Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Star Trek Voyager – 7.09 – „Fleisch & Blut I“ („Flesh and Blood“) Review

Star Trek Voyager – 7.09 – „Fleisch & Blut I“ („Flesh and Blood“) Review

Wie heisst es doch so schön: Never kill a Megabyte. Vielleicht habe ich ja in den letzten Wochen eine entscheidende Entwicklung bei Star Trek Voyager verschlafen. Wäre ja auch nicht weiter verwunderlich… Aber warum ein Hirogen-Schiff den Kurs unserer Irrfahrer kreuzt, wurde für meinen Geschmack während der heutigen Folge nur unzureichend herausgearbeitet. Schließlich hat Tante Käthe ihren Kahn seit „Das Tötungsspiel“ stolze 35.000 Lichtjahre näher an die Erde herangebracht. Ohne die wundersamen Hilfen, die unsere Warp-Titanic erfahren hat, würde das einer Reisezeit von ca. 35 Jahren entsprechen.

Offensichtlich kennen andere Völker eine lustige Abkürzung durch den Raum. Es schlagen sich die Igel vor Lachen auf die Schenkel und freuen sich ein Loch in den Warpkern, daß Häschen Voyager schon wieder nur als Zweiter das Ziel erreicht. Während Kathy’s Trümmercrew also kreuz und quer, furcht- und planlos durch die unendlichen Weiten eiert, werden sie unbemerkt von technisch offenbar höher entwickelten Völkern überholt, die nebenbei auch noch ein fortschrittliches Hololabor aus dem nicht vorhandenen Weltraumboden stampfen. Daß Frauen keine Straßenkarten lesen können, ist ja hinreichend bekannt. Aber muß VOY dieses Vorurteil ständig so plump bestätigen?

Wie auch immer die Hirogen an die Grenze des Betaquadranten gelangt sind, sie waren für die Autoren eine willkommene Gelegenheit, in Form von Hologrammen ‚mal wieder all‘ die Gummimasken vor der Kamera zu präsentieren, die seit dem Ende von DS9 bei Michael Westmore in der Schublade verschimmeln. Diese wandelnde Glühbirne im roten Strampelanzug war mir übrigens von Anfang an unsympathisch! Und warum? Weil der Drecksack sich schon auf der Enterprise fälschlicherweise als Vulkanier ausgegeben hat (TNG: Das Standgericht), obwohl in Wirklichkeit Romulanerblut in seinen Ardern floß! Wer einmal lügt dem glaubt man nicht! Der sorgt in Teil 2 bestimmt wieder für Ärger. Aber dem wird Katherinchen sicher das Licht ausblasen! (HA! Kalauer!)

star trek voyager 1„DU DA! DER HIROGEN-SOLDAT AUF DEM BODEN! WAS HAST DU ZU DEINER VERTEIDIGUNG ZU SAGEN?!“ – „Gesundheit, Sir? Und übrigens vielen Dank, dass Sie die Wirkung unserer experimentellen Pollenkanone ausgerechnet an mir ausprobiert haben!“ – Niesübung. Und zur weiteren Analyse müssen die Waffen-Rückstände natürlich eingesammelt werden. Ob dieser Rekrut dafür auch an seinen (Achtung!) Rotzlöffel gedacht hat?

Was wollte uns diese Episode also sagen?

Seid lieb zu Euren Computern? Diskutiert mit „Word“ über die Rechtschreibreform? Fragt Windows öfter nach seinem Wohlbefinden? Man weiß es nicht. Auf jeden Fall möchte ich nicht, daß die Computergegner aus Quake3 demnächst anfangen, mit mir über ihre Rechte als digitale Individuen zu diskutieren. Wo kämen wir denn da hin, wenn irgendein MOD mir plötzlich entgegenruft „Nicht schießen! Ich bin unbewaffnet!“ ? Da lade ich doch genüßlich durch und rotze den kleinen Pixelpaule über den Haufen! Kawusch!

War diese Episode der krampfhafte Versuch, an die TNG-Perle „Wem gehört Data?“ anzuknüpfen? Die Grundrechte einer künstlichen Lebensform? Voll daneben. Was bei Data, dem einzigartigen, nicht reproduzierbaren Androiden nach funktionieren konnte, kann im Hinblick auf ein Hologramm nur Kopfschütteln auslösen. Denn was ist ein Hologramm anderes als die 3D-Projektion einer Computerfigur? Ja, jene bedauernswerten Kerlchen, die wir in unzähligen Games so gerne in die unmöglichsten Situationen und am liebsten in den sicheren Tod schicken! Heißa! Und während der eine sich als „Guybrush Threepwood. Mächtiger Pirat!“ vorstellt, nörgelt uns der nächste ein mürrisches „Bitte nennen Sie die Art des medizinischen Notfalls!“ entgegen. Man möchte ihm antworten: „Verwende merkwürdiges Gummihuhn mit Karabinerhaken.“…

