Klapos Telekolleg: „Eine kurze (fast verständliche) Geschichte der Zeit“ (I)
„Klapo, kannst Du mir das Wesen der Zeit nicht mal ganz einfach erklären?“ fragte mich kürzlich der imaginäre Zwerg auf meiner Schulter. Kein Wunder, war es doch bislang fast schon… DOCH ein kleines Wunder, mit wie viel Witz („Quanten, haha, lustiges Wort!“) und Klugheit („Künstliche Intelligenz bekommt garantiert kein Ökosiegel, zu künstlich.“) ich mich schon durch drängende wissenschaftliche Themen unserer Zeit gekämpft habe. In welcher fernen Zukunft sie auch immer liegen mag. Daher heute: Die Zeit. Was macht sie eigentlich so?
Die meisten von uns stellen sich die Zeit wohl ungefähr wie den Schieberegler unter dem „Windows Media Player“ vor: Der Film des eigenen Lebens ist meist ziemlich beschissen, lässt sich aber partout nicht pausieren oder vorspulen.
Die Gegenwart ist demnach der Punkt, welcher Vergangenheit und Zukunft trennt wie ein scharfes Messer, das unabänderlich den Zeitstrahl entlangkratzt und jeden vor sich liegenden Punkt auf der Skala irgendwann in langweiliges und ziemlich zerkratztes „Gestern“ verwandelt. – Und dafür sorgt, dass bei alten Leuten der Gesprächsstoff antiproportional zur verbleibenden Lebenszeit stets zunimmt (*stöhn*).
Soweit alles kein Problem, sofern unser Kopiergerät im Kopf, genannt Gedächtnis, urheberrechtsverletzend ein paar billige Filme von allem und jedem aufzeichnet, das oder der uns je begegnet ist (ca. 1000 Minuten in nicht mal VHS-Qualität, in 172 MB komprimiert, dazu mieser Ton!). Das hilft in der Regel sehr, wenn man mit einer 3 Meter großen Banane und einem roten Klavier auf einer Klippe steht und sich fragt, wie man eigentlich in diese Situation gelangen konnte.
Dies alles ist in unserer Alltagswelt natürlich ungeheuer praktisch, um z.B. rechtzeitig zur Tagesschau den Fernseher ein- und pünktlich zu DSDS wieder abzuschalten… Denn wenn man eines sicher weiß, dann das: In genau einer Stunde wird die 59. Minute, die ab JETZT vergeht, ebenso unabänderlich sein wie Hitlers Machtergreifung oder die Gründung dieser Webseite (entscheidet selbst, was ihr als schlimmer erachtet).
Eigentlich wollte ich Euch die üblichen Illustrationen von fliegenden Uhrpendeln, im Wasser schwimmenden Weckern sowie von Eisenbahnschienen, deren Sprossen aus Sekundenzeigern bestehen, diesmal NICHT antun. Trotzdem zwang mich aber die Lobby der Deutschen Uhrmacher dazu, mindestens einmal ein weichgezeichnetes Ziffernblatt vor einem kräftigen Gehirnhagel zu zeigen. Diese Schweine!
So weit, so doofenkompatibel. Das gemächliche und naturgegebene Zeitreisen in DIESE Richtung bekommt also auch der letzte Depp hin, ohne mit seinem Fiat Panda durch ein Gewitter zu düsen wie weiland Michael J. Fox in „Zurück in die Zukunft“.
Doch spätestens, wenn man sich erst mal Gedanken darüber macht, wie denn die Gegenwart definiert werden kann, hat man zeit(!)lebens ein Problem: Gibt es überhaupt einen winzigen, kleinstmöglichen Zeitabschnitt, sogar noch unterhalb des subjektiv schon recht kurzen Moments eines Orgasmus?
Wie „breit“ ist die Gegenwart, jetzt mal in Millisekunden? Und, mal rein anatomisch betrachtet: Wer sagt, dass unserer Körper nicht schon (beispielsweise) drei Sekunden weiter hinten in der Zukunft herumgurkt, unser Bewusstsein aber aus irgendwelchen Gründen „hinterherhinkt“, weil er sich vielleicht einfach an spätrömische Dekadenz gewöhnt hat und somit stinkend faul ist?
