Metroid Prime Galaxy vs. Super Mario Corruption
Eigentlich habe ich meine Wii vor einem Jahr nur aus drei Gründen gekauft: Zelda, Mario und Metroid Prime 3. Nun liegen die letzten beiden Argumente mit so viel prallen Spielspaß im DVD-Laufwerk, dass der jeweilige Datenträger eigentlich das Gewicht einer goldenen Schallplatte haben müsste. – Ich teste heute daher einfach mal beide Titel auf ihr Herz. Auf die sprichwörtlichen „Nieren“ hatte ich für diese Kurzreviews allerdings keinen Bock mehr…
Eine brandneue Steuerung, das gebührendes Ende der Trilogie, ein Quantensprung für das Subgenre des Egoshooter-Adventures, das damals mit „Metroid Prime 1“ begründet wurde und außer „Metroid Prime 2“ noch ganz viele… öh.. Nachahmer… nicht wirklich bekommen hat. Das waren die Ziele. Und sie wurden erreicht. Noch Fragen?
Am Anfang von MP3 sind gewisse Zugeständnisse an den gemeinen „Casual Gamer“ allerdings nicht ganz wegzuleugnen. Sozusagen die, die gerne spielen würden, es aber nicht können. Im Straßenverkehr würde man diese Zielgruppe wohl sogar einlochen, weil sie ohne Pkw-Führerschein den Fahrradweg abgeräumt haben… Das heißt: Das Leveldesign ist gradliniger, die Hilfestellungen sind ausführlicher.
Doch schon bald wird das Leveldesign so komplex, wie wir Entdecker es an Metroid Prime lieben. Ja, den Orientierungsluschen und Kartenmuffeln wird auch hier wieder gehörig der Arsch ver- und die ausgelatschten Schuhe neu be-sohlt! Wer sich nicht jeden Raum genau anschaut und zumindest die auffälligeren Techno-Monstrositäten scannt, wird später nicht mehr vor Augen haben, auf welchem Planeten eventuell noch ein versteckter Ausrüstungsgegenstand wartet. – Metroid Prime war halt schon immer eher Ostereisuche für Erwachsene als Ego-Shooter und das ist auch gut so!
„Hallooo? Bibber… Ist da wer? Hausmeister, sind sie das?“ – Klammheimlich in die Unheimlichkeit: Der Kern eines jeden Metroid-Spiels ist es, sich vollkommen allein durch bizarre Welten zu schlagen und durch unheimlich glühendes Zeugs zu latschen. Wobei die ausgiebigen Erkundungsmärsche das eigentliche Markenzeichen ist. Sozusagen Nintendos „Laufmasche“…
Die Grafik ist eine der besten, die ich je gesehen habe und das ist auch kein besonders irrer Galgenhumor eines Menschen, der einen 6 Jahre alten PC und eine Wii-Konsole sein Eigen nennt! – Okay, die Texturen könnten schärfer sein, denn wenn man sich frontal an die Wand stellt, verpixelt das Ganze schon etwas. Jedoch ist es für keinen einzigen Auftrag erforderlich, bis zum Anschlag an einer Textur zu parken und sie sich sekundenlang anzusehen, echt jetzt! Was heutzutage zählt, ist für mich sowieso nicht mehr so die technische Seite, sondern das „Art Design“. Entfernt vergleichbar ist dieses Prinzip mit „World of Warcraft“, das ich immer noch für das hübscheste Rollenspiel für den PC halte, da es einfach stimmig, weich und unverwechselbar daherkommt. Abseits von irgendwelchen RAM-Fressattacken des eigenen Rechners. Und: Es muss ja auch nicht immer eine Nacht mit Heidi Klum sein, wenn es auch ein Blowjob von Yvonne Catterfeld tut, oder?
