Star Trek Enterprise – 1.11 – „Der kalte Krieg“ („Cold Front“) Review
Sensationsfund im Fichtelgebirge! Schwedische Archäologen des Museums für deutsche Nationalkultur in Prag haben in einer über 200 Meter tiefen Kalksteinschicht eine Diskette entdeckt, von welcher nach einem aufwändigem chemischen Prozess (Merke: Mit Meister Propper verschwindet Schmutz im Nu!) das bislang verschollen geglaubten Dampfhammer-Review der ENT-Folge „Cold War“ geborgen werden konnte. Dies ist natürlich ein (P)Fund, welchen wir euch nicht vorenthalten wollen. Und die Tatsache daß wir damit auch einen billigen Lückenfüller haben, hat natürlich nichts damit zu tun!
Hinweis: Dieser Artikel meines Kollegen Klapowski gammelte jahrelang in einem verlassenen Verzeichnis vor sich hin und war auf unserer Seite nicht verlinkt. Begeben wir uns daher nun also noch einmal mit nostalgischen Gefühlen zurück in das schon ewig zurückliegende Jahr 2001. Das Jahr, in dem wir Kontakt… Cognac aufgemacht haben. (Kein Wunder, es lief ja zeitgleich noch Voyager!)
Gerade, weil mir diese Folge eigentlich ganz gut gefiel, schieße ich die generellen Kritikpunkte einfach schon mal voraus, um den Schaden am Schildsystem der Episode zum Ende wieder zurechtlöten zu können…
Stichwort „Temporaler Krieg“. An und für sich eine schöne Idee, die aber ebenso lustig wie doof ist! – Da projizieren sich doch glatt mysteriöse Männer aus der Zukunft in die Suliban-verseuchte Vergangenheit und geben dort feiste Anweisungen zum Besten… Da der entsprechende DivX-Komprimierung ein paar MB zu wenig zur Verfügung gestellt wurden, können wir nicht erkennen, um was für Auftraggeber es sich da genau handelt. – Vermutlich werden wir erst zwischen der 4. und 7. Staffel erfahren, dass hier Romulaner, Vulkanier oder ein ähnlich bekanntes Volk seine Griffel im Spiel hatten. – Oder eben ein direkter Nachfahre Jonathan Archers… Wird ja auch immer recht gerne genommen, sowas!
Jedenfalls wird der temporale Krieg auf eine recht hirnkrampfende Weise geführt: So sind unsere pockenfreundlichen Gelenkartisten, die selbst dem chinesischen Nationalzirkus noch ein anerkennendes Raunen abringen würden, nur die Hiwis der ominösen Futuristen. Letztere dirigieren ihre Untertanen zielsicher in der Vergangenheit umher.
Man muß sich den temporalen Krieg wohl als ziemlich zeitraubende Bastelarbeit vorstellen:
„He, Trottel! Ihr habt da eine Blumenvase verschoben! Dies löste eine Kettenreaktion aus, die 500 Jahre später dafür sorgte, dass einer unserer Anführer beim Pinkeln an einem Elektrozaun impotent wurde! Jetzt ist sein Urururenkel verschwunden, der zufällig auch mein Chef ist! Seine Frau hat sich auch schon bei mir beschwert! Macht das mal rückgängig!“
„OK, Meister, besser so?“
„OK… Er ist gerade wieder im Nebenzimmer aufgetaucht und guckt dumm aus der Wäsche… Und wehe, ihr gebt euch beim Rest des Auftrages nicht schön Mühe! Ich hasse es, morgens aufzustehen und feststellen zu müssen, dass ich nie existiert habe!“
Wie man einen temporalen Krieg vernünftig führen kann, wenn sich alle 5 Minuten(?) 900 Jahre der eigenen Vergangenheit komplett ändern, muß mir erst mal jemand logisch erklären… – Hier wird mir ein bisschen zu sehr nach dem Motto verfahren:
„Ja, JA! Weiter links! STOPP! Ein bisschen mehr rechts, sonst zieh ich euch die mutierten Hammelbeine lang! HALT! Weiter links! STOPP! Ja, toll! Geschafft! Die Klingonen hat’s nie gegeben, dieser temporale Krieg hat nie stattgefunden und ich habe nie diesen Beruf ergreifen müss…“
– FLUPP, ZACK, ZEIT-UMMODEL!