Okay, das Thema hat jetzt nichts mit der physikalischen Zeit zu tun, aber ich erwähne es trotzdem mal zur Schärfung des Problembewussteins für Bewusstseinsprobleme: Schon nachweisbare 7 Sekunden, bevor wir es selber wissen, hat unser Gehirn schon diverse Entscheidungen gefällt. – Zum Beispiel, welcher von zwei Knöpfen zu einem selbstgewählten Zeitpunkt gedrückt werden soll (Hier das Experiment dazu). Auch, wenn der Proband angab, sich wirklich („Ich schwör, ey!“) erst eine Sekunde vorher für den linke oder rechten Knopp entschieden zu haben, so war diese Empfindung nur der Eingang einer bereits vor 6 Sekunden verschickten Postkarte innerhalb des Hirns:
„Schmalzzentrum Yz1 an Entscheidungsverwaltung B17: Vorgang erledigt. Bitte nur noch dem Typen da draußen Bescheid sagen, damit er noch schnell die Hand bewegt und dann den Vorgang abheften.“
Achtung! Das eben beschriebene Experiment mit den zwei Schaltern kann leicht mit diesem hier verwechselt werden! Es bietet sich jedoch diese Eselsbrücke an: Im Labor WEIß der Proband schon 7 Sekunden vorher, was er „spontan“ drücken wird. Beim „Hot Button“ weiß hingegen der Redakteur schon 7 Tage vorher, dass in den ersten 7 Stunden des Spiels KEINER irgendwas drücken kann…
Somit hat Rollstuhllegende Stephen Hawking vermutlich Recht, der sinngemäß sagte, dass die Zeit vornehmlich ein Problem für unser menschliche Hirne ist (Fristen versäumt, Abmahnung wegen Zuspätkommen, „Stargate Universe“-Folge ist wieder mal 36 Minuten zu lang, ect.), in der Physik aber in vielen Bereichen keine allzu große Rolle spielt. So ist es in der Quantenphysik den frechen Teilchen generell völlig Schnuppe, wann sie welchen Zustand einzunehmen haben. Die wissen scheinbar im Voraus, was sie zu tun oder zu lassen haben und machen somit jeden Menschen völlig irre, der sich erstmals in die Materie einarbeitet (ich hab’s vor Jahren getan und seitdem bin ich so, vielen Dank auch!)…
Immerhin haben Quantenmechaniker aber trotzdem die kleinste Zeiteinheit entwickelt, die bei ihren Versuchen noch irgendwie Sinn macht: Der kleinste sinnstiftende Zeitraum wäre demnach der, bei dem das Licht (300.000 km/s) genau 0,000000000000001 Meter zurücklegt. Das ist nämlich der Durchmesser eines Atomkerns und diese kleinwüchsigen Klumpen werden bei den Quantenkomikern ja regelmäßig mit irgendwelchen lichtschnellen Teilchen beackert, bis sie Risse ziehen. Wer Lust hat, kann ja mal kurz nachrechnen, wie viele Sekunden das sind und – vor allem – wie viele Nullen die Nachkommastellen haben. Ich hab’s versucht, habe aber nicht verstanden, was der Windows-Taschenrechner ausgespuckt hat. An die Genies und die anderen Torfnasen an den Bildschirmen, die immer alles besser wissen: Sind
denn eher seeeehr wenig?
Aber, wie gesagt: Wenn es wirklich eine kleinstmögliche Zeiteinheit gibt, welche gleichzeitig die „Breite“ einer Gegenwart angibt, wird diese Zahl oben sie wohl NICHT sein. Zumindest nicht nur deswegen, weil irgendwelche Knollennasen, Kassenbrillerträger und Schnauzbartträger sich für keine Größen unterhalb eines Atomkerns interessieren, der auf Mallorca in der Sonne brät.
Und wenn man es ganz richtig machen wollte, dann würde man die Zwergen-Zeit wohl auch nicht in millionstel Millisekunden messen, sondern in „Zeitquanten“, so wie die „Energiequanten“, die ja schon länger bekannt sind (= zunehmende Energie steigt im allerkleinsten Maßstab auf der Skala in Treppenform an, also „stoßweise“).
