Sp(r)itzensportler am Abgrund: Die Firma Bayer stoppt Nachlieferung
Die Tour de France ist jedes Jahr wieder ein Medienereignis der ganz besonderen Abart: Irgendwo zwischen religiöser Selbstgeißelung (der Gott heißt „Mammon“) und kultischer Sendezeitverbrennung wird Stunde um Stunde und das Hirn des Zuschauers mit sinnfreier Fortbewegung vertan…
An Hospitalismus erkrankte Volldeppen, die ihre Kniescheibenmühle nur zu dem Zweck brüchig kreiseln lassen, um den Zuschauer an die Grenzen seiner Leidensfähigkeit zu bringen. Zu diesem Zweck wird tagelang durch Gebiete gefahren, die man nicht mal „Pampa“ nennen möchte, um das sympathische Wald- und Wiesenwort nicht zu beleidigen. Stundenlang schrauben sich die mechanisch angetrieben Knochenuhrwerke Berge hinauf, orientieren sich in homoerotisch bedenklicher Weise am Hinterteil des Vordermanns und animieren die Moderatoren zu solchen Glückskeks-Weisheiten, wie: „Sie müssten jeden Moment zu sehen sein“ oder „Man kann deutlich sehen, dass…“ Oder „Ich sehe was, was Du nicht siehst. Oh, sind wir schon auf Sendung?“
Sicherlich hat die Tour de France auch ihre spaßigen Seiten: Der bundesdeutsche Ulknamenträger und Radsportprofi „Sinkewitz“ hat ja erst kürzlich einen verwirrten Rentner zu Haftcreme-Muß gefahren. Der starke Geruch von rezeptpflichtigen Medikamenten hatte den Alten aus dem nächstgelegenen Altenheim auf die Strecke gelockt. Sicherlich ein spaßiges Bild, das ich demnächst bei „Ups – Die Panne(n)show“ zu sehen hoffe.
Irgendwann später passierte es dann, dass ein Hund(!) herrenlos auf der Strecke herumlief. Normalerweise haben Tiere ein Gespür für gefährliche Situationen und meiden brenzlige Gegenstände wie Spritzen, Nadeln und giftig riechende Pillendöschen von ganz allein, doch dieses Exemplar muss wohl der Urinspur des rüstigen Rentners gefolgt sein.
„Raaah! Ich habe nicht gedopt! Kann dieser Mund lügen? – Ups. Tablette rausgefallen… Scheiß Zahnlücke!“ – Der Zuschauer ist irritiert: Wie soll man es bewerten, wenn ein Moderator behauptet, dass ein Fahrer besonders „spritzig“ am Hang gefahren ist? Und muss Doping immer und überall unsympathisch rüberkommen? Was wäre, wenn Oma Ullrich ihrem Enkel wochenlang liebevoll mit einem Epo-Eintopf bekocht und dafür sogar ihre berühmte Testosteron-Marmelade tagelang nicht eingekocht hätte?
In Anbetracht dieser seltenen „Highlights“ ist es mir ein Rätsel, wie man diese öde Zurschaustellung von ausgelaugten Körpern für spannend halten kann. Dann schaue ich mir doch lieber eine Wespe an, die sich stundenlang die Rübe an einem geschlossenen Fenster plattklopft, als Radstars zuzusehen, die Wirkung der Schwerkraft an einem 45-Grad-Hügel allein durch Willenskraft bekämpfen. Na ja: Vielleicht nicht GANZ allein mit Willenskraft…
Denn nun hat die Tour einen erneuten Skandal: Es wurde ein Fahrer des Dopings überführt! Das erste Mal seit 1937… – Minuten. Alle sind nun ganz furchtbar erschrocken, was bei einem so sauberen Sport ja auch kein Wunder ist. Wie konnte das nur passieren, nachdem man so viel für eine dopingfreie Tour getan hatte? – z.B. kurz zuvor nur Spritzen mit Korken drauf zu verkaufen? Dabei hatten doch ALLE Fahrer geschworen, diesmal der Masttierforschung nicht alle ungetesteten Substanzen wegzusüffeln! Und auch den neuen Methoden, wie sich die Muskeln zur Kraftsteigerung mit Kunstharz ausgießen zu lassen oder einen kleinen Atomreaktor in der Milz zu installieren, sollte abgeschworen werden.
Ich bin ähnlich fassungslos wie die ARD und ZDF, die sofort aus Protest die Liveübertragungen abgesagt hatten. Die Berichterstattung hatte in den Jahren zuvor eh schon einen schweren Stand gehabt, was auch daran lag, dass die Moderatoren stundenlang auf leeren Pillendosen balancieren mussten, wenn es an die Reportagen vor Ort ging…
Diese ganze Naivität finde ich entsetzlich, und das will schon was heißen, wo mich diese Sportart eigentlich nur so sehr interessiert wie das 2.000-Kilometer-Zahnfleischkriechen der Männer! Hat denn irgendjemand ernsthaft geglaubt, dass in den Trainingscamps ab jetzt nur noch Sonnenblumenkerne unzerkaut genossen wurden? Dass man Testosteron ab nun wieder in guter alter Drüsen-Heimarbeit hervorbringen würde? Dass Epo, Anabolika und das leckere Rattengift nur noch in der „Pfui-Bah“-Ecke der Sportgeschichte abhängen würden?
