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Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Die Welt gibt einen aus: „Schulden für alle!“

Die Welt gibt einen aus: „Schulden für alle!“

Griechenland, Spanien, Portugal: Die 2. Staffel der Finanzkrise ist mit einigen Monaten Verspätung angelaufen, hat sich dafür aber gegenüber der ersten Season (Immobilienkredite – Laaangweilig!) einen komplett neuen Handlungsstrang einfallen lassen. Kompliment an die Autoren! Leider geht die spannende Handlung etwas zu Kosten der Glaubwürdigkeit, denn dass die Staaten nach den Geschehnissen in 2008 die Finanzmärkte nicht wirksam beschnitten haben, ist plotmäßig doch etwas unglaubwürdig…


Griechenland ist Pleite, andere Länder könnten folgen. Lasst uns alle an die Schultern fassen und zur große Crash-Poloneise starten!

„Das hochverschuldete Land werde nun nur noch mit BB+/B bewertet, teilte S&P am Dienstag mit. Damit wurde die Einstufung um drei Noten verringert. Auch der Ausblick sei negativ. Dem Land drohe somit eine weitere Herabstufung.“ (SPIEGEL)

Vielleicht könnt IHR mir mal bestätigen, ob ich das richtig verstanden habe: Rating-Agenturen sind doch so etwas wie die Computer in der klassischen Star Trek-Serie, die von kittelbeschürzten Fellträgern als allwissende Gottheit angebetet werden, oder? Die Kosten des Ratings müssen die zu beurteilenden Unternehmen ja in der Regel selber tragen. Denn große Firmen ohne Rating (verdächtig!) bekommen möglicherweise noch schlechtere Kredite als eine Klitsche mit „Tripple C“ (= „Die eigene Kaffeemaschine in die Hand nehmen und rennen, bevor der Insolvenzverwalter kommt!“).

„A, B, C, D… – Singt alle mit, Kinder!“ – „Äh, ich weiß nicht so Recht…“ – „Na und? Ich doch auch nicht! Trotzdem bin ich Landru, der Meister des Finanzwesens!“ – Wand-lungsfähig: In der TOS-Folge „Landru und die Ewigkeit“ erfahren wir alles, was wir über die Funktionsweisen des Finanzmarktes wissen müssen. Der zweite Computer, „Steuerzahleru“, steht übrigens gleich hinter der nächsten Wand. Dem haben sie allerdings die Soundkarte und die Lautsprecher ausgebaut…

Man bezahlt also bei Ratingagenturen dafür, dass man vom Rating-Unternehmen (kommt von „Raten“?) eventuell nackt durch das Eingeborenendorf gepeitscht wird. Und vielleicht zahlt man sogar NOCH MEHR dafür, wenn man die Klamotten anlassen kann und dafür im Wigwam heimlich einen von der Agentur geblasen bekommt. – Sprich: Es besteht durchaus die theoretische Möglichkeit, dass man bessere Bewertungen bekommt, wenn man gegenüber dem „Allmächtigen Trenddaumen“ ganz besondere Großzügigkeit walten lässt und ihn mit Ringen und Nagellack beglückt.

Gut, ist natürlich reine Spekulation meinerseits, trotzdem aber vermutlich uneingeschränkt wahr! In einer Welt, in der Hotelbesitzer sich Steuererleichterungen per FDP-Spende kaufen können, sollte man langsam nicht mehr an den Weihnachts- oder den Fairnessmann glauben.

Des weiteren habe ich inzwischen wohl verstanden:

– Die Ratingagenturen sind reich. Quasi reich durch Reviews, die eigentlich niemals falsch sein können, da sich die Realität ihnen anpasst. – Natürlich muss die Tendenz aber schon ungefähr passen, damit es nicht auffällt. Das ist beinahe so, als würden ALLE anderen „Stargate Universe“ plötzlich abschalten, weil ich um Acht Uhr morgens kommentarlos die Worte „SGU: 2 von 6 Gummiohren“ in das Faxgerät gelegt habe. – Der ideale Job für mich, wenn man nur etwas darüber nachdenkt!

