Doctor Who – 5.01 – „The Eleventh Hour“
Da isser also: Der neue Doctor mit dem jugendlichen Charme eines unter Strom gesetzten Frettchens. Die neue Staffel startet mit einer Notlandung im Gemüsebeet und einem kleinen Mädchen, das fremde Männer gerne mal in die eigene Wohnung einlädt. Eine durchaus vernünftige Botschaft, die sich die vielen minderjährigen Fans der Serie (und nach diesem Auftakt werden es sicherlich noch MEHR) mal ordentlich zum Vorbild nehmen sollten. Schließlich ist es für katholische Pfarrer immer schwieriger geworden, die Kids standesgemäß in der eigenen Kirche zu missbrauchen…
In Internetforen kommt die Folge ja so gut weg, als hätte sie mehr geleistet, als einen weiteren Zufallsgenerator dazu zu animieren, neuen Wahnsinn mit (oder ohne?) Methode in unsere Köpfe zu rotzen. In Wirklichkeit ist das aber auch nur wieder eine Episode mit einem gottgleichen Rappelzappel-Doc, der auf dem Lokus entdeckt, dass die Klopapierrolle von innen viel länger als außen ist und darin Raumschiffe aus alten Kaugummiresten auf eine Invasionsmöglichkeit warten.
Wie? Ach nein, das war ja schon die Geschichte zum Start der übernächsten Staffel! Hier ist es „nur“ ein Riss in einer Kinderzimmerwand, hinter dem ein riesiges Auge nach einem Gefangenen namens „Zero“ fragt. Dann wäre da noch ein Zimmer, das bislang immer übersehen wurde (DAS finde ich cool!), sprechende Leute im Koma und ein Kerl, der alle Bewegungen zusammen mit seinem Hund vollführt. Und bellt. Die riesigen Augen entpuppen sich dann (relativ alltäglich) als Schneeflockenraumschiffe und das kleine Mädchen zu Beginn (nach einem Zeitsprung) als rattenscharfe Begleiterin. – Aber es ist ja schließlich auch nicht alles schlecht!
Was ich eigentlich damit sagen will: Gagabrbrblablaprtsch!
„Hey, Doctor? Ich fühle mich von irgendjemanden beobachtet!“ – „Dass ist nur der CGI-Animationskünstler, der sich seine Szene zum 500. Male ansieht. Kein Grund zur Sorge! Erst wenn er 800 Mal auf sein Werk starrt, könnte das die Realität zum Zerreißen bringen!“ – Zukünftig auch vom Doc gut behütet: Die neue Begleiterin sollte sich schnell an ein Leben voller Aliens gewöhnen. Als kleine zusätzliche „Einführungsmaßnahme“ gibt es in der nächsten Folge aber auch noch einen sprechenden Tampon mit Pferdekopf…
Ich hatte mir von dem neuen Doctor/Showrunner ja tatsächlich etwas mehr gewünscht, als wieder mal jede Woche eine neue Alienart die Erde bedrohen zu lassen, die sich vorher in der Mineralwasserflasche eines chinesischen Astronauten angekündigt hat. Speziell auch deswegen, weil die Art der Tabletten, die für diese Art von Geschichte eingenommen werden muss, sicherlich auf Dauer nicht ganz gesund sein kann. – Spätestens, wenn wir im Alphabet bei lebendem Wurstwasser, schwebenden Vogelköpfen oder aggressiven Zwiebelraumschiffen angelangt sind, wird es eventuell mal wieder Zeit, sich etwas weniger auf den bewährten „What The Fuck?!“-Moment zu konzentrieren und so etwas wie eine klug aufgebaute Story zu präsentieren.
Dass Moffat sogar beides kann, hat er ja mit der Folge „Blink“ bereits bewiesen.
Matt Smith ist immerhin sympathisch, verpasste aber die einmalige und (für mich!) nervenschonende Möglichkeit, dem neuen Doc frische Charakterzüge zu verpassen. Oder deren frühere Abwesenheit zu reparieren. – Nachdem ich mich an Tennants berechenbarem Gejibbel und Gebabbel schon so lange sattgesehen hatte, dass eine „Christopher Eccleston“-Statue in meinem Garten wieder ein Stück weit realistischer geworden war, präsentierte Matt „Monsterkiefer“ Smith eigentlich schon wieder das selbe in grün(en Psychopillen).
