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Wiki und die starken USA

Wiki und die starken USA

Heute Morgen reviewte ich noch „Fahrenheit 451“, bei dem es um die medienunterstützte Unterdrückung von Menschen (und missliebigen Medien) ging, ebenso wie bei „1984“ und vielen anderen Klassikern. Und nun das: Die US-Regierung schrieb mindestens Twitter (möglicherweise aber auch viele andere Unternehmen) an, um Benutzerdaten von Wikileaks-Unterstützern einzuholen. Genauer: Die USA-ner möchten ALLE Verbindungsdaten von ALLEN Twitternutzern haben, die mit den 5 bekanntesten Wikileakssympthisanten zu tun hatten.


Wobei man „zu tun hatten“ bei solchen Systemen wie bei Twitter, Friendscout & Co natürlich sehr weit fassen kann („Klick jetzt auf ‚Gefällt mir‘ und erhalte 75 Freunde auf Farmville!“).

Sprich, die USA möchten:

– Klar- und Benutzernamen dieser Personen und alle verfügbaren Informationen über andere Identitäten

– Privat- und Geschäftsadressen, E-Mail-Adressen und alle anderen Kontaktdetails
sämtliche Details über die Twitter-Nutzung dieser Personen (Verbindungsdaten, Art der genutzten Dienste, Dauer der Verbindungen)

– IP-Adressen, Telefonnummern, Verbindungsdaten und alle Netzwerkinformationen, die im Zusammenhang mit der Twitter-Nutzung der genannten Personen angefallen sind

(Quelle: SPIEGEL ONLINE)

Wenn das nicht den Journalismus bzw. journalismusähnliche Strukturen zerstört, Kontakte verunsichert und die Wahrheitsfindung bzw. freie Meinungsäußerung erschwert, will ich mit Künstlernamen nicht mehr Klapowski heißen! Bezeichnend auch, dass wir ohne Twitters (vermuteter) Beschwerde beim Bundesgericht wohl nie davon erfahren hätten, denn ursprünglich war es ihnen untersagt, irgendwem von den Ermittlungen zu berichten. – Jeder, der auch nur im Entferntesten daran denkt, dem Schwippschwager von Wikileaks eine Nachricht zu schicken („LOL! Schicke Euch auch noch Material!“), muss also mit einer Überprüfung rechnen. Selbst, wenn das angekündigte „Material“ dann aus dem Video eines pupsenden Pandabären besteht.

Natürlich steckt dahinter das Anti-Spionage-Gesetz von Anno Tuck, welches sinngemäß besagt, dass Assange des Geheimnisverrats angeklagt werden kann, falls er Bradley Manning (ein US-Soldat, der Wikileaks Geheimnisse zusandte) irgendwie „überredet“ haben sollte. Ich hoffe daher doch sehr, dass Manning wirklich nur das Hochlade-Protokoll von Wikileaks angeklickt hat und NICHT vorher eine Mail an Assange geschickt hat. Schon ein minimaler Kontakt a la „Geht nicht!“ – „Mach Deine Firewall aus.“ – „Okay, danke!“ würde da vermutlich schon reichen, um den sympathischsten Vergewaltiger der Geschichte in Bedrängnis zu bringen.

Okay: Eigentlich mag ich diese linken Weltverbesserungskarikaturen nicht. Für mich ist das meist auch nur BILD-Zeitung-Niveau für Intellektuelle. Dennoch hier ein kleines Bildchen, das einfach „raus“ wollte…

Diese Schnüffelaktion auf gut Glück, die man auch auf Amazon, Google und unsere US-Niederlassung von Zukunftia.de (theoretisch) ausdehnen könnte, geht ziemlich weit. Und ich bin wirklich kein Datenschutz-Fanatiker. „Google Streetview“ halte ich für so harmlos wie einen verkauften Städtebildband mit hoher Auflage, „Google“ weiß einen Scheiß über mich und mein wirkliches Leben (die Bots lesen und verstehen ja noch nicht mal meine Artikel anständig!) und dass wir alle den ganzen Tag freiwillig mit Peilsendern, sprich Handys, durch die Gegend laufen, scheinen manche Wutbürger auch schon verdrängt zu haben…

Aber diese nachträgliche Twitter-Aktion riecht doch sehr nach „Ich will nicht nur ein Schwein schlachten, sondern den ganzen Bauernhof abfackeln“. Hätten die Chinesen die asiatische Twitterniederlassung um die Verbindungsdaten von Oppositionskontakten (und wiederum deren Kontakten?) gebeten, wir hätten wohl nur den Kopf geschüttelt. Grund genug, es bei aller Amerikaliebe auch hier zu tun.

