Doctor Who – 5.12 – „The Pandorica Opens“ Review
„Finaaaale, Ooh-ho-ho-hooo!“ – Nach all den Budgetkürzungen und lockeren Spaßepisoden dachte man inzwischen schon, der Staffelhöhepunkt würde zugunsten einer BBC-Spendengala ausfallen, moderiert von Matt Smith und Steven Moffat. Zum Glück drehte die Serie stattdessen mal wieder richtig auf! Doch wie das mit dem Aufdrehen manchmal so ist: Auch das irritierende Rauschen wird dabei lauter…
Story:
Über Umwege gelangt River Song an das letzte Bild von Vincent van Gogh, der eine zerstörte Tardis malte. Sie ruft den Doctor hinzu, kommen über die Bildbeschriftung auf die „Box der Pandora“ und landen in Stonehenge. Dort steht der Pandora-Kasten dann auch schon, sich langsam öffnend. Kurze Zeit später treffen Heerscharen an Aliens ein, die auf den Doctor nicht gut zu sprechen sind. Auch Rory ist wieder da, in Gestalt eines römischen Soldaten…
Besprechung:
Jeder Autor greift auf seine eigenen Erfahrungen zurück, wenn er seine Figuren zum Leben (oder dem exaktem Gegenteil) erweckt. Und ich glaube, dass ich für einen Moment Steven Moffat habe durchblitzen sehen: Ganz zu Beginn, als sich Vincent van Gogh wahnsinnig und labil im Bett herumwälzt. Anders als mit einem mittelschweren Lattenschuss lässt sich die wirre Story hier eigentlich kaum erklären: elektronische Römer, sämtliche wichtige Aliens der letzten Staffeln, Pandoras Box, Raumzeitrisse, der zurückgekehrte Rory, Stonehenge, River Song, ein schießwütiger Cybermen-Arm und ein Plan, der so kompliziert und aufwendig ist, dass man mit dem selben Arbeitsaufwand glatt ein NEUES Universum bauen könnte, statt das alte zu retten.
Was uns gleich zu dem mandelbitteren Kern dieser Geschichte bringt: Wieso müssen die Gegner des Docs solch einen Aufwand betreiben, um diesen festzusetzen?! Wenn ich mir das Gesehene zum Vorbild nehmen würde, müsste ich zukünftig Sparkiller zum Kaffeeholen schicken, indem ich ihn unseren Redaktions-Automaten auf den Rücken binde und ihn bitte, mal kurz nach Südafrika rüberzulaufen, um ein paar Bohnen hineinzufüllen. Aber das heiße Wasser aus den Gysiren in Island bitte nicht vergessen, ja?
„ … Und seht ihr diiiese rechte Hand? Mit der habe ich erst Gestern 10 Raumschiffe zerquetscht! Und dabei bin ich sogar Linkshänder!“ – Drohgebärdensprache: Diese Himmelskreisel sind eigentlich nur für einen kleinen Boxenstopp hergekommen. Umso überraschender, dass sie vom Doctor am Ende das Tages 26 Messerssets, 7 Kiwi-Schneidmaschinen und 278 Eierkocher gekauft haben werden…
Wieso lockte man den Doctor nicht mit einer fingierten Botschaft an einen bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit (scheint ja stets gut zu klappen, siehe River Songs Wandmalerei in dieser Folge), legte sich nicht ins Gebüsch und semmelte ihm nicht mit einem Ast von hinten einen drüber, sobald er aus der Tardis gestiegen wäre? Wovor haben diese Aliens eigentlich immer solche Angst, wenn der Doc unbewaffnet in der Walachei steht, wild mit den Armen rudernd und den anrückenden Raumschiffen mit seinem schwachen Darm und der Schuppenflechte unter seinen Achseln drohend? Nichts gegen natürliche Autorität (Ist es das Kinn? Die GEZ der BBC im Schlepptau?), aber sorry, folks: Nicht mal die Tardis war dort!
Was irgendwie auch nicht erklärt wurde, oder habe ich in der etwas hektischen ersten halben Stunde etwas nicht mitbekommen? („Wir müssen weg! So, wir sind da, jetzt aber schnell weiter. Okay, hier sind wir.“) Stattdessen ritt man vom römischen Lager mittels gequälter Hottehü-Pferdchen nach Stonehenge. Das kam in etwa so rüber, als würde sich die Mannschaft der Enterprise mit einem Seil auf einen Planeten herunterlassen, statt den duften Transporter zu benutzen.
