Film- und Serienkritiken

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Chroniken eines Videospielers – Teil 3: Der große E3-Überklick

Die E3 ist vorbei. Für Videospieler und Fachzeitschriften steht nun die undankbare Aufgabe an, das ganze Material zu sichten, sinnvoll aufzubereiten und objektiv vergleichend zu präsentieren. Dass ich dabei gar nicht helfen kann, beweist mein lückenhafter und äußerst subjektiver E3-Überblick…

Bevor wir zu meiner derzeitigen Lieblingskonsole kommen, kommen wir jedoch zuerst zur Konkurrenz, dem PC. Doch zuerst folgende Klarstellung: Ich bin sicherlich keine Grafikhure und darf es als Wii-Besitzer auch gar nicht sein. – Ich glaube sogar , dass ich mich laut Nutzerbedingungen mit dem Kauf der Konsole VERPFLICHTET habe, Grafik als Sekundärtugend zu betrachten. – Das ist auch okay so. Aber dass bei der Wii gleichzeitig eine Antwortkarte für den Deutschen Blindenverein beilag, hielt ich dann aber doch für etwas überzogen.

Beim Dschungel-Schunkler „Crysis“ fühle ich mich nach den neuesten Videos jedoch schon so sehr zu Hause wie auf Partys mit gutem Essen: Nur im Real Life als Förster auf Borneo zu arbeiten ist NOCH schöner! All die technischen Features lesen sich beeindruckend: Echtzeit-Moskitostich-Anschwellung an allen Körperstellen! Chemische Mikrosimulation der verschiedenen Pulver-Mischungsverhältnisse in den einzelnen Pistolenkugeln! Realitätsgetreuer Abrieb der Ledersohlen bei langen Fußmärschen! Und dann diese Sonnenuntergänge: Nicht vom sprichwörtlichen „anderen Stern“, sondern von genau dem unserem. Das wiegende Gras: Grüner wird’s nicht! Die Bodentexturen, bei denen man gerne Trüffelschwein wäre! – Ich freue mich jetzt schon darauf, endlich wieder mit einer intelligenten KI zu tun zu haben. Gerüchten zufolge hat es bei der abgespeckten „Far Cry“-Variante für Wii ja nicht mal für eine annehmbare „Freund/Feind“-Erkennung gelangt. Wobei Palmen und Felsblöcke wohl ebenfalls als juristische Personen angesehen wurden…

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„Guck mal! Halbtransparente Blätter! Und Bewegungsunschärfe beim fallenden Baum! Ich will jetzt sofort ins Schulgewächshaus, um mal jemanden zu erschießen!“ – Nie sah der Teutoburger Wald schöner aus: Wer gießt da noch seine echten Blumen? Die Grafik ist wirklich ein Traum. Manch einer wird wohl erst aus ihm erwachen, wenn die alte Grafikkarte ein lautes Schmor-Geräusch von sich gibt…

Doll auch die hübschen Ballerspiele der Playstation 3: Jeder Weltkrieg sieht besser aus als der letzte! Und so einen actionreichen „Crysis“-Verschnitt hatten die da sogar auch am Start, wenn auch mit etwas schlechterer Grafik. Für mich steht daher fest: In den nächsten Monaten endlich einen neuen PC kaufen und dann kurz danach die Playstation 3, unter Berücksichtigung des Preis-Leistungs-Zeitwert-Verhältnisses, selbstverständlich. Angesichts der Tatsache, dass ich mir erst letzten Monat eine gebrauchte PS2 angeschafft habe, halte ich die Anschaffung der dritten Spielstation im Bereich des 3. Quartals 2013 für durchaus realistisch. Dann habe ich für meinen alten Schwarz-Weiß-Fernseher (noch von Oma) wenigstens endlich ein drittes Blu-Ray-Laufwerk, nach den beiden Playern für Glotze und im PC.

Für die Xbox360 ist mir jetzt nichts ins Auge gefallen, außer vielleicht, dass die Gesamtzahl an angekündigten Egoshootern inzwischen den jährlichen Weltkindersoldatenausstoß deutlich übertrumpfen dürfte. Und da ich gerade sehe, dass „Crysis“ wohl auch für die Xbox360 kommt, verschiebe ich die PS3 vielleicht doch erst auf das Frühjahr 2014, während ich 2013 mit einer gebrauchten Xbox360 Retro-Spiele zocke (Windows Trillenium wird nämlich nur noch zu 29% abwärtskompatibel sein und das PC-Crysis nicht mehr darstellen können).

