Star Trek Voyager – Staffel 1, Teil 1: Im Sturzflug zur Rehabilitation?
Meine These lautet: Nachdem man sich krampfhaft um das Gutfinden von „Star Trek 11“ bemüht hat (doofe Action, oberflächliche Charaktere, unlogische Stellen), müsste man doch eigentlich nun bereit sein, die Voyager gar nicht mehr sooo schlimm zu finden, oder? Somit startet heute also ein Reihenreview, an dessen Ende die komplette erste Staffel unter dem Dampfhammer gelegen haben soll. Natürlich mit nachträglichen Höchstwertungen! – Ich fülle aber trotzdem schon mal neuen Dampf in das Schlaggerät ein, man weiß ja nie…
Inhalt: Auf der Suche nach einem verschwundenen Maquis-Schiff strandet die Voyager im Deltaquadranten. Dort leben die Ocampa unter einer trockenen Planetenoberfläche und werden von einem mysteriösen Wesen namens „Der Fürsorger“ mit Energie verfürsorgt. – Und die aufmüpfigen Maquis sind auch schon da…
Review:
Aller Anfang ist nicht nur schwer, sondern gelegentlich noch nicht mal so übel: Fähnrich Kim lässt sich fast den ganzen Hausstand an Quarks Glasperlen aufschwatzen (lustig!), Chakotay ist ein politisch enttäuschter Rebell mit integriertem Gesichts-Spielbrett uuund Tom Paris wird auf der Voyager gemieden, weil er zu Beginn des Pilotfilms auf einer Leiter in Neuseeland gestanden hat (= Strafanstalt). Janeway hat zwar außer energischer Mütterlichkeit nicht viel zu bieten, gibt sich aber immerhin noch keine richtige Blöße.
Der Holodoc ist eine interessante Idee, eine halbklingonische Frau könnte ebenfalls interessant werden und Tuvok als ehemaliger Maquis-Infiltrator dürfte die Trekkieherzen durchaus zum begeisterten Höherschlagen bringen. – Dass diese Blutpumpen dann am Ende doch eher enttäuscht zuschlugen, und zwar den Drehbuchautoren auf die Matschbirne, dafür dürfte aber die baldige Missachtung der oben genannten Pluspunkte gesorgt haben!
Noch bevor der Halbzeitgong an der Warpgondel betätigt wurde, verwandelte sich der Pilotfilm nämlich in einen charakterlichen Kindergeburtstag mit farblosen Luftballons! – Als Tuvok beispielsweise als Spion entlarvt wird, zwinkert Chakotay noch nicht mal, sondern „wütetet“ gleich drauf los: (*Stumm zur Seite guck*) „Naaa jaaa… Als Sternenflottenoffizier war das natüüürlich ihre Pflicht.“ – DAS ist definitiv eine Konfliktentwicklung für krankhafte Harmoniesüchtige, die es zuvor noch nicht in eine Entzugsklinik (z.B. DS9) geschafft haben.
“Da! Explosion! Raumschiff! Menschen auf der Brücke! Raumstation! Superkultig, das Ganze!“ – Geht es nur mir so, oder war dieser Trailer schon Mitte der 90er nicht gerade sehr verheißungsvoll?
Auch die unfreiwillige Reise in den Deltaquadranten war etwas langweilig inszeniert. Voyager von Innen: Alles heile, alle leben noch. Dann Voyager von Außen: Waber-Welle erfasst das Schiff. Voyager wieder von Innen: Alle unwichtigen Darsteller sind tot. – Bei einem Pilotfilm hätte ich eigentlich ERWARTET, dass man den tödlichen Deckenträger auch mal sieht, der auf Sternenflottenschiffen immer so zielsicher die unbel(i)ebten Nebendarsteller richtet!
Auch die komische Raumstation, die den ganzen Tag Bauerntrottel in einer Holodecksimulation herumlatschen lässt, hat mich nicht angefixt. Dabei stehe ich normalerweise voll auf diesen „Fortschrittliche Lebensform versetzt dumme Menschen in künstliche Realität“-Blödsinn. Und Kim wirkte bei seiner Zwangsuntersuchung in einer außerirdischen Klinik anfangs so passiv und unsicher, dass man staunt, wie er einst die psychologischen Eignungstests der Sternenflotte überwinden konnte, ohne an die Realschule zurückgeschickt zu werden. Überhaupt war die „Nadel in den Bauch“-Sequenz eher lustig als spannend (wurden hier etwa noch die Charaktere mit heißer Nadel gestrickt, hihi?) und der mächtige „Fürsorger“ war höchstens ein fader Q-Ersatz mit Background-Defizit.
