Star Trek Enterprise – 2.20 – „Horizon“ („Horizon“) Review
Wenn zwei kraushaarige Brüder im besoffenen Zustand über Logistik philosophieren, müssen es nicht immer die Gottschalks sein… Auch Mayweathers Sippschaft transportiert Waren von A nach B über Piratenüberfall C. – Nur gut, dass Vater Mayweather das nicht mehr erleben musste… Ob da unser Neid angebracht ist, klären wir nun…
Ich muss zugeben: Das süßliche Trompeten der God-save-our-family-Fanfare sowie die kitschige Bill-Cosby-Atmosphäre haben mich zu Beginn ganz schön eingelullt. Ein Zuckerschock mit Folgen: Ein Ostereinsatz-Kommando musste meine Familie aus meiner Wohnung befreien, wo ich sie unter Waffengewalt unter einem Weihnachtsbaum festgehalten hatte…
Es ist ja auch zu putzig: Drückeberger Mayweather umarmt wahllos jeden, der die Cargo-Fässer nicht schnell genug von Innen zuschlagen kann… Kein Wunder: Bei Maiwetter schlagen bekanntlich die Blätter aus.
Und wer soll DEIN Märzblatt sein? *Flöt*
Da haben wir Mama Mayweather, die Powerwitwe am Rostschutzmittel, die sich als dauerbesorgte Übermutti gern mal ein Stirnband knotet.
Oder wie wäre es mit Nummer 2, dem Bruder mit der Führungsschwäche, der schon aus nichtigen Anlass an die Decke geht und sich dabei nicht mit dem „Sweet Spot“ begnügt?
Oder wie wäre es mit dem fast blonden Model, das gern in der Mitte einer TV-Folge an den Fernsehbildschirm klopft, um „da geht noch was!“-Hoffnungen zu schüren und uns mit all dem Charme ihres roten 2003er-Shirts die zappbereite Fernbedienung aus der Hand zu winden?
„Was meinst du damit, `Ich bin nicht deine wirkliche Schwester`??“ – Susi steckt bei diesem Wiedersehen voller Überraschungen! – Auch hatte sie früher den Orgasmus nur vorgetäuscht!
Und dann erst der hübsch schrottige Frachter! Quasi der Warp-Regionalexpress von Mannheim nach Bitterfeld! Bei Erreichung von Lichtgeschwindigkeit verwandelt sich nämlich das laufruhige Vakuum in die Startrampe des Hussein-Airports. Wer sich hier nicht an einem müllig aussehenden (gewollt!) Haltgriff festhält, muss unter Umständen vom Fußboden aus in die Gesichter der schwarzen Großfamilie heraufblicken… Hat mir als Junggeselle alles sehr gut gefallen: Rosten statt Rasten. Schweißen gegen Reißen. Pit Stop statt Hip Hop. Daily Soap statt Gelpack (Schön: Tuckers samt Schmalzlocke halten sich mal etwas zurück). – Auch und gerade im zwischenmenschlichen Bereich.
Was uns zu dem eigentlichen Inhalt zurückführt: Obwohl etwas angepisst wegen des überraschenden Todes von Papa Mayweather, zieht Travis wieder in sein Kinderzimmer. Doch statt sich ausschließlich mit den alten Hörspielkassetten zu vergnügen, gelangt er in eine ausweglose Situation: Sein Bruder zeigt sich vom normalen Trek-Tagesgeschäft überfordert und lässt sich von einem läppischen Alienangriff in`s äußerste Ende seines Boxhorns jagen…
Als Travis einen Kampf vorschlägt, wird sein Bruder stinkig. Dicke Luft in Big Mama`s Ship. Als die Aliens jedoch erneut angreifen, halten die Jackson-Five wieder zusammen und zeigen dem Angreifer, wie man Schiffe rückwärts puzzelt. Folge: Frachter geht mit 1 : 0 vom Platz, Travis ist der Held der Stunde und alle lächeln in die Kamera…
„Jaaa. Genau. Mit dem Phaser draufschießen. Gut macht ihr das!“ – Dank Travis` wertvollen Geheimtricks zu den Möglichkeiten der freien Marktwirtschaft nimmt die Konkurrenz (hier: UPS) Mund und Frachtraum demnächst nicht mehr so voll…
Also wenn das nicht höchstens Durchschnitt ist, ist wohl der Notenschlüssel defekt… ST-Einheitsprogramm wie in der DDR! – Wie bei 95% aller zwischenmenschlicher Probleme in Star Trek wird eine Lösung von außerhalb herbeigeführt. Gäbe es keine phaserschwingenden Wegelagerer, so läge die Scheidungsrate im Alphaquadranten in exorbitanter Höhe. Immerhin in einem Orbit unserer Wahl… Und kaum hat sich ein Crewmitglied noch vor dem Vorspann zu seiner chronischen Platzangst bekannt, schon stolpert Scotty durch`s Zeitportal und macht schlagartig klar, dass Menschen gar nicht so schnell platzen können, wie man eigentlich annehmen würde.