Komischerweise habe ich bei Google keinen Schnappschuss von einem Zeitquantensprung finden können. Kurz hatte ich überlegt, ob ich Euch das Prinzip anhand dicker, springender YouTube-Weiber verdeutlichen sollte, mich dann aber für DAS hier entschieden. Hier ist stattdessen ein Quantensprung bei einem Atom zu sehen (sagt jetzt bloß keine Suggestivsätze, während ich darauf schaue, gargl…), welches zwischen zwei Zuständen hin und her hüpft. Stellt Euch jetzt einfach vor, IHR seid das Atom und würdet von einer winzigen Quantenzeit zur nächsten weitergereicht. – Mann, wie habe ich DAS wieder gelöst?!
Die Planck-Zeit wird übrigens auf 10(hoch -44) Sekunden geschätzt, aber das interessiert ja keine Spektral-Socke, da völlig unlustig und -verständlich.
Machen wir lieber weiter mit ein paar unpassenden Anekdoten und Vergleichen, die das Thema NOCH unverständlicher machen, dafür aber zu einen Mindestprozentsatz an weiterlesenden Besuchern führen (*sich wie damals Guido Westerwelle einen 18%-Aufkleber unter die Schuhe kleb*). Und ganz einig sind sich die Sesselpupser und Formelschieber sowieso nicht, was die Existenz der gequantelten Zeit (das kann auch nur ein Bayer 10 Mal hintereinander sagen…?) angeht.
Also gehen wir einfach zurück zum praktischen „Zeitstrahl“ vom Beginn:
Vergesst ihn! Zumindest für einen kurzen Moment (wie groß ist der, naaaa?), bevor ich ihn selber wieder unweigerlich aus der Mottenkiste holen muss, um irgendwas zu erklären. Denn er macht vermutlich wenig Sinn, wenn es um die 4. Dimension geht und ist ungefähr so korrekt wie die Annahme, ein Schülerpraktikant würde eine Stunde lang arbeiten, wenn man ihn 60 Minuten alleine lässt und ihm das vorher sagt.
Die Zeitleiste suggeriert, dass nur die Gegenwart Substanz hat, der Rest davon und dahinter aber völlig nebensächlich und nebulös ist. Dabei ist die Vergangenheit nicht weniger real als die Zukunft oder jeder andere Punkt. Das Problem ist unser grenzdebiles Bewusstsein, das auf der Zeitskala festgepinnt ist wie ein Räucheraal an einem sich schnell bewegenden Tennisschläger (im Jahre 2039 wird diese Metapher weit verbreitet sein, glaubt mir!).
Aus Küblböcks Sicht singt er gerade in seinen Föhn. Dies ist also seine Gegenwart, wenn auch eine sehr, sehr traurige. Er glaubt, dass er von nun an seine Zukunft durch seine Handlungen selbst bestimmen kann, doch ein Blick auf die Leiste unten enthüllt: Sie ist „eigentlich“ schon da. Die einzelnen Bits sind bereits festgeschrieben und ändern sich nicht mal, wenn Küblböck entscheidet, spontan in den Lokus zu tauchen oder sich einen Lockenstab über den Schniedel zu ziehen. Denn auch das „wusste“ die Zukunft schon vorher. Und das war gewiss kein Vergnügen für sie…
Dabei wäre es gehirnphysiologisch durchaus möglich, einen breiteren Zeitausschnitt als Gegenwart wahrzunehmen, vielleicht so ca. eine Stunde? Okay, damit sind vernünftige Gespräche und das Führen von Kraftfahrzeugen nicht mehr uuunbedingt möglich, aber vielleicht empfinden Alzheimer-Patienten (oder Bäume?) den Gegenwarts-Ausschnitt ja so? Das würde auch erklären, warum sie sich manchmal ein volles Wasserglas in die Hose stellen möchten: Sie haben halt vor 47 Minuten gepinkelt und sind mit dem Thema noch nicht so weit durch, dass sie sich alleine aufs Trinken konzentrieren könnten. Aber wir wollen uns natürlich nicht über Kranke lustig machen, solange sich andere Minderheiten (Trekkies!) als Zielgruppe des Spotts anbieten…
Spannend ist in diesem Zusammenhang die hypothetische Vorstellung, nicht die Gegenwart, sondern nur unser Bewusstsein könnte streng rationiert sein. Und vielleicht fährt unser Bewusstsein tatsächlich in unterschiedlichen Geschwindigkeiten – zu anderen Personen – die Raumzeit entlang. So könnte ich dann mit einer seelenlose Hülle namens Sparkiller sprechen, der zwar alle Anzeichen von Intelligenz zeigt, aber meine Anfrage bereits vor 2 Jahren beantwortet hat, aus seiner Sicht. Während ich das Echo seiner damaligen Worte in ein Gespräch verwickle, ist sein Bewusstsein eventuell sogar schon 40 Jahre weitergezogen und macht mir DORT bereits Vorwürfe, dass ich damals nicht richtig zugehört habe.
