Film- und Serienkritiken

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„Iron Man 2“ – Das Review zum Blechen

„Iron Man 2“ – Das Review zum Blechen

Aufgeputscht von dem tollen Iron Man im Film „The Avengers“ wollte ich heute unbedingt den zweiten Teil der Blechmann-Odyssee nachholen, die ich damals in meinem privaten Trubel des Essens, Kackens und Schlafens irgendwie verpasst hatte. Wird Tony Stark auch hier der deutschen Bedeutung seiner Nachnamens gerecht und mit Sprüchen und Action glänzen, die sich und sein loses Mundwerk (mit Seife aus)gewaschen haben? Oh wie gut, dass das Universum für solche freidenkerischen Fragen das Review erfunden hat!

INFORMATIONEN:

Regie: Jon Favreau
Jahr: 2010
Budget: ca. 170 Mio. Dollar

Poster
Wenn der Russe zweimal klingelt
Inhalt: Ein rachsüchtiger Russe möchte Iron Man ans Leder, er selber nicht vergiftet werden und die Regierung ihm seine Anzüge wegnehmen. Bis all das in einem Finale gegen Kampfroboter mündet, müssen jedoch allerlei Minikrisen überwunden werden.

Bewertung:

Tja, das war wohl nix, Freund Dosenpfand…

Über eine Stunde lang eiert die Geschichte mit eingenicktem Antagonisten auf dem Beifahrersitz durch die Weltgeschichte herum, bis selbst Tony Starks überheblicher Humor nur noch den Charme versprüht wie Ingo Appelt auf einer Veranstaltung zum Weltkindertag. Irgendwann will man den Drehbuchautoren mit den Ohren an eine schlagende Kirchenglocke nageln, um ihn wachzurufen: „JA, ich habe es kapiert, dass die USA an die Anzüge von Tony heran will und dieser an einer Palladiumvergiftung eingehen wird, obwohl der Zuschauer eher möchte, dass Tony seine Anzüge behält und die Regierung ein lecker Palladium-Sandwich futtert. Kommt endlich damit klar und macht weiter, Filmemacher!“

Das mit Superheldenfilmen ist ja generell so eine Sache: Man möchte mit dem Charakter mitleiden und diesen ernst nehmen, muss aber gleichzeitig einen (comicmäßigen) Umgang mit Physik, Storytelling und einen unrealistischen Technologiestand oberhalb von Star Trek akzeptieren, der einen irgendwann in eine „Scheißegal“-Grundhaltung umprogrammiert. So ähnlich wie der böse Ivan, der hier ein Sicherheitssystem nach 5 Sekunden Aufenthalt in der Passwort-Eingabemaske hackt. Nur eben, dass man selber „Ich glaube, es hackt!“ ruft und sich in einem imaginären Metallanzug aus professioneller Kritik zurückzieht.

„Hey, letzte Woche war ich sooo cool, dass ich mich großflächig mit Gülle einreiben musste, damit die Frauen nicht von meiner Großartigkeit abgeschreckt wurden.“ – Wettsitzen auf dem Pappe-Olymp: Dieses Promobild (auch ähnlich im Film enthalten) wäre bei weitem cooler, wenn man keinen schwarzen Sicherheitsgurt um die Hüfte und ein nebulöses Seil unterm Hintern sehen würde. Aber man kann ja nicht alles haben, wenn man schon mit einem Rundum-Knall gesegnet ist…

Irgendwann tat mir Stark mit seiner „Ich muss eh sterben, also fahre ich spontan ein Formel-1-Rennen!“-Logik nicht mal mehr Leid und ich beobachtete seine Eskapaden nur noch mit den Augen seiner geschockten Untergebenen, vor denen er in den Anzug pisst, alberne Party schmeißt und 24/7 mit seinen Technik-Gadgets angibt. Ich hätte am liebsten meinen Arm um seine hübsche Freundin gelegt und wäre mit ihr in eine romantische Komödie gewechselt, als Tony beim egobesoffenen Warten auf die nächste (oder überhaupt ERSTE!) Actionszene zuzusehen. Überhaupt stört mich an vielen modernen Filmen, dass zwar ständig irgendwas passiert, man aber spätestens bei der Zusammenfassung merkt, dass man bei den alten „Star Wars“-, „Zurück in die Zukunft“- und „Indiana Jones“-Streifen irgendwie gezielter auf die Straße des Kults geführt wurde.