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„Diese verrohenden Killerspiele verderben doch nur die Jugend! Zu meiner SS-Zeit haben wir wenigstens noch RICHTIG geschossen!“ – Partikeleffekt oder Grauer Star? Die Spiele für PS3 und Xbox360 begeistern trotz ihrer technischen Ausgefeiltheit nur einen kleinen Prozentsatz der Gesamtbevölkerung. Diese dafür aber mit Nachdruck, Druckwelle sei Dank.

Schön auch der Wii-Titel „Metroid Prime 3“, aus der Serie, die wohl stets ein ewiger Geheimtipp bleiben wird. Das ist das, was ich an Nintendos Marketing so schätze: Während andere Firmen bei ihrem ersten „Trailer“ einfach ein paar Soldaten aus den Abendnachrichten nehmen und behaupten, dass das „so was von“ die letztendliche Grafik sei wird, geht der sympathische Grafikversager den zweiten Weg: Man wirft erst mal Optik für Grafikschulabbrecher auf den Schirm und freut sich dabei wie ein kleiner Hund, der gerade zum ersten Mal an die Tapete angepieselt hat. Eine E3 später sieht das Ganze dann wenigstens schon durchschnittlich aus, während das Soldatenspiel der Konkurrenz inzwischen „nur“ noch am Cray-Großrechner vorgerendert wurde.

Auf der dritten E3, kurz vor dem Release, ist die Nintendo-Grafik dann leicht überdurchschnittlich, und alle Fans rennen im Mario-Kostüm durchs italienische Viertel, mit der Rohrzange euphorisch jedem Passanten den Kopp aufschrauben wollend. Das beliebige Soldatenspiel sieht inzwischen nur noch aus wie ein normales Xbox-Spiel mit schärferen Texturen. Zwar immer noch besser als „Metroid Prime 3“, dafür aber vom künstlerischen Standpunkt her so aufmerksamkeitserrregend wie ein Stück ausgeschnittene Raufasertapete im „Modern Art“-Museum.

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„Komm, Welt, lass Dich umarmen, welch ein Taaag!“ – Die Tagesspezialität aus der Küche der Retro Studios (ja, die Firma heißt tatsächlich so) lautet auch 2007: „Metroid Prime“. Seit gut 7 Jahren programmiert man dort für Nintendo an der stimmungsvollen Shooter-Adventure-Serie mit der unsexiest gekleidetsten Frau, die jemals das Licht verlassener Hochkultur-Welten erblicken durfte. Teil 3 scheint dabei noch mal deutlich actionlastiger als der zweite zu sein. Aber irgendwie müssen sich die Programmierer ja ihren Frust über die mangelnde Abwechslung abreagieren… („Muss… verwaiste… Tempelanlagen… TÖTEN!“)

Das neue Mario-Spiel gefällt mir ebenfalls sehr gut! Und das nicht nur, weil’s im Weltraum spielt und ich generell auf alles stehe, was vakuumverpackt und/oder essbar ist: Nach dem enttäuschenden „Super Mario Sunshine“ mit seinem nervigen und begrenzenden Inselsetting („Spukschloss“ und „Sandbank“ schließen sich wohl weitestgehend aus) sieht es hier wieder richtig liebevoll aus!

„Wii Fit“ macht hingegen so einen gesunden Eindruck, dass es fast schon wieder krank ist! Ich prophezeie nach den Milliarden-Sellern „Nintendogs“, „Animal Crossing“, „Gehirnjogging“ und „Wii Sports“ eine erneute Fußabdruck-Zunahme in der Nintendo-Ecke von Media Markt. – Für alle, denen das Fett schon so über den Augenlidern schwabbelt, dass sie das Konzept noch nicht gesehen haben, hier eine kurze Trailer-Vorschau.

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„Wow, tolle Grafik! Dem möchte man fast die Arme wegtreten, so realistisch ist der Mann… Oh… Was ist denn das unten rechts?“ – Nicht nur Potenzial für den knackigen Po: Es wird bereits über Snowboard- und Skaterspiele für das neue Eingabemedium nachgedacht. Ich befürchte, dass dies erneut Verletzungen zur Folge haben wird, wie sie damals nach dem Lauch üblich waren. So rechne ich fest damit, demnächst Warnhinweise wie: „Nicht unter Alkoholgenuss auf das Eingabegerät stellen!“ oder „Bitte Glastische aus dem Zimmer entfernen!“ wegdrücken zu müssen. RICHTIG Angst macht mir aber, dass ich Nintendo durchaus zutraue, dass die Konsole bald tatsächlich weiß, wie meine Wohnung aussieht („Wii Wohnst“?)

