„Prinz Who von Narnia“ – 2 Reviews
Nach zahlreichen Klassikern versacken wir heute also wieder in den Niederungen öder Mainstream-Montagearbeiten. Aber auch das gehört zu ZUKUNFTIA: Reviews zu Filmen, die die Welt nicht mal dann brauchen würde, wenn sie sich seit der Steinzeit in Isolationshaft befunden hätte. Werke, so nerdig und unaktuell, dass es nur einen beeindruckenden Grund gibt, sie hier zu besprechen: Es wurde Zeit für einen neuen Artikel und ich hatte gerade keine anderen Filme gesehen. Lest heute also alles Unwissenswerte über den zweiten Streifen der Narnia-Blagen und den experimentellen „Doctor Who“-Film von 1996. Viel Vergnügen! – Ähm, irgendwann nach der Beschäftigung mit diesem Käse hier, versteht sich…
Regie: Andrew Adamson
Jahr: 2008
Budget: 225 Mio $
Wertung:
Nähergetreten, kräftig reingetreten, liebe Herrschaften! Hier gibt es Fantasy-Klischees für die ganze spastische Familie! So platt und substanzlos gefilmt, dass man glaubt, dies wäre eine Märchenparodie, bei der man statt des verzauberten Froschs die Gags an die Wand geklatscht hat. Erleben sie zauselbärtige Zauberopis vom Reißbrett, die des nachts den Prinzen auf eine weite Reise schicken („Ihr müsst aufbrechen! Oh, so brecht doch, schnell!“), damit dieser von bösen Schergen über standardisierte Zugbrücken und reißende Ströme (nach Fantasy-DIN-Norm 1923) gejagt wird. Aufgefunden von Hollywoods feinsten Kleinstdarstellern in Simpelmaske harrt der Kaspar-Prinz im Narrenkostüm (aus diesen Wortelementen wurde der Filmtitel entwickelt!) nun der Rettung durch dimensionsdurchreisende Daumenlutscher.
Nichts gegen verfilmte Kinderbücher auf der Augenhöhe der Zielgruppenkniescheibe, aber die Dialoge sind so grausam und vorhersehbar, dass selbst 10-Jährige naserümpfend auf ihre langjährige Zuschauerkarriere verweisen dürften. So darf beispielsweise der verprügelte und von seinen Geschwistern gerettete Junge den immer wieder beliebten, stolzen Satz sagen: „Ich wäre schon alleine mit ihnen fertig geworden“. Wäre er das? Wie aufregend! – Und so geht es immer weiter: Ein Satz folgt dem nächsten, ohne eine qualitative Begründung seiner Existenz nachzuliefern. Psychologie für Pustekuchenesser.
Feinschliff und Detailliebe findet man weder bei Kamera, Karnevalskostümen, Schauspielerauswahl oder dem altbackenen Drehbuch, das uns mit Erlöser- und Verstoßenenmotiven zubombt, bis der waidwunde Wald wackelt. Natürlich im klassischen Blaustich, weil’s mysteriös macht. – Ja, „Narnia“, das ist die grimmig gemurmelte Abkürzung von „Na jaaaa!“, wenn einen jemand fragt, was man von diesem Kitschkuhfladen halten soll, der etwa so viel Atmosphäre wie der Merkur verströmt.
