Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Q(uo) Vadis, Star Trek?!

„Wohin geht Star Trek?“ – Das werde ich oft gefragt, wann immer ich meinen eigenen Selbstgesprächen zuhöre. Da diese Unsicherheit mich krank machte, hinterließ ich beim Notar einen versiegelten Umschlag, der an meine Nachfahren gehen sollte. Darin bat ich darum, mir die weitere Geschichte von Star Trek auf Diskette zukommen zu lassen, sobald die Zeitmaschine erfunden ist…

Und da lag sie heute Morgen auf meinem Schreibtisch! Eine Word-Datei von meinem Sohn, Jonathan Kim-Catherine Klapowski, aus dem Jahre 2025! Und was er mir schrieb, ist ebenso informativ wie albern:

Januar 2007: Rick Berman stellt auf einer Pressekonferenz überraschend die nächste ST-Serie vor. Sie heißt „Star Trek – The Voyages“, spielt nach Voyager („Mir ist klar, dass all die Fans enttäuscht sind, die sich ein Prequel gewünscht haben“) und soll ganz im Stile von TNG daherkommen. Ein ganzheitliches Konzept aus Diplomatie, Erforschung und einem Hauch von durchgängiger Handlung. Rick Berman ernennt Steven Hawking posthum (dieser verstarb 2006 aufgrund eines Atemstillstandes) zum geistigen „Leader in Memory“ für das Projekt.

Manny Coto, der inzwischen zusammen mit J.M. Strazynsky für die Verwirklichung des 3. unverwirklichten Babylon-5-Kinofilmes kämpft, erhofft sich noch immer eine Rückkehr zu Star Trek und reiste daher zu einer Kranzniederlegung zum 1. Jahrestag von Hawkings Tod nach England. In Internetforen wird gleichzeitig eine 3-tägige Schweigeminute eingelegt, nur unterbrochen von wüsten Beschimpfungen (grundlos) und der Frage, ob Jadzia Dax oder Kira Nerrys nun sexier sind.

Oktober 2007: Die ersten Aufnahmen für die neue Serie beginnen. Kiefer Sutherland zieht sich überraschend in letzter Minute von dem Projekt zurück, da sein Agent ihn davon überzeugt, dass die Darstellung eines blauhäutigen Außerirdischen mit 4 Geschlechtern seinem Image schaden könnte.

Ungefähr zur selben Zeit wird ein Kinofilm vorbereitet. Dieser spielt zur Zeit des Kriegs zwischen den Vulkaniern und den Romulanern, der einfach nachträglich in die Trekhistorie eingeflochten wurde. Jeffrey Combs (bekannt als Shran und Weyoun) spielt diesmal den Bösewicht, einen Romulanischen Flottenkommandanten, welcher die Vulkanier mit einem einzigartig wirkenden Virus vernichten will. Eine bisher unbekannte Crew soll den Bösewicht aufhalten… Der Name des Films: „ST – Point of view“ (POV)

März 2008: Längst wird dieses Jahr offiziell als großes Star-Trek-Jahr gefeiert. Auch deswegen, weil George Lucas damit beauftragt wurde, alle 10 Filme um neue Effekte und weitere Storyschnipseln zu bereichern. Der „G.L. – Star Trek Directors Cut“ wird sich jedoch weit unterhalb der Erwartungen verkaufen, da das unverständliche Gefiepe von Data die Filme 7 bis 10 völlig ruiniert.

„Star Trek – The Voyages“ startet mit einem Pilotfilm, der grandiose Einschaltquoten hat. Doch bereits 5 Folgen später sinken diese rapide ab. Als Grund geben eingefleischte Hardcorefans an, dass ENT und Voyager bei weitem frischer, innovativer und abwechslungsreicher waren.

