Boston Legal – oder: „Ich habe heute meinen ersten Lachs geschossen!“
Als Gründer dieser Seite, der jahrelang (ca. 11 Monate) maßgeblich für Design (die ersten zwei Tage, dann hat Sparkiller mich entmündigt) und Inhalt (drei Wochen bevor Klapowski mir die Feder aus der Hand nahm) dieses subtilen Satiremagazins verantwortlicht zeichnete, fühle ich mich berechtigt, meine Stimme zu erheben, wann immer unsere kleine Postille inhaltlich abzugleiten droht und man mir freundlicherweise den Knebel aus dem Mund nimmt.
Nach der Lektüre von Klapowskis neuestem Review („Flesh Gordon 2“) hatte ich den Eindruck: Du brauchst dringend mal wieder Urlaub. Preußisches Pflichtgefühl zwang mich jedoch zurück an die Schreibmaschine. Stets habe ich mich als der Helmut Schmidt der Redaktion begriffen; nicht allein, weil unser Altbundeskanzler nur unwesentlich jünger ist als ich, vielmehr, weil ich immer große Ähnlichkeiten zwischen Klapowski und Giovanni di Lorenzo festzustellen können glaubte, die sich freilich in innerer Schönheit erschöpften. Nicht zufällig beginnen sowohl die renommierte Wochenzeitung „Die Zeit“ als auch unser farbiges Monatsmagazin mit dem Anfangsbuchstaben Z. Assoziationen sind also durchaus beabsichtigt und die Interviewreihe „Auf einen Nierentee mit G.G.Hoffmann“ in Planung (will sagen: ich plane, Klapowski winkt ab).
Dieses aufdringliche „Sich ins Gespräch bringen“ vereint mich mit William Shatner, dem im gesegneten Alter von gefühlten 92 Jahren erstmals die Ehre zuteil geworden ist, einen Golden Globe für seine Darstellung des „Denny Crane“ in der Kultserie „Boston Legal“ zu empfangen. Als nach dem frühzeitigen, doch gleichwohl verdienten und für mein Empfinden viel zu späten Ende von „Enterprise“ – wir schrieben das Jahr 2005 und rechneten fest mit dem baldigen Endsieg in Afghanistan – sämtliche Star Trek „Stars“ zu „Boston Legal“ wechselten, war ich mir sicher, es werde nur wenige Folgen dauern, bis Klapowski meine Anregung aufgriffe (-gräfe? -gröfe? -grüfe?), die Serie regelmäßig zu bedampfhämmern und in die Reihe der Semi-Star-Trek-Serien (DS9, VOY, ENT) aufzunehmen.
Fünf Jahre Klosterfrau-Melissengeist-Boarding im Keller unserer Redaktionsräume läßt mich seit einigen Tagen vermuten, daß sich die Begeisterung für meinen Vorschlag in Grenzen hält. Genauer gesagt: in den Grenzen der mir dankenswerterweise zugewiesenen Besenkammer. Doch allenfalls körperlich leicht gebeugt durch die 1,30 Meter tief hängende Decke lasse ich es mir nicht nehmen, meiner Lieblingsserie anläßlich der deutschen Erstausstrahlung der fünften und letzten Staffel gegen alle Widerstände meiner Redaktionskollegen einen Überblick zu widmen. Ich danke all jenen, die mich hierzu durch ihr Schweigen ermutigt haben.
Die Serie nahm ihren Ausgangspunkt in der zwischen 1997 und 2004 produzierten Reihe „The Practice – Die Anwälte“, deren erste vier Staffeln ProSieben im Jahre 2000 erstmals ausgestrahlt oder besser gesagt: innerhalb von nur drei Monaten unter dem Burner-Namen „Einspruch! Kanzlei Donnell & Partner“ verheizt hat, was irgendwie nach Reality-Soap à la „Lenßen und Partner“ klang und die Zielgruppe knapp verfehlte. Nach fast zehnjähriger Sendepause hat daher Kabel1 kürzlich den nur als logisch zu bezeichnenden Schritt angekündigt, ab 5. März 2010 die achte Staffel zu zeigen. Die Seasons fünf bis sieben werden sodann voraussichtlich ab Herbst 2020 auf Comedy Central 3 im Frühprogramm ausgestrahlt werden. Glücklicherweise hatte die ProSieben/Sat1-Gruppe in weiser Voraussicht und treuer Verwaltung des knappen Konzernvermögens alle acht Staffeln in Dolby analog 1.4 mono auf Halde synchronisieren lassen, ohne daß diese jemals ausgestrahlt oder auf DVD veröffentlicht worden wären. Fernliegend erscheint dennoch die Annahme, solche weitsichtigen Managerentscheidungen könnten in irgendeinem ursächlichen Zusammenhang mit der prekären finanziellen Lage des Unternehmens stehen.