Somit krankt die eigentlich tolle Idee, dass die Pandora-Box leer ist, damit der Doctor reingesperrt werden kann (= „Das größte Übel der Menschheit“) an den vielen Tempo-30-Straßenhubbeln, die sich in meinem Gehirn auftaten. Wie kamen die Aliens an die Erinnerungen in Amys Gehirn? Und wieso machte dieser wilde Mix an mädchenhaften Interessen und Hobbys die Falle für den Doctor „glaubwürdig“? Was wäre passiert, wenn Amy gerne Billard gespielt hätte, statt sich für das Alte Rom zu interessieren? Hätte man die Falle dann in einer Kneipe gestellt, nur echt mit dem Cybermen-Barkeeper und der Cybermen-Reinigungskraft? Waren die Alie(ierte)ns zu blöd, sich einen Büchereiausweis ausstellen zu lassen und selber einen alten Asterix-Band durchzuschmökern?
„Aha. Roboterrömer. Ich hätte es ahnen müssen, als beim männlichen Gruppenpinkeln dieser Altölgeruch aufstieg.“ – Ich kam, sah und rieb mir die Augen: Die Alten Römer waren gar nicht sooo alt, wie uns die Konkurrenz (verantwortlich u.a. für den Intel-Griechen und den AMD-Türken) die ganze Zeit weismachen wollte…
Waren sie gar auf Amys Lieblingsbuch („Pandoras Box“) angewiesen, um einen flotten Namen für den doctor-schluckenden Würfel zu finden und überhaupt auf diese Idee zu kommen? Hätten sie den Doc womöglich in einem gigantischen Geldspeicher verstaut, wenn Amy als Kind Dagobert Duck verehrt hätte? Und der mechanische Rory-Römer wurde aus Amys Erinnerungen geschaffen, die ja eigentlich verschüttet waren, weil der Gute ja nie existiert hat? Egal, wie die Aliens an diese detaillierte Hirnfüllung herankamen: Konnten sie DAS etwa mit ihrer Technologie (oder Zauberstab, Wunschdenke, Drehbuchprämisse, ect.) dann doch wieder ausgleichen?
Und sehen wir die Tardis in der nächsten Folge in der Zeit von Vincent van Gogh explodieren, damit der erneut gezeigte Maler überhaupt auf dieses Bild kam, das immerhin die ganze Handlung einleitete? Oder hat ihm ein Dalek die Hand gehalten, damit er genau DAS zeichnete (plus das Pandora-Gedöns) und der Doctor dann in einem wilden Logik-Salto-Mortale annahm, dass er nach Stonehenge muss? Macht ja auch Sinn: Alt, berühmt, mysteriös. – Vermutlich war man vorher auch schon zu den Pyramiden, den Mayas und den Osterinseln geritten und hatte nur noch einen Ort übrig?
Und wieso versuchte der zerfledderte Cybermen (wäre ein Ganzer zu angeberisch-effizient gewesen oder was?) den Doctor erst umzuballern? Damit man dann seine sehnigen Einzelteile in die Pandora-Box packen konnte? Und wieso machte man sich überhaupt die ganze Box-Mühe? Zumindest die Daleks und Cybermen wären doch wohl abgebrüht genug, den Ad-hoc-Doc einfach umzulegen, statt ihn lebendig zu verstauen? Und wieso interessierte es die Wesen from outer Sinnhaftigkeit gar nicht, dass die mächtige Tardis gar nicht in der Gegend war? War etwa keine Box für die Box eingeplant?
„Was soll das heißen, ‚es gibt hier keinen, der für das Gruppenbild lächeln könnte‘?“ – Ausweltler raus: Die Feinde des Doctors haben sich verbündet, für eine bessere Welt und einen dekorativeren Cliffhanger! Gut, dass der allerböseste Bösewicht so viel Geld investiert hat, damit dies hier überhaupt stattfinden kann! Denn ohne die alten Kostüme der Ära Russell T. Davies hätten hier wohl nur 2 Klingonen und ein angriffsbereites Nasenspray gestanden.
Gut, dies alles könnte man im Nachhinein noch irgendwie zurechtbiegen (*Screwdriver auf Banane halt*), besonders clever wirkt es bislang aber auch nicht. Wobei ich aber zugeben muss, dass man beim ersten Schauen erst mal beeindruckt ist. Schließlich geht alles so schnell, dass man vor lauter „Prinzipiell ganz gut finden“ ganz vergisst, dass man in einem riesigen, sehr bunt tapezierten Logikloch steht. Aber staffelhistorisch ist die Story durchaus gut gelungen: So tauchte Winston Churchill noch mal auf, die Königin aus “The Beast Below” und natürlich Maler Vincent.