Und schon tönt es mit rauchiger Stimme aus dem Projektionsapparat: „Haben sie vielleicht ein bisschen Kleingeld für einen Obdachlosen?“
„Gnihihi! Duhuuu, weisst Du, woran mich dieses Prengel-förmige Teil erinnert? Hihi?“ – „T’Pol, für einen Vulkanier hast Du aber ein ziemliches Phallus-Problem. Und jetzt hilf mir mal bitte, die Erektio… Elektronen meines duotronischen Mös… Mörsers zu justieren!“ – „Wie, hier? Wenn jeder dabei zusehen kann?!“
Auch die Aussage, dass Wesen aus der Zukunft einst nur zu Forschungszwecken in der Vergangenheit herumscharwenzelten, kann man als logisch denkender Mensch nicht so ganz nachvollziehen…
Hier aber nun die ganze Story:
Die Enterprise trifft auf ein Schiff, das in einem seltsamen Nebel auf das Auftauchen einer vorwitzigen Anomalie wartet, welche von der Besatzung als heilig verehrt wird… -Praktisch der „Domino-Day“ der Science Fiction. Captain Archer ruft sogleich den Filialleiter des fremden Schiffes und druckst auf eine Art und Weise herum, die wir gerade in den ersten Folgen von „Enterprise“ so lieben gelernt haben:
„Hallo? Wir sind von der Erde! (Unsichere Pause, zu übrigen Offizieren umdreh)“
Die schnoddrige und gerechtfertigte Antwort des Captains konnte angesichts dieser Einleitung natürlich nur lauten:
„Was wollen sie?!?“
Woraufhin Archer zugeben muß, es nicht genau zu wissen, eigentlich nur mal gucken wollte und generell alle fremden Lebensformen um 4 Uhr zu Kaffee und Mohnkuchen einlädt…
Diese kleinen Unsicherheiten sind schön, da immer noch das einzige, was „Enterprise“ von anderen ST-Serien unterscheidet, weswegen die Autoren nach 2 weniger „enterprisigen“ Folgen gut daran taten, dies wieder einmal herauszukehren…
Und schon bald tummeln sich die Aliens auf der Enterprise, besiedeln recht schnell einen Nebenhandlungsstrang und fühlen sich dort pudelwohl, während sie verzückt in’s All hinausstarren…
Doch in der Deligation der Fensterbrettbesetzer hat sich auch ein Suliban eingeschlichen, der die Enterprise durch das Abknipsen eines Kabels vor einer tödlichen Kettenreaktion bewahrt. So bleibt es bei ein paar Rauchschwaden hinter rußigen Wandplatten und nervtötenden Funken, die irgendeine arme Praktikantensau wieder wird aufwischen müssen…
Nun könnten sich ja eigentlich alle zurücklehnen und dem Tode hämisch zuwinken, während sie auf der Überholspur an ihm vorbeiziehen, doch statt dessen meldet sich plötzlich ein bislang unbekanntes Crewmitglied beim Captain. Genauer: Ein ausgebildeter Offizier, der seine 50 Semester in Physik, Diplomatie und Mathematik normalerweise dazu nutzt, um die Mohrrüben auf des Captains Mittagsteller ansprechend zu arrangieren. – Eben dieser entpuppt sich als Spion aus einer 900 Jahre entfernten Zukunft, der nicht nur vor dem Sulibanschlingel warnt, sondern auch den Auftrag hat, diesen zu fangen.