Jedenfalls schien durch diese selbstlose Investition in eine ferne Zukunft gesichert, daß nicht mit ärgerlichen Stimmenwechseln zu rechnen war. Sieht man davon ab, daß James Spader und William Shatner in der achten „Practice“-Staffel von anderen Sprechern synchronisiert wurden als sodann im darauffolgenden Spin-Off „Boston Legal“. Ein zu vernachlässigender Schönheitsfehler, war doch für keinen verständigen Synchronverantwortlichen anno 2004 erkennbar, daß anno… äh… 2004 die Serie „The Practice“ in „Boston Legal“ eine Fortsetzung mit Spader, Shatner und anderen „Practice“-Darstellern erführe. Ebensowenig konnte man bei der Synchro von „Boston Legal“ im Jahr 2005 Kenntnis von einer Vorgängerserie haben. Gab ja damals noch kein Internet, geschweige denn Wikipedia oder Karteikarten.
Verantwortlich für beide Serien zeichnet David E. Kelley, der bereits die seinerzeit Klapowski in dunklen Foren zu hymnischen Besprechungen animierende Serie AllyMcBeal produziert hatte. Umso unverständlicher, daß Boston Legal von der Chefredaktion bislang vollständig ignoriert worden ist. Ich vermute, Klapowski ist immer noch sauer wegen der Absetzung von Ally McBeal. Hierauf deutet aus meiner Sicht zumindest das Calista Flockhart Poster neben seinem Schreibtisch hin, das mit „abgenutzt“ noch höflich umschrieben ist (wobei mir persönlich Lisa Nicole Carson aus zwei Gründen besser gefiel).
Wie dem auch sei: „The Practice“, die Geschichte einer aufstrebenden Bostoner Kleinkanzlei, die mangels lukrativer Mandate jeden aussichtslosen Fall annehmen mußte und sich insbesondere im Strafrecht keinen Namen machte, galt nach sieben Jahren als ausgenudelt und erhielt daher in der folgerichtig dennoch produzierten achten Staffel prominente Auffrischung in Person James Spaders und William Shatners verordnet, die Kritik und Publikum zu Begeisterungsstürmen hinrissen. Wobei bis zum Ende von „Boston Legal“ unklar blieb, ob Shatner den Alzheimerkranken kongenial spielte oder er einfach drehbuchlos in seinem natürlichen Umfeld gefilmt wurde. Bis zur endgültigen Klärung des Phänomens durch Filmhistoriker und Gerichtsmediziner hat man Shatner vorsichtshalber mit Preisen überhäuft, die sich erstmals in seiner „Karriere“ nicht in der Goldenen Himbeere erschöpften (1990 durchaus stolzer Gewinner in der Kategorie „schlechtester Hauptdarsteller“ für „Star Trek V“).
Als sich 2004 nahtlos an das Ende der „Practice“ deren Spin-Off „Boston Legal“ anschloß, kamen die Produzenten mit der Gewerkschaft oder der zuständigen Nervenheilanstalt überein, alle arbeitslosen Star Trek „Schauspieler“ in die neue Serie einzubinden; neben Shatner namentlich René Auberjonois (DS9: Odo) in einer weiteren Hauptrolle sowie Jeri Ryan (VOY: 7of9), Ethan Philipps (VOY: Neelix), Scott Bakula (ENT: Archer), Armin Shimerman (DS9: Quark) und Michelle Forbes (TNG: Ro Laren), die in der deutschen Fassung zum Teil ihre aus Star Trek bekannten Synchronstimmen erhielten, wobei jedoch René Auberjonois nicht von dessen „Odo“-Sprecher Bodo Wolf gegeben wird, der stattdessen wiederkehrende Nebenrollen übernahm, sondern von Columbo-Sprecher Horst Sachleben, der sich dafür in einer Folge entgegenhalten lassen muß: „Für wen halten Sie sich? Columbo?“. Wer solche Irritationen vermeiden möchte und damit leben kann, daß in Neu England kaum jemand ein verständliches Englisch spricht, dem sei die nicht minder verwirrende Originalfassung ans Herz gelegt, in der William Shatner ohrenscheinlich von Leonard Nimoy synchronisiert wird.
