Star Trek Voyager – Staffel 2, Teil 2: Ein Schiff fliegt immer (w)Eiter…
Ich kann mir beim Ansehen nicht helfen (und ich habe wirklich Stunden um Hilfe gerufen!), aber auch dieser Viererpack an Serienselbstverdauung hat mir nicht sonderlich gut gefallen. Zwar bot der Weltraum wieder mal alle Raum-, Zeit- und Hirnverzerrungen auf, die das Brainstorming der Autoren damals zu bieten hatte, richtig gute SF definiert sich aber anders. – Vielleicht, wenn man die Voyager etwas runder darstellen könnte und sie einfach „Raumstation“ nennt? Nur so eine Idee…
Inhalt: Harry Kim erwacht auf der Erde, statt auf der Voyager. Das Schiff ist in dieser Realität ohne ihn im Deltaquadranten verschollen… Als der Blödmann wieder dorthin zurück will, halten ihn seine Freundin und die Sternenflotte für verrückt.
Review:
Abgesehen davon, dass Harry geschlagene 20 Minuten braucht, um die klassischen Beziehungskillerfloskeln zu sagen („Duuhuu, Schatz? Ich glaube, das hier ist nicht meine Realität!“), war mir das ganze Setting irgendwie zu… krank:
Als Kimmilein auf eine Präsentation muss, auf die er nicht vorbereitet ist, erklärt er mit aufrechtem Stolz, warum er gerade NICHT den neuen Shuttleantrieb erklären kann, den er in den 8 Monaten nach der Akademie mal gerade eben erfunden hat: „Ich… öh… fühle mich ein bisschen krank.“
Als er wieder nach Hause möchte, findet er seine Wohnung nicht wieder und so fragt er erneut den netten Kaffeeverkäufer an der Ecke (der natürlich ein Zeitstrudelstasialien ist, das ihn beobachten soll. Solche Leute kennen wir Schizophrenen ja zur Genüge): „Ich… fühlte mich heute Morgen nicht ganz gut. Wo wohne ich denn noch mal?“
Und als er doch endlich die Türklingel gefunden hat (vermutlich aufgrund von Subraumemissionen mit Harry-Signatur), bemerkt auch seine Freundin endlich, was das wahre Anliegen dieser Episode ist: „Du siehst blass aus. Und du bist ganz heiß!“
Tja, der körperliche (und geistige) Verfall ist allgegenwärtig in dieser Episode, welche wohl die langweiligste und ereignisärmste Geschichte in der glorreichen Tradition der Realitätsveränderungen darstellt… Tom Paris ist dieser Welt nämlich auch nicht mit der Voyager mitgeflogen und ist inzwischen alkoholkrank und spricht in der deutschen Synchro wie ein langjähriger Parkbankwächter mit offener Tuberkulose. Noch dazu leidet er unter einem (krankhaften!) Helfersyndrom, schließlich lässt er sich doch am Ende der Folge in die Luft jagen(!), nur weil Harry 2 Minuten lang energisch behauptet hat, dass er die Realität wieder heile klöppeln könnte. Mal ehrlich: An solche Leuchtdioden-Blitzmerker wie Tom könnte man im Jahre 2009 auch noch amerikanische Immobilienfonds und Derivate verscheuern.
„Natürlich tragen die Frauen in dieser Realität alle kein Höschen, gemäß der Kirk-Ratifizierung aus dem Jahre 2297! Was ist denn nur los mit Dir, Harry?“ – Harry hatte sofort das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmen könnte. In welcher Realität stellt man schon phallische Salzstreuer mit der Länge eines Kinderarms auf den Tisch? Wirklich stutzig wurde er aber erst, nachdem er seine Freundin bereits „Neelix“ genannt, aber KEIN elegianisches Eiterbeulenragout im Kühlschrank gefunden hatte…
Die Sorge um die körperliche Befindlichkeit aller Beteiligten nimmt fast krankhafte Ausmaße an, als Harry mal gerade seine elektronische Fußfessel vom Bein pult, der herbeigebeamte Sicherheitstrupp aber noch nicht mal von einem „Phaser auf Betäubung“ gehört hat (= starker Tinnitus?) und lieber minutenlang hinter dem Fähnrich herrennt, als dessen Rücken mit einem gelben Strahl zu füttern. Aber Bewegung ist ja auch (Achtung!) GESUND!
