Doctor Who – 6.03 – „The Curse Of The Black Spot“ Review
Hoho, ihr Landratten! Buddelt mal nicht in der Buddel rum, sondern seht einmal kurz zu mir rüber! Ja, auch Du mit dem Astronautenhelm und die Typen mit dem Taschenkalender aus dem Jahre 5390! Diesmal müsst Ihr Euch mal auf einen Seegang einlassen, der sich gewaschen hat. Etwas, was ein echter Pirat natürlich nie tun würde. Also: Spitzt die Säbel und die Ohren, denn es ist Zeit für eine… ALIBI-SPIELT-IN-DER-VERGANGENHEIT-EPISODE, horreeey!!
Inhalt: Auf einem Piratenschiff kann selbst ein kleiner Kratzer am Finger dafür sorgen, dass eine Sirene die Seeleute mit einem schwarzen Fleck markiert und später zu sich holt. Der Doctor hilft!
Meinung:
Die Folge war von Anfang an nicht besonders ernst zu nehmen (Amy verkloppt ausgewachsene Seeleute, während der Doctor auf der Planke rumalbert) und erinnerte mich schmerzlich an „die „Fluch der Karibik“-Teile, die sich seit Jahren nach Kräften bemühen, die Analphabetenrate über den Wimpel einer Piratenflagge zu treiben. Und wenn NIEMAND diese Geschichte ernst nimmt, sie aber gleichzeitig nicht witzig genug ist, um ausgelacht zu werden, fehlt natürlich ein bisschen die Motivation, sich einen Zahn aus dem Mund zu nehmen und zu rufen: „Heureka! Seefahrer-Skorbut!“.
Abgesehen davon waren die Vergangenheitsstorys mit mystischen Kinderschrecks nie meine Favoriten: Vampire in Venedig? Dann lieber Skinheads in Sachsen-Anhalt, ist gruseliger. Das selbe galt bislang auch für Werwölfe, Hexen und Geister, egal, ob sie nun Shakespeare, der Queen oder Jesus höchstpersönlich auf den Sack gingen oder unbeteiligte Lumpenträger durch die Pestgasse jagten. Aber ganz ohne Vergangenheit geht es langfristig nun mal nicht, wenn man eine Zeitmaschine besitzt. Das wäre ja sonst wie Autofahren ohne Rückwärtsgang.
„Okay, ich WEIß, dass ich hier nicht sterben werde. Ich weiß nur noch nicht, warum nicht… nicht. Das macht mich echt fertig, Jungs!“ – Rum gesoffen, weiterhoffen: Die Coolness des Doctors in Situationen wie diesen ist echt bemerkenswert! Selbst im Inneren der Menschenmasse der letzten Love-Parade hätte er wohl nur gesagt: „Diese Leute erzeugen sehr viel Wärmeenergie und Reibungshitze. Wir werden diesen Effekt nutzen, um von diesem Ort zu entkommen, hihi.“
Selbst innerhalb der pervertierten Who-Logik machte die Geschichte aber nur eine homöopathische Menge an Sinn: Die Sirene kann also durch Reflektionen steigen, selbst dann, wenn ein normaler Körper nicht hindurchpassen dürfte (Krone, Medaillon…)? Da hätte der Doc die Spiegel nicht nur zerschlagen, sondern gleich pulverisieren müssen. Und allen Anwesenden die glänzenden(!) Augen ausstechen. Die anfängliche Theorie mit dem Wasser fand ich irgendwie nachvollziehbarer. Das hätte das P.M.-Magazin bestimmt noch ohne Probleme erklären können („Wasser – Geheimnisvolles Atom-Gedächtnis?“). Aber soooo hätte ja auch eine Raufasertapete oder eine volle Blase zum Dimensionsportal werden können.
