Film- und Serienkritiken

Der Latinum-Standard des Star Trek Universums

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Star Trek Enterprise – 2.24 – „Erstflug“ („First Flight“) Review

„Komm, wir fliegen!“ – „Gerne! Aus deinem Job oder aus meinem?“ – Archer und sein Kollege sind davon überzeugt: Selber testen kommt am Besten! Wie gut, dass es in der Sternenflottegarage in diesen Wochen gerade happy McSelbstbedienung gibt! Und nie vergessen: Guten Freunden gibt man ein Bierchen. Oder auch zwei… oder drei…

Das erste Mal seit langem verspüre ich zu Beginn eines Reviews den unwiderstehlichen Drang, euch ein genervtes „War halt öde. – Hat einer am Mittwoch Stargate gesehen?“ hinzurotzen. Muss ich denn jetzt wirklich wieder auf 2 DIN A 4-Seiten darlegen, warum ich die Folge genutzt habe, mir mal wieder die Zehnägel zu schneiden? Wollt ihr denn wirklich so GENAU wissen, an welcher Stelle ich weggenickt bin und warum mein Unterbewusstsein, dieser nimmermüde Allessauger, seitdem kein Wort mehr mit mir wechselt? Klar wollt ihr… Jaja, ich mach`s ja schon… Böööh… immer ich… (Bitte mit „Immer muss ich den Müll rausbringen“-Stimme lesen)

Hier die Story in einer unerträglich ausschweifenden Langfassung: Herr Jonathan Archer, Kollege Charles Tucker und Mr. Noch Einer arbeiten am Warpprogramm. Seit Archers Vater im Pilotfilm ein Spielzeugraumschiff über den Strand gepeitscht hat, ist der Sohn dermaßen hirngewaschen, dass er unbedingt der Erste sein möchte… Von was, das ist eigentlich egal. Warp 2, Warp 2,5, Warp 3… Wen juckt`s? Hauptsache, aktueller Rekord!

Am Ende stiehlt man daher den Prototypen, fliegt mit Warp 2,5 durch die Siedlung, erwartet brav seine Standpauke und wird ohne Abendproteinen in`s Bett geschickt. Na, wenn das nicht spannend ist!

„Sind wir bald daaa? Ich muss mal!“ – Wer zu schnell ist, wird geblitzt! Und zwar von innen heraus… Die Jupiterpolizei beendet die illegalen Rennen unter sexuell frustrierten Sternenflotten-Rasern von nun an mit ihren eigenen Methoden!

Als erstes aber ein ganz dickes Kompliment an die Maske: Tucker und Archer sehen in den Rückblenden ganze 10 Jahre älter aus! Was so ein verlängerter Betriebsausflug am Vortag doch alles bewirken kann! – Im Ernst: Im Jahre 2003 dürfen wir doch besseres erwarten, oder? Wie wäre des denn mal mit langen Loden und kultiger 70er-Jahre-Brille gewesen, während etwas weiter hinten Peter Frankenfeld die Shuttlereifen wechselt? – Aber nicht doch: Sogar die Klamotten bleiben gleich!

Ich kann es mir direkt bildlich vorstellen: „Schniiitt! So, das war die letzte T`Pol-Einstellung. Jetzt drehen wir die Rückblenden. Bleib ruhig da stehen, Scott, dieser Gastdarstellermensch setzt sich gleich zu dir. Und denke dann daran: Es ist die Warp 2,5-Barriere! Schüttel also dein Haar für mich, Baby! Das kannst du doch, oder?“

Einen guten Teil dieser Folge hängen irgendwelche traurigen Gestalten in öden Kneipen herum und warten auf die nächste Lokalrunde Antidepressivum. Da hat eine Wanderniere ja noch mehr Aufbruchstimmung! – Dass es hier ja eigentlich darum geht, irgendwann das große, faszinierende All zu erforschen zu können (und dabei VOR Ladenschluss wieder zuhause zu sein), geht vollkommen unter. Kein Wunder bei popeligen Kommandoständen im Putzmittelraum, der angrenzenden Messe für sterilisierte Hebebühnen und einem Archer, der einem im Sekundentakt sein Weißbier auf die Hose träufelt…

„Schätzchen… Ich will in`s Guiness-Buch der Rekorde, klar?“ – Ganz klar: Archer meint damit die entsprechende Biermarke… Das traurige Bild täuscht übrigens! Ansonsten ist Jonathan eine wahrer Optimist: Er gehört gewiss nicht zu den Leuten, für die das Glas (nur) halb leer ist…

Warp 2 oder Warp 3? – Das war hier die Frage, die das Teeniepublikum begeistert aufschreien ließ. Kein Wunder, dass die Einschaltquoten bei solchen „Brechern“ auch immer besser werden!

