„The Avengers“ – Mehr „Super“ geht nur mit Zukunftia!
Ihr wollt Reviews zu aktuellen Kultfilmen wie zum Beispiel „Ziemlich beste Freunde“ oder meinem Liebling „Fight Club“, den man gar nicht oft genug besprechen könnte? Pech gehabt, denn ich bin heute mies drauf und bestrafe Euch daher mit einem 3-seitigen Review (Text bitte ohne Bilder in Word kopieren, Schriftgröße 12, danke!) zu diesem Streifen, in dem die Nachfolger der Village People ein paar Aliens verkloppen. Doch reicht es auch für einen (Schulter-)Klopper für Regisseur und Drehbuch-Mitautor Joss Whedon?
Regie: Joss Whedon
Jahr: 2012
Budget: 220 Mio. Dollar
Inhalt: Ein energiereicher Kubus wird von einem angereisten Gott namens Loki gemopst, der die Erde im Auftrag seiner außerirdischen Vertragspartner sturmreif machen soll. Doch die „Avengers“ prügeln zurück! Zur Not auch gegen die eigenen, von Loki willenlos gemachten Leute…
Besprechung:
So viel zur pflichtschuldigen Zusammenfassung. Aber was ist „The Avengers“ wirklich? Ich würde sagen: Ein Kongler… Kongom… ein Zusammenschluss von frischhaltefoliegestählten Freaks von Anno Dazu-Nerde-Mal, die: a) in ihrer Menge und Fähigkeitenzusammenstellung das Opus Magnum früherer Pickelcomicgenerationen darstellen. Und b) Die Hälfte der Zeit für ihre Teilnahme und ihre Berechtigung im Film werben müssen, obwohl dieser schon seit 45 Minuten läuft. Da hat wohl einer nicht die Filmklappe, sondern nur das Herbeirücken des bereitgestellten Psychotherapiesofas gehört, was?
Aber das kennen wir ja schon aus späteren X-Men-Filmen (genauer: alle ab der Ordnungszahl Null): Es ist gar nicht so einfach, jeder Figur standesgemäße Popkorn-Action auf den knallbunten Leib zu pinseln, dabei witzige Sprüche nicht zu vergessen, Konflikte untereinander zu schüren („Du bist viel weniger scheiße und verfreakt als ich!“ – „Unverschämtheit!“), eine Geschichte weiterzuerzählen und das Ganze alle Viertelstunde zu wiederholen, damit die Hulk-Fans sich nicht fragen müssen, wie der große Selbstbegrüner wohl auf den Typ mit dem Strahleklunker im Brustkorb reagiert.
Dafür, dass all diese Anforderungen die Spielzeit eigentlich auf 7 Stunden hätten ausweiten müssen, hat Joss Whedon (Buffy, Firefly, um nur die 50% seiner coolen Serien zu nennen) eigentlich einen sehr soliden Job gemacht. Andere Drehbuchhandwerker hätten sich Thors Hammer beim Zusammenzimmern des Scripts wohl versehentlich selber vor die Stirn gedonnert. Dass der Bösewicht (Loki, bekannt aus Film und Funk) nicht so rrrichtig böse ist, jedenfalls nicht im Sinne von „Verdammt, ich habe meine Ziegenbeinprothese verlegt“, ist bei Whedon fast nicht mal ein Kritikpunkt, hat er doch schon immer Antihackfressen kreiert, die auf eine menschliche Art Gegenentwurf-Sympathisch waren. Vorwerfen kann man höchstens, dass Lokis fehlende Bösigkeit einfach auf seine außerirdischen Hintermänn… ähm… Hinter-Was-auch-immer-die-sein-sollen übertragen wird, die ihrerseits halt auf geschrottete Wasserplaneten stehen.
„Okay, wir gehen rein, fragen höflich nach den Formularen für die Wohngeldanträge und gehen wieder raus!“ – „Gut, aber diesmal mache ich die Schnappschüsse von den entgleisten Gesichtern der Sachbearbeiter, hihi.“ – Mit Schirm, Charme und der Radkappe eines Monstertrucks: Wo diese Leute hintreten, da wächst kein Gras mehr. Das ganze Salzwasser aus Lachtränen hat dann nämlich die Bodenflora verdorben…
Und zwischendurch wird es dann doch etwas kaugummi-resk, wenn all die zusammengewürfelten Kinderzimmer-Zugpferde sich gegenseitig den Plot mittels Punchlines erklären. Dabei hat man selbst als Zuschauer doch schon nach 5 Minuten akzeptiert, dass Loki einen ganz zauberhaften Stab hat, mit dem er Leute zu willenlosen Sklaven machen kann (Woher? Vermutlich in Marvel-Ausgabe Dreizwölf-Milliardstel erklärt). Oder, dass der Hulk neuerdings nicht mal mehr Einschusslöcher braucht, bevor er durch die pure Kraft seines Fähigkeiten-Almanachs wieder regeneriert.