Neelix geht dem Zuschauer schon jetzt auf die Nerven, wobei Tuvoks ablehnende Haltung trotzdem ein wenig gekünstelt rüberkommt. Der coole Globe- und Galaxytrotter Spock hätte sich mit einer hochgezogenen Augenbraue höchstens über den Space-Punker „kaputtgelacht“ und Kirk darüber belehrt, dass das Motto „Andere Länder, andere Sitten. Und andere Gerüche.“ immer noch nicht erheblich an Bedeutung verloren hat. Und dass die Kazon (langweiligstes SF-Volk ever) zwar in Raumschiffen umherfliegen, aber trotzdem auf einem Staubplaneten ihren Wassermangel beklagen, fand ich dann auch nicht glaubwürdig. Das Prinzip, aus Luft einfach Wasser herauszufiltern, ist zumindest nicht soooo futuristisch, wie hier alle tun (Link).
„Nein, ich bin NICHT der Fürsorger! Ich weiß nicht, wie Du immer darauf kommst, mein großer Prinz! Und jetzt lass Dich retten, damit ich Dir eine schöne heiße Büffelsuppe kochen kann, ja?“ – Hatta Bums ‚emacht: Chakotay befindet sich im Treppenhaus der Ocampa in einer schier ausweglosen und epischen Lage. Leider rausgeschnitten: Die Putzfrau und ein eingedrungener Werbefritze von Unity Media…
Nicht zu vergessen: Die pathetische Rettungsaktion zwischen Paris und Chakotay auf dem niedlichen Metalltreppchen am Schluss war teilweise so peinlich, dass mir schon ernsthafte Fremdschämgedanken aufkamen, sowohl was die Kulisse als auch die Dialoge anging: „Buhuu! Rettet mich nicht! Sonst bricht hier alles zusammen! Mein Bei-hein ist gebrochen! Ich bin der böse Maquis und will daher nur euer Bestes!“ – „Na-hein! Tom Paris errettet dich, du INDIANER, du! (hihi, hat vorher keiner erwähnt, daher mache ich das mal) Und dann gehört dein Arsch und dein Leben mir! (hihi, wir haben „Arsch“ bei Star Trek gesagt, sind wir nicht crazy drauf, Leute?)“
– Ganz, GANZ fürchterliche Sequenz…
Fazit: Relativ uninteressante Charaktere, unselbstständige Völker (Das Schicksal der Ocampa war mir hier schlichtweg egal), das plötzliche „Vergessen“ des Maquis-Hintergrunds, ein Retorten-Plot aus 7 Jahre altem TNG-Eintopf und ein langweiliger Schiffscrash verwischen hier zu dem wohl schlechtesten Pilotfilm aller bisherigen ST-Serien. Die Geschichte zieht sich teilweise wie Kaugummi („Okay, der Fürsorger kümmert sich halt um die doofen Gummiohren, die da im Matte-Painting unter der Planetenoberfläche leben. Und weiter?!“) und bietet nicht mal einen Augenblick, der im Gedächtnis bleibt.
Außer vielleicht, dass die Ocampa-Untergrundszenen wohl tatsächlich in einem Einkaufszentrum gedreht wurden, bei den ganzen Rolltreppen…
Inhalt: Während B’Elanna sich aufmüpfig zeigt, gerät die Voyager an eine mysteriöse Quantensingularität, die sie nicht mehr verlassen kann. Kann die Halbklingonin helfen? Uund wenn ja: Warum wäre das so fürchterlich vorhersehbar gewesen?
Review:
Ich muss es hier einfach mal zugeben: Ich stand früher total auf diese „Anomalie der Woche“-Folgen! Je bekloppter, zeitreisiger und realitätsverschwurbelter, umso besser! Wenn dann noch das Wort „Quanten“ vorkam oder ein Doppelgänger aus dem Kühlschrank stiefelte, war ich richtig in meinem (Antimaterie-)Element! Und gerade bei TNG gab es ja auch einige Kultfolgen, die darauf aufbauten, dabei aber auf der anderen Seite keinen geistigen Raubbau verlangten.
