Film- und Serienkritiken

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Doctor Who – 5.09 – „The Cold Heart“

Doctor Who – 5.09 – „The Cold Heart“

In der Fortsetzung der Reise zum Mittelpunkt… des mittelmäßigen Fernsehens… der Erde… geht es diesmal etwas qualitativer als im Vorgänger zu. Wo ich mich letzte Woche noch in einer Episode von „Geisterbahn – Die Serie“ wähnte, gibt es diesmal etwas mehr Inhalt statt Unhold zu sehen. Noch immer stecken alle Figuren im Zentrum der Erde fest und müssen den Earthling-Aliens erklären, warum sie tief… ähm… schief gewickelt sind.


Na also, geht doch!

Die Nebenfiguren sprudeln förmlich über vor Eigenleben, als hätte man sie in ein Dutzend Mineralwasserwerbespots getaucht! – Der Opa ist krank (leidet an Grünspan) und muss sich entscheiden, ob er sich von der Erdoberfläche scheiden lässt oder aber selbst dahinscheidet. Amy und die Tante aller lebenden Nebendarstellerinnen dürfen sogar für die ganze Erde Verhandlungen über das Zusammenleben mit den Echsenmenschen führen, während Doctor „Ich kann’s normalerweise besser“ sich höflich zum anderweitigen Wuseln entfernt. Und die Mutter des entführten Jungen (der nur mal schnell in Frischhalte-Frost gewickelt wurde) killt mal nebenbei das hasserfüllte Alien aus Teil 1, womit die bis dahin gut laufenden Verhandlungen einen unterirdischen See an Wehrmutstropfen verkraften müssen.

Man hatte diesmal nicht das Gefühl, dass hier ein unbeachtete Rassel… äh… Russell-Bande unterwegs ist, wie man es oft bei dem letzten Showrunner erleben musste. Natürlich war die „Doctor, retten sie uns kleine Dummerchens, bevor wir überhaupt wissen, dass wir in Gefahr sind!“-Stimmung wieder leicht vorhanden, aber das gehört nun mal in eine Serie wie diese, bei der man in jeder Sekunde, in welcher der Doc nicht zu sehen ist (gab zu Beginn einige) mit der Spitzhacke seinen Bildschirm bearbeiten möchte, um schneller wieder zu ihm vorzudringen.

„Gnaaaa!“ – „Diabolischer Wissenschaftler, was machen sie da?“ – „Ich baue ein Musikinstrument, bei dem jeder einzelne Ton von einem gequälten Menschen verursacht wird. Mir fehlt nur noch jemand für das hohe C!“ – Tonleider: Ähnlich wurden auch manche der letzten Who-Soundtracks komponiert. Als Quälmittel diente der zweite Teil des „The End of Time“-Specials.

Sogar die seltsame „Wir winken unseren zukünftigen Ichs im Wald zu“-Sequenz im ersten Teil macht nachträglich Sinn wie Moosbrühe! Begann der zweite Part noch düster und vielsagend langweilig (ich hatte schon die Formulierung „Wie SGU, nur halt mit Aliens“ im Kopf), besserte sich der Inhalt mit jeder Minute dramatically.

Schön auch – hat nichts mit der Folge zu tun – für mich, dass ich die doofen Untertitel inzwischen nicht mehr brauche, zumindest nicht bei kurz-zackigen Anweisungen und Aliens, die des klar artikulierten Englischen einigermaßen mächtig sind. Eine „2+“ an dieser Stelle für mein Lernvermögen, das trotz gigantischer Einschränkungen (= bin längst über 30) noch doctormäßige Genialitätsschübe zu entfalten vermag.