star trek voyager 2„Komm zur Sternenflotte, hat er gesagt. Kannst was erleben, hat er gesagt.“ – „So feucht war ich nicht mehr, seit diesem Bravo-Cover mit dem halbnackten Sparki-Foto!“ – „Hee, ihr Weissbrote! Wenn ich nicht langsam aus diesem kalten Wasser komme, schrumpft mein Pillermann am Ende noch auf unter zwei Meter!“ – Lange waten. Muss man gesehen haben: Hologramme verstecken sich in einem Teich vor bösen Hirogen. Ähnliche Möglichkeit für Menschen: Einfach mal den Finger in die (Antimaterie-)Steckdose bohren. Und PUFF, schon ist man verschwunden!

Plötzlich also proben unsere Pixelknechte den Aufstand. Man sollte Computern nicht erlauben, kurz vor’m zu Bett gehen „Spartakus“ zu schauen – das ist schlecht für die Psyche der lieben Kleinen. Da diskutieren doch erwachsene Sternenflottenoffiziere allen Ernstens mit den Produkten von Diaprojektoren darüber, ob man ihnen den Saft abdrehen darf! Natürlich darf man! Schließlich hat man das Ding gekauft und bezahlt! Mir reicht schon, daß Windows häufig meinen eindeutigen Befehlen freche Widerworte gibt. „Ich mag‘ jetzt nicht, mir ist zu heiß. Nänänä! Schutzfehler! Schutzfehler!“. So ‚was dürfen wir gar nicht erst ausufern lassen. Hätte man dem Doktor von Anfang an seine Persönlichkeitssubroutinen gelöscht, wäre es nie soweit gekommen. Denn niemand diskutiert mit einem Computer ohne Persönlichkeit. Und ein Computer ohne Persönlichkeit kommt auch nicht auf die bekloppte Idee, sein Programm sei möglicherweise mehr als eine Ansammlung von Einsen und Nullen.

Wie meinte der Anführer der Hologramme so nett? „Wir sind nicht hergekommen, um uns wieder in Gefangenschaft zu begeben“ – sprach die Diskette zum Floppylaufwerk…

Fazit: Eine an den Haaren herbeigezogene Story ohne Sinn und Verstand, ein wenig Technobabbel und Pseudoethikgeseiere. Wie hieß unser Lieblingstechnobabblewort der Woche? Genau! „Antiphotonenimpuls“. Den sende ich auch jeden Abend über meine Nachttischlampe – wenn ich sie ausschalte.

Note: 5+

KLAPOS KLAPPRIGER MEINUNGSKASTEN
Aufstand der Glühbirnen
So langsam wird mir klar, warum die neue ST-Serie unbedingt in der Vergangenheit spielen mußte: Holografische Köderschiffe, riesige holographische Anlagen, lebende und fühlende Hologramme am Fließband… Fehlt nur noch, daß man in einer der nächsten Folgen Q mittels Zauberimpulsen und Geilomatik-Schilden ordentlich in Bedrängnis bringt, ihn seiner Hexenkraft beraubt und in einer dunklen Ecke zusammentritt, um ihn dann nackt an der nächsten Autobahnraststätte an einem Picknick-Korb anzubinden!

Bei Voyager ist zuletzt soviel möglich geworden, daß eine Steigerung fast nicht mehr möglich ist, will man noch halbwegs nachvollziehbare Geschichten erzählen. Noch dazu hatte die Storie mehr Löcher als ein schweizer Hologramm!

Lest also hier jetzt weltexklusiv ALLE Fehler, die mir aufgefallen sind, ohne penibel danach zu suchen.

1.) Ich habe es immer und immer wieder gesagt: Geklaute Hologramme sind Quatsch mit ganz dicker Soße! Wenn ich mir R… SICHERHEITSKOPIEN auf eine CD-ROM brenne, dann schlüpfen die Daten doch nicht von Festplatte zur CD und verschwinden von meinem PC. Schreiben die Voy-Autoren ihre Folgen alle noch analog, per Schreibmaschine, oder wie, oder was? Das ist nun schon die x-te Folge, in der der Doktor entführt wurde und jedesmal geht das Gezeter los: „Was sollen wir denn jetzt nur machen?“ Doch statt zu gegebener Zeit einfach mal mit einer 3,5-Zoll-Diskette hinter der Plastikverschalung der Krankenstation eine Datensicherung vorzunehmen, wird ein TRARA von volksmusikalischen Ausmaßen abgehalten!

2.) Wie schon angedeutet: Voy übertreibt es maßlos mit lebendigen Hologrammen! Während wir den verrückten Professor aus dem TNG-Holodeck noch als einmalige Ausnahme sehen konnten, erwachen seit Vic- „The Schmalz“ -Fontaine aus DS9 holografische Hohlkörper im Sekundentakt zum Leben, während vor dem Raumschifffenster ein Blitz wie aus den Frankensteinfilmen herniederfährt! – Und „natürlich“ genügt nur ein kesser Augenaufschlag und die Beteuerung, total lebendig zu sein. Aber so richtig! Hoho!

