Hauptsache alt? – Die Kultur im Wandel des Pixels
Wir beschäftigen uns hier ja den lieben langen Tag mit Medien. Meistens Serien und Filmen, jedoch sind wir auch bei Comics, Games, YouTube-Videos, Online-Klugscheißerei und Blogs zuhause. Immer wieder muss ich jedoch feststellen, dass diese „jungen“ Medien (gerade mal zwischen 10 und 100 Jahren alt und somit im Durchschnitt noch nicht mal rentenberechtigt!) in der Welt dort draußen gar nicht als Teil des Kulturbetriebes wahrgenommen werden. Doch warum ist das so?
Erst kürzlich warf ich bei einem Gespräch mit einem fotografierenden Hobbykünstler leichtfertig ein, dass Videospiele schon lange ein Kulturgut seien. Inzwischen ja sogar vom deutschen Staat abgesegnet, was uns obrigkeitshörigen Germanen viel Arbeit abnimmt, weil es das simple Nachschlagen der Definition des Wortes „Kultur“ erspart. Man braucht ja diese zusätzliche Zeit zum Hera-Lindt-Lesen.
Mein Gesprächspartner erwiderte jedenfalls entrüstet, dass Videospiele kein Kulturgut sein könnten, da von der Industrie (hier bitte abwertende Betonung auf beiden „i“s denken) auf Spaßmaximierung und verblödende Eingängigkeit optimiert. Aha. Wie gut, dass wenigstens Bücher und Filme nur dann veröffentlicht werden, wenn sie keiner kapiert und das Thema depressiv macht. Macht ja auch Sinn. Wobei ich mir in Deutschland manchmal nicht ganz sicher bin, ob der Sarkasmus im obigen Satz verstanden werden würde.
Achtung: Welches der beiden obigen Werke ist kulturbegründender als das andere? Kleiner Tipp: Bei einem von beiden besteht die Künstler-Engine nur aus einem Ventilator mit 2 dran gebundenen Pinseln.
Doch was wird subjektiv eigentlich zur Kultur? Ich würde sagen: „Kultur wird etwas, wenn diejenigen, die auf die Anfänge einer Sache zurückblicken, älter als 30 sind.“ – Eben jene, die 10 Jahre nach der Entsorgung alter Heidi-VHS-Kassetten plötzlich bei Ebay die DVDs ersteigern, weil Kindheitserinnerungen irgendwie immer Kult sind. Zur Not kann man so tun, als würde man den eigenen Kindern etwas Gutes bescheren. Motto: „Jetzt, wo Du schwanger bist, können wir doch endlich die Megabox von ‚Unsere kleine Farm‘ bestellen, oder, Schatz?“ – Schließlich werden diese Leute irgendwann auch Kulturredakteure.
Und da auch ich kürzlich in einem Moment der geistigen Schwäche ein paar „Ducktales“-DVDs erstanden habe, ist wohl auch diese Serie in die höheren Weihen der nickenden Schnauzbartträger aufgestiegen. Ein Kulturgut eben. Endet aber nur auf „gut“, kann durchaus auch „schlecht“ sein, ohne den kulturellen Status einzubüßen. Geschmäcker wechseln schließlich alle paar Jahre („Igitt, diese 90er-Jahre-Serie sieht aus wie ein regenbogenfarbenes Kaubonbon!“), aber trotzdem ist ein römisches Aquädukt noch (Bau-)Kultur, obwohl man heute die Wasserrohre so verlegt, dass man sie erst unter dem eigenen Arsch zu entdecken vermag.