Bei Metroid steckt jedenfalls so viel außerirdische Stimmung, dass so mancher SF-Film dagegen wie ein Bluescreen-Sonntagsschulausflug wirkt: In Ecken, die ein normaler männlicher Single niemals durchwischen würde, wuchern blau leuchtende Pilze, Flechten und undefinierbare Technik-Artefakte. Gigantische, in den Fels gehauene Statuen begrüßen den Besucher, während stachelige Riesenpilze eher den Part des unfreundlichen Türstehers übernehmen. Kein Raum sieht aus wie ein anderer, kein Teil der Welt aufgesetzt oder frühzeitig abgesetzt. Zahnräder greifen komplex ineinander, Gigantische und aufwendig designte Endgeger greifen vorbildlich an und die vielen versteckten Power-Ups warten nur darauf, abgegriffen zu werden…
„Ich geh schon mal vor. Warte im Garten, Kitt.“ – Moderne Bedrängnisverhütung: Auch diesmal ist die verschweißte Heldin wieder mit schusskräftigen Argumenten ausgestattet. An bestimmten Stellen im Spiel darf das Schiff im Hintergrund auch mal ferngesteuert werden. Hier wird gerade die Invasion der Piraten aufgehalten, nur kurz unterbrochen von einem kurzen Promo-Fotoshooting.
Die Steuerung ist ein Traum in Schwenk! Nie wieder will man an einem Analogstick herumfrickeln, um ein Fadenkreuz in eine bestimmte Bildschirmecke zu manövrieren… Die durchweg intelligente Einbindung der Wii-Steuerung, bei der man mit der linken Hand auch schon mal persönlich das peitschenartige Kraftfeld auswirft, ist meine persönliche Hand-Augenkoordinations-Referenz. Wie so oft zeigt Nintendo, dass sie als einzige ihre Hardware wirklich zu beherrschen scheinen. Oder schlichtweg die Kohle haben, an einem Spiel auch mal locker ein Jahr lang zusätzlich herumzubasteln.
Einziger Nachteil: Viele Erweiterungen des Anzugs hat man so (oder ähnlich) schon in den Vorgängern gesehen. Das fängt bei der 5-fach Zielerfassung an und hört mit dem magnetischen Schienensystem noch lange nicht auf… Aber wer bei Zelda inzwischen noch einen Bumerang sehen kann, ohne mit spastischen Zuckungen in der Sofaritze zu verschwinden, überlebt sicher auch das.
Fazit: Ganz großes Kino, erstmals mit Sprachausgabe und einer nennenswerten Hintergrundgeschichte! Zweifellos Das beste 3D-Metroid und eines der bestdesigntesten und weltraumstimmigsten Spiele der gesamten Videospielgeschichte… (= Nicht beachten. Wichtigtuerischer Tester-Standardspruch.)
Klaprozent: 95 %
Wer Mario rezensieren will, macht es sich mitunter etwas schwer: Wie soll man den coolen, endhippen und Hose-auf-Links-tragenden Internetlesern auch verklickern, das ein niedlich aussehendes Spiel um einen Rohrverleger (mit roter(!) Mütze) zur Spielspaßreferenz taugt? Sogar von Sparkiller – dem Designer dieser Seite – konnte ich in der Vergangenheit abfällige Bemerkungen über das Franchise hören. Und das, obwohl Sparki eigentlich recht sympathisch wirkt und ansonsten nicht im Geringsten den Eindruck erweckt, als müsste man ihm die Halsschlagader auf links krempeln.
Die Antwort auf all diese Fragen ist einfach zu geben: Detailverliebtheit! Absolute, ans Manische grenzende Detailverliebtheit! Sklaventreiber Miyamoto hat wie immer keine Kosten und geschredderte Mitarbeiterprivatleben gescheut, um das perfekte Spiel zu schaffen: Gefiel ihm ein einfacher Soundeffekt nicht, musste der entsprechende Mitarbeiter Harakiri begehen oder halt den Fehler ausmerzen. Manchmal auch beides. – Die ausführlichen Interviews zur Produktion zeigen zwischen den höflich klingenden Zeilen, dass der olle Perfektionistenantreiber jedes winzigste Detail im Auge hatte und wie immer komplette Spielelemente umwarf, wenn ihm in letzter Sekunde noch etwas Besseres einfiel. Die Angst und der Schrecken, die dieser Mann in seinem Team verbreitete, ist schier mit Händen zu greifen und kristallisiert sich hier in Form eines nahezu perfekten Jump `n Runs.
