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„Harry, hol das Raumschiff!“ – Neue deutsche Science Fiction

„Harry, hol das Raumschiff!“ – Neue deutsche Science Fiction

Wir Deutschen sind nicht sehr experimentierfreudig, was SF angeht. Das weiß jeder Germane, dessen einziger Kontakt mit künstlichen Lebensformen aus Shows mit Volksmusikern und unbelehrbaren Dokusoap-Opfern besteht. Motto: „Konnten wir ja vorher nicht wissen, dass wir für die Sendung ‚Deutschland, deine widerlichen Messie-Dreckschweine‘ als verwahrloste Familie dargestellt werden sollten. Und wer hätte ahnen können, dass ein einzelner Regieassistent spontan so große Haufen auf unsere Eckbank kacken könnte?“ – Doch können wir vielleicht doch mit ein paar futuristischen Produktionstipps aushelfen?

Wo in Großbritannien seit Jahrzehnten „Doctor Who“ ganze Familien an den Volksempfänger fesselt, feiern wir das zombiehafte Fortbestehen solcher Endlosejakulationen wie „Lindenstraße“, „Tatort“ oder „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Alles, was hier länger als 5 Jahre läuft, ist entweder belehrend (Stichwort „Milieustudie“), provinziell oder sieht aus, als wären die Kulissen von einer Abrissbirne vor die Kamera geschubst worden.

Wer sich über deutsche Genreabweichungen vom Schema „Langweilige Familien reden peinliche Scheiße in Panne gefilmten Wohnhäusern“ freuen möchte, kann höchstens auf „Raumschiff Orion“ verweisen, wobei er den Zeigefinger seit Jahrzehnten in genau dieser Geste belassen muss. – Denn außer der alten Kultserie (die man nur aufgrund zweckentfremdeter Bügeleisen und Duschköpfe so humorig-ansprechend finden darf) gibt es ja keine Vorzeige-SF aus deutschen Landen.

„Ich reise ja nuuur mit den Chronometern von Glashütte durch die Zeit! Denn eine Glashütte ist wie eine Tardis, nur viel glänzender! Ihre Nachbarn werden hinter ihren Gardinen vor Neid erblassen!“ – Rohrkrepierer: Als Sky Du Mont für die ARD-Variante von „Doctor Weeer?“ verpflichtet wurde, hatte man vor allem die jugendliche Zielgruppe zwischen 60 und Schwerhörig im Blick…

Aber darüber habe ich in den letzten Jahren ja schon häufiger gemeckert, weswegen ich diesmal nur ein paar eigene Vorschläge bringen möchte, was man denn theoretisch so verfilmen könnte. Denn schließlich wären wir ja schon beinahe über eine Mysteryserie im Stile von „Ghost Wisperer“ froh, die wenig kostet und den eigentlichen (Hirn)Tribut erst fordert, wenn bekannte Comedians in geistlosen Gastrollen durch das Bild hüpfen. Aber das wäre dann schon wieder ein anderes Problem, für dessen Behebung ein eigener Artikel (an den ich eine strategische Nuklearwaffe binden müsste) erforderlich wäre.

Und bevor es wieder heißt, dass wir Germanen gar kein Geld für Special(bzw. „Spezial“)effekte besäßen: Mystery, Fantasy und SF müssen ja gar nicht teuer sein! Wer in „Alarm für Kobra 11“ seit Jahren die schönsten Traumabilder eines Rettungssanitäters nachstellen kann, sollte auch genügend Kohle für ein Raumschiff über Gelsenkirchen-City besitzen! Wir können schließlich auch flüssige Schokolade und morphende Kleinwagen in der künstlicherisch fast wertvollen Dokusoap-Unterbrechung.

Ein weiteres Beispiel von den Inselaffen: „Torchwood“, die Ablegerserie von „Doctor Who“. Die ersten beiden Staffeln waren streckenweise so blöd und homophil, dass man zur Empfängnis- bzw. Empfangsverhütung fast seinen Fernseher schwarz übergestrichen hätte. Der eigenen Freundin erklärend, dass die neuen LED-Glotzen mit diesen grandiosen Schwarzwerten genossen werden sollten. ABER: Torchwood war ein frisches TV-Experiment mit einem unsterblichen Botox-Bubi, das nach der recht ansehnlichen 3. Staffel nach Hollywood umziehen wird. Und das trotz grottigen Effekten und zahlreichen Episoden, die ausschließlich in Omas altem Lieblingsbunker spielten. DAS könnten wir auch!