Und auch der Matt-“Mad-Doc“ löst alle seine dramaturgischen Probleme im Prinzip damit, indem er wie blöde auf Computern und Handys herumklappert („Virus! Tracking! Facebook! I’m a genius, gnaaah!“) und damit die Welt in 30 Minuten rettet. Was natürlich eine satirische Übertreibung von meiner Seite darstellt, denn in Wirklichkeit sind es nur 20 Minuten, was auch gleich mehrfach zur Wunderkinn… ähm, Wunderkindunterstreichung erwähnt wird. Das ist zwar alles recht unterhaltsam, flott und zugänglich, aber halt auch nicht der Weisheit letzter… Schuss. Apropos Heroinrausch:
„Hey, Doctor! Meine Quellen haben mir eben mitgeteilt, was der Schwachpunkt an diesem Alienraumschiff ist! Sie haben irgendwas von ‚Stecht ihm ins Au…‘ gesagt. Haben sie eine Ahnung, was damit gemeint sein könnte?“ – Überwachungsstaatkritik à la Doctor Who: Diese Außerirdischen haben die Erde schon etwas länger im Blick. Da ihnen die Lider fehlen und unser Planet direkt vor ihrer Einfahrt herumdümpelt, blieb ihnen aber auch gar nichts anderes übrig…
Trotz der Kritik hat sich die neue Begleiterin aber ein dickes Lob verdient! Rose Tyler war die nervige Hartz-IV-Bratze mit dem Blondie-Chic, Martha Jones zu hübsch, um mehr zu tun, als in einer verschlossenen Vitrine angegafft zu werden und Donna Noble war die überkandidelte Übertante mit dem Erotikfaktor eines Fußpflegetermins. Die „Neue“, Amy Pond, hingegen wirkte auf eine Art sympathisch, hübsch UND selbstbewusst, die man sich auch nach (eigentlich läppischen) 2 Staffeln noch ansehen möchte. Praktisch die Lena Meyer-Landrut im Whoniversum.
So muss diese Geschichte wohl nur als Einführungshilfe dieser Figur angesehen werden. Also quasi eine Gleitcremegeschichte statt dem großen Wurf. Vermutlich vergisst man einfach so schnell (und erwartet stattdessen eine epische Geschichte), dass der Hauptfokus erst mal auf den drei neuen Figuren liegt, weil einem diese schon nach wenigen Minuten ans Herz gewachsen sind. Dabei ist der Hänflingfreund von Amy Pond eigentlich nur bückendes Speichwerk, ähm, schmückendes Beiwerk, füllt aber zumindest diese undankbare Rolle schon so aus wie der schwatte Freund von Rose damals…
Die Episode endet überraschungsarm: Der Doctor sagt dem bösen Glubschauge auf dem Krankenhausdach, dass er wieder da (=„daaaaaarrr!“) ist, woraufhin dieses sich fast in die Hose(?) scheißt. Warum alle Aliens sich stets vor einem Mann im Tweetanzug fürchten, der mit einem Keulenschlag auf die Streberfrisur sicherlich nicht mehr so gekonnt im Internet surfen und Computervirusse schreiben könnte, wird mir wohl ein ewiges Geheimnis bleiben. Und auch das Schlangenalien mit den Formwandlerfähigkeiten steht eigentlich nur blöd in der Gegend rum und wartet geduldig darauf, dass der Doc seinen „Ich bin der Größte, fragt doch mal meinen Kondomverkäufer!“-Vortrag zu einem unbescholtenen Ende bringt.
„Mann, das ist jetzt für das Überleben der Menschen auf diesem Planeten SEHR wichtig, hörst du? Bananen enthalten bis zu 5 Mal so viel Vitamin A wie die gleiche Menge Apfel!“ – Albern und Eva: Der blaue Lichtstreifen der Liebe im Bild enthüllt es geschickt: Genau an dieser Stelle ist das Mädchen dem Doctor verfallen. Wer sonst außer ihrer Oma Trude wusste denn schon, dass die wertvollsten Inhaltsstoffe direkt unter der Schale liegen?