Ganz „Iron Man 2“ wirkt wie ein gigantischer Warteraum auf Teil 3 und 4, nur dass statt den uralten Zeitschriften ein grummelnder Russe aufgefahren wurde, der alle 30 Minuten sagt, dass er „Tony Starrrk ferrrtigmachen wiell“. – Pardon, aber dann nehme ich doch lieber den neuesten „Focus“ von 2009! Zumal mich die erste Actionszene auf der Rennpiste sogar richtig geärgert hat: Blankgelutscht wie ein Hustenbonbon aus Plastik und so klinisch-strahlend, dass man den fein herumwirbelnden Rennwagen eine Werbebroschüre für ein Tanzstudio an die Reifen drücken möchte, sich selbst aber um eine Gefühlsregung herum.

Zwischendurch gibt es noch ein Gespräch mit Samuel Jacksons Augenklappe („Wir sind auf der selben Seite. Wollte ich Ihnen nur sagen. Tschüssi!“), ein paar Vater-Sohn-Komplexe („Mein Daddy hat mich nie so geliebt, wie ich mich selbst, Schnief!“) und zwei Frauenrollen, bei denen man sich fragt: „What the Fuck?“, Übersetzt: „Wo bleibt der versprochene Fick, hä?“ – Um das Ganze noch mit halben Sachen zu krönen, entdeckt Tony plötzlich in den alten Grundrisszeichnungen seines Vaters ein neues chemisches Element(!)… Wie hatte Einstein damals noch mal seine Möbel aufgestellt? Kann ja sein, dass der Meister uns doch noch die Weltformel mit auf den Weg gegeben hat.

„Mister Stark, ich hätte ihnen da eine 5-Jahres-Ration an (Achtung, Wortspiel!) Stark-Strom anzubieten!“ – Wenn schon Arsch, dann doch lieber Putin: Dieser Russe wurde von einer radioaktiven Tätowiernadel gestochen und ist seither Physikgenie und Nahkämpfer in einem. Blass war dieser Charakter allerdings schon immer. Diesen Wesenszug hat er von seine verstorbenen Vater geerbt. Der war schon 5 Jahre unbemerkt tot, bis einer überhaupt den Unterschied zu vorher gemerkt hat!

Im Ernst, das ist einfach schlechtes Drehbuchschreiben und das Lösen von Tonys Vergiftungsdilemma durch ein aus dem Hut gezaubertes „Perpetum Doofile“. Wie schön aber, wenn die Populärwissenschaft für alles eine Lösung hat: Ein paar futuristische Rohre, Computer und Elemente zusammenschieben, „Heureka“ schreien und noch während des wiederkehrenden Echos zum Patentamt schlurfen. Dies passiert im Filmverlauf übrigens so oft, dass man auch als mental pickelverhangener Comicleser mal Lust auf Schulphysikbücher bekommen dürfte, um sich selbst zu von dem Schwachsinn zu exorzieren.

Hey, Autoren! Ich habe hier ein Mittelchen für Euch, das beim Schreiben helfen könnte! Ich habe es aus meinem Urin synthetisiert und nenne es “Denk-ozepan“. (Mein Gott, die saufen das ja tatsächlich!)

Was den ersten drei Vierteln des Films an achtbarer Action fehlte, soll sich am Schluss noch rasch der CGI-Jongleur aus dem Nasenloch ziehen lassen… Doch dann wirken die überbordenden „Boaaahr“-Momente längst notdürftig drangetackert, was wohl von „Notdurft“ kommt und so viel wie „Ist Scheiße“ bedeutet. Technisch ist das alles okay, aber da man sich inzwischen längst auf nicht enden wollende Langeweile eingestellt hat, ist das Geballer gegen Drohnen ein unsympathischer Stilbruch. Der schweigsame Russe war als Gegenspieler ein Witz („Du verrlierrst!“ *Aus Haribo-Tüte 50 Zahnstocher nehm und darauf rumkau*) und bei seinem letzten (also zweiten) Auftauchen so schnell und unpersönlich abserviert, dass man jeden beliebigen Penner in das Kostüm hätte stecken können. Wobei Mickey Rourke immerhin so aussieht.

„Ironie der Geschichte, mein Freund: Früher hatte ich immer Schulterschmerzen, heute MACHT meine Schulter anderen welche.“ – „Gott, nach diesem Wortspiel ist der Tod eine Erlösung…“ – Irony Man: Tonys schwarzer bester Freund hat einen der millionenschweren Ersatzanzüge gemopst. Wer SOLCHE Freunde hat, braucht echt keine mehr, die „nur“ geliehene DVDs zerkratzen und Popel in die ihnen überlassenen Bücher schmieren.

