Doctor Who – 5.08 – „The Hungry Earth“
Oft hat man ja schon bei der Vorschau für die nächste Folge ein bestimmtes Gefühl für die zu erwartende Qualität. Und letztes Mal dachte ich noch so: „Dafür, dass Leute in Löchern im Boden verschwinden, hätte man das noch viel spannender und urangst-mäßiger inszenieren können.“ – Leider passt das sehr auf diese Episode: Obwohl (Friedhofs-)Leichen verschwinden und Leute in Erdhaufen gezogen werden, wirkte das alles nur so spannend wie ein Werbespot für Seramis-Blumenerde sowie für die Alienmasken der Staffeln 1 bis 4.
Handlung:
Im Jahre 2020 trifft der Doc auf einen niedlichen Bohrtrupp, von dem bereits ein Mitglied von einem Loch im Keller verschlungen wurde. Als auch Amy dies widerfährt und sich irgendetwas von unten nach oben zu bewegen scheint, weiß der Doctor, dass die Kamera für die dieswöchige Alienepisode bereits läuft…
Bewertung:
Erst nach dem Ende dieser Folge wusste ich, was mir schon am Anfang nicht gefallen hatte: Die ganze Zeit hampelten die dieswöchigen Who-Apostel wieder hinter der Lichtgestalt her, die wie immer alles wusste: „Hey, der Boden fühlt sich komisch an, wenn ich drei Schritte aus der Tardis gehe! Wenn ihr von Löchern eingesogen werdet, dann nicht bewegen! Das blaue Gras schmeckt komisch! Nein, die Entführten leben noch, ganz sicher! Sie ziehen sich zurück, weil wir jetzt ebenfalls Geiseln haben! Wenn ich auf den Boden kacke, löse ich damit einen intersedimentalen Konflikt aus!“
Wie schön muss es für Drehbuchautoren sein, wenn jede noch abstruse Geschichte mit einem Helden erklärt werden kann, der einfach an einer Kastanie lutscht oder einen Gartenzwerg befragt, um alle relevanten Infos über das Schwarze Loch in Amys Unterhose zu erhalten. Langsam nervt es, zumal es wieder mal die übliche Invasions-Geschichte gab. Diesmal halt aus der Erde statt aus dem All. Aber das macht auch keinen größeren Unterschied als den zwischen Pest, Cholera und Aknepickel. Beulig ist das irgendwie alles.
„Nein, der Boden tut sich nicht auf! Die Erdmenschen fahren ihren Planeten im Sommer nur halt gern als Kabrio!“ – Wenn der Alienlocher wieder tackert: Der Bohrer der Alie… ähm… „Groundiens“ funktioniert anscheinend auf der Basis von abgezogenen Badewannenstöpseln: 22 Kilometer weiter unten zieht irgendein Heini einen Pfropfen aus der Decke, um hier die Hauptdarsteller zu schocken. Trotz dem von Fans sehr bewunderten Doctor fühlen sich aber alle noch genug „geerdet“…
Auch wird ein Alien mit einem Feuerlöscher-Sprühstoß überwältigt (na, ob daaaas nicht schon als illegale Waffe durchgeht, lieber Doctor?), ein kleiner Junge entführt und Amy versenkt. Nichts wirklich Schlechtes, aber auch nichts, wofür man seine Erinnerungen an die wirklich innovativen Who-Episoden beim Gebrauchtwarenhändler abgeben würde. Und wie hat der pazifistische Doc das gefangene Alien im Lieferwagen eigentlich rausbekommen, gefesselt und in den Keller gebracht? Mit vorgehaltenen Feuerlöscher oder doch nur unter Androhung von pazifistischer Gewalt? – „Sitzstreik auf deinem Knöchel, bis der Castor… ähm… bist DU mitkommst…“?