Neben Shatner und Spader wechselten noch einige andere Darsteller von „The Practice“ zu „Boston Legal“, u.a. John Laroquette (Star Trek 3: Maltz) und Rhona Mitra (Hollow Man: Lechz).
Inhaltlich widmet sich „Boston Legal“ der Geschichte der Kanzlei Crane, Poole & Schmidt, in der Firmengründer Denny Crane (William Shatner) dem Wahnsinn zu verfallen droht, ein Ziel, das Edwin Poole (Larry Miller) bereits erreicht hat, während Shirley Schmidt – gespielt von der zauberhaften Candice Bergen, bekannt als Shatners Filmpartnerin in „Miss Undercover“ – den Folgen des allgemeinen geistigen Verfalls erfolglos Einhalt zu gebieten sucht. Seit ihrer Prostata-Operation gilt sie jedoch als unausstehlich. Neben Shatner und Bergen gehört allein James Spader über alle fünf Staffeln zur Stammbesetzung der Serie, dessen Rolle Alan Shore eine tiefe und den Hintergrund der Serie bildende Männerfreundschaft mit Denny Crane verbindet, deren Ursprung und Basis jedoch bis zuletzt verborgen bleibt. Das übrige Personal – ganz normale amerikanische Juristen, die Oslo für die Hauptstadt von Madrid halten – ist ohne nähere Begründung dem ständigen Wechsel unterworfen. Prominente Gastdarsteller (u.a. Michael J. Fox, Tom Selleck, Robert Wagner, Heather Locklear, Rupert Everett) werteten die Produktion vor allem in der zweiten Staffel auf.
Denny Crane ist ein erzkonservativer Republikaner, der Schwule und Demokraten haßt und davon träumt, noch vor dem Frühstück dem Irak, dem Iran und Nordkorea den nuklearen Garaus zu machen, kurz: ein sympathisches amerikanisches Urgestein. Eine beginnende Alzheimerkrankheit, die er selbst als BSE bezeichnet, verursacht eine wunderliche Persönlichkeitsveränderung, kratzt an seinem Ruf des genialen Anwalts und verursacht dem TV-Zuschauer minütliche Fremdschämattacken. Wenigstens 30 mal pro Folge nennt er seinen eigenen Namen. Er selbst glaubt, es flöße anderen Respekt ein, seine Umwelt nimmt an, er wolle seinen Namen nicht vergessen. Dank einiger Geistesblitze im rechten Moment bleibt Denny Crane in den noch wenigen Prozessen, die er noch führt, dennoch stets unbesiegt. Alan Shore erfreut das Publikum als linksliberales, sexistisches Chauvischwein, das gegen alles stänkert, was Amerika so liebenswert macht (Todesstrafe, Folter, Krieg, Turbokapitalismus). Es vereint ihn mit vielen SPD-Mitgliedern, daß der Grund seiner linken politischen Haltung angesichts eines Jahresgrundgehalts von 375.000 Dollar recht undurchschaubar bleibt.
Die an die Kanzlei herangetragenen Mandate schwanken mal heiter, mal besinnlich zwischen den Polen grotesk und peinlich. Mitunter schwanken auch peinliche und groteske Polen bald heiter, bald besinnlich durch die an die Kanzlei herangetragenen Mandate. Für überraschende Wendungen und müde Review-Kalauer ist die Serie also immer gut. Da fordert ein Religionslehrer das Recht auf Einsatz von Atombomben gegen aufsässige Schüler ein, verklagt eine jüdische Holocaustüberlebende den ehemaligen SS-Mann auf Einlösung seines ihr anno `42 gegebenen Eheversprechens, begehrt ein New Yorker Stadtteil die Eingemeindung nach Los Angeles, usw. Jede dieser Geschichten dient ausschließlich als Vorwand für egozentrische Gerichtsauftritte der beteiligten Anwälte sowie ein Whisky-Besäufnis am Ende jeder Folge. Nicht nur für Juristen birgt die Serie daher hohes Identifikationspotential. Political Incorrectness wird hier noch groß geschrieben.
