Star Trek Enterprise – 1.15 – „Im Schatten von P’Jem“ („Shadows of P’Jem“) Review
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von Daniel Klapowski
Wenn wir es ganz nüchtern betrachten, müßten wir „Enterprise“ eigentlich als künstlerische Sahara ansehen:
Kaum jemand scheint zu bemerken, mit wie viel Begeisterung sich die Trekkis Woche für Woche auf eigentlich stinklangweilige Geschichtelein stürzen, deren Bauplan auf der Rückseite einer Briefmarke Platz hätte…
Ja: Eine derart simple Entführungsgeschichte mit anschließender Stürmung und Rettung hätte bei den Vorgängerserien nur entsetztes Kopfschütteln ausgelöst. Dort wurde dieses abgenudelte Grundthema zuletzt nur noch mit endhipper Story, kunterbunten Technotricks und pseudorevolutionären Ideen präsentiert, um den verstaubten Kern vergessen zu lassen.
Dass dieses Ent-Abenteuer trotzdem spannender erscheint, als all diese Beispiele, liegt tatsächlich nur an der uralten Formel „Weniger ist Mehr“:
Wer braucht schon High-Tech-Gefängnisse aus schmucklosen Altersheimkulissen, deren steriles Glänzen an die Perlweiß-Reklame erinnert? Niemand! Jedenfalls nicht, solange man den aufdringlichen Beleuchter wie einst Troubardix an einen gallische Zwergtanne vor dem Studio antackert…
Wenn dann noch die Special-Effects-Crew höchstpersönlich verdautes Weizenbier auf die Kulissen pladdern läßt, entsteht schnell das heimelige Bild einer schmutzigen Gefängniszelle. – Die dann so schön zellig und wellblechig ist, daß man Fluchtgedanken erst einmal auf die lange Pritschenbank schiebt…
Jedenfalls sind es die kleinen Szenen, die hier dem Fan Freunde bereiten. Hemmungslos aufgeführt seien an dieser Stelle die unglaublichen Fummelorgien zwischen Archer und T`Pol, die verzweifelt versuchen, sich gegenseitig zu entfesseln. Als dann plötzlich T`Pol`s Airbags sekundenlang in Archers Nebenhöhlen hineinquellen, grinst der Zuschauer wie ein Silikonkuchenpferd. Wann hat man das schon mal in ST gesehen? – Frisch, fromm, fröhlich, keck lautet die Devise in der neuen Serie!
Wie es sich gehört, hagelt es natürlich auch Ausbruchversuche und Raufereien…
Umso schöner, daß die Autoren um diese Schlüsselszene sogar noch Zeit für eine niedliche Story gefunden haben:
Die Vulkanier sind sauer: Nachdem Archer und einige Andorianer die Sensorenphalanx in einem vulkanischen Kloster entdeckt hatten, klopften die Antennenschlümpfe die Stasistation in den Sondermüll. Da das vulkanische High-Command begierig ist, Köpfe (oder andere Körperteile) kräftig rollen zu sehen, fordern sie die Rückkehr von T`Pol…
Diese trägt`s mit Fassung, so das der Captain über weite Teile in einer Doppelrolle als beleidigte Leberwurst zu bestaunen ist. Als die beiden bei einer Standardmission auf einem Planeten gefangengenommen werden, erfahren wir, daß eine Widerstandszelle keinen Bock mehr hat, von den Vulkaniern herumkommandiert zu werden. Also so ähnlich wie auf der Erde, wo die Grünblüter auch ständig mit Klugscheißerkommentaren diverse Admiräle auf dem Klo heimsuchen…
Als Tucker und Reed die beiden retten wollen, erfahren sie überraschenderweise Hilfe von den Andorianern, schießen sich den Weg frei und alle sind überglücklich.
Wie gesagt: Ein kreatives Knallbonbon mit der Sprengkraft von Wasserballons. Ein solides Kidnapping-Event für den kleinen Hunger zwischendurch. Das Strickmuster ist alt: Komische Fraktionen gönnen sich gegenseitig nicht mal die Butter auf`s Brot und so eiern Vulkanier, Andorianer, Entführungsaliens und Menschen sauertöpfig durch schöne Kulissen, um sich gegenseitig mit Laserstrahlen pappsatt zu füttern. Zum Schluß darf noch nicht mal der aufopferische Sprung in die Schußlinie fehlen, mit dem T`Pol einem Vulkanier das mausgraue Leben rettet. Dieser ist zu Recht völlig begeistert und sorgt auf der anschließenden Party dafür, dass T`Pol doch noch ein bisschen auf der Enterprise rumnörgerln darf.
Fazit: Ein nettes Folgilein ohne austretenswerte Höhe und Tiefen, was dem Dampfhammer Möglichkeit gibt, heute ein paar Überstunden abzufeiern…
Note: 3 +
(dk)
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