Und als ich die Vorschau auf die nächste Folge (Zweiteiler!) sah, fragte ich mich schon, ob man das nicht alles hätte auf eine Folge kürzen können: Doctor steigt aus Tardis, 10 Minuten lang verschwinden Leute urplötzlich im Boden („Doc, sie haben da was am Kinn!“ *Flupp* – „Verdammt! Mein Unterkiefer hat sie verschluckt! Das ist jetzt schon das siebte Mal!“) und im Rest der Episode vermittelt der Tweet-Kasper zwischen den Menschen mit Reptilienkostüm und den Menschen ohne. – Es gab in der Serie übrigens auch schon mal innovativere Alienmasken (Nashörner! Fischköppe mit Blubbervorrichtung!)…
Am Ende wird’s sowieso wieder drauf hinauslaufen, dass der Doc den Anführer der Buddel-Bubis mit einem Feinkost-Geschenkkorb versöhnt, nachdem er 2 Minuten wild sabbelnd in deren Thronsaal auf- und abgelaufen ist. Nach dem Motto: „Bleibt doch einfach, wo ihr seid, ist doch hier unten ganz nett mit einer schönen Fototapete. *Screwdriver auf Wand halt*“
„So, endlich ungestört, Doctor!“ – „Ungestört?! Haben sie in letzter Zeit mal meinen Psychiater nach meinen Geisteszustand gefragt? Wibbeldiwobbel? GESTÖRT, jawohl!“ – Geschichte mit Tiefe: Endlich wird den Aliens mal ein Besuch abgestattet, nachdem man sich eine halbe Stunde lang mit einem einem „Leider verzogen“-Schriftzug an deren Klingelschild abspeisen ließ. Nebenbei möchte ich diese Höhlenkulisse schon jetzt für den großen „Wertstoff- und Recyclingpreis 2010“ nominieren, Kategorie „Grüner Punkt“…
Und auch, wenn diese Geschichte im Jahre 2020 spielt: Ein wenig zuuu provinziell ist mir diese Firma, die immerhin 22 Kilometer in die Tiefe gebohrt hat, schon. Wenn Tante Olga und Onkel Speckbart als Mittelständisches Unternehmen zwischen Friedhof und Kirche mal gerade „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ nachspielen, wird’s etwas komisch.
Überhaupt merkt man den Folgen wirklich an, dass Moffat für Staffel 5 angeblich deutlich weniger Budget zur Verfügung hat: Etwas Bohrerähnliches konnte ich beim besten Willen nicht entdecken. Da hätte mir ein vibrierender Alibiwürfel (= Jpeg, per Photoshop millimeterweise hin- und hergeschoben) fast schon als Andeutung gereicht. Die ganze „Anlage“ besteht augenscheinlich aus einer verlassenen Industriehalle, die der Locationscout wohl neben seiner Stammkneipe aufgetan hat. Dazu eine Bohrkopfanimation auf einem Laptop, fertig ist die Sparstrumpffüllung.
Und die unterirdischen Gänge der Erd-Aliens sahen verdächtig nach Plastikplanen aus, an die man ein bisschen Erdnussbutter gespachtelt hat. Optisch wahrlich kein Hochgenuss, nicht mal in der Tiefe. Und was den Kraftfeld-Effekt angeht, verweise ich weiter unten mal auf Kollege Sparkiller…
Erst in der 36. Minute kommt der Doctor auf die glorreiche Idee, sich mit der Tardis in den Untergrund zu begeben, um mal nach den „Garantiert nicht Toten“ zu schauen. Vorher verschanzte man sich erst einmal, damit die Erd-Aliens einen Grund hatten, im Dunkeln herumzuspuken. Den vorbeihuschenden Schatten hätte man aber auch mit einem Grafikprogramm vorbeischieben können. Tja, aber die Serie hat ja schon seit Jahrzehnten den Anspruch, auch für Kinder ein kleeeein wenig gruselig zu sein. Ich werde mal eines fragen, sobald ich es von den Saw-Videos hinfortlocken konnte.
„Mammi! Hier huscht immer so ein Schatten horizontal an mir vorbei, warum tut er das?“ – „Das ist ein Dramaturgie-Alien. Spatz! Es ernährt sich von sinnlosen Dramatik-Einsprengseln. Das einzige, was du tun kannst, um es aufzuhalten, ist das Summen der Melodie von ‚Hier fliegen gleich die Löcher aus dem Käse‘!“ – Mit solch billigen Einlagen verdient diese Folge nicht mal eine lustige „Ofen“-Abwandlung in dem „Hinter dem Ofen hervorlocken“-Sprichwort. Dabei hätte ich wirklich gerne „hinter dem Erdhaufen“ geschrieben!
Daher wohl auch die Sequenz mit dem eingesackten Jungen, der nicht schnell genug in des Doctors Unterschlupf überstellt werden konnte. Aber auch hier roch ich unzulässige Episodendehnungsübungen (*Viagra auf Zeitstrahl streu*), um einen zweiten Teil dranhängen zu können. Auch das ganze Theater mit den aufgestellten Überwachungskameras und dem schwarzen Schild lenkte nur davon ab, dass die Musik eigentlich 22 Kilometer tiefer zu spielen hatte.