Diese Episode hier hat sogar eine gaaaanz entfernte Ähnlichkeit mit dem frühen TNG-Knüllerbrüller „Die Zukunft schweigt“ (2.13), in dem Picard sich fragen muss, welchen Fehler sein verwirrter Doppelgänger aus der Zukunft begangen haben könnte, aufgrund dessen die Enterprise zerstört wurde. Und DAS war durch den charakterlichen Aufbau und die philosophischen Ansätze auch sehr interessant.
Hier hingegen gibt es nur wenig von alldem. Die Anomalie wirkt sogar eher wie eine B-Handlung, da sich der Captain nebenbei stundenlang damit zu beschäftigen hat, ob B’Elanna für das Verprügeln des Maschinenraumchefs nicht einfach selber zur Chefingenieurin befördert werden soll. So quasi als „Strafe“ in der langen Tradition der antiautoritären Erziehung. Und dass Janeway definitiv zu leichtgläubig in Bezug auf die Maquis ist, zeigt sich daran, dass diese nebenbei eine Meuterei erwägen. Aber vermutlich wusste der wandelnde Haarknoten, dass die lahmen Meuteranspielungen („Chakotay, also wenn SIE auch wollen, dann…“ – „Fresse! Ich will die nächsten 7 Staffeln nix mehr davon hören!“) eher Alibigeplappere des Drehbuchautoren waren, weil man diese interessante Seite der Serie innerhalb der ersten paar Folgen abarbeiten wollte.
„Unser Schiff hat sich verdoppelt! Schnell, beamt alle Shuttles und Photonentorpedos von dem anderen zu uns rüber. Ich habe das unbestimmte Gefühl, das wir sie noch brauchen werden!“ – Autoren anscheinend schon jetzt ver-zwei-felt: Statt Caretaker… ähm… Charakterdramen bringt die Voyager in der ersten Staffel fast nur Anomalitäten. Wobei die Abwesenheit so mancher Charakterentwicklung später vielleicht sogar selber eine ist.
Auch ist die Bedrohung durch die Quantensingularität eher abstrakt, um an dieser Stelle das Wort „abwesend“ zu vermeiden. Dass das zweite Schiff am Ereignishorizont ebenfalls die Voyager ist, wird erst spät erkannt, da die tollen Vergrößerungszooms der Sternenflottenschiffe neuerdings nur auf 5 Trilliarden Lichtjahren Entfernung gut funktionieren. Die Bedrohung beschränkt sich größtenteils auf Kopfschmerzen bei der Crew, wobei Lusche Kim wieder mal den „Quoten-Migrägant“ mimen muss. Wenn’s irgendwo Aua und Krankheit gab, war Kim ja auch später immer ganz weit vorne, um mit raushängenden Eingeweiden zu beweisen, dass sich die aktuell empfangene Strahlung nicht für den Wellness-Bereich der Voyager eignet…
Was gab es noch? Der Doctor schrumpft aus unverständlichen Technobabblegründen, aber keinen interessiert es, weil man noch unbedingt einen flunderhaften Abschlussgag brauchte, alleine schon vom Niveau her. Ist ja auch nicht so wichtig, wenn in einer Notsituation der einzige Arzt an Bord eventuell nicht mal über die Teppichkante gucken kann…
Und Janeway muss sich am Ende mit einem Shuttle zwischen zwei Schiffen entscheiden, wobei eines nur eine dreidimensionale Spiegelung darstellt. – Na gut… Immerhin kommt da das Mädchen auch mal raus, an die frische Partikelluft!
Fazit: Als irgendwo noch ein Topf mit übrig gebliebenen Singularitätseigenschaften aufgefunden wurde, muss einer aus der Voyager-Autorenriege laut „Hier!“ gerufen haben. Oder halt auch „Dort, irgendwie gleichzeitig, verspätet, aber auch woanders“. – Es gibt zwar durchaus schlimmere Folgen, aber dafür kaum eine, in der der Grundplot so sinnlos ist. Größter Wermutstropfen: Die unsympathische Prügel-B’Elanna wird befördert, und das nicht mal wegen ihres Aussehens…
Inhalt: Die Crew trifft auf einem Planeten ein, der durch die Explosion seines eigenen Energiesystems entvölkert wurde. Als Janeway und Paris zufällig in die Vergangenheit gelangen, bleibt ihnen nur ein Tag, um wieder zu entkommen oder aber das Unglück zu verhindern. (SPOILER: Sie überleben beide.)
