„Hellboy 2 – Die goldene Armee“ – Ein höllisches Review
Den ersten Teil fand ich recht gut, was vor allem daran lag, dass er es war. Wo sonst ist denn schon ein Höllenbewohner die Hauptfigur, von unserem ehemaligen Chefredakteur G.G.Hoffmann mal abgesehen? Den kultigen Aufzieh-Nazi des Vorgängers im Hinterkopf, musste ich natürlich auch in die Fortsetzung gehen. Und ich muss uneingeschränkt sagen: Diese war recht gut. Fast toll. Glaube ich. Oder? Ach, ich weiß auch nicht… – Hey, guckt mich nicht so fordernd an, ihr macht mich ganz nervös!
Im Kasperletheater ist Tag des offenen Vorhangs und alle dürfen mal hinter die Bühne blicken, wo sich die Hühnen kicken. – Klingt seltsam, ist aber so. Die Suche nach der goldenen Armee ist nämlich nicht mehr als ein Vorwand, um mal ein paar kranke Sackgesichter-Phantasien auszuleben und Wesen zu präsentieren, die sogar bei Star Wars als zu abstrus aussortiert worden wären…
Del Toro bombardiert den Zuschauer permanent mit Lebensformen, die so phantasievoll sind, dass man den Grundplot mit der Zeit aus den Augen verliert. Egal, wo die eigenen Guckluken auch angedübelt sein mögen… Da gibt es Wesen, denen ein Miniaturpalast(!) auf dem Kopf wächst, sprechende Tumore, einen riesigen Pfau, der einen steinernen Fächer im Gesicht kleben hat und gigantische Felswesen, um jetzt mal nur (st)einige zu nennen… Kein Wunder, wenn im Kinosaal dann plötzlich die Bierflaschen an der Wand zerschellen und etliche Jugendliche schwören, endlich mit dem Trinken aufzuhören…
Somit besteht der ganze Film eigentlich nur darin, irgendwelche Phantasten nach dem Weg zu fragen oder ihnen die benötigten Informationen aus dem Silikon zu prügeln. Das schöne ist aber, dass dieses anfangs kaum stört, da alles visuell einfach zu vollge(s)packt ist, um Langeweile aufkommen zu lassen. Und wenn diese sich DOCH sehen lassen würde, bekäme sie von Hellboy eben auch eine aufs Maul, ey!
„Aber Boss?! Sie haben mir doch selbst gesagt, dass ich ihnen einen neuen Locher in ihr Büro bringen soll!“ – beidseitig „armed“: Ihr werdet nie erraten, wie man in der Hölle normalerweise an rote Druckerpatronen kam… Tipp: Es war keine Tinte drin! Manchmal versteht Hellboy seinen Vorgesetzten aber auch einfach nicht richtig. Muss der denn auch immer so undeutlich herumschreien, wenn der Rote ihn mal wieder aus dem Fenster hängen lässt?
Zumindest auf der Seite der Optikerfraktion fährt „Hellboy 2“ also zu Recht lobende Worte ein. Vor allem die (Real-)Kulissen wirken teuer nahe der Unterkante Obergrenze. Und auch die CGI erlaubt sich keine Schwäche, von der leichten Weichheit in den Beinen der schnell zu beeindrucken Zuschauer mal abgesehen. Wenn man die eher lahmen Effekte von Hancock (Budget: 150 Millionen) zum Vergleich heranzieht, sieht dieser bunte Fantasy-Schinken mit seinen 72 Millionen US-Peanuts sogar noch mal beeindruckender aus. – Habt ihr angesichts dessen nicht auch Lust auf ein paar Geldüberweisungen an Sparkiller und mich?