Nein, nein: Warp 1 war ja damals noch interessant. Warp 10 war interessant. Nicht nur deswegen, weil ich seit der grandiosen Voy-Folge „Die Schwelle“ bei zu schnellem Autofahren immer die Angst verspüre, diverse 90-Kilo-Beifahrerinnen demnächst als Alligator begatten zu müssen…

Warp 2 und 3 hingegen sind für MICH Pseudoevents vom Schlage eines „25 Wochen Dosenpfand“ (Das Bundesumweltministerium verlost 50 Dosen Bier) oder „Toaster mit Temperatursensor feiert 50jähriges“.

Na und? Ist man mit seiner fliegenden Suppenschüssel eben etwas schneller hinterm Saturn, um wehmütig auf den Uranus zu schauen, den man vor Muttis Abendessen jetzt nicht mehr zu erreichen schafft. – Verdammte Warp 3,25-Schwelle (legendär!) aber auch!

Wen interessierte es denn, wer sein tiefergelegtes Warpvehikel als erstes über die magischen 190 km/h prügeln durfte? Doch höchstens den Gastdarsteller mit der angenehm tiefen Stimme (hervorragend! Hat mir gut gefallen!) und den Hauptdarsteller mit dem akkuraten Scheitel (Toll gelungen! Ganz großes Kino!)…

Nett: Die völlig sinnlose Prügelszene unter den beiden gestandenen Starfleet-Haudegen. „Ich bin absolut nicht ihrer Meinung! Ach, und noch was, Archer, höhö: Dein Vater war ein…“ – „DAAAADDYYYY!“ – RUMMS! KNUFF! PAFF! – „Na los! Sag noch einmal, dass meine Fische stinken!“

„Sir? Sie haben da was im Gesicht!“ – „Arrgh, nicht schon wieder!“ – Psychosomatisch: Immer wenn Archer mit der hübschen Kellnerin flirtet, bekommt er Nasenbluten. So wird das nie was nichts mit Warp 10 im Beischlafbereich!

„Spannungsbogen“ und „Konfliktpotential schaffen“ nennen das die Drehbuchautoren… Von wegen, „wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“. War das doch nur ein überaus durchsichtiger Versuch, einer gänzlich actionbereinigten Bottle-Episode noch ein wenig Schwung einzuprügeln. Umso „schöner“ ist dann schließlich auch die Versöhnung, ganze 3 Schmalzmelodietakte später…

Und ja: Ich habe die ganze Zeit nur angeödet auf den üblichen Actionaufhänger gewartet, wobei ich schon ahnte, dass es nur auf Warpblasenschluckauf oder Keilriemenverlust hinauslaufen konnte. So war es dann auch: Die spannungsheischende Musik schwillt kontinuierlich an, so dass Menschen mit viel Timing fast den Countdown herunterzählen konnten, bis Archer denn nun den rettenden Knopf vom Handschuhfach drücken konnte.

Vielleicht kann mir auch mal jemand erklären, wie sich die Entwicklung der schnellen Warpschiffe trekhistorisch einordnen lässt. Klein Mayweather wuchs auf Frachtern auf (jedenfalls physisch), die gemeinhin mit mehr als Warp eins unterwegs sind. Gut: Theoretisch könnte er auch jahrelang mit Lichtgeschwindigkeit satte Schleuderdrifts um den Pluto hingelegt haben („Möchte hier jemand noch ein Eis? Möchte hier jemand noch ein Eis? Möchte hier jemand noch…“), jedoch dürften innersonnensystemliche Flüge wohl kaum mehr als einen oder zwei Warp-1-Frachter erforderlich gemacht haben…