– Da die Ratinger ihr Geld vermutlich NICHT unter der Matratze anlegen werden, profitieren sie möglicherweise von ihrem vorzeitigen Marktwissen, ach was: Der STEUERUNG des Marktes! Motto: „Schließt an den Finanzmärkten schon mal Wetten auf ranzigen Tsatsiki ab, morgen geben wir Griechenland den Gnadenschuss.“

Die Finanzmarktfolge in Star Trek: Zwei Griechen treffen auf einen Banker sowie einen Betreiber einer Ratingagentur, wobei einer vom maskulinen Captain Merkel gerettet werden kann. Doch der Grieche wurde bereits umgewandelt: Durch die plötzliche Befreiung schwärmt er von der Macht der Finanzwelt und findet sie klasse. Er möchte zurück zu seinem Bruchbudenplaneten. Wenn’s wieder Probleme geben könnte, kann Merkel ihn ja wieder hochbeamen…

– 85% aller Ratings stammen von nur vier Agenturen. Und diese sitzen praktischerweise fast alle auf einem Haufen. Drei davon sind amerikanisch, die vierte kanadisch, sitzt aber trotzdem größtenteils in New York herum (= „DBRS“). Könnte es also – eventuell – sein, dass es völlig egal ist, was Merkel&Co. beschließen, um die Staatsbilanzen zu retten? Wenn sich nur ein paar Zocker, Millionäre und Rating-Agenturen einig sind, können sie praktisch beim Nachmittagstee den Untergang ganzer Länder beschließen. Und noch bevor der Zucker in die Tasse gefallen ist, wird schon darüber abgestimmt, ob man eventuell die ganze verdammte Eurowährung an der Haustür erschießt, wenn sie morgens zum Brötchenholen rausgeht.

Und vielleicht habe ich auch DAS wieder falsch verstanden, aber wenn Griechenland nun 135 Milliarden Euro bekommt, zahlt das doch der Steuerzahler, gell? Und Griechenland zahlt die Schulden doch dann an die Banken zurück, oder? Und die zahlen dann… äh… gar nichts zurück. Die freuen sich. Sehr sogar. Wie vor anderthalb Jahren. Schöner Geldberg. Behalten wollen. – Danach neue Kredite an Unternehmen oder gar wieder an das (jetzt schuldenfreiere) Griechenland ausgeben? Nicht doch, viel zu unsicher! – Die Banken hocken teilweise bis heute auf unseren 2008er-Steuerkohlen und weigern sich, neue Kredite zu vergeben.

Sicher, man könnte problemlos auf Griechenland herumhacken, das seine Bürger mit 80% Rentenhöhe des Durchschnittseinkommens der letzten 5 Jahre beglückt hat (und das 14(!) Mal im Jahr!)… Man kann erwähnen, dass mehr als EIN DRITTEL der Griechen im Öffentlichen Dienst beschäftigt ist, die nach drei Stunden Mittagspause noch ein bisschen mit dem Kugelschreiber im Po-Loch herumbohren. Wie? Nein, das ist kein Klischee. Ein Bekannter von mir kennt tatsächlich griechische Staatsdiener. Vermutlich aber nicht von einem Gespräch an deren DIENST-Telefon.

„Die Akropolis ist aber schön saniert wurden! Wurde das mit deutschem Geld finanziert?“ – „Äh, nein. Das da ist das Brandenburger Tor. Wir hatten etwas Probleme damit, es instandzuhalten.“ – Natürlich übertrieben: Für „Wir zahlen nicht!“-Rhetorik ist es jetzt bereits zu spät, auch wenn die BILD-Zeitung gerade einen Satz neuer Wortspiele reinbekommen hat („Ihr griecht nix!“)…

Wie gesagt: Die Fehler Griechenlands lasse ich erst mal außen vor. Ich habe mir nämlich von Kollege Sparkiller sagen lassen, dass unserer Artikelsystem eine Zeichenbeschränkung besitzt.

