? Tiefschürfende politische Diskussionen zwischen dem Arrow und seinen Gegnern bei Kaffee und Kuchen? Eine Zusammenfassung der moralischen Lektion wie am Ende einer He-Man Folge? („Heute haben wir gelernt, daß man seine Pfeile niemals falsch herum spannen sollte. Auaaa…“)
Denn dieser kaputzige Robin Hood für Schönlinge ist eigentlich eine durchaus brauchbare, wenn auch schamlose, Umsetzung des Erfolgsrezeptes der aktuellen Kino-Fledermaus:
– Alter des Helden ist Mitte bis Ende 30er, Gesichtstyp „Der im OTTO-Katalog immer die teuren Jacken trägt“
– Traumatisches Erlebnis durch Eltern-Tod
– Softe Dreierbeziehung mit gutem Freund und austauschbare Anwaltstussi
– Super-Kampfausbildung durch mysteriösen Asiat
– Doppelleben als überzogener Party-Playboy
– Vertrauensmann/-frau im IT-Bereich der eigenen Firma
– Ober-Gegner aus dem üppigen DC-Katalog (Stichwort Deadshot)
– Polizist mit Integrität als Kontaktperson
Das Ganze wurde dabei noch ordentlich produziert und der rote Faden ist ausreichend, um einen bei der Stange zu halten. ICH will jedenfalls noch wissen, was es mit dem schwarzen Stiefvater, der vielleicht-fiesen Mutter, den Insel-Rückblenden und der Abschußliste vom Vatta auf sich hat.
Fazit: Voll gei— Pfeil oder gar originell kann man Arrow natürlich keinesfalls nennen. Aber einen ganzen Tacken interessanter als die Stories der aktuellen Comic-Kinofilme ist diese Serie allemal und mit dem anscheinenden „Keine irren Superkräfte“-Bonus ist sie auch für Nicht-Fans von muskelbepackten Laseraugen geeignet. Und wer hier teetassenschwenkende Philosophievorlesungen erwartet, der hat sowieso einen Pfeil im Hirn.
Wertung: 7 von 10 Punkten
Ich frag mich nur wie das ganze jetzt noch mit Smallville zusammen passen soll (ich denk mal: garnicht mehr).
Die ex-freundin von *vor der Insel* war doch Lois Lane?
… hab ich da was verpeilt oder die Drehbuch Schreiberlinge?
(Green )Arrow gabs ausreichend mit 75% gleicher Handlung bereits in Smallville und der knilch hat mich da schon nich sonderlich gejuckt.
Meine Wertung: KANN man gucken, braucht man aber nicht!
Arrow muss mit Smallville gar nicht zusammenpassen. Genau wie Smallville ist auch Arrow eine Neuinterpretation einer Geschichte des DC Comicuniversums. GA existierte schon lange vor Smallville.
Und auch in SV hat Lois GA/Oliver erst nach seinem Inselausflug kennengelernt.
Die Anwaltsdam, seine Exfreundin und Schwester des Mädels, dass er auf tem Trip näher kennengelernt hat, ist Dinah „Laurel“ Lance.
Dinah ist ebenfalls ein etablierter Comiccharakter, kommt sowohl in den GA Comics, als auch bei den Birds of Prey vor.
Dinah ist Black Canary und in der Pre-New-52-Welt von DC die Ex-Frau von Oliver.
Auch Deadshot, Merlyn und der später auftauchende Deathstroke sind GA-Charaktere, wobei Deadshot und Deathstroke beide auch schon mal bei SV vorbei geschaut haben.
Also ich finde die Serie ganz super. Jupp, sie ist ähnlich angelegt wie die Nolanfilme, aber ich mag diesen moderen „Realismus“ von Comicverfilmungen. Wer konnte schon Lex Luthor und seine Kalifornienversenkungspläne in „Superman: Der Film“ wirklich ernst nehmen? Das ist ja noch schlimmer als der Evil Overlord bei Bond, der seine weiße Katze krault.
Ist das Anwesen (Schlösschen) von Green Arrows Mutti nicht sogar das gleiche wie das der Luthers in Smallville oder täusche ich mich da?