Obwohl das Verschluckt-Werden vom Erdboden durchaus ein spannenderes Thema hätte werden können: „Luft! Ersticken! Raaah! Lebendig begraben! Haltet mich fest! Nur noch 2 Zentimeter bis mir der Torf die Nebenhöhle umspült!“ – Aber da hat der Regisseur die Möglichkeit einer etwas düsteren Inszenierung wohl fahrlässig im eigenen Komposthaufen verpennt.
Fazit: Was bei anderen Who-Folgen noch innerhalb von ein paar Minuten abgehakt geworden wäre („Aliens! Leute entführt! Zurückholen! Hallo, Alienchef! Wir rennen hektisch ein bisschen rum. So fertig, jetzt freilassen. Danke, Tschüss! Nächste Woche anderes Episodenthema!“), wird hier auf 2 x 42 Minuten gestreckt.
Die ungewohnt DEUTSCH wirkenden Produktionsmittel tun ihr übriges. Ob im Heizungskeller der Lindenstraße demnächst auch so ein Megabohrer gestartet wird?
„Warum wackelt die Kamera denn wieder so?“
„Könnten die Schmidts sein. Die testen bestimmt wieder diesen neuen Raketenantrieb in der Küche!“
Wieder haben wir es hier, nach „Amy’s Choice“, mit einem kleinen verschlafenen Kaff in der gar-nicht-so-fernen Zukunft zu tun, wo sich, an Stelle von besessenen Rentnern durch ihren Haferkeks, lieber schlecht gelaunte Echsen-Menschen durch die tektonischen Platten beissen. Da ist der Moffat’sche Story-Zufallsgenerator wohl aus Versehen wieder an der selben „Drehort“-Variable hängen geblieben. Seien wir also gespannt, welche Gefahren wohl das nächste Pups-Dorf bereithalten wird. Mutierte Lachse? Fliegende Kugelschreiber? Oder doch nur gehirngewaschene Staatsbeamte, welche vom Doc am Ende aber durchschaut werden, weil diese ihre Formulare lediglich in VIERFACHER Ausfertigung zurückverlangen?
Auch wirkten einige Hindernisse für unsere Helden arg konstruiert. So verweigert die borkige Kirchentür natürlich genau dann den Dienst, wenn das kleine doofe Kind („1 Minute bis zur Monster-Invasion? Bin dann nochmal kurz weg, Tschöööö!“), sich vor Angst in die Hose strullend, dagegen hämmert. Aber kaum wurde der kleine Nervenarsch erfolgreich entführt, schon öffnet sich hämisch knarzend das Portal. Sind wir denn erzähltechnisch plötzlich wieder in den 50er Jahren angelangt, oder wie? („Waah! Kaum werde ich von einem Werwolf verfolgt, springt der Motor nicht an!“)
Und ganz ehrlich, die Effekte haben auch schon einmal besser ausgesehen. Die komische Donnerkuppel über den paar Häusern hätte man wohl schon vor zehn Jahren ausgelacht und ganz besonders den damit verbundenen Verdunkelungseffekt, Marke „Mein erster Tag mit Photoshop“. Man wird den Jungs ja wohl nicht das Budget gekürzt haben? (Nicht, dass uns der Doktor demnächst alles vor einem Flipchart erklärt!)
Etwas merkwürdig kam mir auch die kurze Szene vor, wo der Who durch seinen Feldstecher linst und dabei die Zukunftsversionen von Amy und diesem anderen Rory-Dingsbums entdeckt. Welche danach nicht mehr zu sehen waren. Aber wer weiß, was für einen ausgeknobelten Plot man damit für die nächste Folge vorbereitet hat!
Der Plot hält sich übrigens auch (mal wieder) in Grenzen. Bohrer klopft gegen das Dach der Echsenmenschen, diese sind sauer. Habe ich was ausgelassen?
Ansonsten trägt wie üblich Doc Who die ganze Episode. Wäre dieser nicht dabei und alles etwas ernster, ich würde wohl das Ganze in einem anderen Licht sehen. Zum Beispiel OHNE, wenn ich mich wieder in unsere Dunkelkammer zum Weinen zurückziehe. Wenn denn mal gerade Platz darin ist. Nach seiner samstaglichen Review-Session ist der Hörr Kollege nämlich immer so schwer da wieder raus zu kriegen. („Nein, lass mich! War das wieder schrecklich! Müssen wir die 2. Staffel von SGU etwa auch noch sehen?!“)
Fazit: Solide, aber wenig einfallsreiche Episode mit einem gehörigen DejaVu-Effekt. Nach dem mittlerweile fast schon traditionellen „Charakter“-Bonus (und einem „Nerviges Kind“-Abzug) komme ich daher immerhin auf eine Drei minus.