WER hat jahrelang Kredite vergeben, getauscht, umgepackt, verhökert und angepriesen, als gäbe es kein Morgen? Die Banken. Kann mir keiner sagen, dass diese nicht wussten, dass die Tsatsikibombe jederzeit hochgehen kann. Wenn ICH mein Geld verzocke, ist es weg und kommt auch durch ausgiebige Lockrufe nicht wieder. Da lacht sich der Banker meines Verdauuens höchstens in’s Fäustchen, bevor er mir nebenbei die Depotgebühren für meine nun wertlose Zettelsammlung mit der lustigen Beschriftung „Aktien“ abbucht. – Doch wenn Banken einem griechischen Obdachlosen 500.000.000 Euro leihen und die Kohlen nicht wiederbekommen („Wie, versoffen? Wolltest dafür doch eine Textilkette eröffnen, oder?“ ), muss natürlich der (Nachbar-)Staat ran.

Wie wäre es denn mit Schuldenerlass für Griechenland, von mir auch auch politisch durchgesetzt? Nix Staat, die Banken! – Dafür wären wir dann praktisch quitt, was die Finanzierung der Krise im Jahr 2008 angeht.

Natürlich ist das meinerseits populistisches Blabla und würde aus vermutlich 389 Gründen nicht funktionieren (die da wären?). Damit könnte ich vermutlich höchstens mit einer Protestpartei namens „KlaPro“ in Niederhollenbeck punkten, bevor mir der örtliche CDU-Kandidat (22 Jahre Anwalt, danach 7 Jahre Stadtkämmerer) mit drei Gummiparagraphen die Show vermasselt: „Du sollst nicht innovativ sein wider deine Probleme! – Commerzbank § 3, Absatz 1.“

Im März forderte Josef Ackermann (Deutsche Bank) noch, dass andere Staaten Griechenland helfen sollen. Seine Bank hat angeblich nur wenig Geld in das Land der Siech… Griechen gesteckt. Vorwerfen kann man dem Manager aber trotzdem wenig: Er forderte gestern sogar, dass private Banken sich ruhig an der Entschuldung beteiligen sollen. Wer den perfide Haken an der Idee findet, möge sie doch bitte erklären, bevor ich das Morgen wieder erst in der Zeitung erklärt bekomme. Danke!

Dennoch wird mir gehörig übel, wenn ich merke, dass Banken und Zocker mit einem Fingerschnippen alles zerstören können, was meine Omma nach’m Krieeech aufgebaut hat. Und die Ommas anderer Länder sowieso. Und dabei bin ich normalerweise KEIN Linker, der eine Verdoppelung der Hartz-4-Sätze sowie die Halbierung nerviger Sachbearbeiterfragen fordert („Haben sie sich denn in diesem Monat schon beworben?“ – „Ja. Drei Post-It’s unter der Tür der Pizzabude durchgeschoben!“)

Aber wenn man mitbekommt, dass die Republikaner den US-Präsidenten erneut behindern, was die Finanzmarktregulierung angeht, bekommt man das eiskalte Grausen und überlegt kurzzeitig tatsächlich, ob man nicht die Matratzenindustrie fördern sollte. Wie viel Geld passt denn in so ein Schaumstoffding, wenn ich die Scheine Morgen abhebe?

Aber im Ernst: Die Finanzwelt ist schon seltsam. Keiner kann sie begreifen, außer natürlich Euer Bankberater („Super Anlage, ich kenne mich da aus! Steht alles hier auf dieser bunten Broschüre, die mir mein Chef heute reingereicht hat!“). Ohne Psychologiestudium ist die Welt der Schulden, Derivate und Optionsscheine völlig undurchschaubar. MIT übrigens auch. Alles, was ich gelernt habe, ist: Die Weltwirtschaft ist höchstens so selbstregulierend wie die Natur nach dem Einschlag eines Killermeteoriten. Und warum Staaten immer noch neue Kredite bekommen, obwohl nicht mal die Entdeckung von 10 Platinminen im Ruhrpott jemals alle Schulden tilgen könnte, werde ich wohl nie kapieren. Welches Geld zahlt jemand zurück, der seit Jahrzehnten nicht mehr im Plus war?

