Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Star Trek Voyager – 7.02 – „Unvollkommenheit“ („Imperfection“) Review

Star Trek Voyager – 7.02 – „Unvollkommenheit“ („Imperfection“) Review

Eigentlich ist bereits der Titel der Folge ein gefundenes Fressen für gewiefte, hundsgemeine Hobby-Kritiker, die sich ein paar bissige Wortspiele in Bezug auf die Qualität der Folge erlauben wollen…

Aber: Wer hätte das geahnt?

Wer hätte je geahnt, daß ein Loch im Kopp Voyager noch einmal zur Ehre gereichen würde? Hier schienen mir stark autobiographische Elemente der Voyager-Autoren hineinzuspielen, wenn man an die Folgen denkt, die einem in der letzten Zeit vorgesetzt worden sind…

Aber der Reihe nach:

Bereits der Beginn der Folge ist ein Gedicht: Kurz und schmerzlos verabschieden sich die quirligen Borg-Kiddies nach einigen Monaten Speiseeis-Dezimierung und Spielereien mit Bauklötzen von der Voyager. – Das wurde aber auch langsam Zeit!

Immerhin haben die 3 kleineren Borg-Blagen in den letzten Folgen nicht gerade für viel frischen Wind gesorgt! Im Gegenteil: Ein modriges Aroma aus randvollen, hypermodernen Wellblech-Windeln mischte sich stets mit müffelnden Sprüchen von der „Altklug“-Fraktion… Erfreulich dann auch das plötzliche Erkranken unserer Lieblingsborg!

Sofort fühlte ich mich an TNG erinnert! Wir blicken zurück: Früher gab es noch massig Folgen, die fast ausschließlich auf der Krankenstation spielten! So gut wie jeder TNG-Charakter hatte in dieser Zeit wohl schon mal in das modrige Auge des Todes geblickt und intensive Gedanken über Tod und Leben angestellt.

Unvergessen die Folge, in der Worf eine federleichte Plastikrequisite auf die Kraterlandschaft geplumpst ist! Querschnittsgelähmt war der gute Mann damals, wenn ich mich nicht irre!

Und dann diese Folge, in der Riker von einer Schlingpflanze übel mitgespielt wurde. Ja, damals war man noch in der Lage, 30 Minuten an Rückblenden aus nur 3 Folgen zu recyceln!

OK, zugegeben: Diese Folgen waren hochgradig Scheiße und haben nie irgendwen interessiert. Ich erwähne sie an dieser Stelle auch nur, damit man mir keine „Rücksicht-slosigkeit“ vorwerfen kann…

Zurück zu Seven:

Im Prinzip war die ganze Folge auf einem für Voyager ungewöhnlich hohen Niveau gespielt: Leises Lamentieren, sitzende Sätze, dichte Diskussionen, passende Phrasen… – Und noch viele andere Attribute, von denen alle aus 2 Wörtern bestehen, deren Anfangsbuchstaben sich ebenfalls auf rätselhafte Weise gleichen!

Selbst mit Neelix konnte ich mich in dieser Folge fast anfreunden! – Die wegwerfenden Handbewegungen und das entnervte Kopfschütteln waren jedenfalls weit unterhalb normaler Parameter! Mir war nachher nicht mal schwindelig!

Etwas seltsam war jedoch der Ausflug von Janeway, Tuvok und Tom in das Borg-Trümmerfeld. Waren die Borg nicht mal imposante Gegner, die es mit ganzen Armeen aufnehmen konnten? Wer oder was ist denn hier durchgezogen, um unseren Fernsehschirm plausibel mit einer derartigen Masse an Masse anzureichern? Die lustigen Musikanten der Volksmusik und ihre Schergen der Hölle?

Und dann diese Kazon für Schlechterverdienende! Und diese kurze Flucht-Einlage durch das Trümmerfeld! Ist es inzwischen tatsächlich so, daß der Produzent dem Regisseur vor dem Drehbeginn noch mal schnell ins Ohr brummelt:

„Und vergiss nicht die actionreiche Weltraumszene, Joe!“

Worauf dieser vermutlich antwortet:

„Wieso Weltraumszene, Charlie? Dies ist eine Charakterepisode! Alles voll mit Charakteren, die Episode! Ein herrliches, stimmiges Stück Star Trek im Stil der…“

„Papperlapapp, Joe! (Zieht an diversen Zigarren) Ohne Weltraumszenen können wir keinen anständigen, spannenden Trailer zusammenkitten! Wie sollten wir denn da bitte diese Folge ankündigen? (Verstellt die Stimme in Richtung eines weinerlichen Tonfalls, der an die Anfangsmelodie von TOS erinnert). Sehen sie ein Charakterstück aus der ST-Schmiede! Seven ist krank und der Doktor hat alle Hände voll zu tun! Schalten sie also nächste Woche ein, wenn es wieder heißt: Rasende Skalpelle und kreischende Kreissägen, die sich durch willige Körper bohren!‘ (Kann ein Lachen kaum unterdrücken) Wer soll denn so was sehen wollen?? Leute über 14?? (Spuckt angewidert aus)“

Zum Glück findet die Folge aber schnell wieder zu ihrem anfänglichen Stil zurück: Fasziniert sieht man zu, wie viele Gerätschaften in so eine handelsübliche Stirn eingelocht werden können! Das sieht interessant aus, denn das hatten wir noch nicht!

