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„Doctor Who“-Weihnachsspecial: „A Christmas Carol“ (Review)

„Doctor Who“-Weihnachsspecial: „A Christmas Carol“ (Review)

„Alle Jahre wieder… ko-hommt da-has Drehbuchkind… auf die Erde nieder, wo wir Doofen sind…“ – Auch in diesem Jahr gab es ein Special mit dem guten(!) Doctor. Holt also schon mal Bier und Erdnüsse aus der Krippe, dreht Euren Tannenbaum verkehrt herum und haltet Euch Euren Schraubenzieher auf den Kopf, um die Erwartungshaltung etwas niedriger zu pegeln. Denn wie schon in den letzten Jahren gibt es hier viel Wirbel um ein klein wenig Tiefsinn. Aber das war ja vor exakt 2010 Jahren auch schon so.


Inhalt: Amy und Rory drohen mit 4.000 anderen Menschen in einem Raumschiff über einem Planeten abzustürzen. Nur einer kann das Raumschiff mit seiner Wettermaschine abfangen: Kazran, ein verbitterter alter Mann, der nichts von Weihnachten und Hilfsbereitschaft hält. Doch der zeitreisende Doctor hat die die eine oder andere Idee, den Mann zu einem besseren Menschen zu machen… Das Ganze basiert natürlich auf der Geschichte „A Christmas Carol“ von Charles Dickens.

Wertung:

Ich habe nichts gegen Kitsch, er könnte nur etwas weniger kitschig sein. – Mit diesen grimmigen Worten begrüße ich Euch zum Doctor-Who-Weihnachtsspecial, das auch diesmal wieder ein großer Spaß für Klein und Klein ist. Schon die letzten Christmas-Ausgaben kosteten mich einige Nadeln von Tannenbaum und Kurzhaarfrisur (ausgerauft!): Unter dem Deckmäntelchen der Science-Fiction-Parodie wurde da stets ein zuckersüßer Himbeerbrei serviert, der im Kern ein weeenig zu unironisch war. Und somit muss ich an dieser Stelle mal den den Zukunftia-Scrooge mimen, denn auch in dieser Sonderfolge tröpfelte das Gutmenschentum durch die Folge wie der Sonic durch den Screwdriver.

Okay, „Glaubwürdigkeit“ ist bei Doctor Who nur ein anderes Wort für „Ausverkauft“, I know that. Aber wenn sich schon ein ganzer Planet von einem Oppa mit einer Art Wettermaschine unterjochen lässt, sollten wenigstens ein paar Charakterzüge nicht in ihren letzten liegen. Zügen, meine ich. – So habe ich schon zu Beginn nicht verstanden, warum der böse Kazran (der gar nicht so böse ist, sondern nur… keine Eier in der Hose hat) das abstürzende Raumschiff mit den 4.003 Personen an Bord nicht rettet. Seine offizielle Begründung: „Muhahaha! Was geht mich das an? Da müsste ich ja aufstehen! Da gehe ich doch lieber 3 x in den Angestelltentrakt, um meine Dienstboten zu schikanieren, muhahaha!“ – Entschuldigung, aber das ist Drama für Dreijährige!

„Mister Zehnkämpfer, bitte geleiten sie den Doctor hinaus! Weihnachten interessiert mich nicht!“ – „Hey, was ist mit Christi Himmelfahrt? Fronleichnam? Bedeutet ihnen das gaaar niiichts?! Hey, lassen sie mich los, ich kann alleine die Stufen runterfallen, ja?“ – Vom Himmel doof: Der Doc hat es auf seine übliche Art versucht (in fremden Wohnzimmern auftauchen und dort an der Stereoanlage herumspielen), nun hilft nur noch ein zackiger, gewiefter Plan, der sich über Jahrzehnte erstreckt.

Wenn ein Doctor-Besuch an jedem vergangenen Weihnachtstag ausreicht, um aus jemanden einen besseren Menschen zu machen (Adolf Hitler wäre wohl viel weniger grausam gewesen, wenn man ihm an jedem Geburtstag einen Clown geschickt hätte, oder was?), sollte wohl sowieso genügend „Gutes“ in jemanden stecken, um in einer Extremsituation keinen Massenmord durch Unterlassen zu begehen. Wobei ich ja eigentlich die Grautöne mag, denn „gut“ und „böse“ sind nur für Heimscheißer. Aber für Graues war natürlich kein Platz in der „White-Shiny-Winter-Wonderland“-Stimmung. Böse sind nur deswegen böse, weil noch kein Zeuge Jehov… äh… Doctoras angeklopft hat, oder watt?