„Doktor Lowinski zum Diktat“: In dieser deutschen SF-Serie sieht eine Sekretärin uralte Comedy-Punchlines aus der Vergangenheit. Erst durch das betonungslose Vorlesen können diese aus dem 4-dimensionalen Äther getilgt werden. Die erste Staffel wurde nach einer Testvorführung unter Resusaffen vor der Ausstrahlung abgesetzt.

Oder „Primeval“, ebenfalls britisch. Mag ich zwar auch nicht, weil ich Denken als humanistisches Prinzip total knorke finde, geht aber machbarkeitstechnisch in eine gute Richtung. Bei UNS muss eine Serie schon „Türkisch für Anfänger“ heißen, um erfolgreich zu sein und Preise zu gewinnen. Immerhin von Konzept auch irgendwie prähistorisch… Von „Strom“-Abgekupftert-“Berg“ ganz zu schweigen.

Folgende kostensparende Serien möchte ich daher versuchsweise in der nächsten Zeit von uns Deutschen sehen. Um es den hiesigen TV-Sch(l)affenden einfacher zu machen, habe ich sogar ein paar typische Germanen-Elemente eingebaut:


„Ein Kloner auf Rügen“

Ein deutscher Forscher(c) wird im Auftrag einer großen Biotechfirma nach Rügen geschickt, um illegale Experimente an Schafen und Pferden zu überwachen. In jeder Folge geht eines der zahlreichen Experimente schief, die unter einem Bauernhof vorgenommen werden (Highlight: die komplette Scheune ist ein riesiger Fahrstuhl!). So entkommen dann schon mal genmanipulierte Hühner, deren Federn tödliche Allergien bei der Bevölkerung auslösen.

Vorteil: Klonängste der Bevölkerung werden aufgegriffen; großes Comeback von Andreas Elzholz als sexy Biotechniker.
Nachteil: Romanze mit „Missis Ponymany“, der charmanten Tierklon-Sekretärin, ist eher aufgesetzt und störend.

Erfolgswahrscheinlichkeit:


„Kurdisch für Fortgeschrittene“

In einem italianisch-kurdischen Mischhaushalt herrscht große Aufregung, als Vater Ali erkennt, dass er regelmäßig von UFOs entführt wird. Doch mehr noch: Er erkennt, dass die Aliens ihm die Fähigkeit gegeben haben, Intoleranz in der Zukunft vorherzusehen! So muss er in jeder Episode eine drohende Beeinträchtigung der Multi-Kulti-Gesellschaft verhindern. Im Pilotfilm ist dies die Eröffnung des ersten „Burka-freien Schwimmbads“.

Vorteil: Kritiker werden begeistert sein, erinnert sie doch der „locker-freche Umgang mit den multikulturellen Missverständnissen an irgendwas von Sartre“.
Nachteil: Hilmi Sözer schafft es meist nicht, eine ganze 25-minütige Episode zu tragen.

Erfolgswahrscheinlichkeit:

„Kein Grund zur Intoleranz! Dieser Landsmann ist ausgerutscht, als er seiner Tochter die Jungfräulichkeit zurück in den Leib prügeln wollte. Der Fall ist für mich erledigt.“ – Aber natürlich kommen auch die Deutschen nicht immer gut weg: In der dritten Folge beschließt er schweren Herzens, 4,2 Tonnen Nazi-Erinnerungsstücke aus einem Altersheim verschwinden zu lassen, woraufhin 28 Bewohner einfach implodieren.