Langweilige Folge, langweilige Staffel, die Serie wird immer uninspirierter.
Die Staffel ansich ging bisher (von dem Venedig-Disaster mal abgesehen) in Ordnung, aber das war leider doch ziemlich…langweilig. Chipnall ist meistens leider kein guter Autor (hat ja schon „42“ oder u.a. die Torchwood-Folge „Cyberwoman“ geschrieben) und zumindest in Teil 1 hat er erstmal nur ein Standardprogramm abgespult. Das ist umso mieser, weil es ja schon eine Vorbildepisode gibt, die es besser gemacht hat. In „Doctor Who and the Sillurians“ traf ja damals der 3.Doctor zum ersten mal auf die echsigen Erdureinwohner, und auch wenn dieser Siebenteiler nicht perfekt geschrieben ist und streckenweise etwas gestreckt wirkt, war da trotzdem viel mehr los. Da gab es einen Wissenschaftler, der heimlich mit den Sillurians zusammengearbeitet hat, dann waren die Ballermänner von UNIT da, die von den Friedensplänen des Doctors gar nichts hielten, und auch die Sillurians (damals noch mit Ganzkörpermaske und einer coolen Funzel auf dem Kopf) spalteten sich in Friedensaktivisten und „Bringen wir alle Menschen mit einem Todesvirus um“-Anhängern. Das ist deutlich spannender, als wenn es nur eine Fraktion gibt, die dem Doctor folgsam hinterherläuft, während die Innerirdischen planlos wirkende Dinge tun. Ich habe auch noch Hoffnung, daß die Geschichte mit den Leichen und der Herumschnippelei an den Entführten noch etwas Interessantes für die Geschichte hervorbringt, aber wahrscheinlich kann man schon jetzt sagen, daß von allen Wiedereinführungen klassischer Who-Gegner in die neue Serie das hier der uninspiriertste Versuch darstellt. Und dabei war schon die Rückkehr der Sontarans nicht sonderlich innovativ…
tach auch !
Ich kann mich dem oben gesagten anschließen.
Diese Folge war schone ein bischen unterirdisch,
auch vom Niveau.
Der neue Doctor ist mir manchmal auch ein bischen zu altklug für sein Alter.
(als das Aussehens-Alter) Solch junger Spund sollte nicht immer so altklug daherreden, wer glaubt denn so einem?
„Ihr müßt mir vertrauen“ rumzappel und schwafel “ Gut das ging schief, aber jetzt müßt Ihr mir noch mehr vertrauen.“ rumzappel und schwafel.
Boah Eyh !
Gruss BergH
Ich frage mich, warum Ihr die Serie überhaupt anschaut, wenn Ihr sie so sch***** findet? Für eine wirklich schlechte TV-Serie verschwendet doch kein intelligentes Wesen freiwillig Lebenszeit? Das ist so, als würde ich RTL schauen… verstehe ich nicht.
Handlung: Erneut wird die Frage gestellt, warum wir als Seite für SciFi-Rezensionen eine SciFi-Serie rezensieren. Aber auch ein Anruf bei der Stiftung Warentest mit der Frage ‚Hey, warum probiert ihr eigentlich homöopathische Rezepte für Eigenurin, wenn euch das immer so scheisse schmeckt?‘ konnte uns darauf keine befriedigende Antwort liefern.
Bewertung: Fragen (an sich selbst) über Fragen. Denn es ist das alte Problem: Wer war zuerst da? Die Henne oder das Ei? Die schlechte Bewertung oder das Angucken? Der Hirnschlag oder der Besucher-Kommentar? Doch kaum will man sich darüber Gedanken machen, da fällt auch schon das nächste Paradoxon mit der Tür ins (Irren)Haus: Ist für eine schlechte Serie verschwendete Zeit der Beweis für NICHT intelligente Lebensformen? Wurde diese freiwillig verschwendet oder ist man ein Opfer der großen RTL-Maschine geworden?
Fazit: Auch mit diesem Kommentar und der dazugehörigen Antwort wurde erneut der Lebenszeit nicht weniger unserer recht wenigen Hirnzellen ein Schnippchen geschlagen. Doch haben wir dies freiwillig getan? Oder weil wir es als Kommentar-Funktionsanbieter irgendwie sogar MUSSTEN? Dabei wirkte dieser Besuchertext doch so, als würde man bei BILD.de mitlesen. Verstehe ich nicht.