Zurück zur Episode: Das befürchtete Herumrennen vor schießwütigen Einheitssoldaten nahm gott… doclob nur einen homäopathischen Fitzelaugenblick in Anspruch. Und zum ersten Mal seit langem rettete der Doc NICHT den Tag, indem er monologisierend und Selbstgespräche führend in irgendeinem Alientoaster herumstocherte, um die Weltvernichtungsmaschine der Fremden auszuschalten. – Na ja, ein bisschen DOCH, aber es fühlte sich etwas anders an. Zumal wieder einmal positiv auffällt, wie hübsch schnell und lebendig die Serie ist, ohne dabei allzu nervig zu wirken: Kein Wunder, dass mir bei alten Stargate- oder TNG-Folgen inzwischen die Augenlider auf Halbmast fallen.

Mir gefiel auch, dass diesmal die Diplomatie fruchtbar war und zumindest das wichtigste Earthlian-Alien überzeugt werden konnte, dass mit „Unser Volk braucht Raum“-Gefasel nicht viel mehr als die Einschaltquoten am rechten Zuschauerrand gewonnen werden können. Am Ende entschied man sich sogar dafür, die eigentlich bereits bekannte Menschheitszukunft (abzüglich aller noch folgenden Who-Episoden) in Frage zu stellen, indem man in Aussicht stellte, dass die Aliens in 1.000 Jahren mit den Menschen zusammenleben könnten. Ein mutiger Schritt für eine Serie, bereits gedrehte Folgen(hundertschaften) in Frage zu stellen, wenn dafür der Zuschauer mal überrascht werden kann. Ich hoffe wirklich, dass wir mal erfahren werden, wie die ganze Geschichte eigentlich ausging.

„Wie, das wollt ihr alles besiedeln, zusammen mit den Menschen?“ – „Ja, aber eure Erde ist leider nicht GRÜN. Daher bleiben wir noch mal 1.000 Jahre liegen und gucken dann weiter, njam, njam…“ – Willkommen in der Verhandlungsbasis: Ich fand’s eine nette Idee, die man noch hätte ausbauen können. Beispielsweise hätte ein Schuhschränkchen hinter Amy sicherlich gut ausgesehen…

Eigentlich ist es daher beknackt, dass der Doc in der nächsten Folge mal schauen geht, was der olle Pinselschwinger Vincent von Gogh zu Lebzeiten eigentlich so treibt…

Die Noten-„2“ erreicht diese Folge jedoch eigentlich nur für das verstörende Weiterführen des „Risses in Raum und Zeit“. Kein Wunder, dass Rory in dieser Folge so vernünftig, beschwichtigend und meta-nervend daherkam: Er sollte die Zuschauer noch mal mit der Aussicht scharfmachen, hier einen brauchbaren Doctor-Praktikanten zu sehen. Klar, dass man dann aus Konkurrenzgründen erschossen und dann sogar noch vom „Hat nie existiert“-Strudel zerkaut werden muss, um zukünftige Sympathieschübe für einen männlichen(!) Companion auszuschalten. Man könnte den Doctor ja auch sonst für schwul halten, wenn er maskuline Nicht-Deppen durch den Weltraum schippert.

Immerhin entledigte man sich damit einer Nebenfigur, ohne Amy überhaupt leiden zu lassen. Tragisch und praktisch zugleich. Quasi „Traktisch“. Nur komisch, dass sie in der Angel-Folge so GAR keine Probleme hatte, sich an die nie existiert habenden Nebenfiguren zu erinnern: „Hey, da waren doch noch mehr von diesen grün-braunen Futzis, einer hieß Karl-August!“ – Da würde ich mir als Amys Verloter ja nachträglich nie-existiert-habende Gedanken darüber machen, ober das mit den verpatzten Weihnachtsgeschenken und fehlenden Muskeln nicht doch eine kleine Vergesslichkeitshilfe gewesen sein könnte.

Etwas seltsam fand ich auch, dass der Doc mal gerade seine Hand in den Spalt steckte (jetzt nicht bei Amy), um mal eben nach Bruchteilen einer zukünftig vernichteten Tardis zu fischen. Das war spannend, aber bedenklich: Was wäre, wenn des Doktors rechte Hand nie existiert hätte? Wäre die Welt in den Fällen nicht gerettet worden, in denen er diesen Armausläufer zur Problemlösung benötigte? Oder würde sich im Nachhinein nur das seltsame Gefühl breitmachen, noch nicht genug Sex mit sich selbst gehabt zu haben?