Zumal das Raumschiff auch stundenlang vor sich hin abstürzt (endlich mal eine Folge mit viiiiel „Atmosphäre“) und der Doctor nicht besseres zu tun hat, als Zeit(?) in der Vergangenheit(?) zu verplempern. Die ja technisch gesehen auch in der Gegenwart verplempert wird, da Old-Kazran sich die Abenteuer seines jüngeren Selbst mittels Filmprojektor anschaut. – Einerseits eine schöne Idee, den alten Griesgram zu ändern und eine Brücke zum literarischen Original zu schlagen, andererseits aber auch sehr… siehe alle Absätze weiter oben.

Gut gefielen mir bei all dem Christmas-Schleim und „Merry!“-Gekreische aber die Effekte und die Ausstattung. Hatte ich in der letzten Staffel teilweise schon Angst, das gekürzte Serienbudget könnte in einer Pfändung der Tardis-Kulisse münden, so war das hier doch zumindest optisch ein kleiner Hochgenuss. Vor allem die kleinen und großen Fische, die da recht sinnfrei (die depperten Doctor-Erklärungen erspare ich mir und Euch) in der Luft herumschwommen, waren doch sehr nett gemacht. Und wenn plötzlich ein Hai durch das Kinderzimmerfenster bricht, weiß man auch endlich wieder, warum man die Serie so gern schaut. Ähm…. Und 99,9% der Restmenschheit eher nicht.

„Tagchen, ich bin der Geist der vergangenen Weihnachtsessen. Wissen sie eigentlich, was in den Schleppnetzen noch so alles verendet, die für den Festtagsfisch der Menschen so ausgeworfen werden?“ – Ein echtes „Schnappchen“ vom Fischgeschäft: Der Doctor muss sich nebenbei auch noch mit verstimmten Gräten herumärgern, die durch das Singen(!) von Weihnachtsliedern beruhigt werden. – Ich hätte übrigens gerne die Droge, die zu diesem Bild passt, danke sehr…

Ja, ich war anfangs verbittert und verhärmt über diese Folge, kaute auf meinem Gehstock und verfluchte dieses verdammte Weihnachten… Ähm, Weihnachtsspecial! Doch da erschien mir plötzlich der Geist der zukünftigen Weihnacht, nennen wir ihn „Sparkiller mit einem toten Fisch auf dem Kopf“, und ich erkannte, dass ich zu hart zu dieser Story gewesen war. Denn am Ende passte dann doch alles ganz gut zusammen: Amy mimte als Hologramm den „Geist der gegenwärtigen Weihnacht“, die sterbenden Schiffsfutzis sangen im Chor und am Ende geht es auch noch mal um die… Liebe. Schnief. Und so lasse ich meinen Gehstock jetzt sinken, ziehe ihn aus dem Anus des Autoren Steven Moffat und bescheinige diesem Special eines:

Als Science Fiction ist es grausam, schleimig und unfassbar oberflächlich, doch als Experiment mit „Heart-Touching“-Ambitionen geht es in Ordnung. – Verdammt noch mal, war das herzig, wie sie am Ende alle sangen, sich umarmten und weinten! Buhaarr! (*in toten Riesenaal schnäuz*)


Fazit: Schmierenkomödie mit solch eindeutig moralischer Botschaft, dass diese schon wieder nebensächlich und unglaubwürdig wird. Aber immerhin ist „Doctor Who“ die einzige Serie, bei denen man sich derartige Specials überhaupt wünscht und vorstellen kann. Oder würde ihr zu Ostern eine „Stargate Universe“-Episode begrüßen, in der Young irgendeinen Untergebenen ans Drehkreuz nagelt?

2 Ohren1 Ohren0 Ohren3-
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Der fliegende Haifisch, der hat Zähne...
„Kein Weihnachten ohne Ebenezer Scrooge!“ ist wohl eine der heiligsten Autoren-Regeln an diesen Feiertagen. Ob als Hauptvorlage für Dagobert Duck oder eher durchschnittliche Adaption von den Muppets, wenn um eine schön verpackte Moralkeule gebeten wird, dann muß einfach wieder mal die „Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens aus dem staubigen Ideenschrank gekramt werden. Humbug, kann ich dazu nur sagen! Humbug!