Voyager löst DS9 und TNG bei der Umfrage einer großen Webseite plötzlich als beliebteste ST-Serie ab und zählt mit 72% Zustimmung inzwischen zur besten ST-Serie überhaupt. Über die Effekte in TNG macht man sich inzwischen nur noch lustig und gibt an, die Serie nicht mehr ernst nehmen zu können. Im April 2008 streicht Paramount sogar TOS aus dem offiziellen Canon der Trekserien. Die nächste Generation von Trekkies hielt die Serie nur noch für moderne Kunst. Bereits 12% konnten das Raumschiff im Vorspann nicht mehr als solches erkennen.

November 2008: Die erste Staffel von ST-TV neigt sich ihrem Ende zu. Aufgrund der parallelen Ausstrahlung von „Smallville – The Beginning“, einer Prequel-Serie um den 10-jährigen Clark Kent, sind die Quoten bereits unter ENT-Niveau gefallen. In einer der letzten Folgen der Staffel lässt man abwechselnd den weiblichen Piloten, eine Bardame und zuletzt sogar den männlichen Captain nackt duschen. Die Quoten steigen um 0,7% und Rick Berman spricht bereits von einer Trendwende.

Dezember 2008: Der neue Star-Trek-Film wird ein Flop. Am meisten ärgerte die Fans, dass die völlig neue Crew innerhalb von 5 Minuten eingeführt und charakterisiert wurde. Auch der Tod der beliebtesten Figur des Filmes, einer Lebensform aus Siliziumsulfat, stößt sauer auf. Immerhin konnte deren Bewusstsein zuvor auf einen Sack Steinkohle übertragen werden…

Trotz des schlechten Einspielergebnisses ist die Crew von ST-POV schon jetzt beliebter als die der Serie ST-TV. Daher entschließt man sich, beide Crews für die zweite Staffel von ST-TV mittels eines Zeitsprungs zusammenzuführen. Das Experiment misslingt. Berman lässt einige Hauptfiguren sterben und durch neue ersetzen, überdenkt das Konzept und baut die Zeitreiseidee weiter aus. Die Autoren schreiben mit allem, was sie haben, gegen die drohende Absetzung an, doch dieses kreative Durcheinander tut der Serie nicht sehr gut.

November 2009: Die 2. Staffel endet so undurchsichtig, dass innerhalb kürzester Zeit 130.000 Trekkies über einen Spendeaufruf insgesamt 1.288.900 Dollar sammeln, um Paramount den Abriss der Kulissen zu finanzieren und somit die Einstellung der Serie zu bewirken. Denn die Staffel endet mit einem Cliffhanger, bei dem das mittlerweile 3. Schiff der Crew (ein klingonischer Warbird aus dem 32. Jahrhundert) auf einer Südseeinsel einer parallelen Erde strandet. Es deutet sich bereits hier an, dass ein Eingeborener namens Uglag im nächsten Jahr zu den Hauptcharakteren zählen soll, da dieser sich bereits in diesem Cliffhanger gut in die Materie der Warpplasmareduktion einarbeitet.

Doch „leider“ wird die Geschichte niemals aufgelöst, da kurz nach dem Cliffhanger die Absetzung bekannt gegeben wird. Patrick Stewart gibt ein langes Interview dazu, in dem er die meiste Zeit behauptet, keine Minute dieser Serie gesehen zu haben und jetzt gleich zu dringenden Aufnahmen zu dem Kinofilm X-Men 5 zu müssen. Sorry.

Juli 2011: Kein offizielles Star Trek weit und breit… Inzwischen ist die Tricktechnik jedoch so weit, dass selbst begabte Laien mit bezahlbaren Mitteln grandiose Folgen drehen können. Neben der bereits 2005 bekannten Fanserie „New Voyages“ haben sich noch 4 andere etabliert, die allesamt riesige Erfolge feiern. Paramount unternimmt zarte Versuche, die Macher unter Vertrag zu bringen und deren Serien professionell aufzuarbeiten sowie selber herauszubringen. Als dies nicht gelingt, verklagt Paramount sämtliche Nachahmer und gewinnt in einem sagenhaften Gerichtsurteil.