Ich und mein Vater mussten uns daaaamals noch rechtfertigen, was unseren hohen Comic-Konsum anging, weil sprechende Enten mit Geldspeicher ja unweigerlich dumm machen würden. Trotzdem bestanden meine Deutschaufsätze eher selten aus Phantasielauten wie „Würg, Spotz, Zeter!“ und auch die durchschnittlichste Micky-Maus-Story hatte stets eine erstaunliche Häufig von Subjekt, Prädikat und Objekt. Trotzdem zeigte sich kürzlich eine Sozialarbeiterin völlig überrascht, als ich meine stets guten Deutschnoten auf den frühen Konsum blasenemittierender Schnabelwesen zurückführte. Geglaubt hat sie mir nicht. Vermutlich hält sie mich jetzt für ein Wunderkind, das durch den Comickrempel auf Normalintelligenz zurückgeprügelt wurde.
Absurdes Theater contra Theater ad adsurdum: Welches dieser beiden Bilder wäre vom künstlerischen Standpunkt her schwieriger zu kopieren? Hilfestellung: Gehen Sie davon aus, dass im Obstladen genügend Bananen vorrätig sind und Sie lila Watte im Haus haben.
Und auch heute muss man sich manchmal wie ein Irrer ansehen lassen, wenn man nebenbei erwähnt, dass durchschnittlicher Bürojob nichts gegen die Probleme eine „Anno 1404“-Siedlung ist, der gerade die gesalzenen Pillermänner für die Aristokraten ausgehen. Die Denkweise „Computerspiele machen blöd“ scheint so unausrottbar wie die Auffassung zu Beginn des Buchdrucks, es sei schädlich, wenn jeder Mensch sich plötzlich mit seltsamen Schriften beschäftigen könne.
Aber auch in den „Klugscheißer-Medien“ (SPIEGEL, Focus, FAZ, ect.) gibt es seit einigen Jahren ein langsames Umdenken. So darf man im SPIEGEL alle paar Monate den Artikel zu einem Spiel bestaunen, der höchstens zu 80% Wahrscheinlichkeit das Wort „Ballerspiel“ beinhaltet. Und in dem beiliegenden Kulturheftchen durfte man nun einiges über die Musicalfassung(!) zu „Spiderman“ lesen, die seit geraumer Zeit in den USA entwickelt wird. Nicht zu vergessen das Computerspielemuseum, dessen bloße Existenz es dem kahlköpfigen Kahlschlagphilosophen erlauben dürfte, nicht nur von Theater und Deutschlehrerliteratur zu faseln. Merke: Auch in Büchern ohne Blechtrommel gibt es Weisheiten für Volljährige. Und wer sagt denn, dass man aus „Krieg und Frieden“ nicht ein wunderbares Point-and-Click-Adventure machen könnte?
Und immer häufiger stolpert man über Kunstobjekte zu Super Mario, Comics und dem ganzen nerdigen Rest. Superheldenverfilmungen werden zu Doktorarbeiten, Vampirabenteuer zu Abhandlungen und Onlinerollenspiele zu einer Spielwiese für Psychologen. Wenn diese einen Psychologie-Statuswert von höher als 17 haben, natürlich.
Wunderbar wahr: Die Ölbilder von Mikaël Aguirre fangen die Stimmung zahlreicher Videospielklassiker hervorragend ein. Würde mir das durchaus in einem Museum ansehen. Gut, dass in Ägypten gerade ein paar geplündert wurden. Mumien haben wir im Kulturbetrieb schließlich schon genug!
In den letzten Jahren kommt es immer seltener vor, dass ich den Feuilleton einer Zeitung zum Einwickeln alter Fischgräten verwenden muss. Im SPIEGEL waren die Zeiten 2007 endgültig vorbei, in denen der unerträgliche Matthias Matussek den gesamten Kulturteil mit Theaterrotze füllen konnte. – Die so konservativ anmutete wie Matusseks peinliche Rechtfertigung katholischer Premiumverbrechen. Seitdem darf man auch mal über Blockbuster-Filme staunen. Zwar nur mit der selbstauferlegten Distanz eines ertappten Pornofilmguckers, der irgendwas von „zeitgemäßer Erotik“ faselt, aber immerhin.