Einziger Trost: Erst in 40 Jahren wird mein Bewusstsein ebenfalls an dieser Stelle sein und bis dahin kann ich mich noch wunderbar munitionieren („Ehrlich, ich werde die html-Tags in meinen Artikeln jetzt RICHTIG einsetzen! Gib mir nur noch mal ein halbes Jahrhundert, ja?“)…
Vereinfacht kann man also sagen, dass der Zeitpunkt, zu dem ihr noch in die Windeln gemacht habt (oder es wieder werdet), nicht weniger real ist als die Gegenwart. Oder glaubt ihr etwa, es gibt nur EINEN Hier-und-jetzt-Punkt, welcher in der Milliarden Jahre alten Universumsgeschichte dankenswerterweise an genau dieser Stelle vorbeituckert wie ein Regionalzug mit Reifenpanne, damit wir uns für ein paar Jahrzehnte als „anwesend“ und „lebendig“ empfinden können?
Oder, anders gesagt und in einem Wort dahingerotzt: Relativitätstheorie. Oder, in der Livestyle-Ausdrucksweise gesprochen: Gegenwart ist das, was ihr draus macht, yoyo!
Hohe Geschwindigkeiten und große Massen verzerren (siehe allerletztes Artikelbild) die (Raum-)Zeit und verlangsamen sie. Bei schwarzen Löchern und Raumschiffen mit Lichtgeschwindigkeit wird das am allerdeutlichsten. Aber das ist so ein alter Hut, dass ich mich gar nicht traue, dass auf einer SF-Seite zu erörtern, ohne zu befürchten, mit Schrödingers Katze oder deren Futter beworfen zu werden. Außerdem dampft mir regelmäßig selber die Rübe, wenn Einsteins alte Beispiele in irgendeinem Artikel zerkaut werden. Und glaubt mir, ich habe schon viele gelesen und egal, welcher Autor es war: Irgendwann versteht man nur noch… Bahnhof:
„Vor dem Gasgeben die Deeehnungsübungen nicht vergessen, jaaa?“ – Eine ganze Packung Tempo, bitte: In schnellen Objekten vergeht die Zeit langsamer und der Inhalt bleibt somit länger jung. Um den Strom für Kühlschränke zu sparen, packen Hartz4-Empfänger ihren Fisch und die Salamischeiben daher im Sommer schon mal auf die Rückbank von Apothekersöhnen, Spekulaten-Yuppies und BMW-Testfahrern. Bei konstant 220 km/h auf der linken Autobahnspur bleibt der Hering auch bei 40 Grad noch herrlich frisch!
Meist geht es bei Einstein’schen Erklärungsversuchen nämlich um zwei (oder mehr) Züge, deren Reisende sich gegenseitig beobachten, dabei zu unterschiedlichen Schlüssen gelangen, da sie mit verschiedenen Geschwindigkeiten aneinander vorbei fahren und in der Mitte, auf dem Dach oder neben der Strecke möglichst noch viele Uhren angetackert haben. – Für mich klingt das meist eher wie der nächtliche Alptraum eines Stasiopfers oder von jemanden, der Dank des „relativistischen Zeitempfindens“ der Deutschen Bahn (*räusper*) schon mehr als ein oder zwei Dutzend Mal irgendwohin zu spät gekommen ist…
Daher beschreibe ich den Effekt lieber anhand von Alltagsbegebenheiten, wo er auch auftritt, aber so klein ist, dass er keiner Sau auffällt. Für dieses Experiment verstärken wir ihn UND Sparkiller bekommt eine tolle Fliegeruhr (aus dem Werbegeschenk-Shop), die atomuhrgenau mit meiner synchronisiert wurde.