Auch Deutschland ist gemeint: Schuldenberater Zwegat würde unserem Land wohl raten: „Schauen Sie mal: Mitte der 70er hatten sie fast 100 Milliarden Euro Schulden. Heute sind es rund 1.600 Milliarden. Sollten sie nicht eventuell aufhören, im Otto-Katalog neue Straßen zu bestellen und sich in den Kundenkarteien der Kredithaie hochzuschlafen?“

Verratet es nur bitte nicht der Öffentlichkeit! Ich vermute, WIR haben noch ein paar Jahre Ruhe, solange diese seltsame Schieflage nicht erkannt wird.

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von Klapowski am 28.04.10 in All-Gemeines

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Kommentare (17)

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  1. DJ Doena sagt:

    Ist es eigentlich Absicht/Böswilligkeit, die Initialen dieser Länder zum Wort „PIGS“ zu sortieren?

  2. Grüzi sagt:

    Der perfide Haken an Ackermanns Vorschlag ist, dass die Deutsche Bank praktisch nicht betroffen ist.
    Ich kann auch fordern, dass die Bundesbürger endlich 150% Erbschaftssteuer zahlen sollten. Schließlich erwarte ich nicht, etwas zu erben.

    Wenn der Staat aber dann das nächste mal etwas von den Banken oder von den Bürgern will, können der Ackermann und ich trotzdem laut schreien:
    „Unmöglich. Wir haben doch schon Griechenland retten müssen.“ bzw.
    „Unmöglich. Die Bürger müssen doch schon 150% Erbschaftssteuer zahlen.“

    @DJ Doena
    Davon würde ich durchaus ausgehen.

  3. Nachdenker sagt:

    Ich glaube es war 2005 oder 2006. Die große Koalition sonnte sich gerade im, durch von der Rot/Grünen Vorgängerregierung durchgeführte dringend notwendige (wenn auch noch immer zaghaft angegangene) Reformen verursachten, Aufschwung und rosigen Wirtschaftkennzahlen.

    Ich gebe für die genauen Zahlen jetzt keine Gewähr, da das schon ein Weilchen her ist aber die Dimensionen stimmen in etwa.

    Es begab sich jedenfalls wie folgt: Die Bundesregierung veranschlagt auf Basis der Steuerschätzung bei Verabschiedung des Haushalts eine Kreditaufnahme von ca. 40 Milliarden. Das Jahr zieht vorbei und die Wirtschaftsweisen kommen zu dem Schluß das der deutsche Staat im betreffenden Jahr ca. 80 Milliarden mehr an Steuern eingenommen hat als erwartet. Der durchschnittliche 4.-Klässler wird jetzt den Schluß ziehen, das das ja dann prima ist da er seine offne Handyrechnung begleichen kann und genug Taschengeld übrig ist für ein Jahresabo der Bravo und eine Eis-am-Stiel-Orgie ;). Leider mussten wir den armen enttäuschen denn die Kreditaufnahme am Ende des Jahres belief sich auf ca. 30 Milliarden. Da hat unsere glorreiche Bundesregierung also 70 Millarden Euro !!! ohne nennenswerte außerplanmäßige Großausgaben einfach so versickern lassen.

    Seit da stehe ich dem Tun unserer Regierung (egal welche) extrem fassunglos und resigniert gegnüber und wundere mich über nichts. Das der Staat (die Staaten weltweit) sich mit der Finanzkrise dann auch noch zur Milchkuh für die Superreichen gemacht hat und Finazinvestoren den Freischein erteilt hat global Staaten auszusaugen (nichts anderes passiert gerade mit Griechenland), setzt dem ganzen nur das Krönchen auf.

    Ich für mich habe seit längerem die Entscheidung getroffen, mir einfach meine ruhige Nische im System zu suchen, und sollte es in Deutschland mal über meine mittlerweile beachtliche Schmerzgrenze gehen und ich nichtmal diese ruhige Nische finden können, werde ich mein im Rahmen der Globalisierung legimes Recht der freien globalen Wohnortwahl nutzen und mich aus diesem steifen, verkorksten, undemokratischen, überregulierten, korrupten und freiheitsverachtenden Deutschland verabschieden.

