Film- und Serienkritiken

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„Doctor Who 2009“ – 1.01 – „Fire and Ice“ (Fanfilm-Review)

„Doctor Who 2009“ – 1.01 – „Fire and Ice“ (Fanfilm-Review)

Große Ziele hat das Fanfilm-Projekt Doctor Who 2009 sich gesetzt: Mit solch bekannten(?) Autorennamen wie J.E. Smith will man ganze 13 Episoden runterkurbeln, bevor die Darsteller an Altersdiabetis leiden! Und das natürlich auf höchstem Low-Budget-Niveau, in den tiefgründigsten Fanfiction-Abgründen und mit dem besten Klau-Soundtrack, den es für wenig Geld zu mopsen gibt! – Kann das überhaupt klappen? Schließlich habe ich schon auf der Höheren Handelsschule gelernt: Mit niedrigsten Mitteln das Maximalste erreichen, das geht mathematisch gar nicht. Ob die Macher dennoch einen Wirkstoff gegen die lästige Mathematik gefunden haben, enthüllt nun dieses Review…


Ich kann mir direkt die deutsche ARD/ZDF-Fassung vorstellen, die gar nicht soooo sehr geändert werden müsste: Die Hauptdarstellerin hätte dort wohl Probleme in der Schule und geht gern sekundenlang auf die Kamera zu (natürlich in Löwenzahnhöhe!), um das ganze Ausmaß der Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt zu verdeutlichen. Zwischendurch wird prinzipiell und überhaupt mit dem Auto in irgendwelchen ländlichen Gebieten rumgekurvt, um auch noch irgendwie den Filmfördertopf der Eifel anzuzapfen.

Dass dieser Wagen auch schon mal sekundenlang beim Wenden gefilmt wird, versteht sich von selbst, denn schließlich hat VW die letzte „Wetten Dass…?!“-Ausgabe gesponsert und das Firmenlogo sollte man halt besser von hinten filmen, wenn man es eeetwas geschickter machen will.

Ach ja: Und jeder Charakter hat den Anspruch, in irgendeiner Form zerrissen oder milieu-ig zu sein. Man weiß ja nie, für welche Nebenfigur man später den Bambi, Schlambi, Hugo oder Karl-Ulrich bekommt! Wenn im „Tatort“ schon minutenlang Unsympathen an der Würstchenbude gezeigt werden, kann man hier auch schon mal Schwermut-Mucke unter jede Alltagshandlung legen. Ui, was ist das schwer, den Duschvorhang zuzuziehen, wenn man Kummer hat. Vor allem, wenn man weiß, dass der Tank nach all dem sinnfreien Rumgegurke schon wieder halb leer ist! – Vielleicht mal ein bisschen rumkurven und dabei nachgrübeln, wie man an Benzingeld kommen könnte?!

Oft werde ich gefragt, ob ich die Handlung einer Episode etwas besser zusammenfassen könnte. Die Antwort darauf lautet natürlich, weil ich Euch so gern habe: NEIN! – Stattdessen soll Euch aber dieser Bilderreigen zeigen, worum es hier überhaupt geht. – Äh, darf man das hochgestochene Wort „Reigen“ überhaupt bei Kasperletheater-Aufführungen verwenden?

So geht das eine halbe Ewigkeit, was ja auch der gefühlten Sehdauer fast aller deutschen Produktionen entspricht. 20 Minuten dauert es, bis Blondie (nicht zu verwechseln mit ihrer Freundin, der Langhaarblondie!) überhaupt mal mit dem Doctor spricht! – Wobei ich nicht unfair sein möchte: Die schauspielerischen Leistungen sind sogar sehr Okay für das Format! Gerade Szenen, in denen die Figuren minutenlange Selbstgespräche führen, sind ja oft schwer zu vermitteln. Hier geht’s noch. – Dass man auch eine GUT vermittelte Selbstbesprechung nicht derartig auswalzt, erwähne ich in einem etwas höflicheren Paralleluniversum als DIESEM hier lieber erst mal nicht…

Und dann muss ja noch der besten Freundin in minutenlangen Sequenzen erklärt werden, was man da in der letzten Nacht Ko(s)misches gesehen hat; inklusive den Beteuerungen, dass man nicht verrückter geworden ist, als Teeniemädchen es sowieso für nötig halten.

Warum sich Fanfilme in letzter Zeit so ernst nehmen, habe ich sowieso nicht verstanden. Weshalb sie sich allerdings teilweise ernster als das Original nehmen – wie hier geschehen – , werde ich wohl erst begreifen, wenn ich meinen ersten Zukunftia-Thriller (= Sparkiller will die Webseite schließen, weil er eine Erkältung hat) versemmelt habe. Es gehört schon viel Selbstüberschätzung für Fanfilmer dazu, in einer Bonbonserie wie „Doctor Who“ tiefgründige Themen wie z.B. grundlose Depressionen unterzubringen. Die Hauptdarstellerin ist nämlich tatsächlich nicht gut druff. Vielleicht mal aufhören, bei schönem Wetter sinnfrei in die Gegend zu starren, statt sich mit einem actionreichen Computerspiel zu beschäftigen?

Erschwerend kommt hinzu, dass man die Darsteller oftmals kaum versteht, weil der Sprachsound wieder mal um die Fressgeräusche der Borkenkäfer konkurriert. Da würde ich von einem Filmchen, das immerhin Dinos (mittelschlecht) rendert, etwas mehr Enthusiasmus erwarten.

„Hey, schöne Effekte (denke ich)! Mach mal das Licht an, ich möchte sie sehen!“ – Alles SGU, oder was? – Über die Spezialeffekte kann ich leider wenig sagen, da beispielsweise auf diesem Bild eine Ladung Antiphotonen aus einem schwarzen Loch ausbricht… – bei Nacht! Angesichts des Ungesehenen darf ich vielleicht mal fragen: Wooofür gibt es eigentlich Filter in den ganzen Videoprogrammen? Doch nicht für den Kaffee, oder?