Perverserweise macht die sensible Drucksteuerung, die deutlich über das bisherige „Linke/Rechte Platte gedrückt: Ja/Nein“-Tanzmattenprinzip hinausgeht, technisch einen sehr ordentlichen Eindruck. Da Nintendo mit der Vermarktung im Moment ein gutes Händchen zu haben scheint, gehe ich davon aus, dass der Medienhype um die „gesunde Spielekonsole“ demnächst so nervig sein wird, dass der aufmüpfige Rest schon aus Protest 5 Burger am Tag zusätzlich futtern wird. Nach den ganzseitigen „Gehirnjogging“-Anzeigen und -Artikeln in Fachmagazinen wie „Bettina – Die Frauenzeitschrift mit Kochrezepten auf Biobasis“ und sogar „Bild der Wissenschaft“ prognostiziere ich für 2008 ein Starschnitt-Poster im SPIEGEL und FOCUS. Motiv: Die Wii-Latschplatte auf DIN A1.

Ich vermute schon jetzt: Wenn’s nicht mehr als 40-50 Euro für „Spiel“ plus Zubehör kostet (bei den Bundle-Preisen ist Nintendo ja meist sehr großzügig), wird mir mein ganz handfestes „Bauch“gefühl wohl auch einreden, mir diesen Fitnesstrainer zulegen zu müssen. Ähnlich wie bei Doktor Kawashima spricht der japanische Großkonzern nämlich äußerst hinterhältig die „Schlechtes Gewissen“-Region im Stammhirn an. Die liegt direkt neben „Eigentlich müsste ich ja…“. Auch der „Englisch-Trainer“ für den DS mit eigener Spracherkennung schlägt in diese Kerbe („beats in this notch“).

Andere Hersteller haben es auch bereits kapiert: So lernt man mit „Cooking Mama“, am DS schon jetzt, wie man am Touchscreen Karotten schneidet und auch im wirklich Leben richtiges Essen zubereitet. Wobei sich dieses Genre bei mir eher für die Wiimote-Steuerung eignen würde: Einfach den Controller zur Seite drehen, während auf dem Bildschirm die Fertigmahlzeit physikalisch korrekt aus der Plastikhülle in die Mikrowelle fällt.

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„Welche 4 dieser 8 Fische sind ganz offensichtlich tot?“ – Da wird aber einer mächtig schlau! Und damit ist nur erst mal Nintendos Marketingabteilung gemeint… „Big Brain Academy“ macht demnächst auch an der Wii alle User klüger. Ich selber kann es tatsächlich kaum erwarten, dass die breite Masse demnächst ohne Pause bis 10 zählen kann oder den Unterschied zwischen Rund und Eckig kennt. – Was bei Nintendos Grafik ja oft ein und das selbe ist.

Auch ein Life-Coach(!) für den DS wurde ja bereits angekündigt! – Folgt man dieser Entwicklung weiter, gibt es demnächst wohl Programme namens „Wii Write“ (Eine sich ständig per Sirene meldende Datenbank, die darauf hinweist, sich endlich mal wieder bei Tante Trude zu melden), „Wii Fix“ (Auto-Generalüberholungs-Tool mit extra langen Verlängerungskabel für Konsole und Fernseher) und „Wii Schrubb“ (ein Besenstiel zum Schrauben an die WiiMote: solange man ihn zum Putzen in der Wohnung bewegt, lässt er wunderschöne Zelda-Orchestermusik aus dem Fernseher erklingen).

Traurig nur, dass wir angesichts der überfälligen Zielgruppenerweiterung auf Frauen, Rentner und Bettlägrige („Wii Pee“ liegt ein Katheter bei, der… – ja, ich bin ja schon ruhig) wohl etwas länger auf das nächste große „Zelda“ warten müssen. Und auf den überfälligen dritten Teil der genialen Flugsimulation „Pilotwings“. Und auf „F-Zero“. „Pikmin“…

Aber das ist wohl nur ein kleiner Preis angesichts der Tatsache, dass der Controller bald auch als Schwangerschaftsteststreifen funktioniert.

Wii will wait.

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Artikel

von Klapowski am 14.07.07 in PC- und Videospiele

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