Die Grundstory ist ebenso simpel wie ausreichend: Böser Gott klaut den Story-Device-Energiewürfel aus „Transformers 2“, der natürlich unendliche Macht entfaltet, wenn man aus ihm z.B. einen Reisehaarföhn oder ein Dimensionsportal konstruiert. Um nur mal 2 Beispiele von allen denkbaren zu nennen. – Okay, sooo sehr störte mich die Simplizität des „Fresse-dick?!“-Unterbaus dann auch nicht, aber dafür regte mich auf, wie die Figuren ihre weiteren Proll-Pläne herleiteten. Wenn ein Kristall glüht, dann ist er selbstverständlich „von einer anderen Seite geöffnet worden“ (gibt’s keine Knicklichter im Superhelden-Universe?), wenn der Hulk entfesselt wird, ist das vom Bösen seit Tagen für seine Zwecke vorausgeplant, obwohl der Grüne nachher sehr wohl fähig ist, seinen eigenen Mannen keinen Schaden zuzufügen (kleine Gags wie genickbruchtaugliche Kumpelraufereien außen vor gelassen, logo) und wenn Unhold Loki auf der Suche nach einem neuen Hauptquartier ist, zieht es ihn selbstnatürlich zum Toni Starks Hochhaus-Phallus. Gibt ja sonst keinen Häuser mehr auf der Erde. Ich meine: DEMNÄCHST.
Mit dieser selbsterfüllenden Logik würde ich im Alltag auch häufiger mal anmerken, dass mein schwindender Biervorrat ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass in meinem Schlafzimmer eine nackte Frau auf mich wartet („Wer soll es denn sonst gesoffen haben?“) und gleich rüberlatschen. Motto: „Selbsterfüllende Idiotenlogik“.
„Verdammt, als ich in der anderen Hand noch zusätzlich eine Sichel trug und als Bildhauer-Modell für kommunistische Staaten diente, war das Leben irgendwie stressfreier!“ – „Beschwere Dich nicht, Thor. Beinahe hätte mich ein osteuropäischer Wissenschaftler gepimpt. Dann hieße ich heute ‚Mister Moldawien‘!“ – Psychotherapie vom anderen Stern: Am unterhaltsamsten ist die Geschichte immer, wenn die Helden auf ihre Schwächen verweisen. Dann bekommt der Zuschauer nämlich auch eine für sie!
Wirklich witzig im Sinne von „Whedon-mäßig“ fand ich den Streifen jetzt auch nicht, denn die Gags landeten fast alle knapp unterhalb der Schmunzelmarke. 6 von 10 auf der nach oben geschlossenen Joss’schen Schalk-Skala, würde ich sagen. Wobei Toni Stark alias „Iron Man“ durchaus zeigt, wo der trockenen Dialog die Locken hat. Ohne ihn hätte der Film massiv verloren und uns mit Humor-Antimaterie in Gestalt von Bruce Banner (steht rum und regt sich nicht auf), Thor (steht rum und regt sich über seinen Bruder auf) und Captain America (steht mit beiden Beinen im Pathos) versorgt. Die beiden normaleren Menschen wie die „Schwarze Witwe“ und den Typen, der mittels Bogen sogar einer Fliege eine Fliege von der Nase schießen könnte, die kannte ich nicht. Vielleicht brauchte Joss noch eines der üblichen Zupack-Weibchen (Motto: Ohne Identifikationsfigur weinen die weiblichen Zuschauer auf dem Kino-Klo), vielleicht hat das Girl aber auch eine eigene, zwanzigtausendteilige Klopper-Comic-Reihe hinter sich.