Amy kommt natürlich am Schluss mit, staunt sich das Make-Up runzelig, bewundert die neue Tardis-Einrichtung, in der neuerdings eine Schreibmaschine das Keyboard ersetzt (sehr nett und ANDERS doof als vorher!) und freut sich zusammen mit dem Doctor für Grinsologie auf viele lustige Abenteuer im Weltraum, welche auch gleich mittels langem Trailer angekündigt werden.
Aber wem das alles IMMER noch nicht zu berechenbar wird, kann ja gleich gerne eine Schulnote draufklatschen.
Fazit: Gelungene Vorstellungsrunde für alle, denen die monatelangen Vorankündigungen der neuen Charaktere immer noch nicht gereicht haben, um sich schon VORHER an die frischen Gesichter zu gewöhnen. Als Geschichte bietet das alles wieder die übliche Who-Rezeptur aus purem Ballaballa, freakigen Aliens und Allmachtsphantasien eines dauerlaufenden Milchgesichts.
Kann man sich angucken, sollte in den nächsten Folgen aber inhaltlich endlich, endlich, ENDLICH mal wieder um neue Töne erweitert werden. Wenn eine Serie ALLES denkbare bieten kann, dann doch wohl eine, in der man überall und zu jeder Zeit auftauchen kann, ooooder?! Wer übrigens nicht mehr auftauchen wird, sind sämtliche Regisseure des bisherigen Showrunners, Russell T. Davis. – Mal sehen, ob man was sieht…
Damit will ich jetzt nicht behaupten, dass wirklich jede der Who-Folgen ein fantastisches Erlebnis ist. Aber zumindestens besteht dabei meist nicht die Gefahr, daß man seinen ganzen Kopf in die bereits erwähnte Chipstüte stopft, um dem eigenen Leiden endlich zu entrinnen.
Trotzdem war ich dieses Mal sehr gespannt, was der neue Serienleiter (Anglizismen und damit auch „Show-Runner“ mögen hier ja manche nicht) und alte Drehbucheumel Steven Moffat so alles aus seiner neuen Position herausholen wird. Und an Neuem gibt es mit einem neuen Doktor, neuer TARDIS, neuer Assistentin und sogar neuem Intro ja so wirklich einiges!
Glücklicherweise ist aber die Who-typische „Humpa-Humpa“-Musik die selbe geblieben, welche es auch hier wieder schafft, wirklich jede Situation aufregend wirken zu lassen. (Experiment für zu Hause: Soundtrack kaufen und dazu die Steuererklärung machen.) Passend auch, dass der neu geschlüpfte Doc nicht weniger energiegeladen wirkt, als noch sein Vorgänger. Aber immerhin weniger zappelig, was ja nicht unbedingt einen Nachteil darstellt.
Die eher simple Story fällt hinter dem „Guckguck, ich bin der Neue!“-Aspekt dieses Staffelauftaktes dafür ab, versucht aber daher auch gar nicht übermäßig kompliziert oder anspruchsvoll zu wirken: Ein Gefangener (warum auch immer) haut ab und die Glubschaugigen-Wächter wollen zur Suchoptimierung die Erde sprengen. So kurz, so Who-typisch. Mehr Zeit dafür auch für seine neue Reisebegleiterin, die… (soll ich es sagen?)… schnuckelige „Amy Pond“. Schön, wie dabei die Möglichkeiten einer Zeitmaschine ausgenutzt wurden!
Der größte Schwachpunkt: Einen echten Rückfall in die Vergangenheit scheinen die Effekte gemacht zu haben, erinnerte der Texturmangel doch an frühe Babylon 5-Zeiten. Mir persönlich aber wurscht, WENN man dadurch mehr Kohlen für die echten Sachen zur Verfügung stellt. Wobei die Ausschnitte aus dem kurzen Teaser am Schluß schon wieder vernünftig aussahen.