Wenn Denny Crane gegen Juden, Moslems oder Fette hetzt, Schießübungen in der Kanzlei durchführt und 20-jährige Mitarbeiterinnen zum Sex auffordert, wird klar, weshalb die Serie von VOX erst zu einer Stunde ausgestrahlt wird, zu der Deutschlands Sozialkundelehrerinnen bereits im Bett liegen. Denny Crane verachtet Kleinwüchsige, die er wie selbstverständlich mit „Zwerg“ anredet. Ausnahmen läßt er bei weiblichen „Zwergen“ zu. Mit diesen schläft er. Niemals käme er auf den Gedanken, den Sarotti-Mohr als „Magier der Sinne“ (seit 2004 offizielle Bezeichnung im Hause Stollwerk), geschweige denn einen Ne.. einen Afroamerikaner als „Farbigen“ zu bezeichnen. In meinen Augen eine scharf zu verurteilende, aber unter lyrischen Gesichtspunkten durchaus nachvollziehbare Haltung, denn „Vielen Dank singt man im Chor, vielen Dank Sarotti Magier der Sinne“ reimt sich nun wirklich nicht. Als Ausgleich zu derlei rechtskonservativen Hetztiraden darf Alan Shore das linke (Rest-) Gewissen Amerikas repräsentieren, das zumeist mit einem Sieg vor Gericht belohnt wird.
Unter Vermeidung ausgelutschter Toupetwitze läßt sich konstatieren, daß in Shatners Spiel nichts aufgesetzt wirkt. Es brauchte 75 Jahre und diese Rolle, um seine schauspielerischen Fähigkeiten ans Licht zu holen. Es ist angesichts von Shatners legendärem Ego eine bemerkenswerte Tatsache, wenn ihm noch einmal ausdrücklich bescheinigt werden kann, daß ihm trotz seines fortgeschrittenen Alters wirklich nichts zu peinlich ist. Dem Zuschauer hingegen umso mehr. Miesepetrige Shatner-Kritiker munkeln allerdings, er habe nie weniger geschauspielert als in dieser Serie. Eine bodenlose Frechheit, die durch das nicht minder wahnsinnige Spiel seines Gegenparts James Spader glänzend widerlegt wird.
Die politischen Unkorrektheiten der Drehbuchautoren bewegen sich am Rande des guten Geschmacks und oftmals jenseits davon. Daß in den klagefreudigen USA nicht sämtliche Minderheitenverbände gegen die Serie zu Felde gezogen sind, spricht wiederum für den hohen Stellenwert, den das Grundrecht der Meinungsfreiheit dort einnimmt. Trotz guter Quoten hat sich VOX dennoch nicht getraut, dem deutschen Publikum eine geschlechtliche Beziehung zwischen dem korpulenten 75-jährigen Shatner und der damals 30-jährigen „Liliputanerin“ Meredith Eaton oder ähnliche … ähm… Absonderlichkeiten zur besten Sendezeit zuzumuten.
Fazit: Wer Bernd Stromberg mochte, wird Denny Crane lieben. Zahlreiche Momente des Fremdschämens sind garantiert. Nebenbei gelingt es, aktuelle politische, ethische und moralische Debatten unterhaltsam, anregend, verständlich und spannend aufzubereiten, ohne Partei zu beziehen. Eine Serie mit hohem Kultpotential. Einen halben Punktabzug gibt es für die unvermeidbaren amerikanischen Anflüge von Kitsch und Pathos, die jedoch gegenüber anderen US-Serien kaum ins Gewicht fallen. Kurz vor Abschluß der Arbeiten an diesem Review hat sich Klapowski übrigens bereit erklärt, alle 101 Folgen zu reviewen. Schon nächste Woche geht es los!
Was hat Shatner mit Star Trek zu tun? Der ist doch nur in dieser einen miesen Miniserie zu sehen.
Da müsste man ja dann auch sämmtliche Theaterstücke von Stewart reviewen.
Ganz richtig, KojiroAK.
Maltz aus Star Trek III hat bei mir einen bleibenderen Eindruck hinterlassen als dieser Schattener.