  4. Klapowski sagt:

    @Grüzi: Mir ist schon klar, dass Acki sich selbst nicht in der Gefahrenzone sieht, trotzdem ist mir sein Engagement in der Sache Griechenland (war ja auch schon mal beratend dort) höchst verdächtig. An reinen Altruismus glaube ich in der Bänkerwelt nicht mehr… Bekommt er seine nächsten Boni etwa in Griechenlandurlauben ausgezahlt?

    @Nachdenker: Ist an mir damals völlig vorüber gegangen. Auch wenn ich prinzipiell Deiner Meinung/Besorgnis bin, so spiele ich mal den Advocatus Diaboli und frage in die Runde: Ist ein (angebliches) Wirtschaftswachstum ohne Schulden überhaupt machbar? Das ganze System basiert doch darauf, dass Milliarden und Abermilliarden immer wieder ausgeschüttet werden, damit Bänker, Staaten, Industrien und der Verbraucher etwas haben, was sie emsig herumschieben können.

    Alles baut darauf auf, dass selbst in den allerschlimmsten Krisen alle glauben, dass irgendwer irgendwann mal irgend-ALLES wird zurückzahlen können. Ist ungefähr genau so, als würde man in der Wüste inzwischen den trockenen Sand aus der versiegten Oase schaufeln, mit dem Hinweis darauf, dass es in ein paar Jahren schon wieder regnen wird.

    Und wenn’s Geld mal alle ist, kommt von irgendwo immer eine Lösung her. Ich habe in der Volkswirtschaftslehre gelernt, dass die verfügbare Geldmenge im Idealfall dem Gegenwert aller erhältlichen Waren und Dienstleistungen widerspiegeln sollte. Aber ist das überhaupt noch der Fall, oder ist ein Großteil der generierten Geldsummen nur noch der fragwürdige Gegenwert für Banker-Egos und für die Phantastereien anderer Wahnwitziger?

  5. Vanquish sagt:

    Eine der liebsten Erklärungen von Wirtschaftsverstehern (oder so) zum Schuldenmachen ist, dass zum Beispiel Infrastruktur und Forschung gefördert werden. Das sind Projekte, von denen auch spätere Generationen etwas haben und deshalb können die sich daran beteiligen.
    Mag ja stimmen, dass wir von Stromnetzen profitieren, die vor unserer Zeit installiert wurden, aber ich denke, dieser Vorteil verblasst im Vergleich zu dem Verlust an Handlungsfähigkeit durch Zinsen. Ohne Schuldzinsen wäre der Bundeshaushalt doch sicher ausgeglichen. Von daher hat Schulden Machen einfach nur doofe Ohren und stinkt.
    Ratingagenturen mag ich auch nicht. Aber Politiker haben ja eine Heidenangst vor denen. Der Guido fordert jetzt sogar eine eigene, die dann immer schön das sagt, was man hören will. Griechenland verarscht uns wohl noch immer, aber Portugal scheint sich echt Mühe zu geben. Deshalb wäre es vielleicht sinnvoll, wenn so eine Ratingagentur Deutschland mit CCC bewertet. Dann könnte sich die Regierung kein Geld mehr leihen und müsste mit dem auskommen, was da ist.

    Zur verfügbaren Geldmenge: der Gegenwert aller Banktransaktionen übersteigt die Leistungen der Realwirtschaft angeblich um das 70-fache (Quelle: Erinnerung an einen Fernsehbeitrag in der ARD). Deshalb sind alle so scharf auf eine Bankenabgabe. Aber kann man Geld besteuern, dass es gar nicht gibt? Oder ist das Inflation? Ich kenne mich mit Wirtschaft nicht so aus, Wirtschaftskram wurde an meiner Schule ziemlich vernachlässigt. Deshalb meine Gedanken nicht zu Ernst nehmen, wenn sie ganz großer Blödsinn sind.