Fazit: Gelungener Auftakt, welcher sich hier auf eine doch angenehme Art und Weise etwas zurückhält. Und die Vorschau für die kommenden Folgen verspricht sowieso wieder einiges, Stichwort „Weltraum-Spitfires gegen Untertassen“ und die Rückkehr meiner hassgeliebten Steinfiguren („Nicht weggucken!“), welche bei mir immer noch gruselnd im Hinterkopf herumschwirren.
Note: 2-
Wow Daniel, du legst ja wieder eine Geschwindigkeit vor.
Bin jetzt erst einmal das Review lesen :)
Die neue ist wirklich schnuckelig. Wie sie sich herausputzt, erinnert an das Posen vieler junger Mädchen auf Facebook. Sie ist aber sogar für mich eine bessere Identifikationsfigur als die vorigen Begleiterinnen, glaube ich.
Ich kann mich nicht entscheiden, wer diesmal den Preis für das schlechteste Alien verdient hat… Doctor Who mit fliegenden Augen oder die Destiny-Crew, die auf die Protoss trifft und ihre erste Schlacht im Schweren Kreuzer gegen einen Protoss-Träger ausficht. Wer da gewinnt, kann jeder Starcraft-Spieler sagen und habe mich seltsam heimelig gefühlt, angesichts der Einführung dieser „völlig fremdartigen Spezies“ (hust). Meine Prophezeihung, dass Rush versehentlich einen Sender aktiviert, von den Aliens eingesammelt und auf Informationen hin ge-„probed“ wird, gefolgt von einem Weltraumkampf mit anschließender Heimkehr Rushs, traf natürlich ins Schwarze. Man muss wahrscheinlich den IQ von Chloe Armstrong haben, um sich unter eine Luke zu stellen und ernsthaft überrascht zu sein, wenn man gekidnappt wird.
Auf die Rückkehr der „Blink“-Figuren bin ich sehr gespannt. War immerhin eine meiner Lieblingsfolgen. Ansonsten war die Folge gut, Smith gefällt mir bisher als Doktor.
Was ich wichtig finde ist, das die ernsteren Töne, die in den letzten Specials aufgekommen sind, weitergeführt werden. Zwar ist R. T. Davies ja weg, aber Moffat würde gut dran tun, da noch was zu machen.
tach auch !
Mir hat es ganz gut gefallen, mal sehen wie sich das so entwickelt.
Gruss Bergh
Hui, vor Staffel 5 musste ich mir erstmal die bisher versäumte Nummer 2 reinziehen. Jetzt war es also endlich soweit. Alles neu macht der M..offat. Von der Handlung war ich ehrlich gesagt auch ein bißchen enttäuscht. Kam mir (grade weil ich die 2te Staffel erst kurz vorher geguckt hatte) alles seltsam bekannt vor. Aliens bedrohen die Erde, während der Doktor ob noch nicht abgeschlossener Regeneration nicht voll einsatzfähig war. Wieder mal gabs ne Videokonferenz diesmal allerdings ohne Torchwood oder äh…UNIT (gibts die beiden eigentlich noch?) und am Ende rettet der Doc die Welt. Oh..und wieder ein Compagnon, der seine Hochzeit nicht verpassen will. gääähn
Nett gemacht war allerdings die geistige Abfahrt der handyfilmenden Menschen (sehr treffender Kommentar vom Doctor übrigens) und der pornosurfende Seitenscheitelträger, der – im Gegensatz zum Doktor – glücklicherweise die meiste Zeit über eine Hose trug.
Die kleine Amy war für mich irgendwie zu sehr klischee. War ein rothaariger Abklatsch der Schwester/Mutter aus „The empty child“
Tja, was ich von der großen Amy halten soll weiß ich noch nicht…die meiste Zeit beschränkte sich ihr Zutun darauf, irgendwo zu stehen und große Augen zu machen oder den Mund aufzureissen.
Im alten Wikipedia-Artikel gabs ein Foto von ihr mit genau diesem Blick. Kombiniert mit der Polizeiuniform und der leichten Unschärfe des Bildes hatte ich immer den eindruck, einen Japanischen Porno zu gucken. (siehe auch das erste Bild dieses Artikels)
Noch vermisse ich Tennant (der sich am Schluß aber auch ganz schön abgenutzt hatte), aber mal sehen, wie sich das so entwickelt.