Was die Action angeht, so wird dem mündigen ADHS-Patienten hier einiges geboten: Turbinengesteuerte, fliegende Flugzeugträger (so was lohnt sich, seitdem der Spritpreis wieder unter 1,55 Euro liegt!) schmieren ab, fliegende Riesenwürmer um den Big Apple und alle Super(anti)helden sich gegenseitig an. Der Schlussteil des Films gerät so knallig und dank vielen Schauplätzen so abwechslungsreich, dass selbst der größte „Ist viel zu CGI-überladen!“-Kritiker schmatzend sein Monokel einsetzt und von „gelungener neo-chaotischer Neuinterpretation des Bummsfallerarismus“ zu schwadronieren beginnt. Dass man die meiste Zeit dank nicht verwackelter Kameraführung kapiert, was die Macher einem visuell mitteilen wollen, hilft dabei sehr und ließ mich eine weitere Portion Kaviar auf mein Popkorn streichen.
Dass die Hintergründe der Figuren nur in selbstauferlegten Mini-Dialogen aufgearbeitet werden („Du würdest Dich nie für einen anderen opfern, Toni Stark!“ – „Nun ja, ich würde… oh, Actionsequenz!“), geht in der Nachbetrachtung dann doch noch in Ordnung, auch wenn zum Beispiel Bruce Banner irgendwie etwas zu kurz kommt, bzw. nur „im Grünen“ interessant wird. Aber manche zeitsparenden Lösungen des Screentimeproblems („Ich bin IMMER wütend!“ – *spontan verwandel*) haben schon wieder das gewisse Etwas. Da steckt psychologisch noch mindestens eine zweite Butterschicht in dem Popkorn, wenn nicht sogar ein Stäubchen Salz. Wunder sollte man aber – wie gesagt – nicht erwarten, WUNDEN übrigens auch nicht.
„Tag, ich bin Loki, das Maskottchen einer Lokus-Verleih-Firma namens Dixi. Daher erinnert diese Körperhaltung auch so ans Häufchenmachen.“ – Hans Dampf(t) in allen Gassen: Sicherlich gibt es kultigere Gegenspieler als Mister Haargel hier. Aber wer sich die anderen Antagonisten der letzten paar Actionfilm-Jahre angesehen hat, kann vor diesem Typen nur anerkennend den Hut ziehen. Auch wenn er nur eine umgedrehte Popkorntüte ist.
Die Gewalt ist nämlich so blutarm und babyspeckkompatibel, dass man sich ernsthaft fragen muss: „Klapo, wieso wunderst Du Dich darüber? In den letzten zehn Jahren keinen ‚Ab 12‘-Actionfilm gesehen?“ – Meine Lieblingsstelle ist übrigens die, in der sich Loki selbstbewusst aufbaut, von seiner Göttlichkeit spricht und dann vom Hulk herumgeworfen wird, wie einst die Römer von Obelix, wenn dieser zum Händeschütteln aufgefordert wurde.
Dieser Film besticht weniger durch seine Story oder seine Action, als vielmehr durch die pure Abwechslung, die er bietet. Man hat gar keine Zeit, sich über Walhalla-große Plotholes zu ärgern oder darüber, dass die Zauberwürfel/Dimensionsportal-Story eher als abschreckendes Abspack-Beispiel an der Drehbuchschule dienen sollte. Denn man hat schon wirklich schlimmere Actionfilme gesehen. – Was als Schluss“lob“ natürlich etwas billig und fadenscheinig wirkt, aber wir haben ja noch das Fa… das Fa-Fa… das…
Faaaaaazit!: Da mir Joss Whedon menschlich schon immer sehr sympathisch war (seine Bescheidenheit + die interessantesten DVD-Audiokommentare der Filmbranche), gönne ich ihm von Herzen diesen bescheidenen 1,4 Milliarden Dollar Box-Office-Erfolg (Tendenz noch steigend). Natürlich kann auch er an der albernen Thematik keine Wunder wirken, aber ich schwöre da einfach mal auf einen Effekt, den ich bei allen Joss-Sachen entdeckt habe: Beim 2. oder 3. Mal gefielen mir seine Serien/Filme sogar stets noch mal deutlich besser. Von daher muss die Zeit entscheiden, ob aus der untenstehenden Endziffer irgendwann mal eine große, satte 8 erwächst. Das Zeug dazu hätte der Film. (*In Fass in Weinkeller leg und 2 Jahre ziehen lass*)
Stimmt wohl, der Film profitiert durchaus von der Schwäche verwandter Genre-Streifen. Einmal ganz generell, aber auch was die Filme der Avengers-Helden selbst angeht, denn außer Iron Man 1 sollen die wohl alle Mist gewesen sein. Habe selbst nur Iron Man 1 & 2 gesehen und fand beide gleich „geht so“, und kann daher durchaus nachvollziehen, wenn sich Comic-Fans Avengers anschauen und dann euphorisiert sind, weil es ein Film ist, der endlich mal nicht alles falsch macht. Und nicht nur das, er macht ja sogar einiges richtig. Zumindest hatte ich im Vorfeld befürchtet, Thor und Captain America albern, peinlich und Letzteren als überzeugter Antipatriot auch noch unsympathisch zu finden. Aber nein, sämtliche Charaktere gingen für mich in Ordnung. Selbst Samuel L. Jackson hat nicht gestört, obwohl ich ihn, seit ich ihn mal in der schauderhaften SinCity-Parodie(?) „The Spirit“ gesehen habe, nicht mehr ernst nehmen kann, sobald er einen Comic-Charakter spielt. Und was man „The Avengers“ gar nicht hoch genug anrechnen kann: Der darin vorkommende Wissenschaftler trägt keinen weißen Kittel ! Wahrscheinlich einzigartig in der Geschichte des Hollywoodfilms.