Der Plot hätte so viel Luft für (Guck-)Lust gelassen, wenn man all die mäandernden Einzelteile (wie gefällt Euch mein neues Lieblingsfremdwort?) in ein mutiges Gesamtpaket geschnürt hätte. Jeglicher Ansatz von deutschaufsatztauglichen Themen wird sofort wieder mit dem Metallarsch eingerissen: Tonys Firma hat früher Waffen hergestellt? Echt Hyper-mega-schlimm, aber jetzt ist ja alles okay, da sie das seit gefühlten 2 Minuten nicht mehr tut. Tony macht den Menschen die Hoffnung, im Alleingang den Weltfrieden zu bringen? Hm, Rückschläge gab es diesbezüglich zumindest nicht. Sparki, wenn Du vielleicht auch gerade im Metallanzug zu den Israelis rüberstapfen könntest, um ihnen Günther Grass‘ Gedicht…? – Und Tonys Vater war ein abweisendes Arschloch? Doch nur, weil er seinen Sohn so liebte, ist doch logo! (*50 Zukunftia-Kommentatoren aus Zuneigung von der Seite verbann*)


Fazit: Beim Sehen dieses Films fühlt man sich, als würde man an der Tankstelle stehen und ein 500.000-Liter-Schwimmbecken mit der albernen Zapfpistole auffüllen. Bis das Ding endlich voll ist und es sich vom inszenatorischen Standpunkt aus lohnt, eine brennende Zigarette reinzuschnipsen, ist die erste Hälfte schon wieder verdampft und der Tankwart hat vor Langeweile all seine Ernussflips aus dem Regal gefressen. – Also wenn DIESES Bild nicht zur Zukunftia-Metapher des Jahres wird, dann weiß ich auch nicht…

ACTION
HUMOR
TIEFSINN
ALLES IN ALLEM

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Artikel

von Klapowski am 13.06.12 in Filmkritik

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Kommentare (5)

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  1. Ferox21 sagt:

    Was denn? Kein Kommentar zum absolut bescheuerten Konkurenz-Waffenhändler Hammer (Vorname M.C.?). Ist aber auch egal, Iron Man II ist wirklich deutlich schlechter als der Vorgänger, was vor allem an den schlecht eingesetzten (Russe) und gespielten (Hammer) Gegenspielern und der seltsam zerfasernden Story liegt. Ach ja, die Vielzahl der „wir reden einfach mal zwei Minuten gleichzeitig und/oder aneinander vorbei“-Dialoge ist auch sehr nervtötend.

    Daher geht die Wertung auch voll in Ordnung.

  2. Batrobot sagt:

    Schön hier realistische Wertungen zu lesen. Jetzt bitte noch ein Prometheus-Review in dem Stil. Denn optisch geht der Film zwar in Ordnung, aber das LOST in Space Script, dieses arbeitslosen Lostschreiberlings, ist nur auf den ersten Blick mit seinen offenen Fragen etwas anspruchsvoller als der sonstige Durchschnittsmüll, in Wahrheit aber genauso sinnlos wie schon die verlorene Serie.

    • Blutonos sagt:

      Glaub du kannst lange auf ne schlechte Wertung für Prometheus warten, denn wenn der Film storymäßig wirklich Avatar änlich ist (wie ich in ein paar Reviews las), dann wirds nichts mit schlecht machen. Avatar bekam hier nämlich trotz seiner erbrechend schlechten Storyline, beschissener Figuren Charakterisierung, die selbst einem Steven Seagal zu peinlich wäre, dem weichgespülten, Ohrenkrebserregenden, schlechten Soundtrack und den generell miserablen Darstellern (Sigourney Weaver natürlich ausgenommen), nur aufgrund seiner Optik ne ziemliche gute Wertung. Ja, da hast dus, sowohl der Sparkiller, als auch Klapowski lassen sich von tollen Effekten in einem schlechten Film blenden!

      Btw., ich würd Iron Man 2 ne 6/10 geben, trotz allem hat der mich trotzdem fürstlich unterhalten.

      Antworten
  3. Exverlobter sagt:

    Bloß ein Commercial für die Avengers,grr.

  4. vendetta sagt:

    Ja, das war nur ein weiterer Vorfilm, die schwarze Witwe wurde so noch reingeschmissen, und Shield Nr1 durfte auch nochmal zwecks Erinnerung in die Kamera winken.

    Derweil sitzen Protagonist und Antagonist auf ihrem Hintern und grübeln und basteln vor sich hin. Was mich durch den Film gegebracht hat war Hammer, der wirkte so richtig schön hirntot und erinnerte mich unglaublich an den Westerwelle

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