Doch was ist das? Die Szene verschwimmt plötzlich und weicht dem Bild eines knisternden Kaminfeuers und einem gemütlichen Armsessel davor. Und wer sitzt darin? Der Klapowski natürlich, mit roten Backen, einem Buch auf dem Schoß und einem Schwenkglas mit edlem Erdbeerwein in der Hand. Umringt ist er von vielen kleinen Zukunftia-Besuchern mit großen Augen, welchen er eine Geschichte versprochen hat und die sogleich auch beginnt…

Und da schloß der Spark seine Textverarbeitung mit einem wütenden Knall und rief erneut: „Humbug! Dieses Stilmittel der verwursteten Weihnachtserzählungen ist so ausgelutscht wie die Wackelkamera in einem Transformersfilm! Humbug!“.

Mit wütendem Blick band er seinen Bademantel zusammen und stürmte durch die leerstehende Redaktion. Das fast erloschene Glühen an einer Fackelspitze sorgte dabei für einen unheimlichen Schatten. „Oooh, natürlich! Der Doctor ist flott und spritzig wie immer! Der große Aufwand macht sich auch bemerkbar und sogar die Effekte wissen dieses Mal zu gefallen!“, rief der Spark spöttisch in die Nacht, die Worte wie Asche auf seiner Zunge. „Doch kann dies dafür entschädigen, daß wir als Zuschauer bereits wissen, wie das Ganze ausgehen wird? Nein, sage ich! Humbug!“

Da blitzte und donnerte es und seine Gestalt wirkte wie ein düsteres Wesen aus der Unterwelt. Und mit einem Mal sprang das Fenster neben den Toilettenräumen offen und ein einzelner mächtiger Blitz traf den Boden davor. Und von einem Moment zum anderen, nur ein Blinzeln war dafür nötig, stand eine Gestalt an eben dieser Stelle. Gekleidet im weißen Gewand, schritt sie auf den in einer Ecke kauernden Autoren für mickrige Meinungskästen zu und sagte mit engelsgleicher Stimme: „Hallo! Ich bin Steven Moffat! Sonst alles klar?“.

Sich bewußt daß diese Erscheinung kein Abgesandter der Hölle ist, Er fürchtete nämlich die Rache eines Stargate Universe-Autoren, fand der Spark seinen falschen Mut wieder. „Duuu! Mit schöner Musik und einem schnellen Erzähltempo wolltest Du mich wohl becircen, was? Oben drauf noch eine nette Raumschiffbrücke, wie? Lustige Momente mit Amy und Rory, hmm? Clevere Zeitreise-Erzählkniffe, hä? Aber lass mich Dir sagen, Du Scharlatan–„

„Mein dear Spark!“, unterbrach ihn der Moffat und lächelte fein. „Fürwahr, my old cock, die Grundidee ist nun wirklich nicht new, aber zählt nicht die Summe of all parts? Ist nicht das important, was der Zuschauer in seinem Herzen dabei feelt? Am i right, old horse? Wenn DU only noch sieben Doktor Who-Folgen sehen könntest, welche wäre then DEINE letzte? Has etwa ein Hai Deine Fähigkeit zur Freude verschluckt? You agree, old fuck?“

Und kaum begann Spark darüber nachzudenken, da schmolz der Ärger in seiner Seele hinfort und lief wie alter Schweiß in den Abfluß der Redaktionsduschen. Mit neuer Energie rannte er zum Fenster und rief aus vollem Halse „Fröhliche Weihnachten, alle zusammen! Macht ihr ruhig eure abgenudelten Weihnachtsgeschichten, solange ICH das nicht auch noch machen muß!“ Und alle, die ihn hörten, lächelten fein. Außer Frau Platuschke von gegenüber, welche die Polizei rief.

Erneut blendet das Bild aus und zeigt uns wieder den Daniel, welcher mittlerweile von leblosen Körpern umringt ist. Einige scheinen sich erhängt zu haben, während andere noch die Pistolen in den erstarrten Händen halten. „Und das, meine Lieben, ist das Wunder von Weihnachten. Fröhliche Feiertage!“. Doch auf einmal erscheint nochmal der Spark im Raum, durchsichtig und mit Ketten an den Füßen. „Moooment! Diese ganze verworrene Geschichte ist doch noch nicht zu Ende ohne ein Fazit! Huhuuuu!“

Mit gerunzelter Stirn wirft Klapo sein leeres Glas über die Schulter und dreht den Verschluß seines Flachmanns offen. „Spark, ich habe ja wirklich nichts gegen abwechslungsreiche Meinungskästen, aber übertreibst Du es dieses Mal nicht ein bisschen, hmm?“