Review:
Zeitreisen, Subraumspalten, eine unsichere Technologie, globale Katastrophen, telepathische Ocampa und total bescheuerte Kostüme in allen schillernden Farben eines ölverschmierten Regenbogens… Also wenn DAS nicht Science Fiction in ihrer reinsten Form ist, weiß ich auch nicht weiter. Okay, die Greenpeace-Abklatsche mit der Lizenz zur Kraftwerksprengung waren ein bisschen eindimensional, besserwisserische Kinder („Sie sind Dämonen!“) sind höchstens Geschmackssache für Zungenamputierte und das überhand nehmende Technobabble ja ebenfalls („Wenn wir die Subraumfelder auf 3 Uhr drehen, können wir die Verzerrung mit einem Quantenbagger zur Seite schaufeln!“).
Aber dennoch war das die erste Voyagerepisode, bei der ich nicht gelegentlich prüfend auf das Display des DVD-Players geklopft habe, weil ich die vergangenen Abspielzeit bereits auf das doppelte geschätzt hätte. Die Idee, dass ein unsicheres Energiesystem das gesamte Leitungsnetz in eine globale Grillapparatur umwandeln kann, ist auch gar nicht mal so übel. Da betrachtet man die Steckdose im eigenen Badezimmer doch gleich mit ganz anderen Augen, eventuell sogar todesstarr.
„Entschuldigung, Captain. Ich kann einfach nie aufhören zu lachen, sobald man auf mich schießt. Haben die denn meinen Arbeitsvertrag für die GANZE Staffel nicht gesehen?“ – Vom Cheese-Eisen getroffen: Die Offiziere versuchten quasi alles, um diesen Planeten zu retten. Sie haben dem Jungen sogar Filme von Al Gore gezeigt und ihm beigebracht, dass man den bösen Nachbarn nicht mit Wasserbomben aus Antimaterie bewerfen darf…
Tom und Janeway sind in der Vergangenheit sogar ein recht gutes Gespann, wenngleich sich der ehemalige Knacki-Pilot viel zu schnell zu den Topmitgliedern der Besatzung hochgeflogen hat. Ansonsten gibt es nur wenig zu meckern: Die Kulissen sind halt auf dem dürftigen Stand der 90er Jahre (aber warum sollten Aliens keine öden Parkplätze und Rasenflächen haben?), die Stimmung und Ausleuchtung in der zerstörten Gegenwartskulisse aber immerhin etwas bedrückend.
Ansonsten habe ich zu dieser Folge auch schon gar nicht mehr zu vermelden, außer vielleicht, dass man es mit etwas Phantasie sicherlich anders hätte regeln können, als auf dem außerirdischen Zeitmesser irdische(!) Zahlen zu zeigen…
Fazit: Solide Folge, die mit etwas weniger Technobabble auch bei TNG hätte spielen können. Nur dort halt mit Troi statt Kes („Ich spüre… dass ich was fühle!“), Picard statt Janeway („Wir dürfen niemals die oberste Direktive vergessen. Jedenfalls nicht schon am ANFANG einer Folge.“) und Wesley als Tom („Ich… äh… bin jung und eigenschaftslos. Guck doch maaaaal!“). Kann man sich angucken. – Und DAS ist bei Voyager ja oftmals gar nicht so selbstverständlich…
Inhalt: Neelix wird auf seiner ersten Außenmission mal eben die Lunge rausgebeamt. Während der Doktor das Organ auf holografischem Wege ersetzt, nimmt die Voyager die Verfolgung der Innereien-Grabräuber auf…
Review:
Vor dem Ansehen der Folge hatte ich diese bereits als Flopkandidat in meinen Impfpass eingetragen. Mal ehrlich:
1.) Ein außerirdisches Volk, das so aussieht, als wäre Frankensteins Monster in einen Kurs für blinde Maskenbildner geraten.
2.) Neelix, der völlig bewegungslos und mit holografischen Lungen doofe Witze reißt („Ihre Zimmerdecke ist abscheulich!“) und das nicht mal als Witze MEINT.
3.) Ein Spiegelkabinett(!) in einem Asteroiden.
4.) Der übliche Voyager-Abzug wegen Überdrehtheit und/oder Inhaltsarmut.