Zumal die Sirene auch aus dem pfützenhoch nassgeregneten Deck hätte steigen können, statt aus der blöden Königskopfbedeckung. Wie gut, dass wenigstens die Grundidee der Episode nicht übermäßig GLÄNZEND war… Aber der Doctor weiß (bzw. ahnt) ja immer alles besser und somit ist ihm natürlich klar, dass die Verschwundenen nicht verpufft sind, sondern von Mermaid-Scotty weggebeamt wurden. Tja, niemand rät und zockt besser als Doctor „Bringt-die-Casinos-vor-ihm-in-Sicherheit“, weswegen das selbstmörderische Gruppenritzen in die Fingerkuppe dann auch zum Erfolg führt.
Vielleicht liegt meine leichte Überempfindlichkeit aber auch daran, dass die letzten beiden Folgen wahre Wundertüten waren, zudem innen viel größer als von außen. Viel lieber hätte ich wieder mehr über die Silence-Aliens erfahren, über Amys Kind oder die Größe von Moffats LSD-Tablettenröhrchen. Da steht eine Photoshop-Schönheit, die alle paar Minuten irgendwelche ungeschliffenen Seebären verpuffen lässt, irgendwie dann doch nicht drüber. Zumal Rory wieder nur die zu rettende Maid in Nöten darstellt (bei Buffy hieße er „Xander“) und im ersten Episodenteil nur den grünen Stinkefinger der Gegenspielerin im Anus spürt. Nicht zu vergessen den kleinen Jungen (natürlich heimlich an Bord gekommen), der die allgemeine Bart-Parade ein wenig auf Flaum-Niveau herunterkochen sollte.
„Dass meine Körpercreme nicht aus ECHTEN Algenextrakten gemacht sein soll, das halte ich für eine böswillige Unterstellung der Konkurrenz!“ – Mit Babyface in Time and Space: Dies hier ist mal eine echte (Achtung, Wortspielalarm!) Notarzt-Sirene! Ihr Gesang betört ganze Schiffsladungen an Männern. Nur Dieter Bohlen wagte es, von seiner Segelyacht zurück zu brüllen: „Klingst, als hätte’ste ’nen Frosch im Arsch, Mädel!“
Das Ende hat mich dann wieder etwas versöhnt, wurde doch eiiinigermaßen sinnvoll erklärt, warum die Sirene ein Tattoostudio für Handflächen betreibt und nur Verletzte abschleppt: Sie ist eine Art AOK-Hologramm! Eine Art Voyager-Holodoc, der intelligent genug ist, einen Ehering nicht als goldhaltiges Fingergeschwür zu missinterpreieren, andererseits aber Menschen ins Dauerkoma versetzt, wenn sie sich nur den Fingernagel gebrochen haben. Besser sind da wohl jene dran, die Privat- oder besser GAR NICHT versichert sind. Ebenso seltsam ist auch die Funktionsweise der Genesungsapparaturen: Rory kann auf dem Bett sprechen, ertrinkt aber flugs weiter, wenn man ihn herunternimmt. Das macht physikalisch ungefähr so viel Sinn, als würde ich beim Hinabsteigen einer Treppe sterben, weil sich die Stufen als Fallhöhe aufaddieren.
Und gibt es wirklich keine Beatmungsmaske in der Tardis? Kein Herz-Druckmassage-Bügeleisen? Timey-Wimey-Gedöns wichtiger als ein Erste-Hilfe-Kasten? Fand’s auch etwas seltsam, dass es der Doctor nach zighundert Jahren Lebenserfahrung nicht für nötig hielt, klein Amy bei der Wiederbelebung zu helfen. Der Mann gerät doch sonst in übertriebenen Aktionismus, wenn nur ein Marienkäfer auf seiner Nase landet…?
Dass die Piraten spontan ein Raumschiff ins All lenken konnten, beruhigt mich hingegen sehr. Das bestärkt mich sehr in meinem Wunsch, doch noch vom Satire-Redakteur doch noch auf NASA-Astronaut umschulen zu können.