„Tatortslos“

Eine geheime Geheimpolizei beschäftigt sich mit Morden aus den 70ern. Mit einer Zeitmaschine können sie in diese Zeit zurückreisen und Zeugen, Familienangehörige und Kollegen zu vernehmen, um uralte Fälle zu klären. Verhaftet werden die Schuldigen dann in der Jetzt-Zeit, wobei sich moralisch oft die Frage stellt, ob die Taten nicht zu öde und uninteressant sind, um den Täter nach so langer Zeit noch zu bestrafen. Da alle Schuldigen aber „böse“ sind (Drückerkolonnenbetreiber, RAF-Mann, „Traumschiff“-Erfinder), wird der Gerechtigkeit meist doch Genüge getan.

Vorteil: Der normale Look deutscher Serien kann für die 70er-Jahre-Szenen beibehalten werden. Auch schnitt- und kameratechnisch bleibt man einfach beim aktuellen Standard.
Nachteil: Das Team besteht aus 6 alternden Kommissaren, die alle geschieden, depressiv und alleinerziehend sind. Und ja: AUCH die Lesben.

Erfolgswahrscheinlichkeit:

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von Klapowski am 07.02.11 in All-Gemeines

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Kommentare (25)

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  1. Epi_Füt sagt:

    Ich würde nicht sagen, dass es gar keine SF in Deutschland gibt:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Ijon_Tichy:_Raumpilot

    Die Serie erfüllt im Übrigen all Deine Kriterien, Klapo: deutsch, billig und prämiert

    • Dingens sagt:

      Der gute Klapo kennt das sogar schon, guckst du hier: https://www.zukunftia.de/504/geheimtipp-deutsche-sf-mit-polen-ijon-tichy/

      Aber die Ausnahme bestätigt bekanntlich die Regel…

      Antworten
    • Klapowski sagt:

      Fand den Tichy ja ganz nett, aber am Ende nervte es doch gewaltig, dass 90% der Gags durch die „lustige“ Sprechweise des Hauptdarstellers entstehen sollten. Und auch das ist wieder typisch deutsch („Hihi, wie dem Erkan sein Stefan! Multi-Kult(i)!“).

      Zumal das auch eher Fanfiction ist, die durch einen glücklichen Zufall ins Programm rutschen durfte. Weswegen man auch seit 4 Jahren auf ein paar popelige Neufolgen wartet. Positivbeispiel sieht anders aus.

      Und auch das kürzlich reviewte „Alpha 0.7“ war ja quasi mehr ein Hobbyprojekt, von Anfang an dazu verurteilt, auf Sendeplätzen und auf Sendern verbraten zu werden, die bei der atmenden Bevölkerung nicht mal unter den ersten 20 rangieren. Wenn ich von günstiger SF rede, meine ich einfach ein normales deutsches Serie-Budget, nicht den Filmstudenten, der mit 3 Euro Fördergeldern eine Duschhaube aufstellen und diese als Gedankenlesemaschine verkaufen muss.

      Wobei die monetären Unterschiede tatsächlich marginal sein dürften.

      „Alpha 0.7“:

      https://www.zukunftia.de/3030/alpha-0-7-der-feind-in-dir-i-sf-serie-aus-deutschland/

      Antworten
    • DerBeimNamenNennt sagt:

      Ijon Tichy war zweifellos eine gute Serie. Allerdings wage ich zu behaupten, man hätte aus den Sterntagebüchern wirklich sehr viel mehr rausholen können, selbst wenn es beim (selbst-)ironischen Witzel mit Akzent und so geblieben wäre.

      Soweit ich gehört habe, hat Lem eine regelrechte Satire geschrieben. Das merkt man sogar der Serie an einigen Stellen an (der Futurologische Kongress, das der Autor der Sterntagebücher selbst in einer Folge erscheint usw.).

      Auf der anderen Seite kann man mit den wenigen Spezialeffekten auch nichts sehr gut erscheinendes Produzieren.

      Antworten
  2. ted_simple sagt:

    Den Versuch in allen Ehren, ich persönlich habe nie einen Bezug zu deutschen Serien gehabt und könnte mich auch für eine Ummodellierung derselben wenig begeistern. Aber trotzdem zum Thema:

    Gute Frage, wie man die deutsche TV-Industrie voranbringen könnte, ihren Rückstand gegenüber den Angelsachsen auch nur ein bisschen verringern. Die Einführung von Sci-Fi-Elementen wäre meiner Meinung nach dabei nicht sehr aussichtsreich. Das Problem: Sobald der Fahrstuhl in der Scheune nach unten abfährt, oder der Alienkontakt oder der Zeitsprung passiert, werden die meisten Zuschauer aberkennend den Kopf schütteln: „Nein, wie unrealistisch!“; schließlich bemisst sich der Qualitätsgrad der besseren deutschen Sendungen (gegenüber den minderwertigen RTL-Soaps, Reality-Shows etc.) an deren „Seriösität“. Die sollen „das echte Leben abbilden“.