Ein großartiges Review. Der ursprüngliche und rechtmäßige Seitenbetreiber hat wieder allen gezeigt, wie man es macht. Während Klapowski für mich höchstens das Gähnen übernimmt und mich darin bestätigt, Filme, die ich ohnehin nie sehen wollte, auch wirklich ja nicht zu gucken, bin ich durch diesen Artikel hier glatt neugierig auf Boston Leagel geworden, eine mir vorher völlig unbekannte Serie. Klingt gut und witzig, wird also bei nächster Gelegenheit (wenn mir jemand die DVD schenkt, oder youtube was ausspuckt) bereitwillig geguckt. Für Zwergenwitze bin ich schließlich immer zu haben.
Als Gastleser und quasi-nie Kommentator, muss ich sagen, Daumen hoch! 101 Klapowski-Reviews wären bei dieser Serie vollkommen angebracht!
Zugegeben, es hat nicht soviel mit Star Trek zu tun, genauso wenig mit anderen SciFi Material. Allerdings ist es unterhaltsam und teilweise kontrovers.
Dem Urteil des Artikelautors kann ich mich anschließen, 1- ist durchaus fair!
Mit freundlichen Grüßen,
Ein Boston Legal Fan.
David E. Kelley ist der Gott der Anwalts- und Gerichtsserien, das war er schon mit Picket Fences zu Beginn der 90er. An Boston Legal habe ich mich gerade erst rangetraut und bin so begeistert, dass ich die dritte Staffel nicht anfangen möchte aus dem Gedanken heraus, dass dann alles so schnell zu Ende ist. Dabei ist es in letzter Zeit immer genau andersrum („schnell gucken, damit du ’n Haken machen kannst und den Dreck nie wieder anfassen brauchst“).
War ja wirklich, wirklich lustig und genial, die Serie. Wurde dann immer überdrehter und überdrehter – und darin sehr, sehr berechenbar und öd. Das Alley-McBeal-Schicksal.
Soweit, so klar (für mich). Was ich mich frage: Kommt es nur mir so vor, dass bei den aktuell gezeigten Folgen Crane & Shore nur noch kleine Nebenrollen spielen? Ich hatte zuletzt das Gefühl wie bei manchen Laurel & Hardy-Langfilmen, wo die beiden einzigen Gründe, sich den Film anzutun, nur als Pausenclowns ab und zu durchs Bild hüpften.
Und die andere Frage: Warum versucht der Kostümbildner so penetrant und auffällig, den Hals der Shirley-Schmidt-Darstellerin zu verdecken (Stehkrägen bis zu den Ohren, Seidentücher …)?
Ohne Zweifel gibt es Phasen, in denen Allan und Danny kaum vorkommen, aber das wird auch anerkannt („Ich hab dich heute garnicht gesehen“, etc. pp.). Allerdings wird dadurch auch die Gefahr gemindert, dass sie einem schlicht irgendwann aus dem Hals raushängen.
Das Sie überdrehter werden, ok, passiert, da sich die Charaktere „entwickeln“, schlicht der Autor sich auch mehr rausnehmen darf. Dafür nimmt der Tiefsinn, insbesondere die Tragik um Danny (Wer hätte gedacht, dass TOS so schwere Folgen hat) in Staffel 5 dramatisch zu. Damit genügend gespoilert, ich denke, solange sich skuril und tiefsinn die Hand geben, kann man zufrieden sein.
Letztlich zum Thema Shirley Schmidts Hals… ist einfach…alt. Ich würde drauf tippen, dass man es schlicht cachieren will. Was man vom Hals und Dekoltee sieht…ist alt.
Genial, genial, genial….David E. Kelly ist ein Genie. Die romantische Ally McBeal ist ganz anders als satirischer, humorvoller und sehr mit viel Geschmack gemachter Boston Legal. Ich würde nicht sagen, dass Danny nichts peinlich ist, sondern, dass er einfach lebt und zwar so, wie er es will und die Meinung der anderen ihn nicht interessiert. Ich bin echt neidisch, dass er das kann. Ich bin großer Fan von Boston Legal und würde mir sehr wünschen, dass ich in meinem total uninteressanten Leben solche Menschen um mich irgendwann haben werde.
Nach diesem Artikel habe ich mir die erste Boston-Staffel auch erstmals zu Gemüte geführt und war davon ebenfalls sehr angetan.