Aber gut: Wenn Travis also Mitte 20 ist und nach dem Erreichen der Warp 3-Barriere noch etliche Zeit in`s Land geht, bis die ersten großen Frachter mit dieser Technologie gebaut sind, so ist Archer in der Rückblende ca. 17 Jahre alt. Tucker hingegen dürfte in dieser Folge eigentlich eine „Mein erster Schultag“-Charakterepisode erwartet haben…

Und musste man denn für so einen lahmen Premieren-Kramladen unbedingt die Dunkle Materie als Aufhänger bemühen?? Seit Jahren warte ich nun schon sehnlichst darauf, was wohl ST zu diesem recht populärem Konzept zu verzapfen gedenkt. Am Ende reichte es aber nur für zwei Feuerwerkskörper und einen standardmäßigen Spezialeffekt. Wenn die Autoren dieser Folge glauben, sie könnten in mir eine Art Forscherdrang oder Faszination wachrufen, indem sie mir am Ende ein rosa-orangefarbenes Polarlicht auf die Mattscheibe kleistern (Motto: Dunkle Materie ist ja so schööön), haben sie sich aber im Sonnenuntergang geirrt!

Kein Wunder: Sind es doch die selben Schreiberlinge wie bei „The Breach“, die schon damals mit zwei (Da)nebenhandlungen überhaupt nicht auf sich aufmerksam machten!

„Jetzt ist Schluss, T`Pol! Es wird mir mit dir langsam zu bunt!“ – Klischee: Dunkle Materie als pechfarbener Miesepeter. Dank Post-Kirk`schem Technobabble erhebt auch dieser Geselle das leuchtende Haupt eines bildhübschen Naturphänomens. Hier nicht zu sehen: Der Regenbogen etwas weiter links sowie die hübschen Wassereffekte samt eigener Südseeinsel.

Außerdem habe ich die Schnauze gestrichen voll von völlig durchgeknallten Starfleet-Offizieren, die mal eben einen ungenehmigten Warpflug mit einem Multimillionen-Dollar-Schiff durchführen und dann sogar ihre Pillermann behalten dürfen! Da bin ich von UNSEREM US-Militär ja ganz anderes gewohnt! Wenn hier ein Captain im Alleingang mit einem Flugzeugträger im Bremer Hafen einläuft, kann er dabei noch so viele Geschwindigkeitsrekorde gebrochen haben!

Was haben sich Archer und sein neuer Freund nur dabei gedacht?? – Vielleicht „He-Heeeheehee – He. Fliegen.“ – „Cool. Hehe. Hehehe!“…? Solche kalkulierten Ungehorsamkeiten mögen zwar dramaturgisch immer ganz angebracht sein, aber bei so etwas meldet sich immer mein „but“-Head: Wie kann man ranghohe Offiziere bei einem solch eklatanten Verstoß nur mit Deckschrubben davonkommen lassen?? Bei welchem Admiral mussten sich Archer und Tucker hochschlafen, bevor sie überhaupt wieder die Kapitänsmütze für ihre eigene Badewanne zurückbekamen?

Wenn das eine Charakterepisode darstellen sollte, die uns Archer etwas näher bringen und sympathisch erscheinen lassen sollte, so will ich mit diesem arroganten Dummbrot nichts mehr zu tun haben!

„Das war böse, seeehr böse! Aus! Pfui! Schlecht!“ – Gleich gibt`s was mit der zusammengerollten Fernsehzeitung! Doch keine drei Minuten später begeht der Boss einen folgenschweren Fehler: „Gut, ich glaube an eure Reue. Als Beweis eures guten Willens bitte ich euch darum, mal gerade meinen Porsche aus dem Haltverbot zu fahren. Hier sind die Schlüssel…“

Fazit: In dieser Episode hört man das Gras wachsen. So viel langweilige, nichtssagende Belanglosigkeit trifft man selbst bei ENT selten! Da fällt selbst einem leicht zu euphorisierenden Menschen wie mir nicht mal ein einziger positiver Aspekt ein. Einigen wir uns also darauf: Nur Flieg… Pardon: Fliehen ist schöner.

Note: 5

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Artikel

von Klapowski am 17.05.03 in Star Trek: Enterprise

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Kommentare (18)

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  1. Gast sagt:

    Erster!!!