Apropos Sound: Auch der Raptor ist optisch eher „dahingenuschelt“ (sprich: künstlich), so dass er zu den besseren Furzgeräuschen eigentlich schon wieder passt. Wobei ich bei Fanfilmen keine großen Ansprüche an die SFX habe, mich aber doch wundere, wenn man auch noch ZEIGT, dass der davonlaufende Raptor die trockenen Blätter nicht mehr beeinflusst als ein substanzloses Kreisezeit-Gespenst. Und warum müssen Fanfilme IMMER im Wald spielen? Bei Fantasy und fremden Planeten kann ich das ja verstehen, aber HIER sind wir immerhin in der Gegenwart! Vermutlich ist der Schamfaktor dafür ausschlaggebend („Äh, wir machen einen Film fürs Internet, Oma!“), dass wir keine Statisten erblicken und Susi Sonnenschein nicht auf dem Sportplatz oder in einer U-Bahn-Station angefallen wird…

Das Bild ist leider auch zu matschig. Mit 1,6 GB für 70 Minuten(!) erwarte ich mit moderner Kompression schon fast HD-Qualität und kein Milchglas, um dem Auge wertvolles Kalzium zuzuführen. Schade, denn das Licht scheint teilweise sogar etwas nachbearbeitet zu sein. Das lässt sich angesichts des „Matscho-Man“-Effekts auf Seiten des verantwortlichen Formatwandlers aber auch nicht soooo leicht feststellen… – Übrigens ist sogar der „Deutsche Fanfilm für Fehlsichtige“ einen Tick schärfer (= Stargate Combination), aber der ist mit 2,6 GB ja immerhin auch ein ganzes Gigabyte größer und kann sich die Schärfe leisten!

Weder lustig noch kultig ist der ewig lange Zeitlupenkampf im knusprig raschelnden Blätterwald. Nichts gegen Typen in alberner Verkleidung, aber so was hat man selbst schon in Sandkästen besser inszeniert gesehen:

„Doctooor! Dieses Alien hat total unheimliche Superkräfte! Wann immer ich aushole, ist es immer noch 2 Meter entfernt!“ – „Das ist die böse Aura der Holzkiste mit den Zombiefilmen, die hier irgendwo vergraben ist. Ich blättere mal ein bisschen in den Blättern!“ – Im Wald, da ist es matschig: Trotz Verkleinerung sieht das Bild immer noch aus, als wäre es aus einer ausgeblasenen Gif-Animation. Schlimm, dass Leute sich für Fanfilme so viel Zeit nehmen, aber dann kein Konvertierungsprogramm bedienen können! Sind Kameras wirklich sooo viel einfacher zu bedienen?

Nach diesem dramatischen Kampf um unsere Aufmerksamkeit wird in statischen Bildern die eigentliche Story aufgezählt (von der man sonst nichts sieht), die irgendwas mit bösen Marsianern zu tun hat, die sich die Erde krallen wollen. Look und sichtbare Handlung laden jedoch eher dazu ein, sich endlich mal wieder „Blair Witch Project“ reinzuziehen.

Am Ende gibt es übrigens eine auf „cool“ inszenierte Ballerei inklusive „Kugel-fliegt-in-Zeitlupe“-Effekten. Nett gemacht, aber stattdessen hätte ich mir dann doch gewünscht, dass der Bösewicht mit dem Torf(?)helm nicht wie angedübelt vor dem Doctor steht, um mit ihm minutenlang über die Ethik des „Erde-putt-Machens“ zu diskutieren…

Ach ja, auf die nächste Folge darf man sich auch schon freuen, sofern man gerade Manisch-Depressiv ist (mit Schwerpunkt auf „manisch“):

Immerhin befindet sich die Effekte-Grafik auf dem Stand der älteren Doctorserien. Philosophische Quizfrage: Ist eine Rendergrafik immer noch eine Rendergrafik, wenn diese gar nicht gerendert werden muss, sondern moderne PCs diese locker in Echtzeit berechnen könnten?!


Fazit: 50% der Szenen rausschneiden, das Bild doppelt so scharf (bei halbierter Dateigröße), 50% mehr Selbstironie und 100% weniger Selbstfindung bzw. Fremdbeheulung, schon wären wir bei einer schönen glatten DREI.

Mit Filmchen wie diesem hier sehe ich aber Probleme mit den positiven Rückmeldungen. Und die braucht man wohl, wenn man ein glattes Dutzend(+1!) Folgen produzieren will. – Gibt es auf der Welt überhaupt so viel Wald, für die unterschiedlichen (*hüstel*) Locations? Und was ist, wenn die Aliens sich plötzlich mal schneller fortbewegen sollen als metastasierender Hautkrebs?

Da hätte man ruhig noch etwas von der Schrägheit des Originals profitieren können. Dort gibt es schließlich auch Statuen, die sich nur bewegen, wenn keiner guckt! Und warum ist es so schwierig, mit modernen Grafikprogrammen (bzw. einer Rolle Angelschnur) z.B. einen tollwütigen Kugelschreiber auf die Protagonisten loszulassen?

Und wieso muss ich eigentlich neidisch auf die knallbunten Promobilder der Doctor-Who-2009-Website schauen (siehe auch Vorschaubild dieses Artikels), werde im Video aber mit Krümeloptik abgespeist? – Mit Krümeln, die zu lange in Brackwasser gelegen haben, versteht sich…

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Artikel

von Klapowski am 22.04.10 in Fan-Filme

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