Es ist also etwas in Bewegung, gerade auch durch die neuen Medien. Selbst die Verbotsrufe von Baller- und Gewaltspielen erklangen nach den letzten Amokläufen irgendwie leiser. Vielleicht waren die zuständigen CSU-Polikter aber auch gerade alle beim Schützenfest…
„Ich und mein Vater“ – ja hast du denn gar keine Kultur?
Sehr guter Blogeintrag!
Meiner Meinung nach ist das alles ganz dummes Gelaber von Leuten, die ihre Hobbies und Interessen als (gesellschaftlich?) höherwertig ansehen. Lässt sich auch gut auf den Musikgeschmack übertragen: Ein Besucher eines klassischen Konzerts, ganz gleich ob ihm die Musik gefällt oder nicht, ist kulturell ja wie ein Captain angesehen. Beim Besucher eines Aggro-Rap Konzerts langts dafür nicht mal bis zum Fähnrich (ehrenhalber). Letztendlich kommt es doch nur darauf an, was einem ein bestimmtes Kulturgut -egal wie alt und welcher Art- persönlich gibt.
Bei einem Aggro-Rap-Konzert würde ich sofort zugeben, dass dies Kultur ist. Schon aus Angst vor den Aggro-Rappern. Und wenn sie noch die Androhung einer Zusatzstrophe drauflegen, gebe ich sogar zu, dass Gott selbst diese Musikrichtung erfunden hat. Da bin ich durchaus eigennützig.
Aber Spaß beiseite: Was mich am meisten nervt, sind folgende Aussagen, die man im kreativen Betrieb (und natürlich auch im Internet) immer wieder hören kann. Diese sind schlichtweg falsch.
– „Ein Kritiker muss objektiv sein, damit er gut ist!“ (Ach? Also so was wie ein Nachrichtensprecher?)
– „Das ist keine Satire, weil ICH nicht lachen konnte.“ (Muss man lachen?)
– „DAS ist keine Kunst, sondern nur eklig / nervig / unnötig!“ (Fast alles von Menschen Geschaffene ist Kunst)
– „Dieses spezielle Medium macht unweigerlich dumm.“ (Aha. Sieht man an Dir, wa?)
– „Lese doch mal was anständiges!“ (Die meisten „anständigen“ Bücher sind auch nicht erhellender als ein Gespräch in der Kneipe)
Alte Kultur hat den Vorteil sich bewährt zu haben. Vieles von der aktuellen Kultur wird zum Glück in 50 Jahren längst vergessen sein, wenn auch nicht alles. Aber das meiste der klassischen Kultur wird auch dann noch genauso aktuell sein.
Außerdem hat die klassische Kultur den Vorteil weltweit eine große Verbreitung in allen Bevölkerungsschichten zu haben. D.h. man kann sich mit vielen darüber austauschen, während einige hier erwähnte Themen sich auf eine jüngere Generation von Nerds beschränkt.
Auch wenn es viele Bücher gibt, die inhaltlich auch nicht unbedingt anspruchsvoll sind, so ist schon allein das Lesen eine Kulturtechnik die kognitiv anspruchsvoller ist, als sich nur rein audiovisuell berieseln zu lassen, genauso wie auch abstraktere Kunstformen das eigene Denken und Fantasie anregen.
Im Feuilleton wird vor allem für die Kunden geschrieben. Die sind in der Regel über 50 und kennen nicht einmal Pong und wollen nichts Neues kennenlernen. Ist doch viel schöner wenn Vorurteil und Meinungen (die eigene) bestätigt werden.
Langsam wird die Generation die mit Videospielen aufgewachsen ist zu Kunden und Redakteuren und somit ändert sich das auch, langsam.
Ich sehe keinen Widerspruch darin, mich um 20.00 Uhr ins Staatstheater zu setzen, um mir die jüngste Inszenierung von Büchners „Woyzeck“ anzusehen und um 23.00 Uhr am Computer unschuldige Pixelknechte mit dem Maschinengewehr niederzustrecken. Im Gegenteil. Ich finde das sogar folgerichtig. Ich bin mir sicher, die alten Römer waren von ähnlichen Motiven bewegt, wenn sie abends zuerst ins Marcellus-Theater gingen und sich anschließend eine Christenhatz im Kolosseum anschauten.