Ansonsten bietet „The Avengers“ gute Kost; die Sprüche und Gags sind teilweise tatsächlich witzig und zumindest nie nervig, die Actionsequenzen sind vielleicht nicht so kreativ wie im Tim&Struppi-CGIFilm, aber immerhin kurzweilig und erschlagen den Zuschauer nicht, und man merkt sehr deutlich, dass der Autor zwischen der „Story“ und dem Krachbumm noch versucht hat, den Charakteren etwas Tiefe zu verleihen – vielleicht sogar teilweise schon wieder zuviel des Guten, denn als Agent Sonstewer zum fünften Mal mit seinen Baseballkarten anfing, fand ich das Maximum an Privatgesprächen zwischen den Charakteren fast schon überschritten. Aber wie sich ja dann herausstellte, hatte das Blabla ja sogar einen handlungsrelevanten Sinn.
Für Teil 2 lässt Avengers natürlich noch Luft nach oben, denn er musste ja erstmal die Helden ein- und zusammenführen, sodass wenig Zeit für echte Tiefenpsychologie und wirklich abgefahrene Ideen blieb. Aber er liefert auf jeden Fall eine Steilvorlage für eine exzellente Fortsetzung, und zwar weit mehr, als es X-Men 1 seiner Zeit getan hat. Mehr konnte man erstmal wohl auch nicht erwarten.
Endlich mal eine halbwegs passende Wertung für den Film, bei den ganzen Hypereviews der pickligen 12 Jährigen Vollnerds, die man sonst überall im Internet liest.
Musste bei dem Film ständig vorspulen, um nicht einzuschlafen.*
*Natürlich habe ich dazu keine unlizensierte Kopie verwendet, sondern extra ein Kino dafür gemietet.
„Natürlich habe ich dazu keine unlizensierte Kopie verwendet, sondern extra ein Kino dafür gemietet.“
Vielleicht liegts ja auch ein klitzekleines bisschen daran? Man guckts auf dem heimischen 22″ mit Stereo-Quäker-Lautsprechern und einer 720px Auflösung. Man guckt den Film mit einem Auge auf Bildschirm 2, während man auf Bildschirm 1 noch ein wenig facebookt.
Und dann bleibt so ein Film auch nicht wirklich als erinnernswert im Gedächtnis hängen.
Wir jedenfalls waren in einem kleinen Programmkino, wo der Film wenigstens noch 2D angeboten wurde und haben uns sehr preiswert (4,50€) 2h lang amüsiert.
Der Film ist eigentlich recht gut (für ne Comicverfilmung mit nem ganzen team), wobei man merkt, dass da ne Menge zwischendrin fehlt. Der Film war auch so schon recht lang, aber einige Sprünge wird man sicher nach dem Direktors Cut (ca. doppelt so lang?) nachvollziehen können. Dann werden so ein paar Dinge wohl auch klar, warum rettet der Gründe den Tony am Ende, warum zanken die sich in der Mitte so sehr (war zuviel bei der spärlichen Vorgeschichte).
Die Junge Dame im Team hattest doch bei Iorn Man 2 hinreichend vorgestellt bekommen, hast nicht brav alle Trai…äh Vorfilme gesehen?
Ach ja, ich hab den auch schon abgeschrie…äh, meinen Senf dazu gegeben:
http://ewiger-datenstrom.de/archives/192
Auf Deiner Internetseite fehlen aber noch drei Rezensionen, nämlich von „Mann beißt Hund“, „Wenn der Wind weht“ und „Visitor Q“ !
Ich fand den Film scheiße. Punkt.
Ich glaub Iron Sky is mal fällig, oder?