Optisch machte das neueste Werk auch mehr Spaß als viele der bisherigen Episoden. Bei den Staffelvorgängern war deutlich mehr Pappe vorhanden als HIER, wo man dankenswerterweise auf den bemalten Bananenkarton als „Pandora-Box“ verzichtete. Neben Römerkulissen und-kostümen gibt es hier schöne Raumschiffe am Himmel, die man von unten her ankrähen kann, und auch wieder etwas epischere Musik und hübsche Lichteffekte.
Von daher macht die Episode auch ohne dem verzichtbaren Luxusgut „Sinnhaftigkeit“ mächtig Spaß, was vor allem an dem netten Cliffhanger liegt: Amy angeschossen, Doctor weggeschlossen, River in Tardis, aber vor Felswand. – Huuui, da klingeln einem die Ohren! (Tinnitus-Aliens aus dem alten Griechenland?)
„Nein, ich will nicht für immer hier drin bleiben! Diese widerliche Musik! Diese öden Wände! Neeeeein!“ – „Okay, Master Rhino. Wann sagen wir ihm, dass das nur der Fahrstuhl nach oben ist?“ – „Och , nur noch ein kleines Bisschen. Bittöööö!“ – Klappe zu, Folge gecliffhangert: Am 1. April feiern diese Aliens endlich ihren „Independence Day“!
Fazit: Bunte Backfischunterhaltung für fröhliche SF-Fans, bei denen der Anspruch auch schon mal leiden darf, solange der Showrunner ab und zu mal ein paar Bonbons verteilt wie früher nur unser Kinderarzt.
Was trotz allem bleibt, ist aber das ungute Gefühl, dass Steven Moffat seine Pillen nicht genommen hat. Oder gar das Buch „Logik in Drehbüchern for Dummies“ aus seinem Regal entfernt. Wäre nicht der schöne Cliffhanger, ich hätte für die hektischen Hamsterkäufe an Hirni-Ideen durchaus auch eine glatte Drei vergeben. Aber wie im Fußball gilt: Es zählt immer das Ergebnis der letzten Spielminute.
Soso, HIERFÜR hat man sich also das Budget der vorherigen Episoden aufgespart! Und es war wohlverdient, möchte man meinen. Nicht nur wurde ein sehr schöner roter Faden aus u.a. den van Gogh-, Steinengel- und Zweiter Weltkrieg-Episoden gewoben, man präsentierte mir sogar nicht nur einen, sondern gleich ZWEI der besten Story-Twists seit… überhaupt!
Und all die vielen tollen Details. So schreibt Dr. Song glatt eine Nachricht als riesiges Graffity auf den ersten Planeten der Galaxis, weil „der Doktor einfach nicht an sein Telefon gegangen ist“. Oder die Ansammlung sovieler Who-Gegner, welche, durch den angeblich hohen Wert der Pandorica-Box, nicht einmal krampfig und erzwungen wirkt. Dass man dabei auch noch alte Römer vergleichsweise logisch einpflechten konnte, ist dann schon irgendwo bewundernswert.
Doch trotz allem Gewusels kamen die Charaktere erstaunlichweise trotzdem nicht zu kurz. Amy und Rory treffen sich auf eine einfallsreiche und rührende Art und Weise wieder, während der Doc mal wieder eben diesen raushängen lassen kann. Toll die Szene, wo er alle seine Widersacher auf einmal zurechtstaucht! Und der Spoiler gegen Ende hat mich aufrichtig überrascht! Toll, toll, toll!
Fazit: Mit mehr hätte man diese Folge wohl nicht vollpacken können. Und Spannung, Drama, Aufwand und Humor passen hier einfach so herrlich zusammen, dass ich hier einfach mal spöttisch auf eine gewisse andere Sci-Fi-Serie zeigen und laut „Na-nana-naaa!“ rufen muss. Im Ernst, für eine (dazu noch europäische!) Serie war dies ganz großes Kino und dafür gibt es von mir auch endlich mal eine verdiente 1 minus! (Und auch nur, weil es immer noch ein bisschen besser geht.)