Doch zu meinem Erstaunen habe ich mich eigentlich kaum gelangweilt. Warum, das weiß ich auch nicht. Vielleicht haben die Organ-Kleptomanen noch vor dem Vorspann einen Teil meines Erwartungszentrums im Gehirn entfernt? – Auch wenn Neelix die meiste Zeit „in die Röhre“ schaute, gab es irgendwie immer was zu gucken. Vermutlich war es die perfekte Verteilung der obigen Punkte 1 bis 4, die mit dem Rhythmus der Trommel auf einer Sklavengaleere auf meinen Schädel einwummerten. Ganz nach dem Motto „Doof, aber im Takt“.
Die trockene Art des Doktors war sicherlich nicht ganz verkehrt, wobei mir diese inzwischen fast besser als bei der Erstausstrahlung gefällt. Aber damals war mein Humorverständnis vermutlich noch bei „Clowns mit zu großen Schuhen“ und „Anmoderationen von Pleiten, Pech und Pannen“ untergebracht.
„Hey! Sie sind auf diesem Menschenschiff ja alle viiiel schöner als wir!“ – „Sie reden mit unserem aufgeplatzen Biomüllbeutel, Sir. Ich stehe hinter ihnen!“ – Geschichten aus Gottes erstem Baukasten: Einen Großteil ihrer Ersatzorgane bezahlen die Aliens dadurch, indem sie ihre eigenen Schuppen als Konfettimischung verkaufen. Oder, indem sie sich NICHT im Eingangsbereich eines Nobelrestaurants aufhalten…
Wobei: Die zerfledderten, todkranken Aliens am Ende waren wirklich etwas an der Grenze des Erträglichen. Wenn die Fremden die Alienorgane schon auf molekularer Ebene anpassen können, hätte ihnen eigentlich auch was einfallen können, um etwas weniger hässlich auszusehen. Und sei es nur eine angemalte Leberwursthaut über’m Kopf, auf die sie ein Gesicht hätten malen können. Dieses bunte Kautschuk-Puzzle war schon seeeehr plakativ, mitleidsuchend und abschreckend. Kein Wunder, dass meine Oma mich nach SOLCHEN Bildern immer exorzieren lassen wollte, wenn ich wieder mal Star Trek geschaut hatte…
Und Neelix ist nach wie vor keine Figur, die ich zum Essen einladen würde, solange der Typ nicht selber gefesselt in Bratensoße vor mir liegt. Allein sein Unvermögen, auf der Außenmission auf die allereinfachsten Kommandos zu hören (“Bitte kommen sie sofort zurück!“ – „Okay!“ *geradeaus weiterlauf*) wäre eigentlich Grund genug für endlose Organentnahmen in chinesischen Selbstbedienungskliniken gewesen.
Aber manchmal ist „total doof“ ja durchaus ein brauchbarer Ersatzstoff für „total langweilig“. Und Gerade bei Arbeitskollegen und SF-Serien sollte man sich im Zweifel immer für das erstere entscheiden, denke ich.
Fazit: Fast hätte ich aus lauter Mitleid (vermutlich mit mir selbst?) doch noch 4 Gummiohren als Endbewertung gegeben. Aber da mir eben eines von einem wütenden Klingoen namens V’an G’ogh weggebeamt wurde, bleiben jetzt nur noch 3. Man kann eben nicht alles haben: ENTWEDER lungenklauende Aliens im verwirrenden Kirmes-Asteroiden ODER eine überdurchschnittliche Bewertung…
Inhalt: Die Voyager stößt auf einen seltsamen Nebel und fliegt dann wieder davon. Als die Crew später herausbekommt, dass dieser lebendig war, kehrt man um, um der verletzten Kreatur zu helfen.