Apropos klassische Literatur. Man schätzt den Bestand an Titeln für das vierte Jahrhundert auf über eine Million. Davon haben nur wenige hundert Titel, die wir heute als Klassiker feiern, den Untergang des römischen Reiches überlebt. Vielleicht blieb ausgerechnet der größte Schrott erhalten. Möglicherweise galten Tacitus, Seneca, Cicero & Co. zu ihrer Zeit als strunzlangweilige Simpel. Sozusagen die Rosamunde Pilchers ihrer Zeit.
Und seien wir einmal ehrlich. 99% der Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts ist unerträglich. Nicht nur inhaltlich, sondern vor allem sprachlich. Selbst die Romane von Goethe lesen sich heute, als habe eine Hausfrau die Duldsamkeit von „books on demand“ testen wollen. Einfachste Satzkonstruktionen auf dem Niveau aktueller Jugendliteratur.
Nana… Zumindest „Faust“ finde ich sprachlich und inhaltlich sehr interessant. So viel Reim, Satzmelodie und Versmaß gibt es nicht mal, wenn Oma Erna auf der Silberhochzeit ihr seit 3 Monaten bearbeitetes Gedicht vorliest.
„Liebe Trude, lieber Ernst!
Jetzt seid ihr schon soooo lange zusammen,
da habt ihr schon so manche schöne Zeit bekommen.
Ihr habt euch lieb,
weil jeder dem anderen etwas Schönes gibt!“
Dagegen kommt es immer gut an, wenn ich gegenüber hübschen Bürokolleginnen einfach mal spontan zur Mittagspause sage: „Mein schönes Fräulein, darf ich wagen, // Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?“
„Möglicherweise galten Tacitus, Seneca, Cicero & Co. zu ihrer Zeit als strunzlangweilige Simpel.“
Könnte sein. So manche hochgejubelte Erkenntnis ist aus heutiger Sicht doch eher enttäuschend formuliert, begründet und auf den Punkt gebracht. So sagte Immanuel Kant zum Thema „Rezensionen“: „Das Geschmacksurteil postuliert nicht jedermanns Einstimmung (denn das kann nur ein logisch allgemeines, weil es Gründe anführen kann); es sinnt nur jedermann diese Einstimmung an.“
Gut, damals war es vermutlich bahnbrechend, dass jeder andere Dinge gut findet. Heute würde man nur nicken, es auf Kölsch sagen („Jeder Jeck ist anders.“) und danach „Bis(s) zum Morgengrauen“ lesen.
Zwecks Erlangung weitergehender Lebenseinsichten.
“Mein schönes Fräulein, darf ich wagen, // Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?“
Oder übersetzt:“Ficken?“
„Vieles von der aktuellen Kultur wird zum Glück in 50 Jahren längst vergessen sein,“
Das ist wohl tatsächlich das richtigste Argument, wenn jemand von aktuellen Entwicklungen nichts wissen will und stattdessen lieber in Homers Ilias blättert. Ich selber halte es da lieber wie Einstein, der mal sagte: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“
(Man beachte meinen cleveren argumentatorischen Winkelzug, meine Meinung mit der eines anerkannten Genies gleichzusetzen!)
Gerade was das Eintauchen in fiktionale Welten angeht, traue ich der Menschheit in den nächsten Jahrzehnten durchaus Dinge zu, die unser Leben genau so verändern könnten, wie es der Buchdruck einst tat. Solange die Menschheit nicht ausgelöscht wird, dürfte die Vernetzung und Digitalisierung auf ewig Bestand haben.
