DS9: Fight Club – Folge 20 – „Die Schlacht am Rio Sangria“
Der ganze Brocken fing an zu zittern und zu vibrieren, daß es die noch Stehenden augenblicklich von den Füßen holte. Dort wo eben noch der sabbernde Labergreis seine Schmonzetten niedergeschmettert hatte und herrlichster Sonnenschein den aufgeschütteten Sandstrand zum Verweilen einlud, tat sich ein unendlich dunkles Etwas auf.
Es schien alles Licht in sich hineinzusaugen, sämtliche unmenschlichen Laute, die eben noch zu vernehmen waren, wurden ebenfalls von diesem größer werdenden Etwas verschlungen.
„Er hat ein Ein Riß im Raum-Zeit-Gefüge verursacht! Welcher Hirntote soll das denn jetzt schon wieder ausbaden?? – RAMSCH!!…“ keifte Original-Müller herum und vergaß in all dem Trubel sein Cool Dugat-Kostüm und ließ zu allem Überfluss auch noch seinen Bierhumpen fallen…
Dieses Raum-Zeit-Gefüge hatte einige Ausläufer, die man als Außenstehender auch als Fangarme bezeichnen konnte. Und eben diese hatten sich gerade um Mondamins Kopf gelegt, mit der Konsequenz, das die Ohren des Captains in einer anderen Zeitebene herumirrten, welche ausgerechnet die letzten Worte gebetsmühlenartig wiederholte… „RAMSCH… RAMSCH… RAMSCH!… SCH…“
„Verfluchte Scheiße! Hätten wir Chief O´Schleim damals im Ventilator eher bemerkt, wäre er jetzt am Leben und könnte uns alle retten, aber so bleibt wieder einmal alles an mir hängen!“
Das stimmte nicht ganz: Die ersten Leichenfetzen seiner Verkleidung stoben bereits von seinem Körper… Außerdem hatte Cpt. Fleischkopf-Müller nicht bedacht, daß er unter normalen Umständen (die ja aufgrund des Chaos derzeit herrschten) ohne Zweifel mit diesen folgeschweren Sätzen seine Tarnung zunichte gemacht hätte. Doch zum Glück waren Parabol-Müller, die Entenscheiß-Crew und die Barblasianer viel zu sehr durch das momentane Geschehen abgelenkt, um etwas zu bemerken:
Original-Müller stand immerhin inmitten einer lila-gestreiften Zeitverwerfung, die mit Blitzen und Transparenzeffekten ziemlich großzügig um sich warf und ständig größer wurde. Fleischkopf-Müller war nun ausgiebig damit beschäftigt, die herumrasenden Zeiger seiner ausflippenden Armbanduhr kulleräugig zu begaffen und das Ziffernblatt mit Fausthieben zu traktieren…
„Ey, boah, ey, voll krass, das hier alles, Mann.“ kam´s von den billigen Zuschauerplätzen, wo sich die hiesigen Strandproleten eingefunden hatten, um das Spektakel zu beobachten. Plötzlich wuchs die Zeitverwerfung sprunghaft an…
Langsam löste sich auch Fleischkopf-Müllers Bar-Blasianer Make-Up, und machte sich auf in die Ewigkeit. Und mit einem Blitz war die Szenerie wie ausgestorben. Bis auf ein paar Blutflecken war von den versammelten Personen nichts mehr übrig geblieben.
Ein erneuter Blitz zuckte auf. Gleichzeitig wehte eine leichte Brise über den hellen Sand und die Sonne stand hoch am Himmel. Es war heiß und die klaren, blau schimmernden Wellen des Meeres rauschten verheißungsvoll. Doch all diese Inputs gingen an den Anwesenden vorbei. Fleischkopf-Müller versuchte die peinliche Stille zu durchbrechen:
„So, und was machen wir jetzt? Wir sind 23 Minuten in die Zukunft katapultiert worden wegen diesem verdammten Schmonzettengerippe! Wie sollen wir denn jemals wieder zurück in unsere Zeit kommen, hää? He, Du da, dich frage ich auch! Was glotzt’e so blöde?“
Die Barblasianier- und Köderationscrew starrte entsetzt in das Gesicht des Captains, welches sich, wie eine Weißwurst aus ihrer Pelle, langsam und unaufhaltsam aus dem Fake-Dugat-Outfit schälte. Überall an seinem Körper hingen in Fetzen die Überreste seiner Ex-Tarnung.
