„Star Trek – Lower Decks“ – 5.01 – „Dos Cerritos“ – Review
Hach… Wie habe ich DAS vermisst! Die chaotischen Kämpfe um einen eingewachsenen Nasenring. Das Rumgespringe über Stühle, Konsolen und Weltraum-Artefakte. Die Diskussion darüber, was „cool“ ist und was man angeblich schon immer machen, seinlassen oder delegieren wollte… Dazu die ständigen Meta-Kommentare über Dinge, die uns in Star Trek immer wichtig waren. (Okay, am Ende ist’s oft diese Art von Tiefgründigkeit) Trotzdem: Ist die Serie auch im 5. Jahr so solide wie zuvor? Die Zukunftia-Redaktion hat sich selbst am Riemen gerissen und erneut in die spannende Trek-Welt begeben. (*Finger auf Notruf-Taste lass*)
Inhalt:
Die Cerritos gleitet durch einen Raumspalt – und trifft auf eine Kopie ihres Schiffes. Mit der dortigen Besatzung, die viel kerniger und fieser ist, möchte man an der eigenen Rückkehr arbeiten.
Derweil versucht sich Tendi als Piratin endlich so sehr zu etablieren, dass sie diesen Job wieder aufgeben kann. Doch wer die Rentenkasse kennt, der weiß: Man muss erst sooo viele Jahre einzahlen & Leistung bringen, dass am Ende des Arbeitslebens immer noch die übliche Diskussion erfolgt:
„Klar können Sie aussteigen. Aber ihr Pflegeanspruch fällt auf Null, wenn sie weniger als drei galaktische Artefakte eingezahlt haben.“
Besprechung:
Tja. Hier gibt es eben erneut all diese Humor-Wunderländer, bei denen man als Anhalter am Straßenrand steht und sich sagt: „Pfff… Wenn keiner anhält mich dorthin mitnimmt, gehe ich nach 15 Minuten eben wieder nach Hause.“
Ich habe ja wirklich nichts (mehr) gegen Lower Decks, aber nach wie vor ist die Serie kein Ersatz für ECHTE Science Fiction. Ich gehe schließlich auch kein Spaghetti-Eis mampfen, wenn ich plötzlich Bock auf Pasta und Tomatensoße bekomme.
Die High- und Lowlights dieser Folge:
– Wie so oft basiert die Handlung darauf, dass man ansagt, was normalerweise in alten Trek-Folgen passiert: Eine Anomalie macht halt Doppelgänger und alternative Dimensionen. Und Wichtiger-Captain-Werden macht… äh… halt wichtig? Komisch, dass das bei den Fans der Serie für sooo viel Begeisterung sorgt?
Wenn ICH ansage, was normalerweise bei Lower Decks passiert, wollt ihr doch auch keine Serie davon haben? (He, Momeeent mal? Oder soll ich deswegen weiterhin jede Folge reviewen? Meta-Meta-Meta-Kommentar?)
„Gnnn… Komisch, Klapo beschwert sich immer darüber, dass sich bei uns alles um Rivalität, Kräftemessen und dicke Eier dreht!“ – „So’n Quatsch! Dabei werde ich mir deinen Arm nur deswegen um den Hals wickeln, weil meine Krawatte kaputt ist!“ – Lieber Armdrücken als kreativ abrücken: Natürlich wäre es langweilig, wenn die Crews harmonieren würden. 5-10 Gags in der Minute sind nun mal die Voraussetzung für die Weihnachtsgratifikation der Autoren.
– Ich bin auch kein großer Freund davon, dass Tendi als echte Piratin(!) durch den Quadranten zieht und Schiffe überfällt(!).
Hier stelle ich eine Verrohung von Parodie-Zeichentrick fest… Als Eric Cartman (Southpark) einen anderen Jungen umbrachte, was das damals nämlich ein großes Thema!