Nach „Pan’s Labyrinth“ (dessen Erfolg auch der einzige Grund war, warum Del Toro nach dem überschaubaren Erfolg des ersten Hellboy-Teils noch mal dran durfte) zeigt der dicke Visionär mit der Lizenz zum „Kleinen Hobbit“ also noch mal, dass er phantasiereiche Filmprojekte durchaus zu stemmen weiß. Schade nur, dass ihm beim Verdauen der psychoaktiven Substanzen nur diese ansehnlichen Fürze, jedoch aber kein vernünftiges Drehbuch entfahren ist:
Die Suche nach Motivation der bösen Elfen-Kalkleiste war wohl als Stoff für einen epischen Bonusfilm gedacht. Außer Sätzen wie „Wir können den Menschen nicht trauen“ ist aus dem Fiesbold nämlich nichts herauszubekommen, was nicht schon Adolf Hitler als zu klischeehaft abgelehnt hätte. Schade, dass es hier nicht mehr Dialogszenen zwischen Hellboy und dem Albino-Kleiderständer gab, denn gerade hier wurde so viel Potenzial verzockt, dass man Del Toro als spielsüchtigen Kreativinvestor ansehen könnte. Nur in wenigen Szenen klingt die wahre epische Breite der möglichen Charakterentwicklung an: Wenn Hellboy erkennt, dass die undankbaren Menschen ihn nur als Freak ansehen und er als Bösewicht mehr Aufstiegschancen hätte, ist das ganz großes Kino. Oder halt ganz großer… Vorfilm, denn länger dauern diese Passagen wirklich nicht.
„Ich musste dieses Gebäude einfach zerstören, Liebes! Dort wurde ein rachsüchtiges, eifersüchtiges und blutrünstiges Wesen angebetet!“ – „Das war eine Kirche, Herrgott! Und sie hätten bestimmt damit aufgehört, aus dem Alten Testament vorzulesen, wenn Du sie nur nett darum gebeten hättest!“ – Voll vera(r)scht: Hellboy kommt mit den Religionen immer noch ein wenig durcheinander. Kürzlich sprach er einen Vertreter des Ku-Klux-Clans sogar mit den Worten „Ich bin unwürdig, heiliger Vater“ an!
Die komplette Story lässt sich tatsächlich in zwei Sätzen zusammenfassen: Ein abtrünniger Prinz will die Goldene Armee erwecken, braucht dafür drei Kronenteile, von denen eines seiner Schwester gehört. Diese hat sich Hellboys Team angeschlossen, wodurch sich die Erweckung der edelmetallischen Raubritter ein bisschen hinzieht.
Dass mir diese Simplifizierung nicht den Film verleidet hat, liegt eventuell daran, dass „Open World“ ja im Moment so angesagt ist. Das bedeutet bei Computerspielern so viel wie: „Die Story ist nicht der Rede wert, aber dafür könnt ihr machen, was ihr wollt, und zwar auf 30 Quadratkilometern (3 davon bebaut)!“
Somit wird der Weg das Ziel und Hellboys Besuch auf dem Trollmarkt das eigentliche Highlight des Streifens. Und damit die World auch irgendwie „Open“ bleibt, lebt Hellboy einfach unsere geheimen Phantasien aus und haut dem katzenfressenden(!) Mütterlein mal eben was vor die Dauerwelle, bis der Film als „Flugsimulator“ durchgeht… Haha! Anarchie ist halt schon was feines, wenn man selber nicht gerade ein Hänfling ist.
Überhaupt ist Hellboy die coolste Sau im ganzen Film, und das nicht nur, weil er so gern fernsieht und Bier trinkt. Er ist einfach die personifizierte Dialogzeile eines amüsanten Actionfilms wie „Stirb Langsam“, „Indiana Jones“ oder „Lethal Weapon“. Selten konnte jemand so abgedroschene Floskeln wie „Du hast meine Zigarre zerknickt, jetzt werde ich RICHTIG sauer!“ so zeitlos unterbringen wie das scharlachrote Korkengesicht.
Ansonsten ist auch Fischmann Ape ein Sympathieträger. Die Szene, in der er mit seinem roten Kumpel besoffen vor dem Kaminfeuer sitzt und ein Liebeslied singt, wird für das Jahr 2008 unweigerlich in die Filmanalen eingehen. Ein zweitklassiger Internet-Kritiker spürt so etwas einfach!
„Sie müssen unbedingt mit Hellboy sprechen, Cheffchen! Gestern hat er sich doch glatt das Wasser meines Wohnaquariums in die Nase gezogen. UND ES IST HEUTE IMMER NOCH DA DRIN!“ – Was willer? Wasser willer! Ape verkörpert den Denker und Intellektuellen in uns. Und auch diejenigen, die der Druckerindustrie stets glaubten, dass Druckerstaub nicht das Erbgut angreift. Immerhin ist der Herr rechts sein Zwillingsbruder!