„Na komm, mein Kleiner! Es gibt doch im gutsortierten Tierhandel jetzt auch so süße Fahrräder für Ziervögel!“ – Sensation: Das Maskottchen des Teams Telekom lernte das komplette Strafgesetzbuch nachzusprechen und verklagte den Rennstall. Diese bedauerten dies als absoluten Einzelfall, da man ja auch nur diesen EINEN Vogel besäße. Außerdem merkten sie an, dass Drogen jeder Art keine Macht über sie hätten. Es sei denn, jemand anderer führt einem das Zeug zu, DANN könne man nämlich rein gar nichts dafür…
Ich fordere daher: Gebt das Doping doch frei! Auf dass alle Radsportler nur noch wie Dauergähner wirken, da sie die Hand vor lauter Einwerferei gar nicht mehr vom Mund kriegen. – Warum nicht eine Spritze in der Armbeuge spazierentragen, wo doch dieses lustige „Klack-Klack-Klack“ beim Händeschütteln durchaus zum Kultgeräusch des Sportes werden könnte? Wieso nicht einfach Eigenblut spritzen, bis der Penis irgendwann vor Dauerstau gar nicht mehr klein wird?
Wenn ALLES erlaubt ist, kennt auch der Unterhaltungswert demnächst keine Grenzen mehr:
„Hier kommt Klöden in’s Bild, ein Berg von einem Mann, seitdem er sich durch Steroide und eine strickte Spanferkel-Diät auf 300 Stund Muskeln hochgearbeitet hat.“
„Da, schau mal! Von hier aus hat er tatsächlich Ähnlichkeit mit den Umrissen von Afrika, wie er da so auf seinem Fahrrad sitzt!“
„Rrrrichtig, Jens! Und DA kommt auch schon Jan Strulldicht, dessen Kopf durch eine experimentelle Blutdruck-Kontroll-Droge schon das 4. mal während der Fahrt aufgeplatzt ist. Wie gut, dass die Augäpfel auf flexiblen Matratzenfedern lagern! – Und wer ist der nächste, hinter ihm?“
„Das ist Lars Krummnagel! Der jüngste Fahrer der Tour wurde erst letztes Jahr im Genlabor herangezüchtet. Schau mal, wie nett er mit seinen gerade unbenutzten 4 Armen und Beinen zu den Zuschauern herüberwinkt! Ein echter Publikumsliebling!“
„Apropos Liebling: Hier kommt auch schon Knut Knutella, der erste keilförmige Mensch der Welt! Unglaublich, dieses Gesicht! Erinnert mich jedes mal daran, dass ich mal mein Dach reparieren lassen sollte! Aerodynamisch war seine Schrottpressen-Kur wirklich eine gute Entscheidung!“
…
„Es ist so unglaublich spannend! Das Telekom-Team hat soeben zu einem Spinning-Drive ausgeholt, welches das schwedische Team von Baumarkt Smirgöl mit einem beidbeinigen Fly-Dash beantwortet hat! Lance Amstrang kehrt zurück zur asphaltierten Mittellinie, lenkt einen Double-Dragon und kontert mit einem Kinnradierer in L-Form! Was für ein Spiel!“ – Da schlägt die Luftpumpe bis zum Hals: Spannung pur in Frankreich! – Kann man die vielleicht rausdestillieren und eine schluckfähige Kapsel drum herum bauen?
Ganz neue Karrieremöglichkeiten im Gruselkabinett täten sich für Ex-Fahrer auf! Und endlich würde die Jugend die Auswirkungen der Drogen auch mal dauerhaft sehen, zumindest die mit dem robusten Magen… Nun ja: Jetzt läuft die Tour ja auf Sat.1., was fast noch einen extra Absatz verdient hätte. Aber mal ehrlich: Ich möchte eigentlich keine Sportart ausführlich besprechen, die ich heute im Büro folgendermaßen zusammenfassen konnte, ohne, dass es jemand missverstanden hat: „Guckt heute eigentlich jemand… ?“
(*Daumen und Zeigefinger zu einer imaginären Spritzbewegung zur Armbeuge führ*)
Erster! Ohne die Apothekenrundfahrt wär das leben doch nur halb so schön….
tach auch !
Die gedopten Zweiradfahrer erkennt man an der Marke.
Die ungedopten fahren BMW und haben meist einen Kameramann hinten rauf sitzen.
Gruss BergH
Anosnten habe ich die Sp(r)itzen Tour de France schon nicjt geguck , als es im noch im GEZ Pay TV lief.