Klar, hier bezieht man sich vermutlich auf Worf, der zwischendurch immer wieder mal „Klingonensachen“ machen durfte und danach zur Starfleet zurückkehren konnte. („Na, genug gemordet? Wir Toleranzgestörten richten natürlich nicht über ihre Form der Ehrenhaftigkeit. Vorsicht, ihr Schwert tropft auf unsere Konsole.“)
– Durchaus lustig war dann aber die Begegnung mit den Doppelgängern: Entweder besitzen die Alternativ-Versionen einen Bart, alberne Klamotten oder andere Details, die grafisch witzig wirken. Nett auch die ewige Diskussion, was das „Prime-Universum“ und was das „Neben-Universum“ sein soll.
Etwas, bei dem sich jeder Trekkie in den letzten 15 Jahren wiederfinden dürfte? (*sich selbst im Spiegel zuzwinker – und dann auf ihn einschlag*)
– In den persönlichen Beziehungen gäbe es auch einiges zu holen. Teilweise geschieht das ja schon: Rutherford trifft auf sein Ebenbild, das in Sachen Implantaten eher einem Borg gleicht, („Cool! Endlich NOCH mehr Arbeiten und weniger müdes Fleisch am Ende des Tages!“) Boimler sieht sich in seinem Ebenbild endlich als cool (statt in Staffel 5 selbst cool zu werden – warum auch? Wir nennen unsere TV-Landschaft einfach nur „modern“) und Mariner kommt gut mit ihrer Captain-Doppelgängerin klar – bis zur Enthüllung, dass die halt böse ist.
Schade nur, dass das soooo viele Ebenen sind, dass es erneut nur für kurze Turbo-Psycho-Klapse auf den Hinterkopf reicht. Zusammen mit der Heimkehr-Frage, Tendi in der Parallelhandlung und den gaaanzen Nebenfiguren im Hintergrund fühlt sich das so an, als hätte man die „Very-Short-Treks“ wieder aus der Versenkung geholt.
„Die Begegnung mit dir hat mir eins schmerzlich gezeigt: Die zwei Minuten, in denen wir uns nett unterhalten haben, gehen jetzt von meiner Folter-Zeit ab.“ – Am Boden ver(st)hört: Lower Decks stellt auch diesmal wichtige Fragen zum Menschsein. Zum Beispiel… ist es wirklich Verrat, wenn diese Wendung für jeden absehbar war?
Immerhin… Am Ende darf Tendi die Piraten verlassen, weil man seinen „Träumen folgen darf“. Und das alte Kampfschiff ist in Wirklichkeit eine fliegende Krankenstation. Schon toll, wie all das langfristig aufgebaut und in diese Richtung umgeleitet wurde!
…
Wie, ihr habt zwischendurch geblinzelt? Dann gilt der letzte Satz leider nicht für euch.
Fazit:
Vielleicht liegt es an mir und der monatelangen Pause, aber: Meist gefällt mir die erste Episode einer LD-Staffel nicht gut.
Klar, ich kann all die kleinen Ideen würdigen, den Zeichenstil und die intimen Trek-Kenntnisse, aber ein wirklich herzliches Verhältnis kommt nicht auf, wenn Doppelgänger in 5 Minuten von der psychologischen Ebene (also die unter der Teppichkante, aber immerhin) zu einer Bedrohung für Leib und Leben wechseln.
Ich wünsche mir, dass die Serie wirklich überrascht – wie es durchaus bereits geschehen ist. Man kann ja auch gegenseitiges Verzeihen, unpassende Allianzen und schräges Miteinander parodistisch total überhöhen?
Kloppen könnten man dann ja woanders. Zum Beispiel die Hände auf die Schenkel, wenn mal was WIRKLICH witzig ist…
tach auch !
Mir hat diese „In a Mirror darkly“ -Folge trotz der angesprochenen Fehler recht gut gefallen.
Auch , wenn die Figuren, mir, manchmal zu hektisch auftreten.
Gruß BergH
Klapo schreibt: „aber nach wie vor ist die Serie kein Ersatz für …“
Das glaube ich wohl, was mich aber zu der Ernst gemeinten Frage führt: Was IST diese Serie?
Ich weiß, was sie nicht ist. Sie ist kein Ersatz für ECHTE Science Fiction, sie ist nicht ernst, nicht witzig, nicht gut und nicht ganz so beschissen wie das restliche Nu-Trek.