„22 Uhr und alle liegen brav auf ihren Schwebeplattformen. DAS nenne ich mal eine straff geführte Jugendherberge!“ – „Wenn wir Rory finden wollen, müssen wir wohl in die Darmsondenabteilung gehen, oder? Ich kenne doch seine Dramaturgiegewohnheiten…“ – Liege deinen Nächsten: Das fremde Raumschiff sieht jetzt nicht besonders beeindruckend aus. Aber bei der BBC waren nun mal gerade die Maler…
Der Staffelarc wurde – wie gesagt – erst mal nicht weitergeführt, allerdings scheint „Schiebefenster-Lotte“ zukünftig häufiger mal bei Amy reinschauen zu wollen. Apropos „Reinschauen“: Ich vermute ja weiterhin, dass es sich dabei irgendwie um ihre vergessene Frauenärztin handelt, die irgendwas mit der verdrängten(?) Schwangerschaft zu tun hat.
Fazit: Auch, wenn dies hier nicht mein Lieblingsszenario war und die Who-Crew ein bisschen zu sehr den Depp mimte (nein, nicht Johnny Depp!), muss man eingestehen, dass auch schwächere Folgen durch die flotte Inszenierung und die launige „Duffta-Mucke“ so sympathisch wiederkommen wie Lena Meyer-Landrut vor ihrem ersten Applaus. Also: Netter Versuch, aber die Vorschau auf die nächste Woche (Eine Timelord-Mutti?!) gefiel mir auf Anhieb besser!
Gegenspieler mit merkwürdiger Schwachstelle. Check.
Plumper Einbau eines langfristig geplanten Handlungsstrangs? Check.
„Ganz anders, als gedacht“-Auflösung? Check.
So originell der Herr Moffat sein kann, nach all dieser Zeit fällt es mir schwer, nicht gewisse Muster (siehe oben) in seinen Geschichten zu entdecken. Und wird dies meistens schon allein durch die schiere Menge an Ideen (siehe vorherige Folge) gut übertüncht, so wirkte diese Episode um eine singende Kratzbürste (im wahrsten Sinne, ha-ha!) doch etwas sehr gestreckt.
Verbringt man einen Großteil der Zeit doch damit, einen Matrosen nach dem anderen von der Heulboja verpuffen zu lassen und dabei wie vom wilden Klabautermann gebissen durch das, durchaus sehr schön gemachte, Piratenschiff zu joggen. Letztendlich war dies aber eh alles für die Katz und die Situation nicht einmal tatsächlich gefährlich. Quasi „Resident Evil“, wo die Zombies einem in Wirklichkeit nur einen Strauß Blumen schenken wollten. („Gehiiiirn… einschalten und in eine Vase mit Wasser stellen, jaaa?“)
Und der rote Faden um die Türschlitz-Tante wirkt mittlerweile einfach nur blöööd. Teil einer schönen Vorrausplanung ist es nun einmal auch, daß man diese Elemente etwas pfiffig in eine laufende Geschichte einwebt. Aber hier wird das Teil nur mit groben Metzgerpranken reingeschnitten und fertig. Zumal die mysteriöse Dame nicht einmal etwas sinnvolles von sich gibt („Machste fein, Amy. Bis dann!“ *schlitz zumach*), sondern nur aus Gründen des Vorhandenseins… äh… vorhanden ist.
Fazit: Mäßig interessante und arg formelhafte Episode mit diesem gewissen Lückenfüller-Nachgeschmack. Was erlaubt sich der Moffat auch, einfach (fast?) NÜCHTERN ein Drehbuch schreiben!? Note: 6 von 10 Punkten
„So originell der Herr Moffat sein kann, nach all dieser Zeit fällt es mir schwer, nicht gewisse Muster (siehe oben) in seinen Geschichten zu entdecken.“ – und dabei hat die Episode nicht Moffat geschrieben, sondern der Typ, der die zweite Episode des letztjährigen anderen Moffat-Serienwunders „Sherlock“ geschrieben hat.
Ich hatte im Vorfeld Schlimmes erwartet von dieser Episode, und war dann freudig gestimmt, dass es immerhin guter Durchschnitt war. Viele Logikfehler, und irgendwie hat mich das auch alles kalt gelassen, und zusammen mit der Auflösung des Schiffs im Schiff war es dann doch okay. Schon Schlimmeres gesehen.
