Star Trek Enterprise – 1.22 – „Vox Sola“ Review
Erst jetzt ist mir klar geworden, welche Einblicke in das Paramount-Büro mir in den vergangenen ENT-Folgen abgegangen sind: So fehlte mir nämlich schon lange die obligatorische Kamerafahrt in die Waschmaschine (= Weltraumanomalie) oder todesmutiges Kaffeepulver, das dem Regieassistenten am Körper hochkriecht, um ihn die Nasenhaare zu verätzen (= unheimliche Lebensformen).
Da ich der größte Fan der TNG-Folge „Die schwarze Seele“ bin (ja, Tasha Yar’s Flugstunde am Tee(r)beutel), begann ich derlei trashige Gefahren bei ENTERPRISE bereits zu vermissen! – Langsam wurde es ja auch ein bisschen bieder und kleinbürgerlich: Alle 2 Folgen beschwerten sich inzwischen diverse Mitaliens (Menschen mit Nasengnubbel, Ver. 78.01) über nächtliche Ruhestörungen und lärmende Gartenpartys. Oder aber priesen ihre Gefangenenlager an, auf die man ab 2 Gefangenenaufständen oder halt 5 Fressenschlägen bereits gehörigen Mietrabatt erhielt…
Aber wollte man das ständig sehen? – Nein, denn wenn wir menschliche Konflikte im All haben wollten, könnte man das „Tagesthemen“-Studio auch auf den Jupiter verlegen…
Science Fiction war für mich seit jeher ein Ort, der vor mangelhaftem Aufräumverhalten warnte: Lebender Puderzucker fraß Statisten oder schleimiger Bronchialauswurf verätzte Raumschifftapeten… Und wenn dann auch noch fliegende Fischstäbchen von all den Schrecken berichteten, die bei Iglo® einfach mit in die quadratischen Gussformen geplumpst „wurden“, war jedem Alienjäger klar: „Typisch. Sowas passiert auch immer nur montags…“ – Und das war auch gut so!
Kurz: Nun endlich fand man in dieser Folge zu alten Tugenden zurück! Das Tagesmenü lautete diesmal: Geschnetzelte Abdeckplane mit Vaseline! Ja, da räuspert sich der Biolek, während der Trekki daneben leise pustend („Heiß! Heiß! – Aber lecker! Hmmm…“) ein Tischgebet spricht!
– Jetzt nur noch 3 bis 6 Crewmitglieder großzügig im Laderraum einrollen, weiße Soße aus dem Pornographen-Merchandising drüber, fertig ist der Sci-Fi-Fun! Oder „Zei-Fei-Fun“, wie wir RTL2-Zuschauer im neumodischen Plattdeutsch zu sagen pflegen…
Folgende Punkte fielen mir besonders auf:
– CGI-Folie vs. Tesafilm –
Ein herrliches Computerwesen! Wie auch schon im sagenhaften Autorenfilm „SW Episode 2“ beweist das Tentakelteam, dass PC-Effekte nicht automatisch leicht steril wirken müssen. Nein, mit ein bisschen Herzblut und einem digitalen Hektoliter-Fass „Sagrotan“ sehen auch einfachste Effekte so aus, wie frisch aus der Klosteinwerbung gemeißelt. – „Steril“ ist dann noch weit unterspült, wenn nicht gar -trieben!
Wobei es die optischen Sprünge sind, die dem harten Hobby-Kritiker hier ein fröhliches „Heute gibt’s was Leckeres!“ zurufen… Denn vergleicht man die schwebenden Sequenzen vom Computer (nein, da fliegt kein Windows-PC aus dem Fenster, ihr Wortspiel-Jünger!) mit dem Freizeitpark für Plastikfans (nein, nicht Disney World), so wirken die Styropor- Stalaktiten doch leicht „verkirkt“.
– Seit TOS haben Putzfrauen nicht mehr so graziös an Fäden gezogen, um irdische Auslegeware in einen galaktischen Zappelphillip zu verwandeln!