    Lt. Smurf

  2. Gast sagt:

    und was hat dieser erste für einen kommentar zur folge?

    dani

  3. Gast sagt:

    im vergleich mit bounty fand ich die folge noch recht gut… jedenfalls hat bounty mich noch mehr gelangweilt

  4. Gast sagt:

    vielleicht müssen wir uns archer und trip einfach jünger"vorstellen"?
    so wie bei picard,als er mit Q nochmal diese"herzensangelegenheit"durchmachte…
    geiler service der autoren-oder?
    dani

  5. Gast sagt:

    tach auch !

    Sooo toll war sie wirklichnicht diese Folge, aber 5 ?

    Na ja jedem seione Meinung.

    Und Bounty ?
    Seids Ihr geschiet.
    Da kriegt T'Pol endlich ihren Pon Far , nach dem Klapowski schon seit Seasons schreit und es wird gemeckert.

    T'Pol im Sinnesrausch und keiner
    schreit : Goil ?

    Unglaublich ! :-)

    Gruss BergH

  6. Gast sagt:

    in anbetracht dessen,wie öde er ausgelöst und auf welche einfallslose art er wieder beseitigt wird-
    goil?
    hattest du was im auge?
    note5+ vielleicht-ohne die archer-story zu berücksichtigen.(*kugelaufntischhausodassesfunken
    sprüht*)²

    dani

  7. Gast sagt:

    Ich weiß ja nicht…
    Wenn "First Flight" ne 5 abbekommt, müsst ihr die Skala für Bounty aber heftig nach unten korrigieren…
    -NDK

  8. Gast sagt:

    kommt zeit,kommt klapowski
    *betundso*
    dani

  9. nakedtruth sagt:

    Elvis entered the building again! Lets get ready to rumble! Long live the king!

    Oder kurz gesagt mein Login funktionert wieder.

    Zur Folge : Jungs sind halt Jungs. Wahrscheinlich waren Archer und Trip noch nicht strafmündig, und die Einträge in den Polizeiakten wurden beim 18. Geburtstag gelöscht. Das sie heute noch so scheiße aussehen wie damals liegt daran das man bei Überlichtflug nicht altert. Glaub ich zumindestens.

    Ach ja : Neunter !!!

  10. Gast sagt:

    ja,so nach dem motto:
    "unter 18jahren darf jeder mal ein schiff nach eigener wahl entführen"
    dani

  11. DJ Doena sagt:

    "Hat einer am Mittwoch Stargate gesehen"

    Ja, hab ich und ich fand die Folge mit den Wissenschaftlern richtig cool. (Der mit den Strubbelhaaren war im übrigen der Darsteller von Dr. Phlox) Auch die vierte Invasions-Folge war wieder ein TV-Erlebnis.

  12. Gast sagt:

    Was? Phlox' Darsteller hat die Gefahr erkannt und läuft schon zum "Gegner" über? Genial, der Mann. Und offensichtlich ganz ausgeschlafen. Wenn doch nur Hoshi…

  13. Gast sagt:

    Jo, das wär's. Phlox und Hoshi heuern im Star Gate Center an. Danach könnte der olle Ent Dreckskahn vonmiraus in ner Weltraumanomalie absaufen.

  14. Gast sagt:

    drum kam der mir so bekannt vor. Aber dieses "Ich werde das hier nich überleben" – "Ach was, so schlimm wird es schon nicht" – "Ich bitte sie, wir könnten genausogut rote Shirts tragen"-Dialog war auch mal geil *Hiebzurseitemach"

  15. Blutonos sagt:

    Hm, komisch, ich fand die Folge jetzt nicht so schlecht, sogar besser als diese Hoshi Folge bei der sie träumt das sie beim Beamen langsam unsichtbar wird.

  16. bergh sagt:

    Kollege !
    Du kommst ~8 Jahre zu spät.
    Wir fandes es damals wie wir es fanden.
    Heute interessiert das keine Sau mehr.
    Enterprise ist Geschichte.

    Gruss BergH

  17. Blutonos sagt:

    Das Internet vergisst nie…

  18. Igelnasefingerspitze sagt:

    …und deswegen werden wir für Schäden an ungespiegelten Servern irgendwann dankbar sein.

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