Ach ja, Kim kommt natürlich wieder in seine Zeit zurück, indem er sich von Tom mal gerade in ein wichtiges Sternenflottengebäude beamen lässt („Ort-zu-Ort-Transporter habe ich immer dabei… Besser als Handy-süchtig zu sein, weissu?“) und beide dort einen neuen Shuttle-Prototyp flott machen („So, habe drei Zeichen in das Word-Programm eingegeben, wir können starten!“). Tjaha! Da gucken die Elite-Sicherheitskräfte ganz zu recht so drein, als würde sie unter einer Bindehautentzündung und akuter Stimmbandamputation leiden!
Das geklaute Supershuttle kann natürlich minutenlang eines der Flaggschiffe der Sternenflotte hinhalten (das andere Schiff bekommen wir aufgrund von Einsparungen im Gesundheitsbereich nicht zu sehen) und zur Not tut es auch immer ein schnell erfundenes Technobabble-Manöver: „Wir machen mal gerade den Subraum hinter uns kaputt. Und dafür müssten wir noch nicht mal die rechte Hand vom Milchbubischeitel nehmen!“
Aber kein Wunder, dass die beiden einfach mal ausbrechen und ungummierte Luft (zumindest Tom gehörte eigentlich in die Psychatrie) atmen wollten: Harrys Freundin nervte mit ihrer überbesorgten Art sowieso nur der ganzen Welt – und sich selbst – die Haare lockig. Und das Starbucks-Alien mit dem Neelix-Gedenkgrinsebacken gab es ebenfalls unumwunden zu: „Nö. Wir Zeittaschenbewohner haben auch keinen Schimmer, was hier abgeht. Aber ist doch hübsch hier, oder? – Mit Milch und Zucker oder eher umgekehrt?“
Fazit: Da reißt die Zuzahlung an Gehirnzellen jedem Schädelbesitzer ein Loch ins Gesundheitsbudget und Denkorgan: Harrys Ausflug auf die Erde bot rein gar nichts, außer der Erkenntnis, dass alle Sternenflotter NOCH blöder sind, als Harry verschämt in der Ecke rumstehen kann. – Und wieso sehen in der Zukunft alle Innenstädte so aus wie die Fußgängerzone von Herford oder Lage(Lippe)? Weil das besser zur „Tempo-20“-Story gepasst hat?
Inhalt: Die Voyager wird von einer Raumverzerrung umschlossen. Sofort führen die Gänge und Türen auf dem Schiff plötzlich ganz woanders hin. Die Crew arbeitet daran, sich zu befreien.
Review:
Keiner weiß, wohin man am besten gehen sollte, wie man dort hingelangt oder warum dies alles passiert. Man könnte es also eine surreale Verfilmung der kreativen Grundhaltung dieser Fernsehserie nennen…
Wirklich freundlich von der chaotischen Verzerrung, die Räume, Turboliftröhren und Gänge völlig nahtlos ineinander übergehen zu lassen. Wenigstens fürs Nerd-Protokoll hätte ich mir EINE in der Luft schwebende Wand (Marke „Grafikfehler“) gewünscht oder irgendein krummer und schiefer Fußboden (nicht dieses CGI-Gewabbel!), auf dem man sich beim Laufen fühlt wie Michael Jackson nach 5 Päckchen „Alles, was da war“-Tabletten und einem Eimer Rum zum Nachspülen.
So allerdings ist man den Gag recht schnell satt, dass alle stets am falschen Ort ankommen oder sich nach Sekunden wieder am Ausgangspunkt treffen. Da können sie den Tricorder noch so sehr in der Luft herumrühren: Wenn der Drehbuchautor in seiner unendlichen Weis- und Witzigkeit entschieden hat, dass Torres vom Maschinenraum aus in das Quartier eines halbnackten Crewmitglieds stolpert, sollte man jegliche Hoffnung einfach fahren lassen. (*Puups*)
Doll auch, dass die Gänge ausgestorben sind wie Dinosaurier mit chronischem Herzleiden! Gerade mal EIN sprechender Alibiwicht darf ab und zu zwischen der bekannten Stammbesatzung auftauchen und ein leidendes „Buhuu, ich weiß ja auch nicht, wo ich hier bin! So, TSCHÜSS, bin dann mal wieder weg!“ in Richtung des Rezensions-Schriftführers flennen. Die Voyager ist wohl das einzige Geisterschiff des Quadranten, das selbst Gespenstern zu geistlos ist!
