„Star Trek – Lower Decks“ – 5.02 – „Shades Of Green“ – Review
Willkommen zur zweiten Folge von „Nervöser Schluckauf mit schrillen Stimmen“. Erneut erleben wir die politischen Tiefen und Fallstricke bei den Orionern, wenn verfeindete Fraktionen ihre „Robin Hood“-Lektüre unterschiedlich auslegen. Natürlich gibt es auch noch weitere Nebenhandlungen, in die jeweils drei Sätze an persönlichen Figurenproblemen eingestreut werden. Wobei „eingestreut“ vielleicht das falsche Wort ist. Oder würdet ihr einen Pfefferstreuer mit einem mikroskopischen Loch noch als „Streuer“ bezeichnen?
Inhalt:
Tendis Schwester ist vermutlich schwanger – was sie aber nicht von einem Space-Segelwettstreit mit einer anderen Piratentruppe abhält.
Währenddessen geraten Boimler und Mariner auf einem Planeten in eine antikapitalistische Revolution. Und dann in einen Hinterhalt der Einheimischen.
(Natürlich haben beide Storylines noch ein paar Drehungen mehr, aber wir wollen hier ja kein Comedy[katzen]gold spoilern.)
Besprechung:
SO startet man eigentlich eine neue Staffel. Vergesst den Wahnsinn von Folge 1! – Äh, das ist eigentlich eine rhetorische Aufforderung…
Denn man beginnt lobenswerterweise mit kleinen Figuren(-Neu)-Vorstellungen für alle, die ihr Nu-Trek gerne mit einer Schachtel Amnesiepillen genießen: Boimler z.B. überlegt, sich einen Schnurrbart wachsen zu lassen, während Tendis Schwester vermutlich ein Baby erwartet. Rutherford repariert eine Tür (= menschlich, praktisch, braucht jeder mal) uuund die anderen Hibbelkopp-Halodris machen auch irgendwas.
Wobei all das eher egal ist. Denn die Haupthandlung ist Tendis Segelschiff-Rennen gegen eine andere Piratengruppe.
Okay, solche Storys mag ich ja eigentlich nicht sooo. Das erinnert mich stets an uralte Disney-Comics, wo es jede Woche einen Angelwettbewerb, einen Tanzwettbewerb, einen Briefträgerwettbewerb und einen „Denk-dir-neue-Wettbewerbe-aus“-Wettbewerb gab. Da fragte ich mich schon damals: Warum jede Woche ein anderes Kräftemessen, wenn man stattdessen den Yeti, das Goldene Vlies oder den Stein der Weisen suchen könnte? – Also nachdem Onkel Dagobert ihn in seinem Lagerraum verbummelt hat…
„Achtung, die Art-Design-Qualität ist jetzt auf 110%!“ – „Captain, Captain! Ist das nicht viel zu SCHÖN? Wir könnten dafür abgesetzt werden!“ – Headtrick mit Grafik: Die Weltraumsequenzen (samt Musik!) werde ich wirklich an Lower Decks vermissen. Denn die Serie wird ja wirklich nicht verlängert! Komisch… Mehr Geld rausschmeißen als Discovery & Co. geht doch kaum?
Vielleicht musste ich hier aber auch nur zu sehr an die Voy-Episode „Das Rennen“ (7.03) denken, wo ich mir damals dachte: „Okaaay. Ist der Witz im Kapitalismus nicht der, dass man Produkte erschafft, die Leute auch haben wollen?“
Wobei die Episode eigentlich mehr an „Explorer“ (DS9, 3.22) angelehnt ist, in der Sisko und Jake mit einem Bajoranischen Sonnensegler überraschend auf Lichtgeschwindigkeit gehen – und Dukat überraschen. Und ihren eigenen Maßstab für eine gute Vatter-Sohn-Beziehung.
Blöd nur, das derartige Inhaltsperlen in Lower Decks niemals auftauchen wollen… Hier perlt nur der gefühlt zehnte Zwergenaufstand an Bord, wann immer irgendwer eine schrillere Superduper-Idee als Figur X/Y/Z hat. Dann wird an Armen und Beinen gezerrt, als wäre es mein Geduldsfaden in Bezug auf Star Trek seit 2017…
Apropos Perlen: Der Planet, auf dem der Kapitalismus abgeschafft wird, weckte eigentlich mein Interesse. Da Lower Decks aber eher eine FDP-Serie ist (habe ich oft genug dargelegt – *auf Kollege Sparkiller in Markus-Lanz-Kostüm zeig*), serviert man daraus nur ein paar kesse Sprüche um geldgeile Extremisten und anarchistische Linke. („Hey, wieso stehen wir vor dem Laden an?! Gröööhl!“)
Was besonders schade ist, da Picards Rede in „First Contact“ zur monetenlosen Gesellschaft zu den Top-10-Dialogen der Franchise-Geschichte zählt.
„Sie verbrennen all ihr Geld. Das ist echt ein Anblick!“ – „Dann solltest du erst mal die kilometerbreite Feuersäule sehen, mit der sie die Server mit den Bitcoins loswerden.“ – Brot für die Geld: Diese Story bleibt leider anekdotisch und mündet in der üblichen Rettungsaktion anderer Crewmitglieder. Hmm… Mehr Trickfilm-Drehbuch = Geldverbrennung hoch 2?
Weitere Mini-Stichpunkte auf meiner Liste:
– Die bewaffneten Haushaltsroboter waren nett. Vor allem die unübliche Birnenform. (Ja, ich VERSUCHE hier verzweifelt, der Serie Positivpunkte abzugewinnen. Was dagegen?!)
– Der Aufstand auf dem „Segelschiff“ nervte mich. Gibt es irgendwas, was die Orion-Piraten hinbekommen, ohne sich wie eine klingonische Krabbelgruppe auf Steroiden zu verhalten?
– Wie so oft hätte ich gerne mehr von der Vulkanierin gesehen, die lediglich Reparatur-Dispute mit Rutherford hat. Wobei ich die Figur eher in der Haupthandlung sehen möchte! Quasi als Schwachsinns-Ausputzer.
Wieso soll ICH den Käse ganz alleine wegwischen, hää? (*Auf Star Trek-Arbeitsvisum von 1994 zeig*)
Fazit:
Sorry, für die ganze Orion-Geschichte gibt es erneut nur 2,5 Sterne. Wenn ich noch einmal grüne Punker mit Raub- und Wegnehm-Fantasien sehen muss, mopse ich dem Nachbarkind den Lutscher!
Und gebe ihn schon aus PRINZIP sofort wieder her.
Die Orionpiraten-Schwangerschafts-Geschichte führte am Ende nur zu einem klärenden Endsatz, während der guten Gag der Geldverbrennung im Finale GAR NICHT MEHR zu Ende gedacht wurde.
Ist das etwa diese kreative, kunstvolle Trek-Parodie, von der andere Reviewer immer sprechen?!
(*fragend auf Blumentopf mit Paramounts Marketing-Geld in den Taschen zeig*)
wo bleibt eigentlich die kritik zu 5.03?
Tatsächlich mag ich die aber die Figuren irgendwie.
Viel mehr, als es die anderen Figuren der ganzen neuen Live-Action-Serien zu tun vermocht haben.
Ja, Charakterentwicklung und die Geschichten an sich treten schon irgendwie auf der Stelle – da stimme ich ja zu. Trotzdem schaue ich deutlich lieber eine LD Folge als was von den anderen neuen Interpretationen.