Dann jagt unser greiser Altredakteur G.G. Hoffmann den Sparkiller ein paar mal um den Block („Ich hab‘ vergessen, warum ich das eigentlich mache, dafür wirst Du büßen!“), während der kluge Klapo sich im redaktionseigenen Müllschlucker versteckt. Ein paar Stunden später würde man sehen, dass auf Sparkillers Uhr weniger Zeit vergangen als bei meiner ist, was ihm seltsamer-*japs*-weise aber gar nicht so vorkommt.
Soviel zur Geschwindigkeit. Nun entdeckt G.G.Hoffmann mich aber im Müllschlucker und wirft – fragt ihn doch, warum – alle bisher gedrehten „Star Trek“-Folgen auf VHS-Kassetten hinein. Die Masse im Müllschlucker nimmt also ganz enorm zu, wodurch sich die Raumzeit krümmt. Sobald ich – nach ein paar subjektiven Minuten – wieder aus dem Müllschlucker herausklettere, hat Sparkiller schon einen weißen Bart und erzählt seinen Enkeln, wie er damals gejagt wurde und dass dieser verdammte Hoffmann immer noch lebt, keiner weiß, warum!
ICH aber schon: Hoffmann ist einfach clever und lässt nachts sein elektrisches Klappbett mit Lichtgeschwindigkeit hin- und herfahren, damit für die restliche Welt mehr Zeit vergeht als für ihn selbst. Wenn ihm das Gewackel zu blöd wird, schläft er für den selben Effekt in einem schwarzen Loch, welches entstand, als er unglaublich viele Vorurteile zu einem extrem kompakten und massenreichen Gebilde zusammenschaufelte.
Große Massen krümmen die Raumzeit, weswegen Männer es auch instinktiv unterlassen, mit dicken Frauen zu schlafen, um danach nicht zu spät zu kommen. Auf diesem Bild sorgt nicht nur für Schwerkraft für einen schlanken Fuß, sondern auch dafür, dass die Zeit auf der Erde etwas langsamer vergeht als im freien All. Das war schon immer so. – Nur in den 60ern trug das langweilige Karomuster wenigstens noch ein paar bunte Blumenbilder…
Ich fands jedoch schon immer etwas blöd, dass man sich ein vierdimensionales Phänomen immer mit einer dreidimensionalen Einbuchtung auf einer ansonsten zweidimensionalen Nerd-Tapete vorstellen sollte. Man stellt sich bei diesem Bild automatisch wieder eine Alltags-Schwerkraft vor, wenn man zu begreifen versucht, warum kleinere Objekte in den Sitzkrater des hier abgebildeten großen Objekts purzeln. Und unwillkürlich fragt man sich, warum sich unter’m Südpol nicht Tausende Satelliten und Meteoriten aufhäufen wie bei Hempels unter’m Sofa. Aber ein besseres Bild als das obige gibt es dafür wohl nicht…
Immerhin spielt dieser physikalische Effekt aber eine große Rolle bei den GPS-Satelliten, welche die Erde umkreisen und dafür sorgen, dass in der BILD-Zeitung regelmäßig Meldungen stehen, wie: „Lkw fuhr von Brücke. Fahrer verklagt Computerstimme!“. – Diese Satelliten bewegen sich mit immerhin 3,87 km/s, so dass ihre Atomuhr theoretisch laaaangsamer als die auf der Erde gehen müsste. Und zwar exakt 7 Mikrosekunden. Trotzdem gehen sie jedoch schneller, da das Schwerefeld der Erde sie nicht mehr stark tangiert und die böse Zeit sie ohne verräterische Beule im Raum nicht findet. Die abgeschwächte Schwerkraft sorgt für eine Verschnellerung um 45 Mikrosekunden. Verrechnet mit den eben genannten 7 gehen die Satellitenticker immer noch 38 Mikrosekunden vor.
Da sich das mit jedem Tag aufaddiert und das GPS-System schnell unbrauchbar machen würde, muss dieses von der Bodenstation dauernd korrigiert werden… Tja, da staunt Ihr kleinen Doofies, was? – Wie? Nein, ich wusste das bis eben auch nicht, warum?