Viel mehr erfährt Archer nicht, dafür schweben in einem farbenprächtigen Sequenz mittels zukünftiger Holotechnologie bunte Kugeln durch ein Quartier.
– Welches übrigens preisgekrönt winzig ist! Hier fällt niemand aus dem Hochbett, ohne nicht gleichzeitig die gegenüberliegende Wand abzuwischen! Ungemütlich, ungewohnt und U-Boot-inspiriert. So und nicht anders haben wir unser neues Serienschiffchen im Katalog auch bestellt!
„Heil… iger Strohsack! Archer, nur gut daß wir einmal diese Vergrößerung ihres Stirnlappens gemacht haben! Sehen Sie diese Mikroben da? Ist ja alles geschwollen! Kein Wunder, daß Sie nur zwei Gesichtsausdrücke haben.“ – „Aber, Onkel, eigentlich soll man mit dem Finger ja nicht auf die Bazillen anderer Leute zeigen…“
Wenig später gerät Archer mit dem Suliban aneinander, der dem Captain viel erzählt, aber eigentlich wenig sagt. Mit Hilfe zukünftiger Technologie ist es jedoch möglich, den Fiesling sogar durch Wände zu verfolgen! Ein magischer Schlagring erlaubt es dem Captain, pfeifend durch Massivwände zu spazieren. Wenig später wird immer noch gepfiffen. Allerdings auf dem letzten Loch.
Denn der Captain prügelt sich nun zum wiederholen Male in schönster Kirk-Manier mit dem großporigen Eidotter-Parodisten, bis dieser durch eine geöffnete Shuttlerampenluke in’s All springt. Dagegen wäre ja eigentlich nichts einzuwenden, wenn uns Archer nicht kurzzeitig aus einem allerfeinsten Vakuum heraus seine aufgeplusterten Hamsterbacken entgegenblähen würde. Zwar kann man bei ST ja schon froh sein, wenn im Vakuum nicht gesungen oder Lagerfeuer entzündet werden, jedoch wäre es konsequent gewesen, den Captain auch gleich wie eine Eiterblase anschwellen und aufplatzen zu lassen. So etwas pflegen Menschen im Vakuum nämlich zu tun, wenn sie sich ohne Raumanzug in die Kälte des Weltraums wagen. Von Schal und Pullover ganz zu schweigen!
Die Folge endet jedenfalls mysteriös und die offenen Fragen mieten sich schon einmal einen Wohnwagen auf dem Paramount-Gelände…
Das erste Mal hat man auch das Gefühl, dass „Enterprise“ richtig in Fahrt kommt. OK, einige der vergangenen Folgen waren ja schon ganz nett, aber insgesamt waren sie doch nur Updates von ST-Ideen, die so alt sind, dass selbst Shatner sie nicht mehr sehen kann. Und der hat sich nach eigenen Aussagen immerhin noch nie eine einzige ST-Folge vollständig angesehen…
Gut gefallen hat mir wieder einmal Hoshi, obwohl sie nur kümmerliche Alibi-Sätze mit Mayweather tauschen durfte. Das knuffige Asia-Girl ist einfach grundsympathisch, ist attraktiver als der Durchschnitts-Suliban und hat T’Pol schon längst vergessen gemacht. Diese steht ja meist nur in einer beliebigen Raumecke und ist grundsätzlich gegen alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Emotionslos unter einem frechen Kurzhaarschnitt hervorgucken und die aufgespritzten Lippen schürzen, ist irgendwie auch nicht spannender, als Froschaugen-Seven bei der versehentlichen Benutzung ihrer Mundwinkel zu beobachten…
Fazit: Statt langweiliger Weltraum-Action turnt und taumelt der Captain wieder persönlich in den Knock-Out. – Zusammen mit einer Handlung, die niemals auf der Stelle tritt und Fragen offen lässt, ergibt dies die interessanteste und wichtigste ENT-Folge seit der Ausstrahlung des Pilotfilmes!