„Amy, wir müssen gehen!“ – „Aber… ich muss ihm doch ein Smiley aus bunten Smarties auf die Stirn legen, wie Rory es sich für den Fall seines Todes immer gewünscht hat!“ – Folge dem Licht: Dieser Raumzeitriss nervt langsam ein wenig, weswegen er sich mit Rory sicherlich gut verstehen wird. Vielleicht entsteht er durch Aliens, die ihre Energie mit dem Auslöschen der Zukunft gewinnen? DA könnte man tatsächlich mal die Atomkraftwerke abschalten, mit der Begründung, dass dieses System noch viiiiel mehr zu Lasten unserer Enkel geht!

Auffällig ist, dass die Musik schon mal großspuriger war. Hier dudelte es etwas subtiler, was ich aber gar nicht schlecht fand, denn die früheren Bombast-Orchester passten oftmals nicht wirklich zu den „Fledermausaliens in Pakistanischen Frühstücksflocken wollen Welt übernehmen“-Storys.

An der visuellen Effektefront gibt es nichts Großartiges zu vermelden. Viel Effektives passierte hier auch nicht, wenn man den explodierten Bohrer und das ausströmende Gas in der Standbild-Alienstadt mal außen vor lässt. Vermutlich spart Moffat schon für das Finale und ich daher heute mal mit Kritik für den Billiglook. Denn diese Episode handelt eigentlich von Entscheidungen, davon, dass Richtige zu tun, Brücken zu bauen und flott durch typische TV-Serien-Höhlenkulissen zu trampeln. – Isn’t it nice and classical?


Fazit: Ich könnte verstehen, wenn diese Episode bei anderen Sehern eher durchschnittlich wegkommt. Schließlich hat man doch schon größere Würfe gesehen, die dann aber nach aufwendigem Dribbelspiel auch schon mal im Mülleimer gelandet sind. In Internetforen las ich bereits etwas von wegen „Viel gewollt, wenig erreicht“ und „schlecht schauspielernde Nebendarsteller“ und „Langweilig: Böse Militärs und nette Wissenschaftler“.

Das liegt aber wohl daran, dass wir (ich eingeschlossen) jedes Mal den große Wurf erwarten, wenn das Drehbuch aber auch „nur“ TNG im Erdraum ist. Mir hat es gereicht, da ich nach dem grottigeren ersten Teil gar nicht mit so vielen Themen gerechnet habe. Auch wenn vieles wirklich nur kurz angeschnitten wird…

Und lieber mittelmäßige Nebendarsteller, als dankbar glotzende Ja-Sager, die alles toll finden, was dem Doctor so in den Mund geschrieben wird.

2 Ohren1 Ohren1 Ohren2-
SPARKIS MICKRIGER MEINUNGSKASTEN
Unter der Erde ist der Doktor los.
Spulen wir einmal ein paar Jahrzehnte zurück. Wenn unsere Sci-Fi-Helden nicht gerade durch dunkle Papphöhlen stiefelten und sich ihrer glitzernden Strumpfhosen-Kostüme schämten, wurden diese penetrant von bösen Echsenmonstern mit preisgünstigen Gummimasken und wuchtigen Todesstrahlern (nur echt mit rundem Gnubbel am Ende!) belästigt. Trotzdem eine schöne Zeit, wo Raumschiffe noch über den patentierten „Atomantrieb“ verfügten, welcher in der Außenaufnahme meist als flackernde Wunderkerze im Auspuff visualisiert wurde.