    Mir scheint, du willst den deutschen Zuschauern die Lust am Absurden, Skurillen und Kuriosen beibringen. Kurz: All diese urenglischen Eigenschaften. Die Deutschen sind aber anders – sehr bodenständig. Ich behaupt mal, über „Dinner for One“ lacht man nur, weil es ein lustiger Slapstick ist: nein, dieser trottelige Diener aber auch! Und die Mimik ist schon komisch, ein guter Komödiant! Dabei liegt der eigentliche Clou in der Absurdität der einsamen Dinners, aber ich vermute, dass eben dafür die meisten Deutschen keinen Sinn haben.

    Und du willst denen Science Fiction verabreichen. Ich glaube, das funktioniert nicht.

    • bierman sagt:

      Ich muss ted zustimmen, wenn ich mal alle paar Schaltjahre meine Eltern besuche, und sehe was da im Fernsehen läuft, stellen sich mir die Haare zu berge. Man kann nicht wirklich von der Produktionsfirma verlangen, das sie am Markt absichtlich vorbei produzieren, die wollen ja ein bisserl Kohle für ihre Arbeit.

      Antworten
    • Sparkiller sagt:

      Gerade die Öffis leben von einer älteren Zielgruppe, welche ein Hochschrauben des Produktionsanspruchs eher überflüssig machen.

      Sei es durch technische Apathie („Auf welchem Knopf war nochmal ARTE? Egal, guck ich halt „Verbotene Liebe“.) oder inhaltliche Anspruchslosigkeit („Hey, diese Bergdoktor-Folgen sind ja alle gleich. Praktisch, so kann ich denen auch beim Bügeln problemlos folgen!“). Ernsthaft: Wieviele ältere Herrschafften werden wahrscheinlich nur deswegen ARD und ZDF gucken, weil diese IMMER auf den ersten beiden Nummern liegen?

      Traurigerweise hat man sich als einen der wenigen Fortschrittsversuche ausgerechnet die tumben Soap-Gucker ausgesucht, weswegen mittlerweile ja selbst die Öffentlich-Rechtlichen eine ganze Welle an schrecklichen Novellas anbieten.

      Will sagen, wenn man sein Publikum selektiv „doof sendet“, dann braucht man sich auch nicht wundern, daß ein Ausbrechen in andere Genres (mit wo Story drin) quasi unmöglich wird.

      Antworten
    • Rambrand sagt:

      *Off topic: on*
      Falsch die Öffis leben nicht von der älteren Zielgruppe, die leben von unseren GEZ-Gebühren
      *Off topic: off*
      Aber der Verfasser und die Kommentatoren haben leider recht, mit der Aussage, dass die Deutschen (Germanen) mit SiFi nix am Hut haben. Da sieht es bei den Nachbarn einfach besser aus. Allem voraus die, die da oben auf der Insel leben.
      Wurde schon die Serien Hyperdrive erwähnt. Einfach genial (blöd) und voller (schwarzem) Humor. Ich liebe diese Serie.
      Ebenso interessant war Paradox. Nur hab ich da den Faden verloren, wie sich die Serie weiterentwickelt hat.

      Antworten
    • Sparkiller sagt:

      „Falsch die Öffis leben nicht von der älteren Zielgruppe, die leben von unseren GEZ-Gebühren“

      Trotzdem müssen diese in der Lage sein, sich durch akzeptable Einschaltquoten zu rechtfertigen. Zudem durch das Quasi-„Monopol“ an Haftcreme-, Furztabletten- und Treppenlift-Werbung auch noch ein bisschen reinkommt. Im Endeffekt ist man mittlerweile einfach Experte im Bereich der risikofreien Geronten-Unterhaltung und möchte diese bewährt-schnarchige Routine wohl nur ungern aufgeben.