Ab jetzt ist jede öffentlich gezeigte Serie, die erkennbar auf Star Trek basiert, verboten. Selbst ein Textilfabrikant muss eine bestimmte Sorte Schlafanzüge aus dem Sortiment nehmen, da geheim abgehaltene Theateraufführungen unbeugsamer Trekkies bevorzugt mit diesen Kleidungsstücken ausgestattet sind. – Die TV-Serie „Star Wars“ geht in ihre 3. Staffel.

September 2014: Als die Erde erstmals Signale von einer außerirdischen Zivilisation eines nahgelegenen Sonnensystems empfängt, wird SF plötzlich so populär wie nie zuvor. Paramount startet einen plötzlichen Relaunch des Franchise mit einer Serie namens „ST – Voices“, in der die gesamte Galaxie von einer mysteriösen Wolke eingehüllt wird, welche jegliche Raumfahrt unmöglich macht. Neue Völker sind nur noch über das Abhören des Nachthimmels zu entdecken und Informationsaustausch findet nur über Subraum statt. Die erste Staffel ist ein Erfolg, denn die kammerspielartige Atmosphäre der Kommunikationseinrichtung auf dem Mond erlaubt viele Charakterdramen zwischen den Figuren. Doch nach 22 Folgen gehen die Ideen aus und das Ganze wird eingestellt.

William Shatner verklagt Paramount, da er die Idee dazu gehabt haben will und diese als gestohlen ansieht.

Januar 2020: Inzwischen haben die realen Außerirdischen unsere Antwort erhalten und ihrerseits eine Nachricht zurückgesandt. Sie lehnen weiteren Kontakt mit der Menschheit aus „ethisch-religiösen Gründen“ ab. Außerdem „gerade keine Zeit“. Schade. Dafür landet im selben Jahr der erste Mensch auf dem Mars, was der Raumfahrt einen neuen Popularitätszuwachs bringt. Paramount überlegt kurzzeitig, eine ST-Serie über den roten Planeten zu starten, lässt es dann aber doch, als der irdische Raumfahrer auf dem Mars an einer Strahlenvergiftung stirbt. – Auch deshalb, weil dieser Mann als Zielgruppe anvisiert worden war.


(Klicken für große Version)

Rick Berman stirbt zeitgleich an Altersschwäche. Der Zustand von Walter Koenig, Leonard Nimoy und Patrick Stewart ist noch immer besorgniserregend und beschäftig die wenigen verbliebenden ST-Internetseiten über Monate hinweg. Star Trek ist tot.

Februar 2025: Die Rechte an Star Trek werden von einer kleinen innovativen Firma für einen symbolischen „Worldy“ (Weltwährung, Nachfolger des Euro) aufgekauft. Die 3-D-Neufassung von TOS ist ein voller Erfolg an den heimischen D4D-Playern (= Digital 4-D)!

Die ganze Welt ist glücklich… Sie lacht.

William Shatner geht es verhältnismäßig gut. Er plant eine neue Buchserie über die Wiedergeburt von James T. Kirk, doch seine Pfleger nehmen ihm den PC weg, da er ständig seine Demenz-Tabletten zwischen den Tasten verliert. Seine 178 Kilo sieht man ihm kaum an.

September 2025: Ein von der Terrororganisation Al-Quasar aus der Umlaufbahn geworfener Asteroid wird in wenigen Tagen die Menschheit auslöschen. Die Raumsonde Voyager XXII, welche zur Kontaktaufnahme mit der außerirdischen Zivilisation losgeschickt wurde, ist eine der wenigen Zeugen für die ehemalige Existenz der Menschheit. An Bord befinden sich – zusammen mit anderen Daten – auch 4 ausgewählte Voyager-Folgen samt Abspielgerät, um den Außerirdischen den Wert der menschlichen Kunst zu zeigen.