  6. Flyan sagt:

    Leider ist es aufgrund unseres (lustigen) Wirtschaftssystems nicht möglich, KEINE Schulden zu machen. Denn:
    Wo kommt das Geld her? Von Zentralbanken. Die geben es aus. Mit Zinsen natürlich nur. Super, dann zahlen wir es zurück, aber zusätzlich mit Zinsen. Wo kommt das Zinsengeld denn her? Achja, von der Zentralbank, die das Geld natürlich gerne hergibt… gegen ZINSEN? Hui, wie soll das denn funktionieren? Das würde ja nur gehen, wenn jeder Staat irgendwann mächtige Schulden angesammelt haben würde und unter der sich immer weiter akkumulierenden Zinsenlast zusammenbrechen würde – aber das wäre ja verrückt! Jeder Staat wäre verschuldet. Wo kämen wir da hin?

    Aber das mit den Rating-Agenturen ist natürlich schön beschrieben und die lästigen Widersprüche sind schön herausgearbeitet. Einiges wusste ich auch noch nicht. Z.B. dass es nur 4 von denen gibt! Denen guckt nicht zufällig irgendjemand auf die Finger?!?

  7. ... sagt:

    Solange die Neuverschuldung unter dem Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts bleibt, muss Verschuldung kein Problem sein.

    Die Absurdität unseres Wirtschaftssystems haben wir ja nun unseren marktradikalen Predigern der CDU und FDP zu verdanken (und den entsprechenden nützlichen Idioten des Kapitals in anderen Ländern). Deren (vorgeschobene) zugrundeliegende Philosophie ist dermaßen kindisch, dass einem die Worte fehlen. Die Wirtschaft ist ein komplexes dynamisches System und man soll nun die Augen zu machen und dann regelt sich das alles von allein. Die Kräfte des Marktes. Ich mag keine Religion, ich stelle auch nicht meinen kalten Kaffee auf den Tisch und erwarte nun, dass der sich von alleine erwärmt, ist ja theoretisch möglich. Wobei das hier harmlos ist, da sich das System in einem stabilen Zustand befindet und die Temperatur gleich bleibt. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Anfangswerte in einem Differentialgleichungssystem der Weltwirtschaft so gewählt sind, dass die ganze Soße stabil bleibt und nicht gegen +-unendlich abschwirrt ist doch geradezu null.

    Lieber versuchen, dass ganze mit Verstand zu regulieren als auf göttliche Kräfte zu hoffen. Finanzmärkte regulieren!! Das hat übrigens nicht das geringste mit Kommunismus zu tun, denn diese Maßnahmen sollen ja das Wirtschaftssystem retten! Märkte sind ja auch eine schöne Sache und Konkurrenz zweifelos belebend, aber doch nur innerhalb enger Grenzen. Beim Fußball gibt es auch ein enges Regelwerk, um die spielerischen Höchstleistungen zu erzwingen und man wirft die Spieler nicht einfach auf den Platz, vlt kommt ja was bei raus. Hauptsache Ball ins Tor, lauft doch aus dem Feld raus oder nehmt den Ball in die Hand…
    So verhält sich das Gewinnstreben der Aktienunternehmen. Gewinn ist aber kein Selbstzweck, sondern nur Mittel zum Zweck. Das Unternehmen soll dazu angetrieben werden, seine Produkte zu verbessern und die Produktion effizienter zu gestalten, nichts weiter.

  8. G.G. Hoffmann sagt:

    Verstehe die ganze Aufregung nicht. Wir zahlen doch nicht, wir bürgen nur. Nur wenn Griechenland tatsächlich pleite geht, müssen wir zahlen. Das wollen wir doch aber gerade durch die Bürgschaft verhindern. Und selbst wenn wir zahlen müsssen: doch nicht mit unseren Steuergeldern (die reichen eh nicht); das Geld leihen wir uns natürlich! Ist das nicht ein toller Kreislauf? Und er funktioniert immer! Seit tausenden von Jahren!

    Im übrigen: ein Staat kann gar nicht pleite gehen. Was passiert denn schon, wenn er seine Kredite nicht mehr bedient? Sollen dann die Gläubiger den Gerichtsvollzieher Athen-Nord beauftragen, die Akropolis zu pfänden?