      Ist natürlich trotzdem doof, da der Rundfunkstaatsvertrag schließlich auch etwas von einer Berücksichtigung der „Ausgewogenheit ihrer Angebote“ erzählt:

      http://www.juraforum.de/gesetze/rstvni/11-rstv-auftrag

      Nur wie kann man denen klarmachen, daß es noch mehr gibt als Fließband-Krimis und triefige Beziehungsschmonzetten? Klar, die produzieren auch gute Sachen. Nur werden diese ja meistens entweder im Nachtprogramm oder auf den Dritten verheizt. („Schnell, schalt mal auf ZDF Neo um. Ist auf Programmnummer 534… glaub ich… „)

      Wobei ich mir auch nur sooooviele Dokus über die alten Germanen, das Paarungsverhalten der Sylter Uferschnepfe und Hitlers Lieblingsmarmelade („Rrrrrharbarrrbääär!“) ansehen kann.

      Antworten
    • DerBeimNamenNennt sagt:

      Genau diese „Soaps, Reality-Shows“ usw. erheben am Stärksten den Anspruch, „die Realität“ abzubilden und sie erfüllen ihn am Wenigsten.

      Ich kann mir eine Scifi-Serie vorstellen (nicht eine bestimmte, sondern überhaupt eine), die die Wirklichkeit des 21. Jahrhundert besser darstellt als alle „realistischen“ Soaps, Reality-Shows, Krimis etc. und zwar ohne auf solche Stillmittel wie Übertragung der heutigen Zustände in eine hypothetische, andere Welt oder Extrapolation der heutigen Entwicklungstendenzen in die Zukunft. Es ist nämlich nicht so, dass diese „realistischen“ Formate das Leben der einfachen Menschen besonders gut darstellen würden. ;)

      Antworten
  3. FF sagt:

    Das Problem ist doch auch, dass die Menschen so an Dreck gewöhnt sind,
    dass sie irgendwann nur noch Dreck sehen wollen. Das Empfinden der Menschen wird durch das TV so konsequent und systematisch kaputtgemacht wird, dass sie es irgendwann völlig normal finden, dass es nur Trash-TV-Scheiß zu sehen gibt.

    Frei zitiert nach Free-Rainer. Vielleicht sollte man es auch genau wie in dem Film machen und den Zuschauern was Anständiges vorsetzen, ob es sie es nun am Anfang freiwillig sehen wollen oder nicht. Kindern gibt man ja auch nicht immer nur Süßigkeiten zu fressen. ;)

  4. Epi_Füt sagt:

    Jedes Publikum bekommt halt die Sendungen, die es verdient.
    In der Branche geht es, wie überall um Kohle. Sprich: Einschaltquoten;
    Wenn jetzt 24, Lost, Nip Tuck, BSG, usw. bei den Einschaltquoten richtig abgesahnt hätten, würden solche Formate sicher schnell adaptiert. Mit meist zweifelhaftem Ergebnis: Man erinnere sich an die grauenhafte deutsche 1:1 Al Bundy Kopie aus den 90ern u.a.. So wie ich das mitbekommen habe, haben solche „hochwertigen Amiserien“ aber nur einen Bruchteil der Panelgruppe gejuckt.
    Daraus schließen die Verantwortlichen, dass kein Markt in Deutschland für derartige Formate besteht.
    Macht ja auch Sinn: Lieber kostengünstige Sendungen produzieren, die viele schauen (große Gewinnspanne, kleines Risiko), als teurere Formate auszuprobieren (kleinere Gewinnspanne, hohes Risiko).

    Und überhaupt: Wer sagt denn, dass unser vernerderter Geschmack der einzig richtige ist? Meine Großeltern wären sicher sehr traurig, wenn anstatt Volksmusiksendungen künftig das deutsche Pendant von SGU läuft („So ein Miist!“).

    • FF sagt:

      Es geht ja nicht nur um Geschmack für das eine oder andere, sondern vor allem um das Niveau des Ganzen. Und das sehe ich weder bei Volksmusiksendungen noch einem möglichen deutschen Pendant von SGU gegeben.