Aber was ist sie? Oder: Was soll sie im Idealfall sein?
Gut, ich habe insgesamt nur zweieindrittel Folgen gesehen, dennoch verfolge ich die Texte hier, aber ich werde aus der Sache einfach nicht schlau.
Es dürfte ja ziemlich einmalig in der Film- und TV-Geschichte sein, dass die Verwalter eines Franchises die Parodie gleich selbst mitliefern, anstatt sie, wie es sich für anständige Serienmacher gehört, anderen zu überlassen.
Was also ist es? Eine weitere Attacke auf Fans?
Erst raubt man den Fans die guten Erinnerungen, dann nimmt man ihnen das Nachdenken, und nun auch noch das exklusive Privileg des Verarschens, etwas, das die angeblich so humorlosen Fans früher mit großer Leidenschaft selbst betrieben, während sie es jetzt in dieser bemühten Fassung vorgesetzt bekommen.
Wie raubt man den Fans die guten Erinnerungen? Du schwelgst in nichts anderem als in guten Erinnerungen an Ol’Trek. Daran konnten auch sieben Jahre Kurtzman nichts ändern.
Es gibt ja Leute, die sagen, sie könnten jetzt nicht mehr TOS schauen, weil sie ständig daran dächten, dass Spock eine Adoptivschwester namens Michal Burnham habe. Da möchte ich gerne mal Fieber messen. Was man anschaut und für kanonisch hält, entscheidet der mündige Zuschauer noch immer selbst.
Das alte Trek wird nicht dadurch entwertet, dass in einer NuTrek-Folge behauptet würde, Kirk lese sich eigentlich als farbige Frau und Picard trete in seiner Freizeit gerne als Clown auf Kindergeburtstagen auf.
„Was IST diese Serie?“
Gute Frage.
Ich habe vielleicht 10-15 Folgen davon komplett gesehen, zuerst eher zufällig im Free-TV.
Dann aber irgendwie das Interesse verloren, das weiter zu verfolgen.
Es schmeckte wie ein Resteeintopf, und nicht nur von dieser Woche, sondern von allen Serien davor.
Ich könnte auch gar nicht sagen, ob die ganzen eingestreuten „Rememberries“ (Anspielungen auf Vorfälle und Figuren der Star-Trek-Historie) dabei noch Würze, Beilage oder schon Hauptgericht sein sollen?
Das Alles aber total shiny-hip serviert auf dreieckigen Tellern, die sich mit 90 RPM um sich selbst drehen und von einem tollpatschigen Kellner mit undiagnostiziertem ADHS alle 10 Sekunden ausgetauscht werden.
Fraglich ist für mich auch, wer dafür eigentlich die Haupt-Zielgruppe sein soll?
Kann man mit sowas neue Zuschauer gewinnen? Wie wirkt das auf jemanden, der die alten Serien nicht kennt und demnach mit den „Insidern/Anspielungen“ nichts anfangen kann? Ich kann mir das nicht vorstellen.
Teilweise ja nett gemacht, wenn man es mit ein paar Bierchen als Parodie betrachtet, aber nüchtern und wiederholt anzusehen wäre das für mich eher anstrengend bis Kopfschmerzen verursachend. Verglichen damit sind bestimmte TOS-/TNG-Folgen gereift wie ein guter Wein… auch nach Jahren/Jahrzehnten(!!) ein Genuss.
Mahlzeit.
@jcneal
Ich finde die Serie einerseits ziemlich nervig und überdreht, andererseits eine großartige Einschlafhilfe. Ich bin bislang bei keiner der 6-7 Episosden, die ich versucht habe anzuschauen, nicht eingeschlafen, was bei einer Laufzeit von nur 20 Minuten nicht gerade für die Serie spricht.
Insgesamt bin ich jedoch kein Freund von animierten Ablegern von Realfilmen und -serien. Auch TAS und den Star Wars Animationsserien kann ich nicht viel abgewinnen. Positiv überrascht war ich bislang von Stil und Inhalt von „Prodigy“, habe aber aus Zeitgründen bislang nur 5 Folgen geschafft.