Trotzdem: Gerade das wirkte auf mich so sympathisch. Die einfachsten Maßnahmen sind eben doch oft die Besten. – Das sollten wahre Trekkis ja spätestens seit der Wortkombination „Voyager“ und „Fernsehstecker raus“ gelernt haben…
Das Ende war ebenfalls nach meinem Geschmack: Ein ganzer Planet, randvoll mit diffusen Ausnahmealiens. Und ein schöner Kameraschwenk über eine mysteriös bewachsene Ebene. Sah aus wie mein nicht minder mysteriöser Kühlschrank, Unterabteilung „Vollkornbrot“…
Insgesamt also ein exotischer Miniurlaub von den anödenden ST-Planeten, auf denen gnubbelnasige „Aliens“ immer durch die gleichen Kuhdörfer stapfen und von Besuchern für „Eifelianer“ gehalten werden. – Als hätte man nicht aus der Geschichte gelernt: Die Indianer waren schließlich auch keine Inder…
– Zusammenhalt im Bildschirmwald –
Doch jetzt zu etwas vollkommen anderem: Wirkten Tom Paris‘ Kino- und Fernseheskapaden auf der Voyager stets wie der krampfhafte Versuch, dicken US-Kindern ein neidisches Aufschielen und den Satz „Will auch Raumschiffkapitän werden!“ abzuringen, so passte diese Sequenz hier so exakt wie Fernbedienungen unter meinen Schlüpferbund… – Ein intimeres, menschlicheres ST sahen wir hier. Auch wenn es nicht so weit kommt, dass Tucker auf dem Sofa übernachtet und Archer quer über die Lokusbrille kollabiert, so spüren wir doch, dass hier noch echte Männerfreundschaften gefestigt werden! – Endlich keine Leseabende mit anschließender Buchclubwerbung von Seiten Picards mehr!
Und den alte Vorwurf, dass ENTERPRISE nichts gegen die Schwulenfeindlichkeit von Star Trek unternimmt, können wir ebenfalls mit einem wissenden Blick auf das Captain’sche TV-Programm vor die Schiebetür setzen: Das war schließlich Wasserball, wie wir alle es lieben. – Feucht und heftig…
– Hoshi horcht hilflos-
Eigentlich wollte ich ja schon nörgeln, dass Mrs. Hoshi- „Universaltranslator war doch nur Shareware“ -Sato immer nur dann aus dem Reissack geprügelt wird, wenn die Autoren vorher für ihr linguistisches Versagen (plus Selbstzweifel) gesorgt haben. – Schließlich hatte Mayweather auch schon 2 – 3 Folgen, ohne dass er vorher vor einen Planeten fliegen musste…
Eigentlich ist dies aber egal, denn wir (die Redaktion) freuten uns ja immer, wenn wir der liebenswerte Pausbacke aus der WM-Land gegenüberstehen dürfen. – Auch mit den Beinen, mit denen wir bei ihrem Erscheinen prompt aus dem Sofa springen…
Schön fand ich am Ende: Das gespannte Warten auf die Antwort des fremden Wesens, das wohl zum Frühstück bereits mehrere Buckelwale mit Furzkissen hatte. Ach ja: Weil’s gerade her passt: Das permanente, schleimige Ekelgeräusch im Lagerraum war echte Weltklasse! – Wie? Nein, das hatte nichts mit Hoshi zu tun…
Die längst fällige Abreibung für die ach so erotische Mrs. „Spitzen-Lippe ist dicke Lippe“ T’Pol wollen wir im übrigen schon bald fortgesetzt sehen!
– Kraftloses Kraftfeld –
Faszinierend: Malcolm Reed ist der Erfinder des Kraftfeldes! Nicht, dass ich dies für besonders verwerflich halten würde (bei ST haben sich schon komplexere Technologien aus diversen Crewärmeln ergossen), ich wollte es nur mal eben erwähnen, OK? – Gut, dann machen wir jetzt mit dem nächsten Absatz weiter:
Zusammenfassend hat mir diese Folge recht gut gemundet. Inhaltlich ist sie zwar wieder einmal auf dem Überraschungsniveau von Waschmittelreklame, aber da ich dies bei jeder Episode erwähne, kann diese Schlussbemerkung als obligatorischer Miesepeter-Fetisch abgeheftet werden…
Doch endlich gab es wieder ST, wie wir es lieben: Unheimliche Begegnungen der 3.-klassigen Art, überschaubare, gewaltlose(!) Storys und halbwegs coole Sprüche von fast jedem Hauptcharakter…
* Beendet das Review, schmiert sich anerkennend mit Vaseline ein und wickelt sich zur Regernation in eine Hochspannungsleitung *
Note: 2
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