Review:
…Bis es aber so weit ist, vertrödelt die Folge sooo viel Zeit, dass man das Gefühl hat, Oma Berman beim Sockenstopfen zuzuschauen. Nur dass hier das Drehbuch mit warmen Vakuum auf 43 Minuten aufgefüllt werden musste. – Bis zur 30. Minute ahnt eigentlich nur der Zuschauer, dass es sich bei dem durchflogenen Nebel um eine Lebensform gehandelt haben könnte. Inzwischen fühlte man sich nur leider selbst nicht mehr lebendig genug, um dies der Crew auch mitzuteilen…
Bis dahin sehen wir vor allem Neelix beim Rumknutschen („Bussi. Hihi.“), beim Rummeckern („Immer müsst ihr allen helfen, ich will wieder hier weg! Hihi.“) und beim Rumservieren auf der Brücke („Ich sag immer: Einen Notfall auf leeren Magen, das darf nicht sein, hihi!“). Die anderen lassen den Talaxianer auch seltsamerweise gewähren, der sich daraufhin zum Moraloffizier ausruft und dafür komischerweise NICHT durch den Hauptmonitor ins All gestoßen wird. So ähnlich muss das mit der Machtergreifung Adolf Hitlers damals wohl auch angefangen haben…
Außerdem zu sehen: Janeway wird von Chakotay ihrem tierischen Berater vorgestellt (uncoolerweise wurden die bewusstseinserweiternden Indianerdrogen gegen ein elektronisches Stempelkissen ausgetauscht) und Tom Paris beeindruckt die Mannschaft mit einer total „schlüpfrigen“ Holodeck-Bar, in der die Holofiguren die Frauen mit „schöne Frau“ anreden… (Gähn) – Ganz schön versaut, was?
Noch toller ist das Ganze aber, wenn man bedenkt, dass Janeway zuvor erwogen hat, auf ihren Replikator-Kaffee zu verzichten, um Energie zu sparen. So ein Holodeck scheint also wohl eher zu den sparsamen Anwendungen zu gehören. Und wenn nicht: Dann gibt es halt zum Tausch für ein paar rattige Kraftfelder (anscheinend sogar im Dauereinsatz!) ein paar Dutzend Tonnen Haferschleim weniger. Null Problemo, essen wir halt demnächst Neutrinos.
„Schau mal, wie roooomantisch! Diese blauen Kugeln haben uns gesehen und versuchen nun, unsere Hülle zu durchschlagen, auf ihrer Suche nach ihrem Grundlebensmittel: Dem Weltraumschmalz!“ – Der Weltraum: Unendliche Arbeiten für CGI-Spezialisten: Endlich wurden also die verspritzen Farbreste von V’gers letztem Anstrich gefunden. Und da soll mal einer sagen, bei Star Trek gäbe es keinen rot… ähm… blauen Faden!
Vermutlich sollten diese wirren Nebenhandlungen uns zeigen, dass die Crew langsam zusammen wächst. Da ich aber schon seit dem Ende von Folge 2 nicht mehr das Gefühl hatte, weniger als 150 siamesischen Zwillingen bei der freien Liebe zuzusehen, war das total überflüssig! Und muss man den Zusammenhalt wirklich in der platten Art zeigen, dass Janeway das Holodeck betritt und NICHT schreiend wegläuft? Hätte es da nicht auch ein Kartenspiel getan, dass sie NICHT verbrennt? Oder laute Musik in der Nacht, wegen der sie NICHT die Polizei ruft?
Das verletzte Nebel-Alien war somit auch kaum der Rede wert. Es hielt nur all diese Szenen notdürftig zusammen und wurde dafür am Ende halt auch wieder dankbar zusammengetackert. Wie gut, dass es für jede Anwendung einen schnell zu erfindenden Strahl gibt. Die Voyagercrew hat ja eigentlich JETZT schon mehr neue technische Verfahren entdeckt als Data in 7 Jahren TNG auf dem Lokus…
Fazit: Die ersten B-Storys bei Star Trek im praktischen Famil… Kompanie-Pack. – Viel von dem späteren Serienelend ist hier sogar schon wunderbar zu besichtigen: Energieverschwendung („Lassen wir doch immer 3 Holodecks laufen, dann sparen wir das Flurlicht!“), Neelix im totalen Laber- und Servierwahn („Ob tot oder nicht: Fähnrich Schmidt MUSS einfach meine kleberianischen Schmalzkekse probieren!“) und die totale Sinn- und Besinnungslosigkeit der Charaktere Kes und Chakotay.
Gut, immerhin wurde hier selbstlos einer kranken Lebensform geholfen. – Aber die konnte sich gegen diese Verrückten ja auch nicht mehr ausreichend wehren…
Sehr wohlwollende Gummiohrenquote, ich erinnere mich dunkel, dass ich mir diese Serie als sie erstmals ausgestrahlt wurde angeschaut habe, und irgendwie war alles was sich aufbaute ein Gefühl der Langeweile, und unregelmäßig kam mal ne Folge die sowas wie Hoffnung auf Besserung machte.
Das brave Marquis/Sternenflotte zusammenarbeiten war schon verschenktes Potential genug, jetzt fällt mir auf wie wenig man über die Konsequenzen eines strandens am anderen Ende des Universums schon vom Start weg nachgedacht hat.