      Vielleicht sollte man auch generell weniger TV glotzen und vorallem sehr selektiv.

      Antworten
    • bierman sagt:

      Das ist eigentlich gar nicht so schwer. Nachdem ich zum Studienbeginn ausgezogen bin, und mein alten Fernseher beim Umzug elegant vernichtet habe, komme ich wunderbar ohne aus. Die ersten paar Wochen wusste ich sogar garnicht was ich mit der vielen Zeit anstellen sollte. Jetzt schaue ich lieber bewusst Serien an die mich interessieren, ein paar Filme in Gesellschaft, anstatt jeden Abend ab 20h im Sofa zu versinken, und zu hoffen das was gescheites im TV kommt (tuts nämlich nie).
      Das alles hat der Vorteil das man Serien jetzt in original Vertonung hören kann, und das Englisch auch bisschen poliert wird.
      Das bringt mich auf dein Stichwort selektiv, den entweder wird sich der TV immer mehr zu einem Entertainment-Center entwickeln, mit Internetanschluss und aktiven Elementen, oder er wird über die nächsten 3 Jahrzehnte langsam verschwinden.

      Antworten
    • ted_simple sagt:

      Geht mir ebenso wie bierman. Vom Layout meines Zimmers her, und rein platztechnisch, wäre ein separater Fernseher Blödsinn. Vor ein oder zwei Jahren habe ich mir mal wieder die TV-Karte installiert, aber dann klappte sie doch wieder nicht und ich hatte bisher keinen Bedarf, mir den Fernsehempfang wieder einzurichten. Auch die Aussicht, bald DOPPELT zahlen zu müssen, nämlich den in meiner Miete fest enthaltenen Kabelanschluss und die bald kommende Zwangs-GEZ-Gebühr, bewegt mich nicht unbedingt dazu, diese tollen für mich teuren Kanäle auch tatsächlich einzuschalten.

      Antworten
  5. lurker sagt:

    Nukular. Das wort heiß Nukular!

  6. G.G.Hoffmann sagt:

    In einer der letzten Ausgaben des SPIEGEL war eine sehr schöne Besprechung einer neuen amerikanischen Mafia(?)-Serie. Zugleich wurden die innovativen Erzählstile vieler amerikanische Serien in Relation zu betulichen deutschen Produktionen wie „Die Buddenbrooks“ gesetzt, die aussehen wie aus den 80er hergebeamt.

    Wann hat man je eine deutsche Film- oder Serienproduktion gesehen, die von der Optik her an eine amerikanische Produktion heranreicht? Gleich ob Kameraeinstellung, Beleuchtung, Kulissen, Schnitt, etc., in Deutschland sieht immer alles nach „Lindenstraße“ oder „Schwarzwaldklinik“ aus. Abgefilmtes Theater. Kaum Schnitte und Kameraperspektivwechsel, beschissen ausgeleuchtet, Videokameracharme.

    Der einzige, der aus meiner Sicht handwerklich (!) an amerikanische Produktionen heranreicht, ist Til Schweiger. Der hat sich in Hollywood wirklich etwas abgeguckt. Damit ist zwar noch nichts über den Inhalt gesagt. Aber vom filmhandwerklichen Standpunkt gesehen, ist Schweiger besser als solche Schnarchnasen wie Dieter Wedel oder Heinrich Breloer, die in den 70er stehengeblieben sind. Wolfgang Petersen oder Roland Emmerich nenne ich hier nicht, da sie nicht mehr in Deutschland tätig, sondern reine Hollywood-Regisseure sind.

    Zuzugestehen ist den deutschen Filmschaffenden, daß das ganze auch eine Geldfrage ist. Hier bekommt man eben keine 3 Millionen Euro für eine Serienfolge oder 50 Millionen für einen Film zusammenbekommt. Allein fürchte ich, ist es in Deutschland nicht nur ein finanzielles Problem. 10 Millionen für eine deutsche Fernseproduktion wären einfach Perlen für die Säue. Am Ende käme wieder so etwas wie „Der große Bellheim“ oder „Der König von St. Pauli“ heraus.

