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„The Quiet Earth“ – Ein Gastreview

„The Quiet Earth“ – Ein Gastreview

Da der erste Artikel von „Janeways Gameboy“ so gut ankam (oder Ihr Euch nicht trautet, eine Frau zu kritisieren, die noch dazu sehr weiblich ist), gibt es heute ein weiteres Gastreview zu einem Film, für den selbst unser 1942 gebautetes Archiv zu modern ist: „The Quiet Earth“ – Unsere Gastautorin hat also noch einmal einen Kindheitsklassiker Revue passieren lassen und wusste dabei nur eines zu verreißen: Die viel zu dünnen Taschentücher, die schon ab 500 Millilitern Freudentränen auseinanderfallen. Vorhang auf:

Ein Gastartikel von:


Janeways Gameboy

The Quiet Earth – Das letzte Experiment zählt zu meinen Lieblings-postapokalyptischen-Filmen. Er entstand Mitte der 1980er Jahre in Neuseeland und basiert auf einer gleichnamigen Romanvorlage von Craig Harrison.

Ich werde wesentliche Teile der Handlung beschreiben, daher besteht Spoilergefahr.

Quiet Earth beginnt sehr langsam mit einem Sonnenaufgang und einem unaufdringlichen Soundtrack. Ich mag diese langsamen Vorspänne, sie versprachen meist einen interessanten Film.

Zac Hobson, gespielt von Bruno Lawrence, ist einer der drei Hauptdarsteller.
Er erwacht nackt in einem Motel-Bett.
Ich erinnere mich, dass der Film spät abends lief, meine Eltern waren arbeiten, während ich heimlich vor dem Fernseher saß. Der ungeniert nackt-herumlaufende Mann und die anschließende unheimliche Grundstimmung bannten mich vor dem Fernseher.
Mehr als drei Darsteller kommen nicht vor. Zac ist Wissenschaftler, wie sich schnell herausstellt.
Auf seinem Weg vom Motel in die Stadt findet er Geschäfte und Häuser völlig verlassen vor.
Das Verlassensein wird in QE atmosphärisch gut dargestellt: die dampfende Kaffeemaschine, die niemand abgestellt hat, eine überlaufende Badewanne und besonders beeindruckend das abgestürzte Flugzeug, ohne Passagiere auf den Sitzen.

Verdammt….es hat funktioniert…

Nach dem Besuch im unterirdischen Forschungstrakt erfährt man zum ersten Mal von dem „Effekt“, der stattgefunden hat.
Zac hinterlässt verschiedene Botschaften um andere Überlebende zu finden.
Er spielt Polizist, ist Lokführer, fährt fremde Autos und bedient sich in Einkaufshäusern. Eine fantastische Vorstellung!

Seide und Schießpulver – eine gefährliche Mischung

Am Morgen wacht er bei Vogelgezwitscher aus dem Rekorder auf und trinkt Champagner. Immer noch: eine fantastische Vorstellung! (das Gezwitscher kann man abstellen, wenn es nervt!)

Es vergehen Tage, er ist und bleibt völlig allein und das hinterlässt Spuren.

Zac inszeniert eine Pappaufsteller-Versammlung mit historischen Gästen.

Die Zeit des hemmungslosen Vergnügens ist vorbei.
Genauso wie die fantastische Vorstellung, wie toll es ist, allein auf der Welt zu sein.

„Alles für das gemeinsame Wohl! Ich habe die Macht!“

Spätestens als Zac das Seidennachthemd anzieht, habe ich furchtbar Mitleid mit dem einzigen Mann auf Erden. Ich frage mich: Würde man alles besitzen, was man sich wünscht, was käme dann danach? Und viel wichtiger: Was fängt man ohne Gefährten an? Meiner Ansicht nach trifft einen diese Vorstellung bei QE viel härter als bei ähnlichen Filmen wie „I Am Legend“.

Im zweiten Teil von QE trifft Zac auf andere Überlebende, Joanne und Api.
Zac untersucht fortlaufend die Umweltbedingungen und stellt fest, dass sich einige Naturkonstanten verändert haben, wie die Ruheladung des Elektrons.
Außerdem oszilliert die Sonne, was zu einem Kollaps in wenigen Tagen führen wird.
Vorhersehbar ist die Dreiecksbeziehung, dann doch lieber Kaufhäuser plündern.

Drei, das ist einer zuviel.

Joanne konnte ich bald nicht mehr leiden. Sie wirft sich einfach den nächstbesten ‚letzten Mann auf Erden‘ an den Hals, während Zac die Drecksarbeit erledigt und wieder Gott spielen muss!

