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Iran zündet die Pixelbombe: Neues Propagandaspiel entzückt Sehschwache.

Iran zündet die Pixelbombe: Neues Propagandaspiel entzückt Sehschwache.

In Iran stellte man kürzlich den Actionshooter namens „Special Operation 85: Hostage Rescue“ vor, der die Erziehung der Allerkleinsten vorantreiben soll. Dort sollen Juden erschossen, Amerikaner erschossen und zionistische Amerikaner… nun… auch erschossen werden. Abwechslung wird hier schließlich grob(?) geschrieben. Zynika.de konnte dank SPIEGEL-ONLINE einen ersten Blick auf das Game werfen. Das Preview:

Das Spiel wurde vorgestellt in dem „Institut für die intellektuelle Entwicklung von Kindern und jungen Erwachsenen“. Das ist im Iran so etwas wie die Spielemesse E3 für Bauchladenbesitzer. Der Generalsekretär der Studentenunion fasste es noch einmal zusammen: „In diesem Spiel werben wir nicht für Terrorismus und Gewalt. Weil man darin iranische Geiseln befreit, werben wir für Selbstlosigkeit, Hingabe und die Verteidigung unseres Landes.“ – DAS ist doch mal eine Nachricht, die deutschen Kindern Mut macht! Vielleicht heißt es ja auch bald hier: „Wir wollen, dass das Spiel ‚GSG 9 – Die Totmacher’ auch für Unter-18jährige zur Verfügung gestellt wird. Die Kopfschüsse sind zwar blutig und Bauchwunden so klaffend, dass der Notarzt sie nur mit einem Sack Zement stopfen könnte, aber es geht hier ja immerhin um die Verteidigung der Demokratie! Also sehen wir hier KEINE Gewalt, sondern eine Aktivität, die in etwa gleichbedeutend mit Blumenpflücken ist.“

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“Hey, die Grafik sieht ja so echt aus! Vor allem die Einrichtungsgegenstände!“ – „Pschhh! Das links ist noch die Bühnendekoration von der Möbelmesse, die hier vor 2 Stunden stattgefunden hat. Der kleine Ausschnitt da oben, DAS ist das Spiel!“ – Das geladene Fachpublikum applaudierte „geschlagene“ 3 Stunden lang! – Dabei waren die Saalordner mit den Peitschen, Wurfsteinen und Kalaschnikows bereits schon nach zweieinhalb Stunden gegangen…

Acht Level soll der iranische Shooter besitzen und dabei die Hauptfigur immer tiefer in israelische Gefilde führen. Dort werden dann iranischen Wissenschaftler befreit (Wahrscheinlich die bekannten Erfinder der ebenso hilfreichen wie pazifistischen ATOMuhren, harhar) und Israelis und Amerikaner am Fließband erschossen. So weit, so Blut.

Wer erwartet, dass ich nun einen lauten Aufschrei starte, bewegt seine Zeigefinger zu Recht in Richtung seiner Ohrmuscheln: ICH fand diesen Artikel wirklich erschreckend und angsteinflößend! Vor allem die Grafik des Spiels. Wie soll ich mich denn auf das Spielprinzip einlassen können, wenn der Detailgrad der Optik nicht mal für ausgeprägte Judennasen reicht? Und sehen die Texturen nur so mies aus, damit die Motivation noch etwas größer wird, diese durch das Hämoglobin von Ungläubigen zu bedecken? Wie soll ich mich denn darauf konzentrieren, dem Rabbi die Tora aus der Hand zu schießen (bringt Bonuspunkte), wenn die Klagemauer aussieht wie ein Fototapete mit Nintendo64-Spielszenen? Und woher soll die Atmosphäre kommen, wenn es nicht mal für einen sanft wippenden, schön animierten Hamburger zwischen den Zähnen eines amerikanischen Soldaten gereicht hat?

Und mussten die Zwischensequenzen nach dem Game Over tatsächlich weichen, weil die Engine es nicht schaffte, die 12 wartenden Jungfrauen im Paradies überzeugend darzustellen?