  7. Klapowski sagt:

    in jenem SPIEGEL-Artikel war auch die Rede davon, dass „wir“ uns nur an große Produktionen trauen, wenn es um deutsche Industriellenfamilien geht. Oder um Nazis, möchte ich hinzufügen, siehe „Hindenburg“. Statt einen arbeitslosen Lehrer in „24“-Manier durch die Großstadt zu jagen, um einen Terroranschlag zu verhindern (immerhin mal was halbwegs Neues), dürfen wir uns auf die Krupps, Kneipps und Knorpels dieser (deutschen) Welt freuen.

    Freue mich jetzt schon auf „Doktor Oetker – Der Film“ (natürlich in Bielefeld gedreht) und „Die Schnupsis“ (eine 1-köpfige Widerstandszelle in der DDR).

    Und wenn es nicht um Hitler oder die Komplexe von einem gewissen Baader-Meinhof geht, wird man es schwer haben, ein paar Milliönchen für einen einigermaßen vorzeigbaren Kinofilm zusammen zu bekommen. Im deutschen Filmkulturfachbetrieb gibt es außer plattesten Komödien mit Ex-Bühnenfüllern (Tom Gerhard, Otto Waalkes, ect.) nicht viel zu sehen. Wenn Action, dann höchstens historisch korrekt, was dann auch gerne mal nur eine explodierende Granate im Hintergrund sein darf.

    Die Schweizer haben sich ja – immerhin! – kürzlich an einem SF-Film versucht ( https://www.zukunftia.de/2495/cargo-da-drausen-bist-du-allein-unser-ganz-ausgeschlafenes-review/ ), der sich aber auch nur anfühlt wie eine Derrick-Folge ohne Story.

  8. Schloti sagt:

    Zitat von Wikipedia: „Insgesamt neun Jahre hat Ivan Engler an Cargo gearbeitet.“
    Also von kürzlich kann da wohl nicht so ganz die Rede sein. Hat man ja das Gefühl, der Film wurde bloss noch fertig-gestellt, weil dem Produzenten irgendwann die Gläubiger im Nacken hingen. Scheint auf jeden Fall auch in der Schweiz sehr sehr schwer mit der Produktion von SciFi zu sein.

    Schöne Natur-Dokus gibt es hierzulande immerhin … und äh, ääh, und wir haben 3Sat, das bessere deutsche Fernsehen. Und dieser Gedanke hat mich tatsächlich auch grad das hier entdecken lassen: http://www.ainoa.net. Könnte einen Blick wert sein.

  9. G.G.Hoffmann sagt:

    Wie aufwendig selbst billige amerikanische Uraltproduktionen sind, erfahre ich gerade anläßlich eines kleinen privaten Projekts. Bei dem Unternehmen, sämtliche Dialoge der TOS-Folge „Planetenkiller“ niederzuschreiben, fiel mir erstmals auf, daß selbst in so vermeintlich trägen Serienfolgen wie „Raumschiff Enterprise“ unendlich viele Schnitte drin sind. Während eines einziges Dialogs wird ständig zwischen den Gesprächspartnern hin- und hergeschnitten, wechselt die Kamera mehrmals die Perspektive. Ein ziemlicher Arbeitsaufwand für so einen Müll. In modernen US-Serien/-Filmen kann man die Schnitte kaum mitzählen.

    In einer deutschen Produktion kann man froh sein, wenn man einen Schnitt pro Minute hat (übertrieben gesprochen) und die Kamera nicht ständig die Totale zeigt. Unschärfe ist auch so ein optisches Phänomen, das eindeutig nicht in Deutschland erfunden wurde. Statt mit einem ordentlichen Teleobjektiv zu arbeiten und die Schauspieler schön vom Hintergrund abzuheben, werden hierzulande den Darstellern anscheinend immer noch Weitwinkelobjektive direkt vor die Nase gehalten. Blöd halt, wenn das Studio nur viereinhalb Quadratmeter groß ist.