„Gnaaaah! Näht mir ein zweites Schwert an die Hüfte! ICH habe hier die Prinzenrolle und nie wieder wird mich jemand ‚Keks‘ nennen, klar?“ – Sprechen wir über Anspruch: Ein ernsthaftes Schlachtengemälde unblutig zu zeigen, ist gar nicht so einfach. So haben die Schwerter immer sauber zu sein, bis allein der Rost sie rot färbt. Aber wir wollen auch nicht zu streng mit diesem Kinderfilmchen sein. Schließlich riecht es schon sehr nach diesem Adjektiv…
Äh, Moment mal… Ich muss meine Hasstirade aus dem Review-Generator mal eben unterbrechen. Soeben ist ein kleines Männlein auf meinem Schreibtisch erscheinen, das sich „Geist der vergangenen Schrei-Nacht“ nennt. Es… es will etwas sagen:
„Genau! Klappe, Klapo! Mir reicht das jetzt mit dem abendlichen Gekeife deinerseits! Ich bin schließlich nur so klein geblieben, weil Dein schrilles Genörgel meine Wachstumshormone unterdrückt hat. Denn immer, wenn man Dir einen solide gemachten Film in die Mattscheibe nagelt, heißt es dauernd: ‚Nööööö, bei Avatar waren die Effekte besser und Star Wars hatte die schönere Musik!‘ Kannst Du denn nicht ein-, ach was: ZWEImal mit irgendwas zufrieden sein? Schau: Der „Narnia 2“ ist sicherlich kein Dingsbums, Meisterwerk, oder wie das heißt. Aber was er macht, macht er solide. Und er fängt ganz vorne damit an und hört ganz hinten damit auf. Ein ruhiger Mieter im Filmregal, würde ICH dazu sagen. Und er fegt auch jeden Samstag den (verwünschten) Hof.“
Aber, aber… Die Geschichte ist sooo gammelig, dass sie einem… öh… die lustigen Vergleiche… vergleichsweise… äh… – Wie könnte dieser Satz amüsant enden? ‚Ne Idee?
„Schnauze, Klapo! Narnia ist ein Film für den kleinen Elfen&Kobold-Hunger zwischendurch, der nur falsch macht, dass er 10 Jahre nach dem „Herrn der Ringe“ aufgetaucht ist. Und nein! Kein Wort über Deine Abneigung gegenüber Kinderdarstellern! Die können schließlich nichts dafür, dass Dir dieser katholische Pfarrer damals einreden wollte, dass Du ihn geschwängert hast. Und die unterschwellige Rassismuskritik im Film ist doch gar nicht so übel.“
Okay, hast gewonnen. Aber wie soll dann das Fazit aussehen? Kannst Du mir das auch verraten, oh großes, mächtiges, Kleines Männchen, das verdächtig nach einem Strumpf aussieht, den ich mir über die Hand gezogen habe?
„Klar!“ Fazit: „Weniger Kitsch als in Teil 1 und trotzdem noch so schleimig wie eine Feuerqualle im Mixer. Vergleicht man dieses Werk jedoch mit „Die Legende von Aang“, muss man eingestehen, dass dies hier doch noch mal zwei Level besser daherkommt. Auch, wenn die Spannung mit dem eines Videospiels vergleichbar ist, bei dem es außer Bonuspunkten nicht viel zu holen gilt. – Und der Abspann sich auf den mageren Satz ‚thank you for playing‘ beschränkt.“
Regie: Geoffrey Sax
Jahr: 1996
Budget: 5 Mio $
Wertung:
Nach 7 Jahren Zwangspause versuchte man mit diesem Fernsehfilm, das Franchise auch auf dem US-Markt neu zu etablieren und erschuf daher eine sehr amerikanische Fassung des ewigen Zeitwanderers. Doch die cleveren Amis waren nicht soooo begeistert, weswegen es bekanntlich noch bis 2004 dauerte, bis eine neue Serie erschien. – Glück gehabt!
Denn der Film ist ein typisches Kind der 90er: Die Ausleuchtung entspricht in ihrer Buntheit am ehesten einer „Hercules“-Folge mit Hydranten, die CGI-Effekte liefen schon 1996 unter „Ferner rendern“ und der allgemeine Stil sollte wohl lauten: „50% Ernsthaftigkeit und 50% trashige Skurrilität“. Wirklich selbstironisch wirkt der Auftritt aber trotzdem nicht. Die meiste Zeit fragt man sich vielmehr, ob man lachen oder den Machern für den billigen Monster- und Auferstehungsgrusel eine ganz andere Art Doctor vorbeischicken soll: Nämlich einen „Script-Doctor“, der die Aldi-Atmosphäre etwas hätte auf Vorschulniveau aufpeppen müssen. Die Pilotfilm-Pheromone (= Kleinster gemeinsamer Zuschauernenner; wird schon irgendwem gefallen) entströmen nämlich aus jeder Pore wie billiges Rasierwasser vom Hals eines biederen Schalterbeamten.