Schon allein Shatner als „Denny Crane“ mit dieser Mischung aus Riesen-Ego, Kein-Bock und Alzheimer ist ein Grund zum Weitergucken. Und auch James „Stargate“ Spader spielt einen tollen Charakter, der mich mit seinem Playboy-Humor und der anti-autoritären Einstellung irgendwie sehr an „Hawkeye“ Pierce aus MASH erinnert, wenn dieser denn Anwalt anstatt Arzt geworden wäre.
Grund genug also, sich direkt einmal die zweite Staffel zu la… leihen!
Besonders schön anzusehen ist, daß Denny Crane (oder Shatner?) mit jeder Folge immer bekloppter wird. Leider werden ihm – mit Ausnahme des obligatorischen Schlußdialogs auf dem Balkon – in den Staffeln drei und vier weniger Auftritte eingeräumt. Dafür werden die von Alan Shore geführten Angriffe auf die Bush-Regierung immer härter. Insgesamt wird die Serie noch aktueller. Und am Ende trifft es auch Hillary und Obama (Crane: „Er war früher Witney Houston“).
Mit aufmerksamkeitsdefizitärem Schrecken bemerkte ich gerade eben, dass ich zu diesem Thema noch gar nicht beigesteuert habe!
Zwar habe ich noch keine Folge am Stück gesehen, aber das hält mich in bester hoffmann’scher Tradition natürlich nicht davon ab, hierzu eine Meinung zu haben, wenn auch nur eine kleine.
Erstens: Als ich erstmals bei der Serie reinschaltete, fiel mir sofort die doofe Wackelkamera auf. In ruhigen Dialogen am Tisch sprang das Objektiv schwunghaft in die Gesichter der Sprechenden, obwohl das Gespräch eher wenig Ähnlichkeit mit einem Fußballendspiel hatte. – So was nervt und war bei Ally McBeal auch noch nicht üblich!
Zweitens: Ally McBeal wurde am Ende immer doofer. Meine Lieblingsfiguren wie Richard Fish (keine Ahnung, aber große Fresse) oder John Cage (Ticks ohne Ende) tauchten entweder nicht mehr auf oder kamen als Parodie auf sich selbst daher. Ally selbst wirkte „auserzählt“ und die anderen Nebenfiguren waren nur Deko und hatten selten richtig gute Fälle.
Die kleinen Kritikpunkte an „Boston Legal“ erinnerten mich dann doch sehr an die Ally-Spätzeit, weswegen ich bislang keinen Angriff wagte.
Oder sollte ich vielleicht doch meinen Schlachtplan überdenken?
Also ich kann nur sagen, ich liebe diese Serie. Natürlich gibt es immer wieder einmal ein paar Folgen, die man getrost überspringen kann. Allerdings liebe ich es, die einzelnen Charaktären zu verfolgen, die abgedrehten Fälle zu beobachten und die irrwitzigen Beziehungen zwischen jedem einzeln zu geniesen.
Allzu gerne sehe ich mir die Serien an, in denen Shattner patriotisch zur Waffe greift, losschießt und es anschließend locker vom Tisch diskutiert.
Ally McBeal mochte ich am Anfang auch, sie verlor aber schnell den Witz und wie einer meiner Vorredner schon bemerkte, die wesentlichen Personen, die die Serie liebenswert machten verschwanden. Fish, das Gummibärchen, …
Dieses Gefühl hatte ich bei Boston Legal nicht. Ein wenig traurig habe ich die letzten Folgen der 5 Staffel gesehen, mich noch innerlich über die Selbstironie der Schauspieler in ihrer eigenen Serie zu spielen amüsiert, und bin nun auf der Suche nach einem guten Ersatz.
Lieben Gruß
Katina
Angesichts des Zustands der aktuellen SciFi-Landschaft sollte doch jetzt nichts mehr Klapowski hindern alle 101 zu reviewen.
Ein funktionierendes Rechtssystem und eine kompetente Regierung sind doch im Angesicht des orangenen Trolls in den U.S. of A. beinahe SciFi, oder?
Kompetente Regierungen sind grundsätzlich Sci-Fi.
Oh man das könnte ich auch mal wieder schauen. Danny Crane einfach genial, scheiße bauen und sagen: Ich habe BSE! Perfekte Ausrede für Schabernack.