Cpt. Parabol-Müller erkannte sein Gegenüber als die Person, die sie war: Sein Nebenbuhler, sein Ebenbild, seine eigene Scheißfresse. Sofort suchte er nach einem geeigneten Schlagwerkzeug. Irgendetwas störte ihn aber doch noch… Er dachte nach… Die Anwesenden warteten gespannt, während Fleischkopf-Müller immer noch zu erfahren versuchte, warum ihn jeder so blass, so bleich, so mehlig anstarrte…
Zehn Minuten vergingen, die Anwesenden waren nicht mehr ganz so gespannt, Fleischkopf-Müller hatte sich unterdessen abgetastet und festgestellt, daß seine Tarnung im Arsch war.
Dreißig Minuten später, die Anwesenden hingen gelangweilt am Strand herum, während Fleischkopf-Müller sich Hautfetzen seiner Tarnung mit Spucke ins Gesicht klebte, damit wenigstens ein wenig Schadensbegrenzung betrieben werden konnte.
Sechzig Minuten später, die Anwesenden waren nicht mehr anwesend, sondern planschten in den Wellen herum oder hatten sich zum Sonnen in den Sand gelegt. Fleischkopf-Müller hatte sein Flickenwerk-Antlitz in die nächste Kneipe bewegt…
Nun steckten sie also fest, an einem Ort, der ihnen vollkommen unbekannt war (naja, zum Teil), an einem Ort, wo Lust und Laster regierten (sie wollten eigentlich gar nicht mehr weg), an einem Ort an dem nur Vollidioten herumlungerten (es war mehr als einfach, Strandmiezen abzuschleppen).
So langsam gefiel es ihnen hier, es gab Alkohol in rauen Mengen, niemanden, der über bessere Manieren verfügte, als die beiden Captains und absolut gar keinen Grund, das Gehirn in Gang zu halten. Die beiden Dama’s entledigten sich ihrer Kleidung und rekelten sich nackt zwischen ein paar Strandgästen, die gerade damit beschäftigt waren den flüssigen Inhalt eines Stiefels in ihre Hälse zu entleeren…
Doch Fleischkopf-Müller und die gesamte Crew waren durch den unfreiwilligen Zeitsprung direkt in eine Katastrophe befördert worden: Denn so blökte plötzlich eine raue, alkoholbelegte Stimme der Marke: „Jetzt machen wir Party, koste es, was es wolle“ über die friedliche Inselwelt hinweg:
„Freibier für ALLE!“
Keine 2 Sekunden später begannen sich erste Ausläufer des drohenden Unheils abzuzeichnen:
Die Erde begann zu beben, das Wasser riß einige „normalgewichtige“ Badegäste mit sich, und vereinzelt wurden die Dächer der Strohhütten abgehoben…
Es hatte nur Sekunden gedauert, bis sich die sämtlichen deutschen Besucher und stirngeschwülstigen Aliens in eine galoppierende Herde verwandelt hatten… Wie ein Heuschreckenschwarm überflutete die Menge nun den Strand und raste, wie in einem gigantischen Sangriastrom gefangen, kollektiv auf das am Horizont schimmernde Bierzelt zu. Die durch die Staubwolke hervorgerufene Sonnenverfinsterung sowie der dadurch folgende Kälteeinbruch hielten die Anwesenden nicht im geringsten auf…
Trotz der nun schlechten Sicht fand die Herde zielsicher die richtige Richtung… Nur einige ältere Teilnehmer des Naturschauspiels mußten jedoch angesichts der rempelnden Menge passen…
Wenn sie nicht sofort niedergetrampelt wurden, wurden sie von einigen wogenden Ausläufern der Herde mitgerissen und fanden ihr vorzeitiges Ende auf einer Palme, einer Bar-Regenrinne oder auf sonstigen Landschaftlichen Erhebungen, auf die sie gespült worden waren…
Ab und an konnte man in der wimmelnden Masse einige Leittiere ausmachen, die schnüffelnd den Kopf hoben, um die Witterung nicht zu verlieren. Muttertiere hatten ihre Brut am Strand zurückgelassen und junge, unerfahrene Mitziehende hatten Mühe, die leeren Sangriafässer mit der gleichen gazellenartigen Elleganz zu überspringen, wie es die älteren Herdenteilnehmer taten…
Nur aus der Luftperspektive wäre zu sehen gewesen, dass sich nur ein kleiner Punkt dem Strom widersetzte und sich mühevoll in die entgegengesetzte Richtung vorkämpfte: Captain Fleischkopf-Müller! (Original)…
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