Wer weiß, wie fasziniert man in 300 Jahren die verschollen geglaubten Simpsons-Episoden betrachten wird, nachdem das DWM (Digitale Weltfilmmuseum) bei einem Serverbrand im Jahre 2189 vernichtet worden… sein… wird? Vielleicht gräbt einer dann alte Zukunftia-Kommentare aus und alle wundern sich, dass man den Anfängen der Videospielkultur so viel Skepsis gegenüberbrachte, während die Historiker der Zukunft froh wären, auch nur einen Datenschnipsel von „A Link to the Past“ auftreiben zu können.
Sollte das hier also viel später mal irgendwer lesen: „Voyager“ und „Stargate Universe“ haben unser Land ruiniert. Ehrlich, jetzt!
zitat klapo: „…dass diese „jungen“ Medien (gerade mal zwischen 10 und 100 Jahren alt und somit im Durchschnitt noch nicht mal rentenberechtigt!) in der Welt dort draußen gar nicht als Teil des Kulturbetriebes wahrgenommen werden. Doch warum ist das so?“
der grund dafür ist wahrscheinlich ganz simpel: es gibt mittlerweile einfach zu viele dieser „kulturprodukte“. gleichzeitig gibt es auch in anderen bereichen eine flut an materialien, die auf die konsumenten einrieseln. wir leben in einer extrem übersättigten zeit. da ist es schwierig, echte leckerbissen herauszufiltern. das meiste davon geht in der masse unter. ich denke trotzdem nicht, dass alles, was heute gemacht wird, in vergessenheit gerät. aber vielleicht wird die kunst und kultur unserer zeit länger brauchen, um anerkennend entdeckt zu werden. auch viele ältere klassiker werden oftmals erst nach jahrzehnten gewürdigt.
ein weiteres problem ist, dass vieles inzwischen nur noch eine wiederholung von schon vielfach dagewesenem ist. so cool uns all das hippe zeug der neuzeit auch vorkommen mag – wenn man in der kultur-/kunstgeschichte nachstöbert, stellt sich ein großteil davon als lau aufgewärmte instantsuppe heraus. eine idee wird ja nicht dadurch neuwertig, dass sie plötzlich auf einem computer-bildschirm anstatt auf einer leinwand stattfindet. und auch die serien, die wir uns regelmäßig reinziehen, sind meistens nur flickwerke aus uralten geschichten, lediglich aufgefrischt und in unseren zeitgeist übertragen. schaut euch nur mal an, wie häufig allein die bibel gefleddert wurde, um hollywoods ideenmangel zu kompensieren. es gibt so viele geschichten von dem einen retter, der unsere welt erlöst, dass man sie gar nicht mehr zählen kann. dieses motiv wird sowohl in blockbustern wie „star wars“ oder „matrix“ als auch in serienhits wie „buffy“ oder „supernatural“ stetig weiterverwurstet (im videospiel-genre kenn ich mich zu wenig aus, aber dort wird die thematik wahrscheinlich genauso inflationär eingesetzt).
eine schallplatte wird eben nicht dadurch besser, dass sie einen sprung hat und jahrzehntelang auf der selben stelle festhängt. ungefähr in diesem zustand befinden sich aber die „jungen“ medien, die hier im startartikel angesprochen wurden.
„eine schallplatte wird eben nicht dadurch besser, dass sie einen sprung hat und jahrzehntelang auf der selben stelle festhängt.“
Ob sich das die Alten Griechen auch gesagt haben, als der Dichter Thespis 534 v. Chr. die erste Tragödie aufführte? Die „Blütezeit“ dieser Kunstgattung soll dann nämlich auch erst zwischen 490 und 406 v. Chr. gewesen sein…
Überhaupt finde ich das unmöglich, dass hier neuerdings so nachvollziehbar, logisch und erwachsen argumentiert wird! Ich vermisse die ganzen Hauptschulabbrecher der Jahre 2001 bis 2006, die mir bei solch einem Thema noch attestiert hätten, total „schwuuuul“ zu sein.
Ich würde ja dafür plädieren, daß Disney-Comics und hier insbesondere die Barks-Geschichten, von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt werden! Ach, und Star Trek TOS, TNG, DS9 auch.