„Tooom? Ich glaube, die Raumverzerrung ist schon VERDAMMT nah!“ – „Äh. Dann ist das wohl tatsächlich IHR rechter Zeh in meinem Schritt, was?“ – Born to be wide: Wenn jetzt jemand die Verzerrung abschalten würde, müssten B’elanna vielleicht für immer so herumlaufen. DAS wäre doch mal ein roter Faden in der Serie gewesen! Alleine die Folge, wo die Crew einen außerirdischen Orthopäden ganze 27 Mal in Ohnmacht hätte fallen lassen können! Hihihi…
Das Beschissenste an Voyager war ja leider oft, dass keine Sau (von den Nicht-SF-liebenden Ferkeln ganz zu schweigen!) kapiert hat, mit welchen technischen Mitteln eine Anomalie neutralisiert werden sollte. Hatte man bei TNG meist noch eine grobe Vorstellung und bei TOS selbige nicht mal NÖTIG („Wir fliegen einfach rückwärts und verbrennen Kohle im Warpkern, jaha!“), wurde man bei Voyager mit Technik-Blabla aus dem Assoziations-Fernkurs gequält: „Ein so starker Schockimpuls erzeugt einen subatomischen Partikelniederschlag im ganzen Schiff!“ heißt es hier von Seiten Harry Kims. Was wohl so viel heißen soll, wie: „Wenn wir die Raumverzerrung umkehren, werden wir alle tot verstrahlt.“ – „Also wie damals bei Tschernobyl, Fähnrich?“ – „Exaktemento, Baby!“
Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich solch einfache Erklärungen vermisste. Und dabei bin ich ja durchaus für quantitativen Quanten-Rharbarber zu haben…
Am Ende stehen alle übrigens nur noch blöd herum und labern wirres Zeugs („Entschuldigung, dass wir uns oft nicht gut verstanden haben, Tuvok!“ – „Das macht nichts, Commander. Da diese Streitigkeiten nur für zwei Kindergartendiskussionen in dieser Episode erfunden wurden, wäre eine Entschuldigung unlogisch.“). Aber immerhin darf sich Chakotay am Ende an einen Holo-Tisch setzen und seinen geistigen Führer mit Klingelstreichen bombardieren. „Toll“ ist auch stets das identische Flötengedudel, das bei allen indianischen Verbalamokläufen eingespielt wird…
Am Ende war die Raumverzerrung auch nur wieder eine Lebensform(!) mit Begrüßungsfloskeln auf Halloween-Niveau. Aber da ja bereits in Photonen, toten Aschewolken, Nebeln und Zeitströmen irgendwelches Vital-Gesocks gefunden wurde, war dieser Käse nur konsequent. Und geholfen hat’s ja auch: Die Computer-Datenbank wurde am Schluss aufgefüllt, Neelix trägt zum Schluss eine blaue Torte auf die Brücke und die stummen Komparsen haben das dramatische Verzerrungs-Finale wohl schadlos unter ihren Bettdecken überstanden.
Fazit: Mit Verzerrungsbonus (= Ein Bekannter hat mir freundlicherweise das Gehirn mit einem Rührstab massiert) noch gerade 2 Ohren. Langsam habe ich die Schnauze aber gestrichen voll von dieser Zurschaustellung billigen Fanboy-Geschreibsels! – Seht ihr die Raumverzerrung an meinen Mundwinkeln, seht ihr sie!?
Inhalt: Neelix und Paris streiten sich, weil der Koch glaubt, dass Tom ihm Kes ausspannen will. Als die beiden auf einem „Höllenplaneten“ abstürzen und dort eine fremde Lebensform finden, müssen sie dennoch zusammenarbeiten.
Review:
Da hätte selbst Ghandi gekotzt: Fand ich die Streitigkeiten zwischen Neelix und Paris anfangs sogar noch ganz nett (war ja nicht so, dass es vorher zu viele Konflikte bei Voyager gab), so empfand ich deren Beilegung wie einen Hammerschlag auf meine Halsabdeckung. Mit einem völlig eingeschleimten Schlagwerkzeug, versteht sich!