Ich hab mir zwar abgewöhnt bei dem Doc nach der Logik zu fragen, aber die Szene, die mir als Gier- und Geizkragen äh Kunst- und Kulturinteressierten am meisten weh getan hat, war als die den Schatz äh die historisch wertvollen Kunstgegenstände über Bord geworfen haben!! Bei der Trinkwassertonne reicht Deckel druf (von den ganzen schon im Artikel erwähnten anderen glänzenden Sachen abgesehen), aber den Schatz kann man nicht einfach in eine Kiste tun?
Antwort: Nein, natürlich nicht! Sonst könnte man die mit dem Holzhammer transportierte moralische Botschaft nicht vermitteln! :D
Die „Scheinbares Killer-Alien war nur hirnloses Programm, das in Wirklichkeit heilen will“-Auflösung war erstmal nett und hat die Folge gerade noch gerettet, entpuppt sich aber bei genauerer Betrachtung von Staffel 1 als Moffat-Selbstplagiat. Letztlich hat der Kerl wohl auch nur einen großen Konzeptmixer und zu viele bunte Pillen.
Hoffen wir mal, dass das hier ein Ausrutscher war. Großartig mitfiebern tu ich allerdings nicht, dafür tangieren mich die Charaktere im Moment einfach zu periphär.
Übrigens fangen einige US-Fans schon an zu scherzen: „Oh my god, they killed Rory! YOU BASTARDS!!“
Wie oft muss der arme Kerl eigentlich noch den Disney-Tod sterben? Und besteht er seit dem Staffel-5-Finale nicht eigentlich sowieso aus Plastik?
Nochmal: Die Story wurde NICHT VON STEVEN MOFFAT, sondern von Stephen Thompson geschrieben. Man beachte die unterschiedlichen Buchstaben, auch im Vornamen.
Die Folge nächste Woche kommt dann übrigens auch nicht vom Moffman, sondern von dem legendären Neil Gaiman (Sandman, Caroline, Stardust), und könnte deshalb auch wieder supi werden. Sie konnte zumindest letztes Jahr nicht gedreht werden (wäre Folge 11 gewesen), weil das Budget zu dem Zeitpunkt schon zu aufgebraucht war. Scheint also auch eine der aufwändigeren Episoden zu sein.
tach auch !
Da bin ich, als ehemaliger Seemann, ja mal gespannt wie mir die Folge nach dieser Rezension gefallen wird.
Es ist wirklich lustiger zu warten bis Klapowski und Sparkiller etwas rezensiert haben, um es dann zu schauen.
Weiss jemand , wann es mit den Missfits weitergeht?
(Ich habe schon entzugerscheinungen. :-))
Gruss BergH
@Raketenwurm: Stimmt, aber Doctor Who hat seit 2005 das amerikanische Prinzip des „Showrunners“ übernommen, der als Chef der Schreiberlinge und ausführender Produzent agiert. Das Amt hat Moffat von RTD übernommen, und damit ist es sehr wahrscheinlich, dass er in jedem Drehbuch seine Finger drin hatte. Zumindest ist er die höchste kreative Autorität der Serie.
hehe:
Also nochmal, Mister Moffat, Sie sind jetzt nicht mehr Steven Moffat aus Springfield, sondern Stephen Thompson vom Terrorsee. Üben wir das einfach mal: „Hallo, Mister Thompson!“ – „Ich glaube er spricht mit Ihnen!“
Tja, was gibts zur Folge zu sagen…laaaaangweilig.
Ich überlege ernsthaft, die Episode mal ins Schnittprogramm zu laden und die überflüssigen Szenen rauszuschneiden. Dürfte so ne viertelstunde übrig bleiben.
Computergeneriertes Monster jagt generische Piraten..gähn..
Richtig gestört hat mich tatsächlich auch die Tatsache, dass der Doc sich bei der Roryreanimation aufs gespannt gucken und Nagelkauen beschränkte. Besonders weil ich mich schwach an eine Folge erinnern kann, in der die Krankenstation der TARDIS erwähnt wird.
Apropos Tardis: Warum genau ist die jetzt nochmal vom Schiff verschwunden? (wer hat hat da Plottwist gerufen?)