Star Trek Voyager – 7.18 – „Menschliche Fehler“ („Human Error“) Review
Und dieses mal besorgt es ihr Chakotay so richtig! Ein echter Fall von und für den Dampfhammer sozusagen. Dachten wir…
Es hätte so großartig werden können: Nachdem sie überall nach ihr gesucht hat, hätte Seven of Nine ihre Menschlichkeit unter einem VOY-Drehbuch entdecken können. Sorgfältig wendet sie das verstaubte Ding gewissenhaft in der Hand, findet Gefallen daran und beschließt, sie zu behalten…
Doch der einzige Unterschied zwischen VOY-Autoren und meiner Großmutter dürfte wohl das Blumenmuster auf dem Sofabezug sein. – So einer konservativen, Änderungen abgeneigten Haltung begegnet man nur selten.
Denn mal ehrlich, liebe Freunde: Voyager hat die zweite Hälfte der 7. Staffel erreicht. Nichts spräche dagegen, die Drohne, die sich 5 Folgen nach ihrer Einführung nicht mehr bemerkenswert weiterentwickelte, nun ordentlich auf den Putz prügeln zu lassen. Wahre Liebe? – Immer nur her damit!
Entfernung der Borg-Komponenten, die frigide machen? – Weg damit! Ich hol schon mal die Heckenschere! Techtelmechtel mit Chakotay? – Warum nicht? Gerne auch mit Tuvok, Neelix oder Janeway oder allen zusammen! Wäre freie Liebe in einer toleranten Welt nicht in Gene’s Sinne?
Doch warum mussten diese interessanten Ansätze denn ausschließlich in einer Holo-Folge verballert werden? Warum nicht mal ein echtes Date mit Chakotay nebst Kochduell? – Als Zuschauer konnte es mir nämlich ein Stück weit egal sein, welchen Ausgang das Sexperiment auf dem Holodeck denn nun nimmt. Ob der Traumfänger nun im Natriumchlorid köchelt oder Chakotays seine Möhre auch groß genug zurechtgeschnitzt hat, war in der Seifenblasenwelt aus Photonen und Croft-Feldern (sehr sexy, die gute Seven) doch längst nicht so spannend, wie es in der Realität (der der SERIE, liebe Zuleser!) hätte werden können!
Ich musste sogar in die Föderations-Flagge über meinem Fernsehers schnäuzen, als ich gegen Ende ertragen musste, wie eine eigentlich recht sensible Charakterfolge wieder so endete, wie sie begonnen hatte! – Lehnen wir doch einfach einen Eingriff ab, der alle Möglichkeiten öffnet, aber keine verschließt. Regenerieren wir uns eben die letzten Folgen auch noch fröhlich vor uns hin, tragen Aluminiumschrott im Gesicht umher und bieten den Fans, was sie an Seven schon immer liebten: Die flirrende Erotik einer 2.000-Watt Kühltruhe, gewürzt mit den ewig gleichen Gags über „Effizienz“.
Da schlägt sich der Trekkie wieder auf die Schenkel und zeigt grölend auf den Fernsehschirm:
„Sie hat’s wieder gesagt! Effektivität! Füge dich! Kollektiv! Logik! Ruf-Mich-An! – Meine Güte, sie hat’s wieder gesagt! Wie eine echte Borg halt! Prust!“
Davon abgesehen war es natürlich schon faszinierend, den Charakter auf Barcleys Pfaden wandeln zu sehen: Vernachlässigung der Arbeit zugunsten Triebbefriedigung und Realitätsflucht. Dazu die Angst davor, nicht perfekt zu sein und daher das Bedürfnis, dem durch harte Arbeit und Vorbereitung vorzubeugen. Erstaunlich, wie sich gerade ein Voyager-Autor in diese doch abwegige Gedankenwelt hineinarbeiten konnte!
Etwas blässlich wirkte auch wieder Chakotay, bzw. sein photonisches Abziehbildchen: Dieser Mann ist die absolute Personifizierung des „lieben Onkels“, wie ihn kleine Kinder lieben: Ruhige, gewandte Stimme, perfektes Auftreten, freundliche Tipps zu Seele, Psyche und indianischen „Wir sind im Einklang“-Ritualen sowie mit charmanter Zurückhaltung und mit förmlich eintätowierten Sympathiepunkten gespickt. Sprich: Langweilig, blass und noch immer nicht anständig ausgearbeitet. Ein Voyageraner eben…
Völlig doof und belanglos auch die Weltraumbedrohung der Woche. Irgendwas bummst da eben lautstark gegen die Hülle, und es ist NICHT Seven auf Holodeck 2. Subraumwaffen halt. Kein Wunder um diese Jahreszeit. Hat ja auch viel geregnet. Muß man halt aufpassen…
Die einzigen Gründe, warum wir dieser Hirnpisse beiwohnen mussten, waren:
1.) Trailer-Alarm:
Sicher mag es Kiddies geben, denen ein Ausschnitt (Wortspielalarm), welcher einen Blick auf den Äquator von begehrenswerten G(Sp)aßplaneten freigibt, vollkommen reicht, wenn sie ihn in der Vorschau zur nächsten Voy-Folge sehen und sich dazu entscheiden, auch nächste Woche wieder reinzutaumeln. – Andererseits dürfen Produzenten ja nicht vergessen, dass die süße, junggebliebene Fanschar ja auch noch kleine Brüder hat. Brüder, die aufblitzende Kraftfelder lieben und enttäuscht sind, dass diese bis heute nicht im Spielzeughandel erhältlich sind.
2.) Seven wischt alle Tränchen ab:
Man brauchte ganz dringend eine hübsche Bewährungsaufgabe, an der Goldsträhnchen erst einmal mit Pauken und Trompeten durchfallen musste, damit der Zuschauer auch merkt: Aha! Dieses Holo-Dings-Programm liegt der Frau ja ganz schön am Herzen. Wer im All zu lange nach sich selber sucht, muß aber ganz schön uffpassen! Puh! Ist ja gerade noch mal gut gegangen! Und gegen Ende war es natürlich enorm wichtig, zu verstehen:
Schlaues Mädchen, diese Seven! Pflichtbewusst. Effizient. In dieser Hinsicht hat sie also was drauf, emotional ist sie dann wohl eher ein ausgebranntes Autowrack. Tja, Schade auch. Ist jetzt schon Schluß?
Glücklicherweise spielten sich die fliegenden Mülltonnen kaum in den Vordergrund… Ja, wirklich schön, dass Janeway, Kim und Neelix uns nur am Rande belästigten. Ach ja, und die komischen Raketen machten die Charakterfolge auch nicht wirklich kaputt. Diese grundsolide Leistung aller Beteiligten, die nur daran krankt, dass alles nur ein Holodeck-Gespinst darstellt…
Note: 3+
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