Wieder in der Gegenwart. Unsere reptilen Freunde werden mittlerweile von hervorragend ausgebildeten Maskenbildnern betreut (Waren schon irgendwie sexy, diese Echsendamen. Aber mal was anderes, was kosten eigentlich Geckos im Tierladen? *lechz*) und auch deren Wohnhöhlen wirken mittlerweile ähnlich aufwändig wie die neue teure Asienhalle des Gelsenkirchener Zoos. Schöne Matte Painting-Aufnahmen inklusive.

Nichts verändert hat sich aber an den übergroßen Laserkanonen, wohl als kleine Anspielung auf wesentlich ältere Doctor Who-Folgen. Und wie könnte man sowas schon bemängeln, wenn das hauptsächliche Transportmittel eine Telefonzelle ist? Sehr erfrischend übrigens, dass der quasi aus „Avatar“ ausgeliehene General dieses Mal weiblich war. Die Rolle des „Die WOLLEN doch keinen Frieden! *atombombe zünd*“-Antagonisten bleibt ja sonst immer an uns stahlharten Kerlen hängen. (Buhuhuuu!)

Überhaupt wirkten die Lurchies dieses Mal ein klein wenig komplexer als deren Vorgänger. Neben der schuppigen Fiesen gab es noch den recht freundlichen Professor und den ältlichen und weisen Echsenanführer. Fehlte eigentlich nur noch ein blöder Dicker und ein freches Baby („Nicht der Doctor!“ *dong*) für eine neue Staffel von „Die Dinos“.

Rorys Schicksal gegen Ende wirkte dann aber doch noch etwas platt (Schön, dass sterbende Bösewichter immer wissen, wo sie für den letzten Fiesheitsakt hinkrauchen müssen), aber über den Abgang dieses (nicht-)witzigen Spaßvogels möchte ich mich auf der anderen Seite auch nicht beschweren. Das wird schon seinen Grund gehabt haben, dass später nur noch (meist) flotte Mädels auf die TARDIS durften.

Fazit: Die Handlung um die Qualität der Menschheit, bzw. die verzweifelten Autoverkäufer-Versuche des Docs diese positiv darzustellen, wußte zu gefallen. Auch der „Orange Table“, wo man den Sauriern nur die gammeligen Stellen des Planeten andrehen wollte. Da am Ende aber irgendwie alles beim Alten blieb (außer doof glotzen hat Rory eh nix beigetragen) und man die Krisensitzung zudem einfach mal um 1000 Jahre verschoben hat (immerhin entscheidungsfreudiger als UNSERE Politik!), reicht es bei mir dieses Mal nur für ein Bauchgefühl in Form der Note 3 plus (erneut mit einem kleinen Bonus für den Aufwand).

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Artikel

von Klapowski am 30.05.10 in Serienkritik

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Kommentare (4)

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  1. FD sagt:

    Eine unterdurchschnittliche 08/15 Folge, die nur im Kontrast zur miesen Vorgängerfolge leicht durchschnittlich aussieht.

  2. Hans von Hanshausen sagt:

    Am sehenswertesten waren noch diese „Lichtspermien“ die den Abgang des unwichtigsten Tardisreisenden Nebencharakters seit dem Revival gen Ende in eine Bukakkeparty verwandelt haben.

    Offensichtlich eine Reminiszenz an Russel T. Davies Gay-Agenda der letzten Jahre.

  3. Gamlor sagt:

    Also ich fand die Episode in Ordnung. Flottes Erzähltempo, in bisschen hin und her auf beiden Seiten. Und am Schluss sogar Tote bei den ‚guten‘ Jungs.

    Sicherlich keine Meisterleistung, aber ein Solides Standard-Werk.

  4. bergh sagt:

    tach auch !

    Auch meinereiner fühlte sich angemessen unterhalten.
    Warum aber Rose ähhhh amy ihren Typen vergessen sollte,
    ist mir schleierhaft. Ein wenig weniger Unbekümmertheit und ein bischen mehr ernsthaftigkeit hätte ihr doch auch gestanden, so wie ihre Hot-Pants.

    Neben ihren Augen sind die beine da shübscheste an Amy,
    oder ?

    Gruss BergH

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