Nun sind die Episoden „Der Fight“, „Die Schwelle“ sowie die Doppelfolge „Endgame“ die letzten nennenswerten Überbleibsel der Menschheit in der Schwärze des Alls…

Mit einer Ausnahme: William Shatner wird kurz vor dem Untergang von einer außerirdischen Zivilisation gerettet und aufgrund einer uralten Prophezeiung als Gott angebetet. Star Trek V wird somit der erfolgreichste Film im Sternbild Waage und überlebt sämtliche galaktische Großreiche der kommenden Jahrhunderte…

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Artikel

von Klapowski am 17.09.05 in Star Trek

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Kommentare (10)

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  1. Gast sagt:

    Köstlicher Artikel!
    Ach ja: erster…

  2. Gast sagt:

    Na solange Voyager 22 nicht als Wie-Djie-Iih-Aahr zurückkomt ist doch alles Roger in Kambodscha

  3. hoki sagt:

    Sehr geil ist übrigens die Preisangabe der Spiegelausgabe. Die Kreativität dieses Beitrags wiegt damit nun so schwer, das diese Webseite bereits den Raum krümmt und selbiger um meinen Bildschirm nun doch deutlich dunkler wirkt. Wissenschaftskritiker die behaupten diese "Verdunkelung" wäre lediglich die Logische Folge von Roll-Läden und Wolken sind als Ketzer anzusehen und bei nächster Gelegenheit öffentlich zu paddeln.

  4. nakedtruth sagt:

    Der Artikel hat echt das Zeug zum Klassiker.

    Aber warum sagt Patrick Stewart in den Interview nicht seine Standardfloskel : "Ich kannte Star Trek gar nicht und musste erst meine Kinder fragen und dachte das geht nur eine Staffel. Doch es hat mich so reich und berühmt gemacht, dass ich nicht mehr in obskuren Atomzügen mit James-Bond-Imitatoren fahren muss und mir demnächst meinen eigenen Kontinent kaufen kann!"

  5. mungomunk sagt:

    Bester Artikel seit langem Artikel!

    Es ist ja beinahe schon erschreckend wie nah diese Zukunftsversion an einer möglichen Wirklichkeit ist.
    Vielleicht hat Klapowski aber auch tätsächlich nur den Text aus dem Worddokument kopiert! Andererseits ist es doch arg unwahrscheinlich, dass man ihm die Infos per "Diskette" zukommen lässt, ich meine kaum ein neuer Rechner wird heute noch mit dem ollen Dingens ausgeliefert. Außerdem: Wie soll man ihm das alles mitgeteilt haben, wenn noch der fette Shatner der einzige Überlebende war? Aber halt! Ich glaubs nicht!!! Hüftgürtel-Kirk ist Klapowski's temporal gestörter Sohn!!! Aber jetzt ergibt auch alles einen Sinn, denn als Gott kann der auch Disketten verschicken!

    HILFE!!!

  6. Raketenwurm sagt:

    Zwei Zahlenfehler sind im Text enthalten:
    "Der „G.L. – Star Trek Directors Cut“ wird sich jedoch weit unterhalb der Erwartungen verkaufen, da das unverständliche Gefiepe von Data die Filme 7 bis 10 völlig ruiniert."
    Aus der 10 muß man eine 9 machen, denn eine Ruine kann man nicht noch ruinieren.
    Und "An Bord befinden sich – zusammen mit anderen Daten – auch 4 ausgewählte Voyager-Folgen samt Abspielgerät".
    Statt der 4 gehört da eine 5 hin, da man in diese Sonde sicherlich auch noch die Folge "Das Ultimatum" packen wird.

    Ansonsten gibts nix zu meckern; feiner Artikel.

  7. Gast sagt:

    Trek is dead, nu endlich weg.

  8. Gast sagt:

    Nette Satire, die aber durch eine Kleinigkeit versaut wird, nämlich die Word Datei. Wenn schon, dann eine Notepad-Datei im txt-Format. Stumpfe Nadeln stechen nicht.

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