Neelix ernennt Paris am Ende zu seinem besten Kumpel, weil beide ein paar Stündchen auf einem „Höllenplaneten“ (Dämpfe machten Hautausschlag – Meine Fresse, können fremde Himmelskörper lebensfeindlich sein!) ausgeharrt haben. Und Tom verspricht Neelix hoch und (langw)heilig, dass er seine Finger und Begattungswerkzeuge von Kes lassen wird, weil der Pilot den Talaxianer ja sooo sehr respektiert… – Okay, ich selbst bin ja auch so ein gutmütiger Typ, der sogar den Besitzanspruch eines Dildos respektiert und Frauen daher in ihrer bisherigen „Beziehung“ nicht zu stören wagt.
Aaaaber dann muss man (gerade als Fernsehserie) wenigstens den tiefen Schmerz von Tom Paris thematisieren und sollte ihn nicht als selbstlosen Lebensglückverschenker hinstellen! Wie er da am Ende mit Neelix und Kes den Flur runtergedackelt ist, trotz seines unglücklichen Verliebtseins, war mir dann emotional doch nicht ausreichend, um die ganze Geschichte ÜBERHAUPT zu rechtfertigen. Aber vielleicht habe ich auch nur vergessen, dass Paris in den nächsten Folgen zum Star-Trek-Äquivalent eines starken Trinkers mutiert („Kein Mineralwasser mehr für sie, Tom! Sie haben wirklich genug für heute!“) und somit den emotionalen Unterbau dieser Episode rettet.
Das Drumherum ist natürlich Klischee-Klumpatsch pur! Der Reigen der lustigen Shuttleabstürze sollte also mit dieser Geschichte beginnen. Nicht zu vergessen der ach-so-lebensfeindliche Planet, bei dem die Haut nach 239 Stunden eventuell mal einen Hitze- oder Giftpickel absondert. Und wieso krepiert das Reptilienbaby, wenn es nicht eine Viertelstunde nach der Geburt was zu Essen bekommt (= die Gase halt)? Und weshalb sind die beiden Hampelhoden eigentlich genau DA abgestürzt, wo Reptilenmama (zufällig mit dem eigenen Schiff in der Gegend) ihre Eier in die tiefste Planetenhöhle gebärmuttert hat?
„Tom, ich hatte sie ja schon bei der Sache mit Kes gewarnt, dass man einen Talaxianer niemals in den Arsch ficken sollte! Dass sie das aber gleich wörtlich genommen und es bei mir ausprobiert haben, war nun wirklich nicht nötig!“ – „Aber immerhin ist unser Kind gesund, Neelix-Boy! Sehen sie, es hat sogar meine Augen. Mein linkes, um genau zu sein. Aua-Raaaaah!“ – Der Deutsche Kulturrat wird hiermit aufgefordert, Bildunterschriften wie DIESE in den Status der schützenswerten Kulturgüter zu erheben. Danke!
Kann man nicht annehmen, dass ein Volk, das der Raumfahrt mächtig ist, seine Eier auf Schiffen großzuziehen vermag und die aminosäurehaltigen Dämpfe künstlich herstellen kann? – Immerhin war aber sowohl die Handpuppenvariante sowie auch das erwachsene Reptil sehr nett designt. Bei Star Trek kann man ja immer froh sein, wenn die Klingonenhauben nicht einfach auf links gedreht und beim nächsten Alien-der-Woche neu aufgeklebt werden… Hat es vorher eigentlich je eine auf Puppenmaterie basierende Lebensform gegeben?! Kann mich nicht erinnern.
Wie gesagt: „Der Höllenplanet“ verschenkte viel Charakterpotenzial. Wobei eine gelungene Umsetzung aber zugegebenermaßen sooo abwegig war, dass man nicht von „Potenzial“, sondern nur von einer „geringfügigen Unterhaltungswahrscheinlichkeit“ sprechen sollte. Neelix ist und bleibt halt nur der Koch für alle (Durch)Fälle, während Tom Paris sich in den ersten 30 Minuten des Pilotfilms vom Kriminellen (Jipiheey! Cool! Gangstaaa-Style!) zum Musterflugschüler hochgegähnt hat.