Im zweiten Teil der Reihe „Zeit? Dafür habe ich keine!“ besprechen wir dann noch schnell, was die Zeit mit dem Universum macht, wie es mit Zeitreisen aussieht und was ich hier noch vergessen habe, weil ich jetzt dringend kacken muss. Schaltet also bald wieder ein, wenn das viel kopierte Original namens „Klaps & Co.“ endlich wieder im Westdeutschen Rundfunk zu sehen ist!
Wie schnell müsste ein Faustschlag sein, dass ich einen schlagen kann, bevor er überhaupt sehen kann, dass ich ihn überhaupt schlagen will?
Daß man den Film des eigenen Lebens nicht pausieren oder vorspulen kann, ist ja noch zu ertragen. Aber eine Rückspultaste wäre in vielen Situationen nicht schlecht. Schon in einer TNG-Folge fand eine außerirdische Spezies das Phänomen einer linearen Existenz – in der man also nur in eine Richtung auf dem Zeitstrahl gehen kann – sonderbar. Ich übrigens auch.
Einen klugen Satz findet man dazu in Daniel Kehlmanns „Die Vermessung der Welt“:
„Seltsam sei es und ungerecht, sagte Gauß, so recht ein Beispiel für die erbärmliche Zufälligkeit der Existenz, daß man in einer bestimmten Zeit geboren und ihr verhaftet sei, ob man wolle oder nicht. Es verschaffe einem einen unziemlichen Vorteil vor der Vergangenheit und mache einen zum Clown der Zukunft.“
Literarisch wertvoll, wenn da nicht der Kackwitz am Ende gewesen wäre.
Richtig, Hoffmann! Die fehlende Zurückspulmöglichkeit ist in dem Text oben ein wenig zu kurz gekommen! Vermutlich würde man sich da aber nur den letzten Orgasmus in Endlosschleife reinziehen, 50x das gleiche Stück Marzipantorte fressen oder endlich mal wieder jemanden eine reinhauen (Schulhof, 1985).
Leider wäre das dann aber doch eher verwirrend und die Pflege alter(?!) Bekanntschaften fast unmöglich, wenn jeder noch mal nachträglich überall rumgurkt, um doch noch mal die süße Steffie aus der 10b anzugraben. Vermutlich ein Grund dafür, dass Gott – wenn es ihn denn gibt – inzwischen wahnsinnig geworden ist und sich eher selten meldet.
Mit DER Fähigkeit ist die geistige Selbstauslöschung vorprogrammiert! Sagt zumindest der 2034er-Klapowski, der gerade in meinem Wohnzimmer erschienen ist und mir die Tapete gelb gepinkelt hat.
Die Frage wäre ja, ob nach dem Zurückspulen in die Geschehnisse eingreifen könnte oder sie nur noch mal erleben würde?
Und dann stünde man ja vor dem Problem, dass man die ganze Schei**e auch noch mal erleben würde, wenn man wieder zum Ursprungspunkt zurück kehren würde. Und dann wäre das fehlen einer Vorspultaste doch etwas unangenehm.
Denn auch der beste Orgasmus dürfte auf Dauer etwas eintönig werden.
Nun ja. Einer Spezies, die alle halbe Jahr damit überfordert ist, die Frage zu beantworten, ob die Uhr eine Stunde vor- oder zurückgestellt wird (freue mich schon auf die lustigen Einspieler in den Nachrichten, wenn es in drei Wochen wieder so weit ist), dürfte eine Rückwärtsfahrt auf dem Zeitstrahl Übelkeit und Desorientierung verursachen. Das setzt einen gewissen Überblick voraus, zu dem unser Gehirn derzeit noch nicht fähig ist. Zurecht hat die Evolution daher auch den homo erectus von der Entwicklung des Atomsprengkopfes ausgeschlossen.
Da gab es vor kurzem auch mal eine „Alpha Centauri“ Folge zu diesem Thema („Was ist Zeit?“). Der gute Harald hat es da noch ein wenig besser erklärt, als Klapo (nichts für ungut, Klapo).
@ GGH: Das war nicht TNG, sondern DS9! Diese Wesen lebten im Wurmloch und haben mehr als in einer Folge ihre Scherzlein mit der Zeit getrieben.