„Lechz, Keuch… Gegen diese Levels war `Super Mario Land` noch ein Luftkurort für Farbenblinde!“ – Schwer? Kraft? Schwerkraft! – In der ersten Hälfte des Spiels sind viele Planeten nicht viel größer als dieser hier. Das stört aber kaum, da andere Spieleentwickler in kompletten Spielen weniger gute Ideen einbauen als ein einziger dieser Brocken enthält…
Wer Super Mario 64 kennt, weiß ungefähr, was ihn hier erwartet… Der größte Unterschied zu damals ist diesmal, dass die Level mehr oder weniger im Weltraum spielen und somit zu einer erfrischenden Mixtur aus Mario-Universum und Science-Fiction-Parodie werden. Am Interessantesten ist hierbei das Spiel mit der Schwerkraft: Die kleinen „Planeten“ (= Brocken im Weltraum, die man manchmal innerhalb weniger Sekunden umrundet hat) besitzen alle Erd-Standardgravitation. – Die für Marios Hüpftalente allerdings immer schon „nur“ eine unverbindliche Physikempfehlung war. Das bedeutet oftmals schlichtweg, dass man nirgendwo runterfallen kann, egal, wie sehr man die Endlosigkeit um sich herum mit ausgefallenen Sprungkombinationen zu penetrieren versucht. Es sei denn, ein schwarzes Loch ist in der Nähe… Ansonsten lohnt es sich auch bei scheibenförmigen Levelteilen oftmals, einfach mal über den Rand zu springen, um sich mal auf der Rückseite nach Items umzusehen…
Da man oftmals von einem Winzplanet zur nächsten Mini-Plattform springt / schwebt, wirkt das neue Mario am Anfang ein wenig wie Hüpfspiel für Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit: Innerhalb von Sekunden latscht man auf der Innenseite eines riesigen Glaszylinders herum, umrundet gleich danach grasbewachsene Asteroiden und findet sich wenig später auf der Innenseite eines vollkommen hohle Planeten wieder. Oder man läuft – ganz „normal“ – einfach an der Decke herum. Kurzum, wer an Motion Sickness leidet, wird hier definitiv seiner Nemesis mit Vor- und Zunamen vorgestellt…
B(r)owser mit neuer Firewall: Wem die Grafik HIER nicht gut genug ist, bemängelt vermutlich auch, dass beim Zeichentrickklassiker „Bambi“ die Tiere nicht texturiert wurden. ICH zumindest finde die Grafik klassik, äh… klasse.
Noch beeindruckender als die Grafik (sehr schöne Glanzeffekte auf vielen Materialien und hübsches Umgebungslicht auf den Figuren; nirgendwo Ecken oder Kanten) ist allerdings die Musik! Nintendo hat keine Kosten gescheut, um dem Spieler die Schönheit von klassischer Mucke näherzubringen. Alle bedeutenden Musikstücke wurden von einem Orchester grandios eingespielt und wirken in ihrer Grandiosität fast ein wenig fehl am Platze, wenn sie in einem „einfachen“ Megakult-Jump-and-Run eingesetzt werden. Manche erinnern sogar frappierend an Star Wars (was den Mitsumm- und Gutfind-Effekt angeht), während die „Oberwelt“ von einer Art ohrwurmigen Wiener Walzer beschallt wird. Tatsächlich habe ich mich oftmals dabei ertappt, dass ich Mario im Wiegeschritt durch die Gegend gelotst und die Melodien noch einen Tag später gesummt habe.