Überhaupt kommt keine anständige Story in Gang, weil die „neuen Hasen“ erst mal 40 Minuten lang in die doctorale Mega-Mythologie eingeführt werden müssen. So darf der Doc erst mal ewig lange vor sich hinregenerieren (warum es nebenan einen völlig zerstörten, zugemüllten Krankhenhausflügel zum atmosphärischen Durchlatschen gab, habe ich übrigens nicht verstanden), verwirrt durch die Klinik humpeln und sich als Eric-Idle-Kopie in Pluderhosen etablieren. Als besonders nervig empfand ich die arme Ärztin, mit der man sich als Zuschauer wohl identifizieren sollte, weil man gerade keinen eierköpfigen SF-Nerd in die Handlung schreiben konnte. Die gute Frau hadert mit dem angeblichen Tod und Verschwinden ihres unbekannten Patienten, bis das Drehbuch endlich ein Fernseh… Einsehen hat und sie als weibliche Hauptrolle an die Seite des Doctors stellt. Im Parkhaus. – Überraschende Drehbücher sehen (wo)anders aus…
„Geht doch nichts über eine finale Rangelei am Abgrund, oder?“ – „Ich weiß nicht. Die Ursprungsidee mit dem Tardis-Plumpsklo hat mir besser gefallen.“ – Kaspar und Melchor: Der Master droht damit, den Doctor in das Auge seiner Tardis zu werfen. Das wäre schlecht, da diese danach kurzsichtig wäre und somit die Erde in zwei Teile zerschielen würde. – Heeey?! Ich könnte auf der Stelle Doctor-Who-Drehbücher schreiben!
Überhaupt sind die Figuren eher… figürlich: Der Master ist ein irrer Lederjackenträger mit Kontaktlinsen, eher ein verhinderter Stuntman als glorreiche Welteroberungseminenz. Ein kleinkrimineller Asiate lässt sich vom offensichtlich bösen Master verführen, die Ärztin ist hübsch und engagiert, bis die Castingcouch kracht und ALLE Nebenfiguren gehen als überraschungsarme Aktions-Aufkleber durch. Ich sage nur: Fetter, ekliger Autopsie-Arzt. Solche Figuren könnte jeder von uns erschaffen, indem man einfach nur in die Mülltüte mit seinen uralten Schulaufsätzen greifen würde.
Der lustige Master möchte übrigens die Welt vernichten, was am 31.12.1999 auch gut zu schaffen wäre, wenn er den Kopp in eine Atomuhr steckt, oder so. Also die typische Weltuntergangslogik des vorletzten Jahrzehnts, wer erinnert sich nicht gerne daran? – Na, ICH! Um die Welt (in der bereits unheilschwanger die Fensterscheiben[!] wabbeln) zu retten, muss der Doctor viel rennen, fahren, Polizisten verarschen und dem Schleimhusten vom Widersacher ausweichen. Das hätte alles sehr kultig sein können, wenn die trashige Machart nur witziger gewesen wäre. So aber muss man hingegen nur schmunzeln, wenn man sich einen der Zuschauer bildlich vorstellt, die dieses statische Rauschen des Franchises für spannende Unterhaltung halten.
Fazit: So kennen wir die schlechteren Who-Episoden: Erfundene Gefahren durch erfundene Physik mit schlecht erfundenen Figuren. Der Doctor erfindet derweil Erklärungen und Lösungen für alle Geschehnisse, was zu seiner spürbaren Verbrüderung mit dem Drehbuchautor führt. – Der bei all dem Trash und Technik-Gedöns viel zu freie Hand hat, die Geschichte irgendwie aufzulösen. (Er)finde ich nicht gut.
tach auch !
Also ich fand den Film jetzt nicht sooooo schlecht, wie Klapowski,
aber er hatte so seine Schwächen. Von denen hat Klapowski so einige genannt.
Der Doctor Nr. 1/2*3^27/(tangens8899) = 8 oder 9 machte seine Sache gar nicht mal schlecht. Dasdrumherum war schlecht wie beschrieben,. oder eben im Drehbuch nicht.
Nicht Fisch nicht Fleisch nicht wirklich Doctor Who.
Gruss BergH