Etwas erschrocken bin ich eigentlich nur darüber, dass ich Kes inzwischen SELBER ganz niedlich finde. So süß, so rein, so ehrlich, so blauäugig! Keine zynischen Sprüche oder knallhartes Karrieredenken! Hier gibt es stattdessen die offizielle Nachfolgerin von Uschi „Schätzchen“ Glas der 60er Jahre! Außerdem wird sie nur einmal im Leben schwanger, was nerviges Verhütungsdenken spart und da die Gute nur ein paar Jahre alt wird, währt das Elend nach dem „Verflixten 7. Jahr“ auch nicht mehr ganz so lange…
Fazit: Eine tolle Charakterfolge, in der man unglücklicherweise die Charaktere vergessen hat. Insofern ist das alles so was von nicht erwähnenswert, dass sogar jeglicher Hass verschwendet wäre. Was in Erinnerung bleibt, ist eine lahme Essensschlacht für beidseitig Armamputierte, kleine Nickeligkeiten unter Freunden („Seitdem sie Koch sind, habe ich meine Ansprüche heruntergeschraubt.“) und ein Wohlfühlende, bei dem kurz vor dem gemeinsamen Ringelreihe-Tanzen ausgeblendet wurde…
Inhalt: Janeway halluziniert und sieht Bilder aus ihrem Holodeckprogramm. Später kommt die gesamte Crew dazu…
Review:
Alles deutete auf einen überdurchschnittlichen Realitäteneintopf© hin: Janeway sah Holofiguren aus ihrem „Geister im Herrenhaus“-Schlafschnulzenroman, wo sie nicht hingehörten. Und irgendwann sah sie stattdessen ihren Freund Marc, welcher ebenfalls Holofiguren sah, wo sie nicht hingehörten („Du hast diese holografischen Mann geküsst und fandest es gut! Pfui!“). Doch im Kern ging es gar nicht um das Holodeck. Und es ging auch gar nicht um Janeway. Und kurz vor Schluss ging es dann auch nicht mehr um gewisse Nachvollziehbarkeit. – Da wäre ich dann doch ganz gerne… gegangen!
All diese Erscheinungen wurden nämlich von einem Fremden ausgelöst, der sich am Ende selber als Vision entpuppte. Genau so wie seine Schiffe und das vermutlich ganze Volk, das eigentlich in diesem Weltraumabschnitt wohnen sollte (zumindest war am Ende keine Rede mehr davon, die dort lebende Megarasse um Erlaubnis zur Durchreise zu fragen). Warum Janeway als erste und einzige halluzinierte, bevor man den ebenfalls nicht „da seienden“ Fremden traf? – Vermutlich, um die erste Hälfte der Episode voll zu bekommen und den Zuschauer in die Irre zu führen, auf dass er wenigstens geistig die Entfernung zwischen Alpha- und Deltaquadrant, zwischen Soll- und Istzustand nachvollziehen kann…
Übrigens lustig, wie man hier versuchte, dem Captain einen „Arsch voll Arbeit“© anzudichten: Tuvok, Torres und Kim erledigten nebenbei den ganzen technischen Babble, aber JANEWAY war es, die hektisch im Schiff herumstromerte und einen auf Burn-Out machte. Was gibt es denn zwischen den Sondereinsätzen so schrecklich viel zu tun? Muss Janeway die Replikatorrationen etwa selber stricken oder gar die Nahrungsmittelatome per Hand aufeinander setzen?
„Doktor! Ich sehe mich selber als kleines Mädchen. Und zwar in meiner total hippen und übermodernen Kleidung, mit der ich meine Eltern damals provozieren wollte.“ – „Verstehe. Bitte bleiben sie ganz ruhig sitzen, Captain. Ich muss mich nämlich eine Weile auf das Holodeck transferieren und möchte nicht, dass sie durchgeknallte Irre mir folgen, jaaa?“ – Pillerspiele: Janeway sieht sogar in ihren wildesten Visionen nur langweiliges Zeugs. Und da beschweren WIR uns als Zuschauer einer einfachen Fernsehserie?
Als der Falschseh-Faktor dann aber das ganze Schiff überschwemmte und jeder aus der Crew Dinge sah, die gar nicht vorhanden waren (zum Beispiel Charakterentwicklung in der Serie: Torres knutschte in ihren Gedanken mit Chakotay!), gab es immerhin sekündliche Einblicke in die innere Spielwelt der Hauptfiguren: Tom sah seinen zeternden Greisenpapi („Mein Sohn: Ich habe dich wirklich sehr gar-nicht-lieb und können kannst du auch nix!“), Tuvok und Harry ihre Girls („Du bist zuuuhause! Deinen Tee mit 27 Stück Zucker, wie immer?“) und öh… das war es dann schon.
Hier hätte man viel mehr mit den Ängsten und Hoffnungen der Figuren spielen könne, statt sich in „Vater, Mutter, Kind“-Sichtungen für esoterische Hausmütterchen zu erschöpfen. Hat der Hauptcast keine anderen geistigen Probleme als temporäre Knatterabstinenz? Mit so was kann man Trekkies (die per Definition ja eher unbe-sext sind) nun wirklich nicht mehr schocken.