Ich würde die Bewertung nicht „wohlwollend“ nennen, sondern „vorausschauend“: Ein paar richtig üble Folgen sollten später ja erst noch kommen, so dass der Einheitsbrei vom Beginn fast schon harmlos wirkt.
Bin aber selbst gespannt, wie sich die Serie nach all den Jahren anfühlen wird. Viele Sachen habe ich ja selber nur ein einziges Mal gesehen. Allerdings bin ich schon jetzt schockiert, wie oberflächlich die Charaktere daherkommen. Außer dem Doktor sind das ja wirklich alles nur Stichwortgeber (Chakotay, Tuvok, Kim) oder überdrehte Nervensägen (Kes, Neelix, B’Elanna).
Da will man ja fast schon den Weltraumamöben einen Psychotest aus der Frauenzeitschrift in die Hand(?) drücken, um irgendwie doch noch interessante Nebendarsteller rauszukitzeln…
Ist da jemand von dem berühmten „A hater revisits Voyager“-Thread inspiriert worden?
Damals, Mitte der 90er, als das Internet noch mit Dampfantrieb funktionierte, 26 KB „große“ Fotos mit dem 14.4er Modem kaum durch die Leitung paßten, man „Times New Roman“, Schriftgröße 14 (grün-rot blinkend) auf grauem Hintergrund als „Webdesign“ verkaufte, Star Trek News im wesentlichen aus vierteljährlich erscheinenden Zeitschriften bezog und SAT1 die Serie mit einem Premiumsendeplatz adelte (Freitag, 20.15 Uhr), fand ich VOYAGER wirklich gut. Jede Woche versammelte sich pünktlich die gesamte WG vor dem 16-Zoll-Röhrengerät, um gemeinsam die Titelmelodie mitzugrölen, während die Zimmerantenne vom Regal rutschte und nur ein Grisseln auf dem Bildschirm hinterließ.
Dabei waren die ersten drei Staffeln schon aus damaliger Sicht wirklich grottenschlecht. Praktisch jahrelang flog man mit Warp 9 durch den Raum der Kazon und der Fledderaliens, die folglich die halbe Galaxie besiedeln müssen. Humor, Spannung, Ethik und Moral waren auf unterstem Niveau. Aber in den 90ern konnte man dem star-trek-verrückten Publikum noch alles anbieten, ohne von der Absetzung bedroht zu sein. Schaue ich mir heute gelegentlich noch einmal eine VOY-Folge an, die ich als sehenswert in Erinnerung habe, wende ich trotzdem das Vorspulverfahren an, das mir das Leiden auf sieben Minuten verkürzt. Mehr als die Eröffnungsequenz, den Mittelteil und den Schlußdialog benötigt es in der Regel nicht, um sich die ganze Folge noch einmal abschließend in das Gedächtnis zu rufen und als doch nicht so sehenswert zu befinden.
Ach Löwi, du weckst Erinnerungen. Screenshots vom Voyagervorspann, die eher Briefmerkengröße hatten und man die Namen kaum entziffern konnte, gehören ebenfalls zu meinen frühsten Erinnerungen an das Ding, was man heute Internet nennt. Damals war das für mich novch ein großes Unbekanntes, wo ich grad vorsichtig meinen Zeh reingesteckt hatte – via AOL-Zeitschriften-CDs.
Also, die Anfangssequenz ist wirklich schööööööööööön.
Nur konnte keine einzige VOY-Folge wirklich halten was uns im Vorspann versprochen wurde.
Dann lieber DS9. Die ersten zwei Staffeln waren etwas langweilig, soweit ich mich erinnere, aber danach gings…wenn ich mich hier nicht selbst täusche…
…Eigentlich hatte es ENT aus meiner Sicht danach auch nicht schwer, ein bisschen zu punkten. Es gab immerhin IRGENDEINE Charakterentwicklung, Konflikte, die über die Genießbarkeitsdiskussion Talaxianischer Zehennägel hinausgingen und auch den Versuch, konsequente Handlungselemente durchzuboxen. Bis zum Schluss.
Ich mag ENT.
Bin ja mal gespannt, ob du die ganze Serie (nochmal) durchhältst. Meiner Meinung nach wurde es spätestens ab „Unimatrix Zero“ so viel schlechter, dass 2-4 Gummiohren einfach ein zu kleiner Puffer sind. Und spätestens bei „Der Fight“ müssten dann ja gummiohrenförmige Löcher in die Seite gegraben werden, quasi als „Minus“.