Na immerhin ist doch TOS The Cage die erste TV-Episode die vom Smithsonian Institut als archivierenswert angesehen wurde.
Was die Argumentation mit der Abstraktheit angeht, dass Kunst nicht zu medial ausgestaltet sein dürfe, damit die Phantasie angeregt und nicht in ein zu enges Korsett geschnürt wird (so wie beim Lesen eines Buches dem Leser das Vorstellen überlassen wird): Gerade hier kann man doch hervorragend an unser kürzliches Diskussionsthema „Lob den Videospiel-Klassikern mit Simpelst-Grafik“ anknüpfen. Die waren grafisch minimalistisch, und das Imaginieren musste sich noch in unsereren Köpfen abspielen. Ich denke, „weniger ist mehr“, bzw. eine gewisse Abstraktheit und Zeitlosigkeit ist aller guten Kunst eigen.
Das A Link to The Past Ölbild – ganz große Kunst! Und ja, Star Trek sollte zum Kulturerbe erhoben werden. TNG/DS9 hat viele von uns geprägt und wird auch in Zukunft weiter wirken!
„Rock n‘ Roll has got to go!!“ (Zitat aus den 50ern)
Klingelt das was?
Neue Medienformate und Stilrichtungen stürzen zuerst immer auf Skepsis, verlieren aber im Zuge von gewissen Normalisierungstendenzen stets ihren Schrecken.
Heutzutage kann sich sogar unser Verteidigungsminister als waschechter Rock n‘ Roller feiern lassen. (In 30 Jahren bekennt sich dann der zukünftige Verteidigungsminister zu Warcraft Teil 7.).
In Südkorea wäre das vermutlich schon heute möglich. Vielleicht wird das sogar für einen Verteidigungsminister mal eine Einstellungsvoraussetzung, immerhin kann man da schon mal Strategien für die zukünftigen Feldzüge um knapper werdende Rohstoffe üben.
Allerdings werden einige Unterhaltungsformen unabhängig von gewissen Tendenzen wohl hoffentlich bei aufgeklärteren Zeitgenossen immer als low culture angesehen werden und zu Recht nie zur Hochkultur erklärt werden, bsp. wenn sich die Familienministerien leidenschaftlich zu schmalzigen Liebesschundromanen und Boulevardmagazinen bekennt oder Ähnliches. Obwohl das leider bei der breiten Massen und unsere Clowntruppe in Berlin längst keinen mehr interessieren würde. Vielleicht sieht die Zukunft auch eher so aus wie in Idiocracy.
Die Prämisse, das Intelligenz vererbar ist, und dadurch das sich die Akademiker (vermeintlich die Leute mit hohen Intelligenz ;) ) sich eher spärlich vermehren, die durchschnittliche Intelligenz sinkt, geht nicht auf. So funktioniert das einfach nicht, denn es wird einfach oft Ursache und Wirkung verwechselt. Trotzdem ist Idiocrazy ein genialer Film, sollte Klapo auch mal reviewen!
Ich selbst sehe das mit Hochkultur auch nicht so eng, mich schreckt das elitäre daran auch etwas ab. Also bezogen auf das gesellschaftliche Umfeld. Das die Krawatten zb die Oper erobert haben, das Jazz „intellektuelle“ Musik ist, das es en vouge ist sich komische Striche auf Leinwänden anzuschauen, oder komische Zuckungen als Tanzperformance anzusehen. Gerade bei der Klassik stört es mich, ich höre so gerne Bach, Beethoven, Mozart, und erfreue mich an der Genialität der Stücke, daran wie sie meisterhaft komponiert sind. Jetzt darfst du aber natürlich keinen der Krawattenleute fragen was ein Kontrapunkt ist, oder warum das Stück so gespielt wird, wie der historische Kontext ist, oder wie Instrumente früher aufgebaut waren. Ihre Wertschätzung haben sie schon in Form der teuren Eintrittskarte für die schicke Loge gegeben;). Da könnten auch 3 Affen auf Trommeln hauen, Hauptsache teuer und Elite.