Überhaupt ist Hellboy ein eher heller Junge, zumindest, was den Humor angeht. Die Handlung ist eher lustig als spannend, eher locker-fluffig als rockig-muffig. Sozusagen das Raffaelo unter den Comicverfilmungen, keine herbe Haselnusstafel from Hell. Im Gegensatz zu vielen anderen Genrevertretern hockt der Protagonist hier nicht in der Sofaecke seiner Patentante und heult rum, weil sich seine Beziehungen auf den innersten Kreis der „Hell’s Angels“ beschränken. Zwar ist er seelisch auch nicht ganz auf dem Damm, könnte dafür aber problemlos einen einreißen. Und das sorgt ja schnell wieder für Fun & Goodfeel.
Überhaupt ist dieser Film ein Außenseiterdrama, das Mut macht. Einfach weil es zeigt, dass auch Leute, die einen Unfall beim Öffnen von zwei Sektflaschen hatten, eine Freundin finden können. Selma ist wirklich ein schnuckeliges Mädel, hat aber leider nur zweitklassige Dialoge. Aber dafür verkörpert sie immerhin den Typus der zickigen Hängefresse, was auch dadurch verstärkt wird, dass die Dame ab und zu mal Feuer fängt. – Ist das nicht schön, wenn Persönlichkeitsmerkmale in solchen Filmen stets wörtlich genommen werden? Das ist nicht mal mehr Küchenpsychologie, sondern bereits Speisekammerniveau. Aber das ist egal.
Von der seltsamen Beziehung zwischen Ape und der Prinzessin hätte ich auch gerne mehr gesehen, denn wo die Liebe auch hinfällt, braucht es jemand, der genüsslich auf ihr herumtrampelt. Immerhin gibt es einiges von Doktor Krauss zu sehen, dem Deutschen, der nur aus Gas besteht. Übrigens könnt ihr euch an einer Astralhand abzählen, wie lange es gedauert hat, bis die Kombination „Gas“ und „Deutscher“ für einen moralinsauren Schluckauf bei politisch Überkorrekten gesorgt hat.
„Sie haben Recht! Auch ich stimme mit ihnen überein, dass die Silbe ‚Un‘ in dem Wörtchen ‚Unkraut‘ durchaus einen herablassende Beigeschmack besitzt! Ich entschuldige mich hiermit in aller Form! Solange ich noch eine besitze, wuaaah!“ – Jedes Böhnchen gibt ein Explosönchen: Was hier GENAU passiert ist, will ich gar nicht erklären. Es genügt, wenn ich folgendes sage: Wir können alle froh sein, wenn unser Haus nicht in einer jener Realitätsebenen steht, die gemeinhin für solche Filme herangezogen werden…
Schade ist bei all dem Positiven jedoch, dass das Ende so formelhaft daherkommt. Klischee Juchee, man wartet förmlich auf die Lautsprecherdurchsage: „Bitte warten sie einen Moment. Der Film wird in wenigen Sekunden ihre Erwartungshaltung einnehmen.“ – Die übliche Selbst(auf)opferung darf ebenso wenig fehlen wie der eigentlich besiegte Bösewicht, der dem Guten am Ende doch noch mal mit dem Brötchenmesser hinterherrennt.
Dennoch fühlte ich mich gut unterhalten, jedoch weiß ich schon jetzt, dass ich mich beim zweiten Sehen fragen werden, WARUM eigentlich. Selbsthass wird aufkommen aufgrund meiner früheren Lobhudelei, dazu nervöser Ausschlag und Magenprobleme. Wenn ich mir DANN noch vorstelle, dieses optische Prachtstück mit dem Pro 7-Logo vorgesetzt zu bekommen, wird mir jetzt schon übel. Unterhalb eines 37-Zoll-Flachbildfernsehers und absoluter Werbefreiheit ist dieser Film definitiv nicht geeignet, wenn die Bombast-Effekte nicht in einer bunten Pixelwolke verpuffen sollen.
Fazit: Gibt Schlimmeres. Im Reigen der Superheldenverfilmungen nimmt Hellboy den Platz des unterhaltsamen No-Brainers ein, der sich keine Fehler leisten konnte, einfach, weil alles Geld für die teuren Kulissen draufgegangen ist. Quasi „Phantastic Four“, nur halt mit tollen Darstellern, schönen Kulissen und interessantem Hintergrund. Der rote Riese ist halt der „Harry Potter“ für Bruce-Willis-Fans. Und er ist der bessere Hulk für Menschen, die schon „Verrückt nach Mary“ mochten. Daher: Kino ja, aber bitte nicht später mal im Fernsehen gucken, versprochen?