Viel … Spaß(?) dabei!
Voyager war schon eine herbe Entäuschung damals. So spannungsarm, so seelenlos. Kaum zu glauben, dass die Serie tatsächlich DIREKT nach TNG produziert wurde. Man hat eher den Eindruck, eine B-Crew als mäßig talentierten Studenten mit großem Budget hätte sich dem St-Franchise angenommen…
Scheinbar waren nach TNG alle guten Stories aufgebraucht. Anders kann ichs mir kaum erklären, dass eine NEUE Serie vom Pilotfilm an so dermaßen alt und abgedroschen aussieht.
Schon bei DS9 hat sich offenbart, dass Bermans Action und Drama-Ansatz, diese spürbare Verseifenoperung der Serie mit Star Trek nicht wirklich funktionieren kann. Da nützt es auch nichts, die Innovationen von B5 (groß angelegte Storyline) übernehmen zu wollen, wenn man selbst es einfach nicht hinbringt, a) glaubwürdige und entwicklungsfähige Charaktere hinzubringen und b) eine wirklich durchdachte Storyline auf die Beine zu stellen.
Stattdessen einfach nur gewurstel ohne frischen Wind und erst recht ohne Ideen. TAfcaA bringts da auf den Punkt. Das schönste an Voyager war die Introsequenz…
Ich stimme Dir zu, Klapo. Als ich vor kurzem in meinem Gehirn nachkramte und versuchte, mich an gute Voyager-Folgen zu erinnern, kam ich auf ca. 20 Episoden. Zehn, wenn man die Borgfolgen wegläßt. Der Pilotfilm (ging noch) blieb mir in Erinnerung und auch „Die Parallaxe“. Die anderen oben rezensierten Folgen habe ich komplett vergessen.
Ich hoffe, daß das die Typen vom Voyagercenter lesen. Ich würde sonstwas bezahlen, um dann in deren Gesichter gucken zu können.
Wenn wir schon dabei sind: Wohin sind eigentlich die ganzen alten Voyager-Dampfhämmer verschwunden? Das waren doch mal mehr, oder?
@Dr. Best:
https://www.zukunftia.de/star-trek/datas-dampfhammer/
und hier:
http://p068.ezboard.com/Star-Trek–Corner/fstartrekundsatirestartrekundderganzerest
(scheint aber derzeit nicht erreichbar zu sein)
Hab gerade diesen genialen Dampfhammer-Kanal auf Youtube gefunden:
http://www.youtube.com/user/sfdebris#grid/uploads
Zum Beispiel „Caretaker“:
http://www.youtube.com/user/sfdebris#play/uploads/91/qGtg5xVTh0E
Man sieht schon allein daran wie lieblos die Folgen nachsynchronisiert sind, dass sie den Machern offenbar sehr am Herzen lagen. Ist mal jemanden aufgefallen, dass das Weib/Männchen dem Neelix in „Transplantationen“ am Anfang ein …Frühstückstablett überreicht eine Frau ist die mit Männerstimme Danke sagt? Ehrlich, die selbe Frau kommt später im Maschinenraum vor. Ist jetzt nicht so dramatisch, aber groß angucken tun die ihre eigne Serie wohl auch net.
Ja, wo bin ich denn hier gelandet? Was für pointierte Reviews! Habe ich ja so auf diesem Feld noch nie gelesen….und ich hab‘ ne Menge gelesen- wohl ne Menge Überflüssiges, wie ich heute festelle. Auch nach 4 Dekaden auf Erden gibt’s immer wieder (angenehm) Überraschendes zu entdecken. Wie etwa der echt schräge (aber dabei dennoch entlarvend treffende!) Humor der Autoren hier-. Der mich an STUPIDEA oder die phantasievoll- -skurillen Gedankenwelten z.B. eines Richard Roglers erinnert. Selbst ein kritischer SF und ST -Liebhaber, birgt diese Webside dennoch oder gerade deshalb hohes Suchtpotential für mich. Meine Schutzschilde sind beim Angriff hier auf mein Zwerchfell lichtschnell auf Null Prozent gesunken. Da können auch die juvenilen Technobastler im Maschinenraum der Voyager nix mehr aus dem Hut zaubern. Schiff versenkt. DANKE!