Warum hat Harry Kim beispielsweise nicht gesehen, wie man im in der Grundschule erstmals die Klarinette rektal einführte, um den Ton zu verbessern? Und was wollte das “Es gab kein Alien“-Alien jetzt wirklich? Das Schiff komplett übernehmen? Oder nur leasen? Oder doch nur die Crew mit ihren Phantasien konfrontieren, um den Leuten auf irgendeine kranke Art und Weise zu helfen? So nach dem Motto: „Schreck am Morgen, vertreibt Kummer und… Persönlichkeitsstörungen respektive latent unaufgearbeitete Wunscherfüllungshemmnisse“?
Oder war das doch nur eine Auslebungstherapie für Drehbuchautoren, die eine „visionäre“ Story erzählen wollten, aber kein gescheites Ende hatten?
Immerhin durfte Kes aber tapfer die Crew retten, was der braven Ocampa-Ische endlich mal eine sinnvolle Aufgabe verschaffte. Es sei denn, die Crew war gar nicht in Gefahr. Dann würde ich nachträglich von „sinnfrei“ sprechen und das total traurig für Blondbambi finden.
Fazit: Gelangweilt habe ich mich nicht, was definitiv an der generellen Stärke des Realitäteneintopfs© liegt: Ab einer gewissen Würze in der Suppe reagiert der Körper halt einfach, das ist ein physiologischer Fakt! Aber musste man denn wirklich so viel Potenzial verschenken? Das heizt doch nur die Inflation an, wenn das überall unbeachtet in der Ecke rumliegt! Und wieso halluziniere ich neuerdings, dass ich keine Voyager-DVDs, sondern DS9-Scheiben in der Hand halte? – Ein durchaus erfüllbarer Wunsch nach RICHTIGEN Charakteren, eventuell?
Als Tom Paris in der 4. Staffel eine neue deutsche Synchronstimme erhielt, hieß es dazu, Tom Vogt habe das Interesse an der Rolle verloren. Kann man es ihm rückschauend betrachtet verübeln?
Als bekennender B-Story-Freund (siehe meine penetranten Kommentare zum vorherigen Artikel) bin ich unbedingt dafür, noch einmal alle B-Storys zu wirklich guten Folgen zusammenzuschneiden. Sicher kennt Ihr diese YouTube-Perlen mit meinen Favoriten „Der Runtergang“ und „Flauting Danger“.
http://www.youtube.com/watch?v=Va6I5YagNDc
http://www.youtube.com/watch?v=jtmbzJNPsaQ
Ich denke ernsthaft darüber nach, mir meinen eigenen 2-Stunden-Film aus B-Storys zu basteln. Wäre zumindest für VOY eine echte Qualitätsverbesserung.
lol Die Videos sind ja alle genialst
oh mein gott….
Die Videos sind ja absolut irre…
Beide. Noch nie gesehn.
Echt gute Arbeit.
@Voy: Die Sache mit den Ocampa-Wattebällchen da war meine allererste VOY-Folge.
War noch jung damals.
Nur schlechte Erinnerungen *seufz*
Auch hier vielen Dank für den Video-Tipp, mein lieber GGH! Die Dinger sind ja mal wirklich einfallsreich und wohl auch wesentlich aufwändiger, als man zuerst annehmen möchte. Alleine auf das Zusammensuchen der passenden Ausschnitte hätte ich ja mal gar keinen Bock.
Eine komplette Liste aller 26 (!) Clips + Bonus (u.a. Knight Rider) gibt es übrigens hier:
http://www.jandrewedits.com/
Mein Favorit ist da wohl Clip 10 mit den schönen Data-Gemälden, Marke Delfin-Paintbrush.
PS: Der Artikel war auch ganz nett.
In der Tat alles recht aufwendig. Und sehr kreativ. Wobei mir die Homepage fast noch besser gefällt als die Videos. Da bekommt man ja Augenkrebs. So etwas habe ich ja seit 1983 nicht mehr auf meinem Monitor gesehen… AAAAHHH…
„Bridge Buffoonrey“ ist auch sehr cool.
http://www.youtube.com/watch?v=t8aEhtJ-sgg&feature=related
Danke Double G. für diesen tollen Zeit-totschlagstipp!