Was soll man insgesamt dazu sagen, dass Star Trek und Star Wars derart „ausgeweidet“ werden? Mit Ausnahme von „Obi Wan“ fand ich auch alle Star Wars Serien bislang eher uninteressant. Und woke Versuche wie „The Acolyte“ scheinen auch bei den dortigen Fans nicht sonderlich gut anzukommen. In beiden Franchises scheint man derzeit nach dem Motto „Versuch und Irrtum“ möglichst viel anbieten zu wollen.
Aber wenn man „The Acolyte“ nach nur einer Staffel wegen angeblich schwacher Abrufzahlen einstellt, Star Trek Serien aber drei bis fünf Staffeln erhalten und jetzt bereits seit sieben Jahren in allen möglichen Varianten produziert werden (und nicht gerade billig), scheint das nach irgendwelchen Maßstäben, die ich nicht durchschaue, nicht völlig erfolglos zu sein. Das muss man nicht verstehen oder mögen, ist aber seit 2017 Realität. Und wenn man sieht, dass dann auch noch ein Sektion-31-Film produziert wird, um den niemand gebeten hat, man ernsthaft noch eine Academy-Serie im 32. (!) Jh. hinterherschiebt, die sicher nicht ganz oben auf der Wunschliste der Fans stand und vermutlich ein noch nervigerer Ableger von DSC wird, ist offenbar jemand bei Paramount/CBS der Meinung, das werde sich auszahlen.
Auf den zahlreichen Star Trek Conventions, die in den USA fast monatlich stattfinden (diese Woche: New Jersey: https://www.creationent.com/cal/st_nj/guests.html ), erfreuen sich jedenfalls auch die neuen Serien und deren Darsteller anscheinend einiger Beliebtheit und man sieht viele Cos-Player, die Charaktere aus den neuen Serien darstellen.
Kannst du das wirklich ausblenden? Ich versuche das bei so vielen Franchises, manchmal schaffe ich es, aber ich ertappe mich doch häufig dabei, wie mir ein (hirnverbrannter) Kontext aus späteren Aufgüssen in den Sinn kommt und mir (in jedem Fall für eine Weile) den Spaß verdirbt. Das ist so wie wenn das Mikro im Bild ist oder ein schlimmer Anschlussfehler passiert – ich bin dann für den Moment raus.
Die alten Serien oder Filme werden durch den neuen Blödsinn natürlich nicht entwertet, aber beschädigt.
Zuerst wurde mir das bei LOST klar. Was für eine geniale erste Staffel, die mit den Erwartungen und Gewohnheiten der Zuschauer gekonnt spielt (wen ich in der einen Folge für den Helden gehalten habe, entpuppt sich in der nächsten als Drecksack, etc.), die geniale Idee mit den Flash-Forward-Episoden … jetzt: keinen Bock mehr, mir das nochmal anzusehen, weil ich immer im Hinterkopf habe, wie uninspiriert und beliebig alle „Auflösungen“ gegen Ende waren.
Game of Thrones ist ein ähnlicher Kandidat. Vor jeder neuen Staffel die Bluerays der vorangegangenen Staffel noch mal durchgebinged, weil das, von wenigen Mängeln abgesehen, einfach alles klasse war … der schäbige Abschluss der Serie hat’s mir aber so ruiniert, dass ich da lieber nicht mehr reinschauen möchte.
@Michel
Ich schaue öfter mal eine TOS-Folge und habe dabei noch nie daran gedacht, dass sie zeitlich eigentlich nach ENT, DSC und SNW spielt. Umgekehrt ist das für mich auch kein Problem (mehr). Mit ENT habe ich damals etwas gehadert. Inzwischen finde ich es unproblematisch, dass heutige Prequels naturgemäß viel moderner aussehen als TOS.
Auch GoT bleibt trotz der dürftigen letzten beiden Staffeln eine Serie mit großartigen Geschichten und Dialogen, die ich irgendwann bestimmt noch einmal schauen werde. Und auch der Abstieg von „House of Cards“ kann ja nichts daran ändern, dass die ersten beiden Staffeln sensationelle Unterhaltung waren.
TNG insgesamt wird ebenfalls nicht durch einige blöde Episoden infrage gestellt.