Hier als Steilvorlage mal eine Videoaufnahme von der Audioaufnahme einer der Melodien:
Was mir an diesem Mario nicht so gefällt, ist ein wenig die größere Gradlinigkeit der Suchaktionen, was allerdings auch dazu führt, dass man nicht ewig nach dem richtigen Weg sucht. Die klassischen J&R’s liefen schließlich auch von links nach rechts und Mario kehrt ein wenig zu diesen Ursprüngen zurück, indem er streng vorgegeben – wie eine Mischung aus Supermann und willenloser Kanonenkugel – quer durch den Weltraum geballert wird. Was ja dann auch wieder eine feste Fortbewegungsregel darstellt, wenn auch eine total kranke.
Fazit: Ideen ohne Ende, zahlreiche geniale Einsätze der Remote-Steuerung (eine Kugel rollen, Items aufsammeln, Greifsterne bedienen, ect.) und eine technische und künstlerisch erstklassige Präsentation lassen das Spiel zu einem fluffigen Vergnügen in gewohnter Knuddeloptik werden. Und wer jetzt wieder „Zu leicht“ blökt, soll halt mal alle 120 Sterne im Spiel finden, statt den benötigten 60. Jawollja, da nöhlt man erst im Altenheim über den angeblich zu niedrigen Umfang weiter! – Metroid hat mir allerdings doch noch mehr Spaß gemacht, da ich mich etwas lieber im Weltraum grusele, statt auf Raumschiffen in Pilzform herumzuturnen… Keine Ahnung, woran das liegt.
Klaprozent: 90%
Ehrsta !
Ist die Wiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii denn wirklich so gt wie man immer sagt ?
Ich finde ein Speil muß sich mit
W A S Y und Leertaste bedienen lassen.
Gruss BergH
Was heißt gut? Wenn man auf die Nintendoklassiker wie die obigen steht, lohnt sie sich auf jeden Fall.
Die Steuerung ist bei der Wii natürlich das Besondere, wenn auch Geschmackssache.
Wer ein Spiel also lieber über die Tastatur statt über ein gutes(!) Gamepad zockt, sollte von der Konsole lieber Abstand halten. Und dass eine Maussteuerung generell eine gute Sache ist, darüber brauchen wir uns nicht zu streiten. Aber bestimmte Buchstaben (mitunter im Dunkeln) treffen zu müssen und die Hand NICHT um einen runden Plastikkörper schmiegen zu können, das war für mich schon immer ein Manko vieler PC-Spiele.
Aber wer DAS halt lieber macht, statt auf den Bildschirm zu zielen und sich locker im Sessel zu lümmeln, soll das natürlich tun. Ich hoffe halt nur, dass dieser Personenschlag mir niemals im Straßenverkehr begegnet. Auch schon für meine eigene Sicherheit…
Sonst heißt nach dem Crash womöglich ganz unschuldig von der anderen Seite der rissigen Scheibe: „Wieso gefährlich gefahren? Also ICH kann mein Auto halt nur dann am besten lenken, wenn ich Boxhandschuhe anhabe…“
Gibt nicht viele Spiele die ne Soundtrack CD verdient haben. Wenn jedoch der Rest des SMG-Soundtracks auch so geil is wie das Beispiel ham wir hier auf jeden fall einen Kanidaten.
Ich selbst hab keine Wii, was aber mehr an mangelndem Geld denn an PC-Fetischismus liegt.
Vielleicht kauf ich mir mal eine. The Force Unleashed könnte ein weiteres Argument für den Kauf sein.
grüße
Hira
tach auch ! Zu dem Thema:
http://youtube.com/watch?v=helswqzTlX4
http://youtube.com/watch?v=VdjYYFOGE3k
Ansonsten gehen mir Spiele meist am allerwertesten vorbei.
Tschuldigung, dass ich gestört habe.
Gruss BergH
P.S. Danke für die Erklärung zur Konsole und zu Wiii .
Jubiläum!