Note: 2 +
Artikel vom Klapowski, lustige Bildunterschriften vom Spark.
Servus!
Fundiert, treffend und trotzdem eine Freude! So Soll ein Artikel sein!
Und weil ich sowieso alles kommentiere: !!ERSTER!! :D
MfG
Cpt Manatos
NCC 30580 Mantan
Joh, sehr gute Arbeit. Immer weiter so… ok, geht ja nicht, da Serie putt. Aber als Nachschlag ganz ok.
Oder ist das eine Vorschau auf den neuen Kinofilm? Oder hat hier der Schamanen-Shatner zugeschlagen? Diesem Schamanengesocks traue ich alles zu. ALLES!
;)
Äh, lieber Sparkiller, lieber Klapowski,
so schön dieser Fund auch ist, aber ich bin mir sicher, diesen Artikel schon einmal gelesen zu haben. Vor sechs Jahren oder so, und nicht gerade erst eben.
Gerade an diese Formulierung
„…jedoch wäre es konsequent gewesen, den Captain auch gleich wie eine Eiterblase anschwellen und aufplatzen zu lassen. So etwas pflegen Menschen im Vakuum nämlich zu tun, wenn sie sich ohne Raumanzug in die Kälte des Weltraums wagen.“
kann ich mich ganz sicher erinnern!
Jaja!
Du magst dich daran erinnern, dennoch ist es Quatsch! Ich meine das Anschwellen und Aufplatzen. Sieht zwar geil aus, aber nur bei Arnie auf’m Mars. Ansonsten hilft vielleicht das hier:
http://lahls.de/drss/vakuum-faq.txt
Achso: 4ter!!!!!!11elf
Jaja, außerdem war Archer an der Stelle gar nicht in absolutem Vakuum, wenn ich mich richtig erinnere, sondern die gute Luft war immer noch dabei, sich zu verdünnisieren, aber das lass ich mal als erzählerische Freiheit duchgehen. Auf beiden Seiten. Was das Hauptanliegen meines Posts nicht vermindert.
Ja gut, ähh… Dann hängst du vielleicht in einer temporalen Blase fest. Alles wiederholt sich im Sechs-Jahres-Rüttmuss (schreibt man das jetzt so?).
…etwas später…
Ja gut, ähh… Dann hängst du…. [plopp]
tach auch !
Mir kömmt das aber auch bekannt vor, nur die Note ist falsch.
Mein Gedächtnis sagt, daß Klapowski ab Season 1b NIE so gute Noten vergeben hat.
Gruss ein Nostalgischer BergH
Sparki? Ich dachte, das Review gibts schon längst: http://www.st-enterprise.de/artikel/152 ? Oder ist im Moment derartig Flaute, dass ihr jetzt sogar schon bei euch selbst abkupfern müsst? Gut, gerade ich kann mich da ja schlecht beschweren, …
Wie auch immer. Dieser Folge die selbe Note zu geben, die auch 4.20 Demons bekommt ist wohl mehr als ein tumber Kinderwitz…das hat sich die Bewertungsskala im Laufe der Zeit aber ganz schön gewandelt.
Dein Link führt aber zu einem Dampfhammer von ENT-Episode 1.19?
Okay, viele Episoden waren sich oft etwas ähnlich (Flur-Schießerei, Archer-Stirnrunzeln… etc.), aber soooooo ähnlich doch auch wieder nicht!
Ja, das hab ich selbst auch schon gemerkt…im Delirium wohl die Zahlen vertauscht. Ich sollte im Büro keine Kommentare mehr schreiben, die schlechte Luft hier macht wohl Dröge.
Bleibt allerdings immer noch die Tatsache, dass die Note aus heutiger Sicht ein Klapo-ungewöhnlicher Kuschelkurs ist. Aus damaliger „Hauptsache neue Serie“-Freude aber noch verständlich.
Das kommt mir aber auch schwer bekannt vor…