3.16 – Datas Nachkomme
Leser Steff, zum Dritten.
Diese Folge ist, und darüber kann auch der irreführende deutsche Titel nicht hinwegtäuschen, eine reinrassige Charakterfolge, die niemand geringeren zum Thema hat William T. Riker.
Für diejenigen, die die Episode nicht aus dem FF heruntebeten können, hier eine kurze Zusammenfassung:
Nachdem der Commander seine dienstfreie Zeit beendet hat, und seine Pflichten erneut aufnimmt, indem er das zehnte Vorderdeck einer Überraschungsinspektion unterzieht, wird er von einem neuen Barmädchen mittels Lippenbekenntnis zu interaktiven Sexualpraktiken aufgefordet. Bevor es jedoch zu weiteren Nötigungen kommen kann, wird das harsche Vorgehen der Schankmaid durch die Autorität Datas ein Ende gesetzt.
Nachdem Riker den ersten und zweiten Schock, nämlich den über die Erkenntis woher Datas Befehlsgewalt über den Sukkubus rührt, überwunden hat, reagiert der scheue erste Offizier, wie es sich für einen Gentleman gehört, und sucht sein Heil in der Flucht.
Diese kurze Inhaltsangabe bildet zugleich auch das Kernthema der Episode, nämlich die Wiederherstellung von Rikers gutem Ruf. Denn obwohl ihm ansonsten der Ruf eines sexistischen Frauenhelden anhängt, ist der rechtschaffene und keusche Riker mit dieser Situation vollkommen überfordert.
Den Beweis, daß das Verhalten und die Loyalität des ersten Offiziers verklärt und mißverstanden wird, begegnet dem Zuschauer in Form des Maschinenmenschan Data, der mit seiner berechnenden Logik und Gefühlslosigkeit als Sinnbild für die kalte und emotionslose Bürokratie der Föderation dient, und sofort, ohne weitere Fakten zu sammeln, die eigene Moral und eigene Verhaltenmußter auf Riker überträgt, ihn damit zum Täter abstempelt, und der sexuellen Blästigung Schutzbefohlener für überführt hält.
Allein der Zuschauer und die all(es)wissende Guinan sind Zeuge der wahren Begebenheit, und kennen den wahren Charakter des ersten Offizers. So handelt es sich bei seinem Hauptmerkmal nicht um berechnendes Draufgängertum, sondern viel mehr um scheue Zurückhaltung, etwa die eines unschuldigen Teenagers vom Lande, oder eines keuschen Rehkitzes.
Einziger Nachteil dieser ansonsten grandiosen Episode ist die Tatsache, daß der Nebenhandlung (mal wieder) viel mehr Zeit gewidmet wurde, als dem Hauptthema. In der Nebenhandlung geht es darum, wie Data einen weiteren Maschinenmenschen, den darum handelt es sich bei dem oben erwähnten Barmädchen!, auf die schnelle zusammenbastelt und mittels sozialilisierung auf seine Buhltätigkeit vorbereitet.
Daß Erschaffung von Lala, das ist der Name den Data seiner Maschine gegeben hat, nur wenig Zeit in Anspruch genommen hat, belegt die Tatsache, daß die Vorbereitung zu diesem Projekt, welche bei sorgfältiger Planung sicherlich mehrere Monate in Anspruch genommen hätte, in keiner einzigen der Vorgänger-Folgen erwähnt wird. Und die gewissenhaften Produzenten hätten sicherlich den einen oder anderen Hinweis gegeben, wenn sie das gewollt hätten.
So bleibt nur der Schluß übrig, daß es sich sich bei Datas Arbeit um den weiteren Versuch handelt, menschliches Verhalten nachzuahmen: Spontanität und dämliche Hobbys.
Dies, die mangelnde Vorbereitung, und die Erkenntis Lalas, mit falschen Methoden zu falschen Verhaltensweisen und falschen Idealen erzogen worden zu sein, führen schließlich zum Suizid der Maschinenfrau, die somit zur rehabilitierung Rikers beitragen will. Und doch scheitert sie, da ihr körperliches Versagen nicht als geistiger Triumph über die machohafte Prüderie der Föderation und ihrer Vertreter verstanden wird, sondern Datas Unvermögen, Leben aus sich selbst heraus zu schaffen, als Bestätigung für die Position der Menschen als Krone der Schöpfung
So hinterläßt diese Folge einen bitteren Nachgeschmack. Denn die Utopie Star Trek ist in diesem Falle eine herbe Parralle zur Wirklichkeit, in der es der wahre Täter (Lala) nicht schafft, nach seiner Läuterung dem Opfer (Riker), welches von der Öffentlichkeit (Data, Föderation) als der eigentliche Täter angesehen wurde, Gerechtigkeit zu Teil werden lassen, da die Öffentlichkeit bereits ihr (Vor)Urteil gefällt hat, und die Wahrheit nicht sehen will, selbst wenn sie durch einen Unmißverständlichen Akt der Selbstaufgabe darauf hingewiesen wird.
Legen wie also eine Gedenkminute ein, für alle Opfer, die von unserer Umwelt zu Tätern verklärt werden….
Dafür ist am Ende alles wieder gut, in der nächsten Folge ist kein Makle mehr an Randy Riker.
Nach dem ich alle drei Reviews kommentiert aber nicht gelesen habe, gefällt mir dieser hier am besten, da er irgendwie auf den Punkt trifft, ohne allzu viel Geschwafel.
Da kein Mensch sich genötigt sieht ein zweiten Kommentar zu schreiben, und Klapowski eh hinter mir her ist, schreib ich schnell selber.
Die Wahrheit ist da draußen.
Wenn mein Login auch mal wieder hin ist, sagt Hoshi das ich sie liebe.
Ach ja, and keep on commenting in a free world.