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Star Trek Enterprise – 1.16 – „Allein“ („Shuttlepod One“) Hoffmann-Review



von Gert Günter Hoffmann

„Das ist kein Beam, Jim!“

Mit diesem sympathischen Kalauer aus der Mottenkiste verstaubter Star-Trek-Gags heiße ich Euch herzlich willkommen im feuchtfröhlichen Review zur ersten offiziellen Enterprise-Anti-Drogen-Episode.

Den ursprünglichen Eröffnungsgag habe ich weggeschmissen – er war scheiße und ging so:


Ach, was mußt` man oft von bösen
Kindern hören oder lesen,
wie zum Beispiel hier von diesen,
welche Rick und Brannon hießen.

Die, anstatt durch weise Lehren
Sich zum Guten zu bekehren,
Oftmals noch darüber lachten
Und sich heimlich lustig machten.
Ja, zur Übeltätigkeit,
Ja, dazu ist man bereit!

Trekkies necken, Hawking quälen!
Gehirn, Verstand und Logik stehlen
Das ist freilich angenehmer
Und dazu auch viel bequemer,
Als mit Schlüssigkeit und Schläue
man das Publikum erfreue.
Aber wehe, wehe, wehe!
Wenn ich auf das Ende sehe!!

Aber als mir wieder einfiel, dass der Trekki als solcher kein Schlauer ist, habe ich mich für einen etwas volkstümlicheren Schenkelklopfer entschieden und diesen literarischen Leckerbissen für den Verriß von „Endspiel – Teil 2“ aufgespart.

Gleichwohl muß ich dem Tenor meines Gedichtes an dieser Stelle mit aller Entschiedenheit widersprechen! Berman und Braga sind gar nicht blöd! Sie sind nur versoffene Sexistenschweine! – und als solche in meiner Respekt!-Hitparade von Null auf Platz 4 gestiegen.

Endlich einmal ein Episode, mit der sich der Durchschnittszuschauer voll und ganz identifizieren kann: Stinkende, betrunkene Männer beömmeln sich über die körperlichen Attribute der neuen Kollegin:

„Shhheee`s got`n awful niccce bum… Hicks!“

Doch während der Brite unter „bum“ einen geilen Arsch versteht, assoziiert der durchschnittliche Texaner mit diesem Wort einen Tippelbruder.

Uns Kontinentaleuropäern können diese regionalen Feinheiten der englischen Sprache freilich am bum vorbeigehen. Und soweit es mich angeht, trifft auf T`Pol ohnehin beides zu.

Das Muster der Geschichte ist altbekannt und bewährt: schicke zwei beliebige Crewmitglieder gemeinsam in eine ausweglose Situation und beobachte, wie sie wahlweise animalischen Sex miteinander haben oder sich gegenseitig die Köppe einschlagen.

Für meinen Geschmack könnte nach 35 Jahren Clean-Trek ersteres ruhig häufiger vorkommen. Besonders Harry und Neelix schienen mir nach sieben Jahren hinreichend schwul und sexuell ausgetrocknet, um diese Aufgabe mit Bravour zu bewältigen. Zu spät, zu spät…

Unrealistisch und typisch trekprüde in diesem Zusammenhang: Malcom`s zarter T`Pol-Traum… Jeder, der selbst schon einmal sechs Monate unbeweibt durch den Weltraum geschippert ist, wird mir bestätigen können, daß ein Mann in diesem bedauernswerten Zustand etwas unverblümtere Träume hat, als einen keuschen Teenie-Kuß von vier wandelnden Spitzohren. Bei jedem nichtbritischen Hetero hätte es an dieser Stelle geheißen: „Jetzt wird`s schmutzig…“.

Haltet also an dieser Stelle einen Moment inne und folgt mir unter T`Pol`s Dusche…

STOP! Das reicht! Noch ist diese Seite jugendfrei.

Schon immer habe ich die Ansicht vertreten, daß sich heutzutage die wahre Zielgruppe einer Serie an der Kühnheit der Sexszenen bemessen läßt. Und da hier inzwischen sogar die Sesamstraße offenherziger an ihr Publikum herantritt und selbst das zu Fleisch gewordene Gänseblümchen Ally McBeal lustvoll ihr nacktes Gerippe in die Kamera hält und Hoppereiter (Achtung: Doppelgag!) auf dem Sozius macht, kann man die einst als „Science-Fiction für Erwachsene“ konzipierte Serie heute nur noch irgendwo zwischen Tele-Tubbies und „Lämmle live“ einordnen.

Immerhin konnte wenigstens die vorsichtige Andeutung perverser Männerphantasien unter Alkoholmißbrauch einen Plus- und Schmutzpunkt auf der ansonsten blütenweißen Star-Trek-Weste verbuchen. Doch fehlte Berman/Braga auch hier wieder der Mut zur Konsequenz: neben der Whisky-Flasche hätten wahre Space-Cowboys politisch total unkorrekt auch noch eine Schachtel Marlboro gefunden, eine Tüte gebaut, das ganze mit frischen Kräutern aus dem Aboretum angereichert und lustig weggeplutzt.

Erstaunlich insoweit, daß man in den sich zur Zeit im nationalen Taumel befindenden USA wenigstens noch den Mut hatte, durch den Mund von Malcom Reed auszusprechen, daß Amerikaner comiclesende Vollidioten ohne Sinn für Kultur sind und man mit den Vulkaniern besser stünde, wenn Zefram Cochrane ein Europäer gewesen wäre. Bei diesen schon lange fälligen Worten habe ich vor lauter Glück ein Freudenfeuer aus 5-Euro-Scheinen entzündet.

Obwohl die Erfahrung zeigt, daß es sich auf das akustische Verständnis einer Episode negativ auswirkt, wenn sowohl die Charaktere als auch der Zuschauer unter Alkoholeinfluß stehen, vermochte diese Episode in weiten Ansätzen zu überzeugen. Selten wurde eine Zweimann-Grenzsituation so lebensnah aufgelöst, wie in „Shuttlepod One“.

Auch wenn mich die Story fatal an den Streifen „Auf Messers Schneide – Rivalen am Abgrund“ mit Anthony Hopkins und Alec Baldwin erinnerte: Zwei alkoholkranke Männer, die die gleiche Frau begehren, verschollen in der Wildnis. Und alles dreht sich um einen großen Bären.

Über jenen Film urteilte der „Film-Dienst“ seinerzeit:

„Ein unentschieden zwischen Abenteuermovie und psychologischem Kammerspiel schwankender Film. Die beeindruckenden Naturaufnahmen sowie die gute Führung der Schauspieler können nicht über die Schwächen des Drehbuchs hinwegtäuschen.“

Tja. Schöner hätte ich es in Bezug auf diese ENT-Episode auch nicht ausdrücken können.

Note: 2-

(ggh)

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Artikel

von Hoffmann am 01.01.03 in Star Trek: Enterprise

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