  9. Donald D. sagt:

    @ G.G. Hoffmann: Doch, ein Staat kann pleite gehen. Und dann passiert ungefähr folgendes: alles womit man in Griechenland noch Geld verdienen kann wird dann gepfändet (Tourismus, Staatsbesitz (d.h. Ländereien u.a.)), was bedeutet, daß der Staat von den Einnahmen daraus solange nichts sieht, bis seine Schulden auf ein akzeptables Niveau gesunken sind. Und da die griechische Wirtschaft, sofern überhaupt eine jenseits der Tzatziki-Produktion vorhanden ist, die horrenden Schulden sowieso nie wettmachen kann, wird Deutschland bestimmt um mindestens 40 Milliarden Euro ärmer (die EU insgesamt bestimmt um 200 Milliarden), was bedeutet, das wir von den dämlichen Ratingamis abgeratet werden und als nächste pleite gehen. wahrscheinlich noch vor Portugal und Spanien. Sehen wir´s ein: die EU ist ein Fiasko. Es wird gelogen und betrogen und am Ende macht doch wieder jeder was er will. Nur die Währung hält dieses strukturlose Gebilde, ohne jede Idee und Richtung, zusammen. Und das auch nur, solange Deutschland seinen jährlichen EU-Beitrag von 40 Milliarden Euronen leistet.
    P.S.: Herr Doktor Helmut Kohl; ich schätze sie zwar sehr, aber diese Euro-Idee kam einfach zu früh, wenn sie denn sogar nicht völlig falsch war.

  10. Klapowski sagt:

    @Hoffmann: Solange alle glauben, dass Griechenland AIDS hat, wird niemand mit ihm schlafen wollen, unabhängig davon, ob das krude Schuldensystem bislang irgendwie immer weiter funktionierte. Wobei: schon mal Dritte-Welt-Länder befragt, ob man sich WIRKLICH keine Sorgen über die Zahl hinter dem Minuszeichen auf dem Konto machen sollte?

    Was mich allerdings viel mehr verstört, ist das Herumgehacke der Politik(!) auf den Banken: So forderte CSU-Generalsekretär Dohring, dass man eine „Schwarze Liste“ (welche Farbe?) anfertigen solle, auf der alle Geldinstitute stehen, die gegen Griechenland gewettet haben (Quelle). Eine tolle Idee, wie ich finde! Dann aber bitte auch eine anthrazitfarbene Liste für alle, die in den letzten Monaten Cola-Aktien verkauft haben, um sich welche von Pepsi zu besorgen! Und was ist mit denen, die sich Sorgen um ihre Euros machen und daher lieber den Dollar einkaufen? – Arschlöcher oder Vernunftwesen?

    Die Finanzmärkte müssen reguliert werden, das ist klar. Aber den Banken, Spekulanten und Ratingagenturen vorzuwerfen, dass sie politisch gewollte Spielräume und Systemlücken auch ausnutzen, klingt aus dem Munde eines CSU-Politikers etwas seltsam.

    @“Pünktchen“: „Die Kräfte des Marktes“ habe ich – zumindest von der CDU – schon lange nicht mehr erwähnt gehört. Der FDP traue ich diesen Spruch aber fast noch immer zu. Wenn sie derlei Thesen nicht verbreiten, stecken etwaige Banker und Spekulantenfutzis womöglich ihre sauer(?) verdienten Kohlen in Nutten und Autos, statt den Liberalen neue Parteispenden zukommen zu lassen.