„Aber genau DAS ist doch der Punkt, werter Kollege! Selbst die labbrigste Grundidee kann noch wunderbar unterhalten, solange man diese mit ein paar kreativen Elementen aufstockt! Fliegende Fische, Zeitreise, abstürzende Raumschiffe! An SOWAS hat der Dickens damals sicherlich nicht gedacht. Und dann alles noch so schön gemacht und knackig erzählt. Weswegen ich sogar die Note einer Zwei minus vergebe, jahaa!“ Und da verpufft der Spark plötzlich und es verbleibt nur der Klapowski. Die Kamera fährt immer weiter zurück, das Bild wird schwarz und aus dem Off hören wir nur noch: „Heeee! Und wer darf diese Fantasie jetzt wieder aufräumen, häää?“

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von Klapowski am 26.12.10 in Serienkritik

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Kommentare (6)

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  1. FF sagt:

    Hatte nach dem Trailer eigentlich keine Erwartungen mehr an das Special, sah alles nach einfallsloser Scrooge-Story und extremer Budgetkürzung aus.

    Bin deshalb etwas positiv überrascht worden. Trotz dass die Story teilweise etwas wie eine Variation von The Girl in the Fireplace wirkt (mysteriöser Freund taucht im Schnelldurchlauf regelmäßig alle paar Jahre auf) und auch wenn das eine meiner Lieblingsfolgen war, hofft man auf etwas mehr Abwechslung.

    Aber ein paar Dinge waren durchaus gut, z.B. das Amy und Anhang auf dem abstürzenden Schiff die meiste Zeit ruhig gestellt waren (die beiden nerven mich eigentlich nur noch, Zeit für einen Companionwechsel). Und die Fische waren natürlich NIEDLICH! :D Aber die Szene in der der Haifisch zum ersten Mal auftaucht, war die beste Szene seit langen in Doctor Who (kann mich gar nicht erinnern wie lange). Die Rest geht so in Ordnung, deshalb ingesamt ein ok für die Folge. 2-

  2. Henrik sagt:

    Sehr schöne Reviews. Sparkis Review hat mir allerdings besser gefallen :)

  3. Raketenwurm sagt:

    Ich denke der Unterschied zwischen Hitler und Kazran ist, daß Letzterer am Anfang das Kind nicht schlagen konnte. Vorher droht ihm der Doctor ja noch, ihn mehr oder weniger umzubringen, sollten das Schiff abstürzen, aber nachdem er sieht, daß Kazran noch etwas Gutes insich hat, versucht es eben auf diese Weise.

    Ich mochte das Special, trotz Hänger in der Mitte und dem vielen Kitsch, auf jeden Fall sehr. Eignet sich auch neben „The Next Doctor“ noch am ehesten dazu, es zum nächsten Weihnachten mal wieder herauszukramen und anzugucken.

  4. bergh sagt:

    tach auch !

    Mir hat es auch sehr gefallen.
    Gut es war Kitschig, aber das ist Weihnachten auch.

    Gruss BergH

  5. das obst sagt:

    es gibt eine weitere serie, die sich so ein weihnachts-special verdient und es dieses jahr auch bekommen hat: „MISFITS“. jeder, der derben britischen humor mag, sollte mal reinschauen. ist sowas wie „heroes“, nur in gut. anfangs brauchte ich ein weilchen, um mich an die teils arg überdrehten charaktere und an das viele herumgeficke zu gewöhnen (botschaft an unseren ritalin-geplagten klapo: bitte mehr als nur 2 episoden anschauen, falls du dazu irgendwann ein review schreibst). aber inzwischen ist es eine riesengaudi. das weihnachts-special hat dem noch mal die krone aufgesetzt: „we have to kill jesus!“

  6. taubenuss sagt:

    Nun auch gesehen.
    Schöne Folge. Gleich am Anfang wird Star Strek ein wenig „imitiert“. Die beiden Typen sahen aus wie Geordi mit Jahr 2500-3D-Brille und Data in fleischfarben, die Captain war ein Janeway-Verschnitt. Keine Ahnung ob das gewollt war.
    Ok, Janeway hätte ein paar völlig Fremde, die plötzlich mal herein platzen und auf der Brücke Luft wegatmen, einfach hinaus komplementieren lassen (zum Vergleich: Young hätte sie in Luftschleuse gesteckt), aber ok. Thats Dr. Who.
    Die Moralpredigt der Folge war zwar ziemlich dick aufgetragen, aber dennoch recht gute Folge der Serie.
    Mehr davon!

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