Der technische Supergau im Überblick:

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Zuerst dachte ich, da stünde ein zweidimensionales Haus im Schlacke-Sandsturm, aus dessen Fenster zwei Menschen schauen. Aber es handelt sich natürlich vielmehr um einen Durchgang, vermutlich in ein amerikanisch-zionistisches Gebäude, womöglich sogar noch vollgestopft mit widerlichen Wahlurnen. Die Hinweise für diese These: Der Eingangsbereich ist groß und leer genug, um hervorragend Football zu spielen. Außerdem haben westliche Gesellschaften einen Hang zu ungerahmten Präsidenten-Postern, auf denen man Bush an der Essensausgabe der Kantine stehen sieht.

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“Das wird den Amerikanern eine Leere sein!“ – Rein optisch haben die Programmierer recht: An der Grafik muss wirklich noch gefeilt werden. Am besten feilt man hier so lange, bis nichts mehr übrig ist und fängt noch mal komplett bei Adam und Ev… – bei Mohammed und Konsorten an. Immerhin scheinen die Bodentexturen mit großflächigen Fußstapfen-Texturen aufzuwarten, was darauf schließen lässt, dass hier die westliche Institution des Sommerschlussverkaufs kritisiert werden soll.

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Aus dem Verpackungstext: “Erlebe Echtzeit-Unschärfe, wann immer die Seele eines Ungläubigen in die Hölle fährt (siehe den Fahrstuhl links). Erlebe eine dichte Atmosphäre, die Dich mit ihren Flaggen, Fahnen und sogar Bildern von Flaggen und Fahnen glauben lässt, tief hinter den feindlichen Linien zu stehen. Das beste denkbare KI-System wurde hier eingesetzt, um die unglaubliche Dummheit unserer Widersacher glaubwürdig auf dem Bildschirm zu simulieren. Die Systemanforderungen: Pentium I, 75 Hertz, 8 MB RAM und 20 MB Festplattenspeicher. Eine Grafikkarte ist nicht zwingend erforderlich.“

Ja, hier liegt noch viel Arbeit vor den Entwicklern, bevor ich dieses Spiel herunterladen möchte. Beginnen sollten sie vielleicht erst mal mit dem Realschulabschluss. – Oder halt dem iranischen Äquivalent: 48 Stunden nicht an das Wort „Sex“ denken oder Frauen so vermummen, bis Sie von einer industriellen Stoffrolle nicht mehr zu unterscheiden sind. Oder so.

Das Spiel soll übrigens „ideologische Werte wie Opferbereitschaft und Märtyrertum vermitteln und sich gleichzeitig auf das Nuklearthema konzentrieren“, und durch einen niedrigen Preis bestechen (Einbüßung des Augenlichts?), der es für Kinder attraktiv machen soll.

Aber insgesamt hält sich der „Wie kann man das nur machen?!“-Faktor bei mir doch (passend zur Ausführung eben) recht „bedeckt“. Auch die USA haben Spieleentwicklungen gestartet, um die Jugend für die schöne Welt ohne Arme und Beine zu begeistern. Und das schon vor langer Zeit, sowie ebenfalls auf Staatskosten. Zwar behielt man sich dort einen Hauch von Restsubtilität vor, doch insgesamt ist das Ganze wohl eine globale Masche, die gerade erst anrollt.

Aber warum nicht einfach mal politische und rechtliche (zum Beispiel bezüglich des „Rechts auf Leben“) Meinungsverschiedenheiten am PC klären? Wäre die Welt nicht ein friedlicherer Ort, wenn wir demnächst ausschließlich im Action-Adventure „Putin’s Quest“ durch die Lande streifen, um Schraubverschlüsse diverser Ölpipelines zuzuschrauben? Von mir aus auch über innovative WiiMote-Steuerung? Zarte Hinweise („Kasachstan ist total doof!“) könnten dabei die Mission-Briefings darstellen. – Und wie wäre es mit einem Geschicklichkeitsspiel, in dem chinesische Soldaten den Dalai Lama den Himalaya hinunterwerfen und man dann versuchen muss, den alten Knochen beim Herunterrollen um Felsspalten und Hindernisse herumzulenken?

Hier ist noch sehr viel möglich, also packen wir’s an!

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Artikel

von Klapowski am 17.07.07 in PC- und Videospiele

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Kommentare (2)

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  1. Donald D. sagt:

    Aha! Langsam wird mir klar, wohin die ganzen Studienabbrecher aus meinem Informatikkurs hingegangen sind.

  2. Big Boller sagt:

    Der Inhalt zählt, nicht die Optik. Hier wird endlich einmal auf die richtigen geschossen.
    Woher saugen?

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