Die Forschungsstation soll gesprengt werden, um somit den nächsten Effekt aufzuhalten.
Zac lässt das frisch verliebte Pärchen alleine und steuert den Todes-Truck.

Für die Wissenschaft oder „Ich will endlich sterben!“

Das Resultat ist sicher nicht das, was er erwartet hat. Der Film endet, wie Zac einst bei der Pappaufsteller-Versammlung zu sich selbst sprach: „I’ve been condemned to live. Am I the president of this quiet earth?“

…wieder allein.

Fazit:
Früher war ich innerlich sehr aufgewühlt über die Nicht-Aufklärung des Effektes und dass Zac lebend am Meer erwacht. Da waren so viele ungeklärte Fragen! (und kein Internetzugang)
Vor allem fragte ich mich, wie es sein kann, dass ein menschlicher Körper, der durch eine Explosion zerstört sein müsste, nun plötzlich wieder unversehrt ist?
Wie gelangte Zac von der Forschungsfacility zum Meeresstrand?
Warum löschte der Effekt jeden lebenden Menschen aus sowie die Fauna, aber die Pflanzenwelt ist völlig unbeeinflusst?
Und vor allem: was passiert jetzt weiter?
Heute stört mich das nicht mehr. Vor allem mag ich QE wegen des Dilemmas des „zum Leben verdammten“-Mannes.
Vielleicht ist der Film gerade wegen dieser offenen Schlusssequenz hinter dem malerischen Wolken-Jupiter-Panorama so unvergesslich geblieben.

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Artikel

von Klapowski am 12.10.11 in Gastbeitrag

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Kommentare (9)

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  1. Halbnerd sagt:

    Ich kann mich Janeways Gameeboy nur anschließen – QE ist ein exzellenter Film, den mal als Sci Fi-Kenner einfach mal gesehen haben muss.

  2. FF sagt:

    Stimmt. Wobei ich solche postapokalyptischen Filme mit nur wenigen übrlebenden generell toll finde und es da auch noch paar andere Klassiker gibt, sogar aus den 50er und 60er, deren Namen mir jetzt nicht alle einfallen, aber einer hiess glaub ich Last Woman on Earth.

  3. bergh60 sagt:

    tach auch !

    Ein tollers Review, von einem Film , den ich persönlich etwas langsaaaaaaahhhhm,
    aber gut fand.

    Gruss BergH

    P.S. Woher weiß Klapo, daß Janeways Gameboy sehr weiblich ist ?
    Ich würde ja nach einem Foto fragen, aber ich bekomme ja doch keines.
    ;-)

    • Klapowski sagt:

      „Woher weiß Klapo, daß Janeways Gameboy sehr weiblich ist ?“

      Das „SEHR“ spürt ein Mann einfach, wenn es ihm bei Recherchen über Facebook, auf der BKA-Homepage und der GEZ-Datenbank quasi entgegenspringt.

      Weitere Details zum Aussehen unserer Gastautoren müssen wir aber natürlich aus nachvollziehbaren Gründen verweigern (= wir alle könnten beim Abgleich „Klischee / erfreuliche Wirklichkeit“ einfach verpuffen).

      Außerdem arbeitet die Autorin nebenbei als anonymes Handmodell für das beidseitige Streicheln alter SF-Filme auf DVD. Diese erträgliche Einnahmequelle möchte ich ihr nicht zerstören, nur weil Bergh seine Heimatstadt mit „Wer hat diese Frau gesehen?!?!?!?!“-Plakaten zutapezieren möchte…

      Antworten
  4. bergh60 sagt:

    tach auch !
    PSS
    Der Avatar oben ist saukomisch.
    https://www.zukunftia.de/wp-content/uploads/2011/10/gameboy.jpg

    Gruss BergH

  5. Beton sagt:

    Mir ist vor allem in Erinnerung geblieben, wie die gegen Ende einfach mal spontan poppen.

  6. Faszinierter sagt:

    WOW, hat QE grad gesehen, inzwischen zum zweiten Mal und es ist einfach unglaublich wie komplex dieser Film ist.
    Ein Mann der allein auf der Erde rumrennt? Bloß!? Nein, so viele Metaphern: Zac Hobson wird langsam verrückt und entwickelt sich zurück zum Urmenschen (Das langsam zerfetzte Kleid). Er ist einsam, aber als sie sich gegenseitig finden sind sie doch feindlich gesinnt, bedrohen ihre Leben, obwohl sie die drei letzten Lebenden sind: Wie leichtfertig der Mensch ist. Und die Pappfiguren, warum gerade Hitler… Und das Billardspiel, der Kameragang, als wären es wirklich zwei Menschen.

    GUCKEN, ER IST EINFACH UNFASSBAR GUT….

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