  11. ... sagt:

    @Klapowski
    Die Ansichten Merkels aus dem Wahlkampf 2005 müssen doch nicht wirklich zitiert werden, oder?
    Nur weil sie sich jetzt dem völligen Opportunismus zur Machterhaltung hingiebt und Positionen vertritt, welche vor der Finanzkrise maximal von der Linkspartei kamen, glaubt man doch nicht, dass die CDU wirklich etwas an ihren Einstellungen geändert hat. Der – euphemistisch genannt – Wirtschaftsflügel der CDU wird schon wieder seine Ideen alla Merz zum „rechten“ Moment wieder auf die Tagesordnung setzen.
    Es ist doch das gleiche wie bei der Umweltpolitik. Früher haben die CDU-Politiker die Grünen verachtet, beleidigt und als Spinner dargestellt, jetzt haben sie ihre Partei grün angestrichen, weil es dem Zeitgeist entspricht. Mit sorgsamer Umweltpolitik ist man bei dieser Partei aber dennoch fehl am Platz.

    Solch ein Verhalten empfinde ich als deutlich widerwärtiger als der offen zur schau getragene Neoliberalismus der FDP.

  12. G.G.Hoffmann sagt:

    Schauen wir in die Geschichtsbücher: wir können jeden beliebigen Staat nehmen, auch gerne die vielen deutschen Kleinstaaten, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts existierten. Alle Länder drückt angeblich ständig die Finanznot und die Schulden. Seit über 2.000 Jahren wähnen wir uns wegen Schulden, Zinsbelastung und Steuerausfällen dem Untergang nahe.

    Cicero (106-43 v. Chr.) wird folgender Satz zugeschrieben:

    „Der Staatshaushalt muß ausgeglichen sein. Die öffentlichen Schulden müssen verringert, die Arroganz der Behörden muss gemäßigt und kontrolliert werden. Die Zahlungen an ausländische Regierungen müssen reduziert werden, wenn der Staat nicht bankrott gehen soll. Die Leute sollen wieder lernen zu arbeiten, statt auf öffentliche Rechnung zu leben.“

    Und im übrigen: die Staatsschulden haben sich in den letzten 30 Jahren zwar verdreifacht. Das Bruttoinlandsprodukt hat sich jedoch mehr als vervierfacht. Insofern war die Schuldenlast im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung vor 30 Jahren weit dramatischer. Wir können uns noch jede Menge Schulden leisten. Und so eine Inflation hat ja auch ihr Gutes. Das Geld ist zwar nix mehr wert, die Schulden aber auch nicht.

  13. Donald D. sagt:

    @ Tja Hoffi, dann versuche mal den Griechen den RÖMISCHEN Philsophen Cicero klarzumachen. Die Typen wollen es einfach nicht begreifen, daß sie irgendwann für ihre Rente zahlen sollen. Müssen sie aber, denn ich sehe nicht ein, warum die EU diesen Antikern das 13. und 14. Monatsgehalt, sowie Rente ab 62 (63?) finanzieren soll. Ich würde sie sofort aus der EU rauswerfen, wenigstens für eine Weile, damit sie endlich schnallen, daß drastische Einsparungen in ihrem epikurischen Lebensstil vonnöten sind.

  14. Exverlobter sagt:

    110 Milliarden Euro! Und die Gläubiger sind teilweise selbst bereits verschuldet. Angeblich war es alternativlos. Gut, ich bin kein BWLer und damit kein Experte, halte das aber trotzdem für einen ziemlichen Exzess. Ex nihilo nihil!!

  15. Exverlobter sagt:

    By the way, wie kriegt man denn eigentlich auch so einen schönen Avatar? Haben den nur die Admins? Ich komm mir so minderwertig als weißer Hohlkopf vor.

    • Sparkiller sagt:

      Dazu muss man sich nur bei Gravatar.com anmelden und die hier in den Kommentaren verwendete E-Mail-Adresse angeben. (Dies funktioniert dann auch, ohne Mehraufwand, bei allen anderen Blogs, die Gravatar einsetzen.)

      Antworten
  16. Nachdenker sagt:

    Zitat:
    Und im übrigen: die Staatsschulden haben sich in den letzten 30 Jahren zwar verdreifacht. Das Bruttoinlandsprodukt hat sich jedoch mehr als vervierfacht. Insofern war die Schuldenlast im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung vor 30 Jahren weit dramatischer. Wir können uns noch jede Menge Schulden leisten.

    Nix verdreifacht… verachtfacht…

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/1/18/Staatsverschuldung5.png

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