Kinowertung:
Wertung für Pro7-Weihnachtsfilm-mit-eingeblendeter-Gewinnspielwerbung:
Denn nehmen sich viele ähnliche Werke der letzten Zeit zu ernst oder wirken in ihrer Lustigkeit einfach plump konstruiert („Anmerkung: Hier noch lustigen Spruch einbauen.“), so schwingt beim Hellboy die ganze Zeit über nicht nur seine Riesenfaust sondern auch die Stimmung des Zuschauers einen gekonnten rechten Haken. Fast glaubt man, Bud Spencer wäre aus Versehen in einen Topf mit roter Farbe gefallen!
Und auch die Story weiß zu gefallen. Die geheime Keramik-Arme dient zwar nur als Ausrede für diverse fulminante (wollte ich schon immer mal sagen) Aufeinandertreffen der „Guten und Bösen“(tm), diese sind dann aber so einfallsreich und schwungvoll inszeniert, daß man diese Klopper, Marke „Endkampf“, auch bis zu diesem gar nicht vermißt. Eigentlich bin ich auch gar kein Freund des übermäßigen Effekte-Einsatzes, aber man schafft es halt auch irgendwie, trotzdem nicht die Charaktere darin untergehen zu lassen.
Apropos Effekte. Qualitativ stellen diese für mich sogar das Beste dar, was die Amigos… pardon… Amigas der Effekte-Branche momentan aus dem Laufwerkschacht spucken können. Zusammen mit dem „del Toro“-Look des Regisseurs werden hier kreative Kreaturen gekonnt mit den (echten) Schauspielern zusammengebracht, daß man für George Lucas nur noch eine hochgezogene Augenbraue übrig hat.
Daher fand ich es auch schade, daß der Film trotz vernünftiger Länge immer noch etwas gehetzt wirkte. Gegen eine längere DVD-Fassung wie beim Vorgänger hätte ich deswegen auch gar nichts gehabt. Note: 2
Ich hatte HB1 direkt am Montag vorm Dienstag zum allerersten Mal gesehen und fand ihn prinzipiell ganz witzig, wenn auch nicht überragend. Am Dienstag war ich dann erstmal enttäuscht, dass Myers/Meiers/Maiers/whatever nicht dabei war.
Aber letztendlich trifft es dass, der Weg war das Ziel, einen oder gar den Höhepunkt hatte der Film nämlich nicht, nicht mal der „Finalkampf“ war einer.
Und so kam er dann – der Abspann.
Wolverine hat mir da als grummeliger Superheld besser gefallen.
Mein persönlicher Liebling in HB2 war Dr. Krauss (mit Doppel-S)! Allein dieser kauzige Kerl hätte den Film locker selbst tragen können. Wenn er dann noch „Meine kleine Krankenschwester“ trällert, möchte ich ihn knuddeln und wuddeln und ganz doll lieb haben!
Von den vier Filmen, die ich dieses Jahr im Kino gesehen hab, war das der Beste (Batman war super, Wall-E war gähn, und AvP2 war balla balla)! Anscheinend gibt es doch noch moderne Filme, für die ich noch nicht zu alt bin…
Ich fand ihn auch supi, von den schön vereinfachten Figuren in der Erzählung am Anfang, über die Trinkszene bis zu dem actionreichen Finale, war der Film Toll erzählt und umgesetzt. Die Charaktere waren (mir Ausnahme des Prinzen) auch ganz nett, mir haben aber der russische Magier und der Maschinen-Nazi aus Teil eins besser gefallen.
Alles in allem solides Popkornkino. Ne 3 von mir (auch wenn keiner Fragt ;)).
Teil eins bekommt ne 2,5.
Cheers, Kuang
tach auch !
Ih kann mich Kuangs geht so anscjließen.
Ich fand Teil 1 Gut Teil 2 geht so und Teil 3 brauche ich nicht wirklich.
Und eigentlich ist Klapo meiner meinung, er hat es mit der pro 7 herunterstufung nur zu spät gesagt.,
gruss Bergh
Hab den Film gestern Nacht halb besoffen gesehen. Mochte ihn sehr.