Sicherlich ist es für die USA ärgerlich, Kriegsverbrechen und Diplomateneinschätzungen im Internet zu lesen. Würde mir auch so gehen, wenn ich Leichen in der Tiefkühltruhe hätte. Doch Leute, die wirklich aktiv und global mit diesen Dingen zu tun haben, wussten all diese Dinge eh schon. Es kann mir beispielsweise keiner sagen, dass Ahmadinedschad überrascht war, dass seine eigenen Nachbarn die USA förmlich um einen Angriff auf die Atomanlagen Irans angefleht haben. Dafür gibt es schließlich Geheimdienste und andere Foltervereine.

Nein, der einzige, der doof gehalten werden sollte, ist der (Nicht)Wähler, der im Glauben gelassen sein soll, dass in der Welt nicht mehr passiert, als in eine popelige Viertelstunde der Tagesschau hineinpasst. Meinungsfreiheit ist nur dann gegeben, wenn ich sagen kann: „Du redest zwar völligen Scheiß/die völlige Wahrheit und das passt mir nicht, aaaaber ich würde mich dafür töten lassen, damit du diesen Schwachfug überall verbreiten kannst, wo auch immer Du es möchtest!“

Ein Prinzip, das gerade auf Zukunftia den Rang eines Verfassungszusatzes besitzt.

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Artikel

von Klapowski am 08.01.11 in All-Gemeines

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Kommentare (6)

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  1. taubenuss sagt:

    Kann man nur vollumfänglich zustimmen (außer bei Street View – ist zwar ungefährlich, aber dennoch illegal streng nach Gesetz).
    Was sich die amerik. Regierung hier leistet, ist schon seeehr böse. Google, Twitter, Amazon, Facebook, …. ewig lange Liste. Aber keiner (schon gar nicht Google/Amzon/Facebook) wird da entgegen schwimmen.

    Naja, *händeringend* auf die Veröffentlichung der Bankdaten wartend… *lechz*

    • DerBeimNamenNennt sagt:

      „(außer bei Street View – ist zwar ungefährlich, aber dennoch illegal streng nach Gesetz)“

      Echt? Welches Gesetz verbietet es gleich nochmal aufnahmen von öffentlichen Plätzen aus zu machen?

      Antworten
    • taubenuss sagt:

      201a StgB
      Die Diskussion gabs hier glaub ich schonmal.
      Von öffentlichen Orten ist laut Panoramarecht das Fotografieren frei erlaubt, aber nicht mehr wenn es (ungefragt) über (dafür vorgesehene) Sichthindernisse in den privaten (höchstpersönlichen) Lebensbereich geht. Dann sind es unbefugte Bildaufnahmen.
      Aufhänger ist hier stets das Wort „höchstpersönlich“, was „gegen Einblick besonders geschützten Raum“ bedeutet. Und den sehen die in Auftragen gegebenen juristischen Gutachten (außer das von Google-welch Wunder) als klar gegeben, wenn über den Sichtschutz 2-m-Hecke drüber fotografiert wird. Sonst hätte man da keine Hecke/Mauer/whatever (btw redet da keiner von den 20cm-Zierbüschen oder kniehohen Zaun).
      Auch das große Passanten da drüber schauen könnten ist uninteressant, da die nicht in den privaten Raum fotgrafieren (dürften) und dann der Weltöffentlichkeit zugänglich machen.
      Das Ganze macht natürlich nur in Wohngebieten Sinn. In Innenstädten oder außerhalb freue ich mich über jede Street-View Aufnahme. Bei einigen Sachen gibts aber Grenzen.

      Antworten
  2. bierman sagt:

    Tja, da kann man sagen dass es in China, Nordkorea, etc. wenigstens ehrlich zugeht, die sagen klar und deutlich das es keine freie Presse gibt, oder Meinungsfreiheit, oder Redefreiheit, oder anonyme Kommunikation. Oder Geld,….

    Es ist halt wie schon B. Brecht es mal schrieb: „In der Demokratie gibt es die Redefreiheit, und der Ausgleich dazu ist, dass es verboten ist, sie zu missbrauchen, indem man redet.“

    Edit: Mir sind jetzt noch mehr wie die Faust aufs Auge passende Zitate von Brecht eingefallen:“ Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“
    „Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. Wäre es da nicht doch einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?“

    Man könnte grade meinen, das die Geschichte sich wiederholt.

  3. bergh sagt:

    tach auch !
    Zustimmung, ausser bei Google,
    die sind mir von Hause aus suspekt.
    Weshalb ich ab und an ein Script mit Wörtern aus dem Wörterbuch laufen lasse.
    Sollen Sie doch aus 10000 Einzelabfragen Aachen bis Berlin sich ihren reim machen.

    Gruss BergH

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