Dabei war Musik noch nie so verfügbar wie heute, und das Publikum wird immer kleiner, und es stört sich nichtmal daran. Und viele Hörer werden durch den schrecklichen „Musik“-Unterricht in der Schule für ihr Leben vergrault
Richtig, dass mit der Vererbung von Intelligenz hatte ich auch schon in einem anderem Posting an dem Film kritisiert. Ist ziemlicher Schwachfug und Propaganda für eugenisches Denken. Allerdings kommt ein allgemeiner Niedergang der Gesellschaft gut rüber, wenn der auch völlig andere Ursachen hat.
Scheinheiligkeit gibt es natürlich überall. Und die sogenannte Elite, die sich für eltitär hält, weil sie sich elitär gibt, ist für mich nicht wirklich elitär. Darunter verstehe ich eher z.B. Menschen, die intelligent genug sind, es nicht nötig zu haben, sich so zu gebärden, sich engagieren und dabei bescheiden bleiben.
Mir ging es übrigens auch so, dass mich der Musikunterricht von klassischer Musik abgeschreckt hat und ich erst wieder sehr viel später dazu gekommen bin.
Die Scheinheiligkeit, genau das ist was daran so stört. Warum haben wir ein Ministerium das festlegt was Kultur ist ( => förderungswillig), und was nicht? Bzw, 16!Stück davon.Brauchen wir wirklich das abermillionen von Original Bildern bei uns hier in Deutschland, ind Museen und zahlreichen Galerien? Würde nich ein simpler Öldruck, von mir aus auch in nem schicken Rahmen, das gleiche tun, nämlich Zugang zu der Kunst?
In diesem Sinne auch der Musikunterricht. Ein paar Weltfremde Spinner im Kumi legen fest wie der abläuft. Anstatt die Musik zu den Schülern zu bringen, via Konzertbesuchen, Instrumentalunterricht (Gesang würde ja schon reichen), und daran dann aufbauend die Musiktheorie…. was haben wir? Pure Musiktheorie, mit paar Musikaufnahmen die in der Klasse 5 min vorgespielt werden. Und dann wundern sich die gleichen weltfremden Spinner, das die Konzertbesucher Alt und Grau werden ;). Haha.
„Trotzdem ist Idiocrazy ein genialer Film, sollte Klapo auch mal reviewen!“
Okay! *In Zeitmasachine steig*
Feeeertig:
https://www.zukunftia.de/1339/jumper-and-idiomortaly-drei-reviews/
Da hier in letzter Zeit immer häufiger Filmreviews gefordert werden, die es schon gibt, verweise ich einfach mal auf unsere „Film-Liste von A – Z“ sowie die Suchfunktion.
Das nenne ich doch mal eine passende Geschwindigkeit! Lieber gestern als heute, ha. Absofort wird das natürlich als minimal Standard verlangt, lieber Herr Klapo!
Zum Zugang zur Kunst fällt mir z.B. spontan, egal was man von Google nun halten mag, das Google Art Project ein: http://www.googleartproject.com/
Bringt wahrscheinlich mehr Leuten Zugang zur Kunst, als von Ministerien verplemperte Millionen von Euro. Dabei meine ich allerdings nicht, das Kunst nur noch privaten Förderern überlassen werden sollte. Die öffentliche Förderung von Kultur sollte allerdings verbessert werden.
Das ist ein interessantes Projekt von Google, Kultur für uns Couchpotatos so anzubieten.
So oder so ähnlich stelle ich mir das auch von öffentlicher Hand vor. http://www.gutenberg.org/wiki/Main_Page , oder Open Library zeigen ja auch, das es in anderen Gebieten funktioniert.
Es ist schade das sich die Politiker auf Prestigeobjekte beschränken, siehe Elbharmonie, teure andere Museen. Nicht das ich was gegen schicke Architektur habe. Sollen das doch private Investoren bauen ;).Wird sich aber leider wohl nicht so schnell ändern.