Star Trek Enterprise – 1.10 – „Familienbande“ („Fortunate Son“) Review
…
von Daniel Klapowski
Was waren doch gleich die Stärken der neuen Serie?
Genau:
– Der Weltraum ist eine unbeheizte Einrichtung, die „Schrecken“ und „Ehrfurcht“ auf dem Rücken zu einem prickelndes Fangspiel veranlasst.
– Die technischen Möglichkeiten sind stark herabgesetzt. Der Universaltranslator und andere Tricks liegen entweder noch verschweißt in einer Plastikpackung oder funktionieren nur mit kräftigen Schlägen auf das Gehäuse…
Warum also sacken die STuS-Benotungen seit den ersten 5 Folgen stark in den 3er-Bereich ab und lassen sogar Tendenzen zu noch mieseren Bewertungen erkennen?
Ganz einfach: Während in den ersten 5 Folgen das All noch mysteriös, groß und unnahbar wirkte, hat die Crew den schwarz tapezierten Gesellen nach 10 Episoden schon in`s Herz geschlossen. Mit einem aufkeimenden Gefühl der Überlegenheit trampelt man durch die Vorgärten der unterschiedlichen Spezies und hat eigentlich alles im Griff:
Die Torpedos treffen inzwischen punktgenau, der Transporter hat bis auf eine Alibi-Fehlfunktion in der 4. Folge seine Arbeit gut gemacht und die versammelten Aliens des Alpha-Quadranten haben sich schon beizeiten das Buch „English for Outsiders“ bestellt, um Übersetzerin Hoshi zur hübschen Konsolendekoration zu degradieren. Überlegenen Gegnern hält man immer exakt so lange stand, bis die Crew sich durch verbale Taschenspielertricks aus der Scheiße geritten hat… – Immerhin hier ist eine Parallele zur letzten wirklich erfolgreichen ST-Serie zu sehen…
Auch die Geschichte um einen riesigen Frachter gibt sich Mühe, recht mittelmäßig daherzukommen. – Und während die ersten Folgen noch von uns gelobt wurden, da sie sich auf`s Wesentliche beschränkten, so muß man jedoch spätestens jetzt fragen: „Habt ihr wirklich nur Komatösenstorys über vergiftete Steinzeitkulturen (Folgen 6 und 9) und rachsüchtige Frachtercaptains im Angebot?“
Der Inhalt:
Nach dem Angriff nausakianischer Piraten dümpelt die rustikale Crew, deren Anführer irgendwie an einen russischen Gastarbeiter erinnert, beschädigt durch das Vakuum. Als Archer eintrifft und seine Crew die Akkuschrauber zücken läßt, die bärbeißigen Malocher jedoch erst alle Hilfe ablehnen, ahnt man es bereits: Die haben doch was zu verbergen! Und tatsächlich: In einer dunklen Ecke wird einer der Piraten regelmäßig mit der Faust gestreichelt. Wenig später nimmt das Frachtschiff reißaus, legt sich mit der Basis der Piraten an, weswegen seine Crew von Mayweather telefonisch wieder zur Vernunft gequatscht werden muß…
Kein Zweifel: Hier mußte auf Biegen und Brechen (letzteres auf Seiten der Zuschauer) eine Mayweather-Charakterfolge her. Also setzte man sich im engsten Autorenkreis hin und analysierte dessen Vergangenheit:
„Was hat der denn früher so gemacht?“ fragten die einen. Berman ging zum Kühlschrank und blickte konzentriert auf einen Notizzettel, der unter einem kleinen Voyager-Magneten festhing.
„Ist auf einem Frachter aufgewachsen!“ murmelte er.
„Sonst nichts?“ fragten da die Mitglieder der schreibenden Zunft.
„Und er ißt gerne Eiscreme!“ lautete die stolz vorgebrachte Antwort.
„Tja, OK… Machen wir also eine Charakterfolge, in der Mayweather von Eiscreme erzählt!“
„Und wem bitteschön? Einem stellvertretenden Frachtercaptain vielleicht?“
„Ja, genau!“
„Supi Idee!“
„Toll!“
Alle Singen: „Wir ma-chen ei-ne Frachter-folge, Holla-hia-ho!“
Wie zu erwarten war, beeindruckt die Figur des Mayweather nicht im Geringsten! Unerträglich gutmütig, penerant fröhlich und anbiedernd kumpelhaft grinst er sich quer durch die Folge. Ein echter Oberlangweiler!
Daß er am Ende statt Cpt. Archer beschwichtigende Worte in den Äther nuschelt, um die Situation zu entspannen, ist als eiskaltes „Jetzt soll er halt auch mal was beitragen“-Kalkül problemlos erkennbar…
Auch sonst sind Highlights dünn gesät: Feuergefechte und Ausweichmanöver dominieren die letzten Minuten der Episode. Überhaupt dürfte sie nach dem Pilotfilm den höchsten Actionanteil mit sich herumtragen…
Wie schon letzte Woche hätte diese Folge auch genauso auf der Voyager spielen können, mit dem Unterschied, dass der freche Frachter sich eben im Deltaquadranten verirrt hat. Auch die Aliens sprechen wieder einmal Hochleistungsenglisch…
Fazit:
Star Trek is coming home: austauschbare Geschichten ohne messbare Tiefe und mit moralischem Anspruch auf Grundschulniveau. Keine wirkliche TV-Katastrophe, aber nach der Hoffnung, die mit dem Beginn der neuen Serie aufkeimte, irgendwie doch enttäuschend, da nur wenig spannend… Da bringt auch die dramatische Hintergrundmusik nichts, die kurzerhand die letzten 15 Minuten spannungsheischend bis zum Ende durchdudelt…
Neue Ideen müssen her!
Note: 3 –
(dk)
Erster
Dass das noch keiner bemerkt hat.
Wie lange hält das wohl schon hier.