Sogar der bereits x-mal benutzte Überraschungsmoment einer plötzlich abgeschalteten Holodecksimulation vermag noch einmal Anerkennung zu erheischen!

Auch die aufkommende Depression von Seven, das Hin-und-Hergerissen-sein zwischen Bettruhe, Todesangst und der verkrampften Suche nach Ablenkung (Voyager-Kritiker kennen alle diese Stadien beim Fernsehkonsum)… Toll!

Über weite Strecken ruhig und unaufdringlich gespielt, was nicht immer selbstverständlich ist!

Dann die überraschende Einmischung von Icheb, der überraschend in die Rolle des Spenders tritt, nachdem wir erst dachten, daß er lediglich eine Ich-will-Offizier-werden-Substorie bekleiden sollte. Ähem. Das dachten wir doch alle, oooder?

Bis zum Schluß wirkte jedenfalls alles sauber, rund und glaubwürdig. Die Stelle mit der nun echte Träne war am Anfang bereits gut vorbereitet gewesen und generell ist man froh, mal wieder ein etwas ruhigeres Stück Star Trek gesehen zu haben. OHNE pseudo-geniale und abgefahrene Ideen!

Diese Folge hat bereits schon jetzt das Rennen gewonnen und bekommt von mir eine wunderbare

Note: 1-

HOFFMANNS SENILER MEINUNGSKASTEN
Na, jetzt übertreib' mal nicht...
Natürlich gab es schon wesentlich schlechtere Folgen. Ich erinnere aus jüngster Zeit nur an „Die Muse“ – die wohl schlechteste Voyager-Folge aller Zeiten.

Andererseits kann ich Klapos Begeisterung beim besten Willen nicht nachvollziehen – ist er doch sonst immer vorhersehbaren Folgen gegenüber äußerst kritisch eingestellt. Was sollte also diese Lobhudelei? Donnerstag-Nacht einen feuchten Traum mit Kate Mulgrew gehabt?

Diese „Crew-Mitglied in Not“-Folgen haben einen entscheidenden Nachteil: man weiß bereits, wie sie ausgehen… Natürlich wird Seven gerettet. Auch die Storyline vermochte mich nicht wirklich zu überzeugen. Insbesondere Janeway’s Mordphantasien („Lassen Sie uns einen Borg suchen und plattmachen“) waren einmal mehr typisch End-Neunziger Star Trek: Ethik? Nein Danke!
Die „Weiter“-Entwicklung von Seven zu einer menschlichen Heulsuse, die plötzlich in der Lage ist, Gefühle zu zeigen, ist für mich ebenfalls ein Schritt in die falsche Richtung. Warum werden die wirklich interessanten Star Trek Charaktere wie Data, der Holodoc oder Seven durch völlig überflüssige Charakterentwicklungen immer verwässert und dadurch uninteressant gemacht?

Alle anderen Charaktere bleiben sieben Staffeln lang die gleichen trüben Tassen, wie sie Dumpfsinn des ersten Drehbuchautors entsprungen waren: Tuvok, Janeway, Chakotay, Kim, Tom, Neelix, B’Elanna. Null Fortschritt. Dagegen wird mit dem Doc und Seven solange herumexperimentiert, bis sie ebenso langweilig sind, wie der Rest: menschlich, eben. Schon als Data in den „Genuß“ des Emotionschips kam, war der Ofen aus – eine völlig bekloppte Idee. Genausogut hätte man Captain Picard seine Vorliebe für Tuntengehabe entdecken lassen können. Glücklicherweise hat man den Emotionschip aus ST9 wieder verbannt.
Einen gewissen Kultcharakter hatten Tom’s Joysticks im Deltaflyer. Ich war ja schon Fan der legendären Szene in ST9, als Riker einen ALDI-„Funmaker Pro“ Joystick auspackte und die Enterprise hart in die Kurve legte. Diese Anspielungen auf gute alte TOS-Technik liegt genau auf meiner Linie.
Alles in allem war die Folge kurzweilig, aber weitgehend vorhersehbar.

Note: 3+

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Artikel

von Sparkiller am 22.06.01 in Star Trek - Voyager

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