    Und warum sehen eigentlich die meistens „Tatort“-Folgen aus, als würde ich live durch die Fußgängerzone von Castrop-Rauxel laufen? Es scheint das Bestreben vieler deutscher Regisseure zu sein, die Welt genauso langweilig und trostlos darzustellen, wie sie das menschliche Auge wahrnimmt. Ich bin mir sicher, man kann sogar eine Einfamilienhaussiedlung in Paderborn interessant filmen, so daß der Zuschauer sich sagt: „Geile Location!“. Warum wriken amerikanische Vorstädte im TV stets wie die große weite Welt und deutsche Vorstädte wie ein Blick aus meinem Schlafzimmer?

    • Sparkiller sagt:

      „Und warum sehen eigentlich die meistens “Tatort”-Folgen aus, als würde ich live durch die Fußgängerzone von Castrop-Rauxel laufen?“

      Solche unpatriotischen Äußerungen sind meist ein trauriges Produkt ausländischer Mediengehirnwäsche! Professionelle Beleuchtung und originelle Kameraeinstellungen sind auch in Europa kein Fremdwort und machen bspw. immerhin den gesamten Unterpunkt 4 von Modul 1 (von 6) des Lehrgangs „TV & Film – Produktion“ an der Donau-Universität Krems aus! Und so locker erklärt wie in „Allgemeine Regeln der klassischen Dramaturgie und psychologische Mechanismen der Erzählkunst als Grundlage für die Stoffauswahl“ wird das bestimmt auch in den Staaten nicht.

      http://www.donau-uni.ac.at/de/studium/tvfilmproduktion/04450/index.php

      Daher nun ein Test: In den beiden folgenden Bilderpäärchen stammet jeweils ein Foto aus dem „Tatort“. DAS will ich ja mal sehen, daß Du diese problemlos erkennen kannst, ha!

      https://www.zukunftia.de/wp-content/uploads/2011/02/usa_deutsch_tv.jpg

      (per Rechtsklick öffnen für die größere Ansicht)

      Antworten
  10. Klapowski sagt:

    Hey, DAS macht Spaß! Gerne mehr von diesen Bilderrätseln der Marke „Lokalisiere den Dreck“! Wäre ich Besitzer von einem Sender wie „Das Vierte“, würde ich gar eine tägliche Quizshow daraus machen.

    Also: Das mit dem Krankenhaus ist einfach: Winzige Zimmer mit frontal gefilmten Wänden und der Ausleuchtung eines deutschen Samstag-Nachmittags-Lichtstrahls können nur aus Germany sein.

    Das zweite Paar hat mich erst verwirrt, weil die schiere Anzahl der Personen bei beiden Bildern ungewöhnlich teuer und aufwendig anmutet. Letztendlich war das Notausgangsschild, gepaart mit Alpina-Weiß-Charme aber der Gewinner.

    Außerdem wäre der Schwarze auf dem letzten Bild in Deutschland ein integrierter Türke gewesen.

  11. bergh sagt:

    tach auch !

    @Sparki
    Wer behauptet denn, dass ältere Zuschauer auf den Volkmutantenmüll stehen?
    ich bin 50 und schau trotzdem SF (wenn sie gut ist) und kriege vom Mutantenstadel Ausschlag. Ich höre immer noch Roch’n Roll lieber als Schlager.
    Bin ich ein Nerd?
    Wenn die gegenwärtigen 70er austerben haben die Öfis nichts mehr zu lachen.
    Die ***** schauen weiter den Nachmittags Unterschichtenmüll und die älteren wollen Öfi Scheiss auch nicht mehr sehen.

    SF können wir einfach nicht (mehr).
    Ausnahmen Orion, Das Arche Noah Projekt und der mit dem polnischen Akzent im Salzstreuer fliegt.

    Gruss BergH

  12. fictionality sagt:

    Find ich spitze. Also nicht, dass es keine deutschen SF-Serien gibt. Aber wo soll auch das Geld für so etwas herkommen? Welcher Millionär denkt hierzulande denn noch zukunftsorientiert? Die investieren doch alle rückwärts. Und die Filmförderungsfonds finanzieren lieber Hollywood. Tja, so ist das mit der deutschen TV-Heimeligkeit. Wer sich nicht an „Gute Zeiten …“ gewöhnen will, muss äußerst schlechte Zeiten in Kauf nehmen.

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