Woher wollen alle denn so genau wissen, daß die Hologramme lebendig sind? Der Computer analysiert doch bei normalen Programmen nur die Umgebung und reagiert darauf: Wenn er einen Witz erkennt, justiert er die Mundwinkel um 30 Grad nach oben, legt ein paar Kosinuskurven auf das Kraftfeld, das die Stirn bildet, und bewegt holografische Augenlider vor holografische Augäpfel. Alles nur saubere Programmierung von Grundparametern. Das Hologramm wirkt menschlich, ist es aber nicht. Es dürfte nicht mehr Schmerz und Freude empfinden als ein Tamagotchi, das wieder mal alles mit Flüssigkeitskristall-A-A vollgeschissen hat.

Das plötzliche Lebendig-werden geht mir inzwischen einfach zu schnell und reibungslos. Wäre doch mal lustig am Ende der Serie zu erfahren, daß all‘ die Beteuerungen und der Hundeblick des Doktors nur eine Verarsche des Computers war und er nicht mehr Gefühle hat als ein Trikorder.

3.) Nochmal Hologramme:
Gut, sollen sie „verletzt“ sein. Aber nicht das Hologramm ist kaputt, sondern der Computer hinter der Wand ist im Eimer! Hologeneratoren und künstliche Intelligenz befinden sich NICHT in den lustigen Imitatoren von verschlüsselten Premiere-World-Programmen! Es ist also Kappes, die stöhnenden Knisterfreaks auf Krankenliegen zu plazieren und zu scannen! nein, man geht zur befreundeten Wand von nebenan, läßt „Scandisk“ laufen, defragmiert ein bißchen und lädt zu guter letzt einen neuen Treiber aus dem SWW herunter…

4.) Die Hirogen überzeugen mich gar nicht!
Die ach so Verletzten haben, wie Verletzte in ST eigentlich immer, natürlich KEINE Verbände oder moderne Entsprechungen. Warum auch? Sind ja noch alle Arme und Beine dran, nur ein bißchen Schwartau wurde an die Schläfen gekleistert. Ich sage es an dieser Stelle ganz energisch: Gähn!
Kinderkacke!
Debil Trek!
Voyager!

5.) Als die Hirogen das Schiff zu übernehmen versuchen, startet erst einmal ein Kampf, dessen Dynamik an einen Kirk-Fight erinnerte (und das ist beileibe kein Lob). Kurz darauf dachte ich: „Nanu? Ist Neelix‘ Streuselkuchen schon fertig? Hätten die nicht noch warten können, diese Radaubrüder?“, als der Anführer zielsicher Neelix‘ Backofen aufreißt und die fremde Technologie mit ihren fremden Symbolen zielsicher umprogrammiert.

6.) Subtiler geht es natürlich wieder nicht: Die fremden Hologramme sind alles ausschließlich Aliens, denen wir schon bis zum Erbrechen begegnet sind. Und die unbarmherzigen Hirogen, die unbedingt ohne technische Tricks ihre Beute ausschalten wollen, schießen in der Doktor-Flucht-Sequenz auf unbewaffnete Schlafanzugträger. Tolle Jagd! Ist da wohl immer so! Sind ja echt harte Kerle, die Hero-Boys! Und das nächste Mal jagen wir Schokolinsen, die einen Abhang herunterpurzeln!

7.) Pünktlich zu Ende des ersten Teils läßt sich der Doktor breitschlagen und übermittelt in einem seltenen Anfall von Naivität die Schildfrequenzen. Stöhn… „Spannung“ aus dem Regiebaukasten… Für was hielt der Doc das?? Für eine EINFACHE Folge? Nein, da kommt doch noch nächste Woche was, Schwachmat! Doppelfolge kommt von DOPPEL, nicht MOPPEL! – Das wird nächste Woche aber noch Ärger für die Voyager geben und direkt in eine total…

8.) – unspannende Raumschlacht münden! – Doppelgähn! Ja, wie so oft sind die ewigen Voy-Gefechte öde und spannungslos. Peng, Bang, und nicht zu vergessen: Zang!

Bumm und Bamm statt Ying und Yang!

Wer die TNG-Folge „Die alte Enterprise“ ein paar Stunden vorher gesehen hat, müßte eigentlich wissen, daß nur sparsam und sorgfältig eingeleitete Raumschlachten Spannung erzeugen…

Für mich noch gerade so eine 4 minus.

(Epische Bildunterschriften vom Spark.)

Weitersagen!

Artikel

von Hoffmann am 11.08.01 in Star Trek - Voyager

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