Warum die z.B. mit dem Pferd nach Stonehenge sind, könnte z.B. daran liegen, dass die Tardis sowieso immer ihre Macken hat, besonders in letzter Zeit oder einfach wegen der Box dort nicht genau materialisieren konnte. An den anderen Fragen versuche ich mich gar nicht erst vor der nächsten Folge, die da vllt. sowieso noch Erklärungen liefert. Höchstens eins noch, warum die Aliens so Schiss vor dem Doc haben. Vllt. weil er ständig von den Toten wieder kommt und die es noch nicht gecheckt haben, wie das mit der Regeneration zu stoppen ist oder sowas eben? ;)
Ansonsten beste Folge der bisher eher schwachen Staffel.
>Wovor haben diese Aliens eigentlich immer solche Angst, wenn der Doc unbewaffnet in der Walachei steht<
Dass er wieder gewinnt, wie er es immer tut, egal, wie aussichtslos die Situation ist?
whohoho, hier hagelt es ja an guten noten und dann noch ne 1 dabei… hätt ich ja nicht gedacht. Die Folge war eigentlich einer der wenigen Highlights des neuen Doctors und hübsch trashig, besonders das klappvisier des antiken Cybermans, welches sich Amy schnappen wollte. Mir würde hier eigentlich nur noch der geniale Master fehlen der im Endeffekt alle Fäden in der Hand hat ;) Möglich is in Dr. Who ja bekanntlich alles.
Über die Logikfehler kann man gerne beide Augen zudrücken, dafür war genug Spaß da und es wurde wenigstens nsatzweise versucht die ganze Staffel zu verbinden, dies wirkte aber arg konstruiert, da hätte sich das Team wirklich was abstruseres einfallen lassen können. Generell schlägt sich der neue Doc ziemlich gut und ich muss auch sagen das hier ein Tennant völlig fehl am Platze wäre, trotzdem bleint dieser für mich der beste, und sein Finale, welches ich von Utopia bis The End of Time zusammen zähle als einer der besten Staffelfinale überhaupt! Doch der Jungspund schlägt sich erstaunlich gut, wirkt auch wesentlich abgedrehter als die anderen Docs der Fortsetzungsserie.
Ihr könntet ja mal anhand der Staffelrankings nen kleinen Fight Club der Doktoren veranstallten, und von mir aus gerne einen Catfieght seiner Begleiterinnen, hierbei würde ich auf Donna setzen denn die Furie aus Chipswick hat bestimmt nen monströsen Haken drauf :D Aber mal ehrlich so ein knallharter Vegleich ala Zukunftia in Bezug auf die Schauspieler wäre durchaus interessant, besoinders für mich der sich in den letzten Wochen durch das Doc, Who? Universum schlägt. Sagt mal woran liegts das ihr die anderen Torchwoodstaffel nicht rezensiert? Keine Zeit Lust oder kommt ihr nicht an die Staffeln ran. Denn als ich mich ohne eure Reviews durch die erste Folge der 2. Staffel durchschlagen musste war ich ernsthaft überrascht, diese TW Folge war besser als alle anderen Folgen der ersten Staffeln…
Zu dieser Folge noch was, ja das ist mal ein echter Cliffhanger, nicht so beknackt wie die Cliffhanger der letzten 3 SGU Folgen…Aber wir wissen beim Doc ja sehr offentsichtlich das er es drauf hat und alles wieder gut wird! Schade, in anderen serien weiß man sowas auch, zweifelt aber öfters mal.
Wow, also ein Seh-Erlebniss war diese Folge. Hammer!
Jaja, natürlich ist die Folge ein einziges Logik-Loch. Aber trotzdem war ich perfekt unterhalten.
Auch wenn ich noch keine Who-Folge mit dem Neuen gesehen habe, verleidet mir doch diese pubertierende Tommy-Visage oben auf dem Photo glatt das anschauen, sollte sich denn mal irgendein deutscher TV-Sender dazu entschließen, Doktor Who ab Staffel 3 auszustrahlen. Ich will meinen Eccleston zurück!!! Vor dem hatte ich sogar Respekt. Über Tennant konnte ich nur lachen und wahrscheinlich auch die Aliens, weswegen sie auch jeden Kampf mit ihm verloren haben. Denn, wer über seinen Gegner ständig lachen muß, kann ihn nicht schlagen.
tach auch !
@DD
Schau ihn Dir an er spielt sehr gut, Standbilder werden ihm nicht gerecht.
Und ich mochte Ecclestone anfangs auch mehr , als Tennant.
Eine Hammerfolge, sozusagen Dr Who auf Speed.
Mal sehen, wie es weitergeht.
Gruss Bergh