Überhaupt: Gibt`s denn keine untergegangenen Joghurtkulturen mehr, die man auf irgendeinem Planeten erforschen könnte? Oder eine fremdartige Lebensform, die die Enterprise ausnahmsweise NICHT als Brutkasten nutzen oder ausgestopft in ein gigantisches Subraum-Museum stellen möchte? Denn wenn ich noch mehr von diesen Piratenstorys sehen soll, klappe ich irgendwann auch meine zweite Augenklappe herunter! Da bin ich eisenhart! – Wenn ich dann noch mal ein Auge zudrücke, bekommt es niemand mehr mit…
Immerhin funktioniert die Episode einigermaßen als Charakterfolge. Mit Grausen erinnere ich mich noch an Folge 10, „Familienbande“, wo Freund Mayweather vom unbeachteten Stichwortgeber zum storyentscheidenden Stichwortgeber befördert wurde. Damals entschied er mit einem Kurzmonolog mit dem ungefähren Inhalt „Hört mal auf mit dem Scheiß!“ (zusammengefasst) die Streitigkeiten auf einem Frachter.
„Die Fässer? Nein, die gehören nicht zur Fracht. Morgen ist doch Oktoberfest in Mosambik!“ – Wenn Travis die Fracht löscht, kann sein Durst was erleben. Kein Wunder, dass da der mehrminütige Frachterrundgang nur einen Radius von 1 Meter hat…
Diesmal darf er immerhin minutenlang herumlaufen, basteln, kein einziges Mal auf der Krankenstation abhängen und Fake-Erinnerungen mit einer ganzen Palette Gastdarsteller austauschen. Wem das immer noch nicht genug Familienleben ist, muss entweder selber einen unstillbaren Nachholbedarf haben oder gleich unter Wölfen aufgewachsen sein…
„Weißt du noch, Travis? Damals?“
„Oh, ja! Du meinst die Sache mit dem…“
„Ne, ich meine das Ding, wo…“
„Ach, DAS! – Ne, daran erinnere ich mich echt nicht mehr…“
Auch der tote Vater darf natürlich nicht vergessen werden und versprüht durch Sprachrohr Travis nachträglich noch ein paar Worte der Weisheit: „Er hätte niemals aufgegeben, niemals kapituliert!“ – Gähn. Schien ja echt ein vielschichtiger Mann gewesen zu sein…
Lustiger fand ich jedoch die Nebenhandlung! Archer überredet T`Pol zu einem Kinoabend mit Horrorfilm. Nachdem Phlox als dauerplappernder Merkwürden („Das Buch dazu hat mir damals besser geschmeckt.“ – *Kau*) fast den Film versaut hätte, gelingt es der Crew, den Streifen doch noch zuende zu schauen und ist glücklich. Zur Feier des Tages guckt man sich ein paar Vulkane an und geht erst spät zu Bett. – Ihr habt`s erraten: vom dramaturgischen Aufbau fast identisch mit dem Hauptplot, wenn auch deutlich spannender…
„Hey! Pssss! Heute schon an meinem Finger gezogen?“ – So jemanden wie Phlox gibt es wohl in jedem Kino. Immerhin verhält ER sich aber schon nach der ersten Ermahnung wieder normal. Nur die gebrannten Fußnägel könnte er noch etwas geräuschloser aus der Schüssel klauben…
Fazit:
Ein vielversprechender Beginn und eine nette Nebenhandlung können nicht übertünchen, dass die Spannung irgendwo zwischen Tante Ernas Gallenstein und Opa Alfons Trinkunfall am Gabelstapler versackt. Neue Zuschauer gewinnt man mit solchen Standardfolgen eh nicht, wenn man von der realen Familie des normalerweise bedauernswerten Anthony Montgomery absieht… („Unser Junge ist im Fernseeeehn! – Minutenlang!“)
Note: 3
Tja, wenigstens ist die Rolle des obligatorischen Nervenarsches (Wesley, Kim, Maiwetter) genauso mit verschiedenen Ethnien besetzt wie der Kiptn. (Amerikaner, Engländer, Amerikaner, amerikanischer und männlcher, Amerikaner)
Außerdem, ist das der ersten Piratenüberfall in der Geschichte? Entweder ich wehr mich, oder nich.
Hmmm. Mayweather ist wie immer. Schwarz und selbst in seiner eigenen Charakterfolge irgendwie absolut überflüssig und unbedeutend
Himmel, du hast recht…
Der Mayweather ist wirklich in jeder Episode schwarz!
Dabei ist es doch gerade bei ENT so wichtig, dass sich ein Charakter mal verändert!
Ansonsten eine typische Episode von "Alle unter einer Hüllenplatte", denn mittlerweile würde ich sogar Steve Urkel als Ersatz für den stummen Steuermann willkommen heissen…
Und dies zeigt doch, wie weit es mit der Serie gekommen ist.
ist ja auch kein Wunder wenn Enterprise (von euch aus gesehen) zum Schwarz ergärn ist. hYPE`'
Ich fand die Episode ganz anständig.
Die drei ist absolut verdient. Weder überdurschnittlich gut, noch abartig schlecht.
Mayweathers Mum fand ich allerdings echt spitze.
ÜberFLÜSSIG war auch etwas ganz anderes. Ist jemandem aufgefallen, dass gleich am Anfang in der Szene, wo sich Keptin Bogenschütze mit Mei-was-ein-Wetter unterhält, seine Tränen unlogischerweise nach unten laufen, obwohl die beiden eigentlich kopfüber in einer Null-G-Umgebung hängen? Eigentlich hätten sich die Tropfen gleichmäßig im Raum verteilen müssen…
Boah, bist du nerdy!
Respekt! XD