Film- und Serienkritiken

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Gastartikel: „Hunger Games“ – Das Hungern nach dem Inhalt (I)

Gastartikel: „Hunger Games“ – Das Hungern nach dem Inhalt (I)

Auf Tobias H. ist immer Verlass: Wenn die eigentliche Zukunftia-Redaktion sich mit anderen aktuellen Dingen beschäftigen muss (Ich glaube, mit der Corona-Impfung stimmte damals etwas nicht – wir sind da einer heißen Sache auf der Spur!), steht unser Gastautor bereit und schaut sich Filme an, deren Kultfaktor in NapPW gemessen wird. (= Neuronenaktivität pro Pro.7-Werbespot) Ich selbst habe die Filmchen damals zwar ebenfalls gesehen, fand es aber weniger peinlich, ein Review der Schulmädchen-Report-Reihe in Betracht zu ziehen. DIE sind immerhin aus heutiger Sicht dystopisch. – Tobias, übernehmen Sie:


Ein Gastartikel von Tobias H.

Nachdem mich „Das Lied von Vogel und Schlange“ mittelprächtig unterhalten hat, habe ich tatsächlich Lust auf die Vorgänger bekommen. Dieses Review und die dazugehörigen Streifen sind wohl ein bisschen wie die Hungerspiele selbst: man will das nicht, aber muss da halt durch.
 

The hunger games (2012)

Der Einstieg in die Reihe ist immer noch mein persönlicher Liebling. Sicher, die Filme und die Romane von Suzanne Collins mussten sich von Anfang an viele Vorwürfe gefallen lassen: „Battle Royale“, King’s „Todesmarsch“, „Running Man“, die alten Römer! Diese Liste lässt sich noch fortführen, aber im Ernst: mich hat das nie gestört. Schließlich mag ich auch „The Orville“, obwohl im Regal gleich daneben das ältere TNG steht. Was macht es schon, dass die Idee nicht mehr so taufrisch ist?

„Hallo liebes Publikum! Wettend, dass wir Sie 4 volle Filme lang gut und ohne Länge unterhalten können? Oh, Moment, ich höre gerade, der Präsident untersagt Wetten, bei denen Panem nur verlieren kann.“ Ausgerechnet solche Figuren zählen zu den Erinnerungswürdigsten der gesamten Reihe!

Frischer ist da schon die Welt, die einem hier geboten wird. Im Staate Panem, der aus den Trümmern der USA hervorging, herrscht tiefe Ungleichheit. Im noblen Kapitol residiert die Oberschicht, während die äußeren Distrikte vor sich hin leiden. Einmal im Jahr müssen sich 24 Jugendliche vor laufender Kamera einer Gameshow gegenseitig ermorden. Dies ist als Strafe für einen Aufstand der Distrikte gedacht, der das Land vor Jahrzehnten erschüttert hat.

Im Kopf geblieben ist mir die Eröffnungssequenz. Es gab Szenen aus einer Talkshow, in der man über die kulturelle Bedeutung der Spiele schwadroniert, dann gibt es einen Cut und man sieht die Realität dazu in den stets grauen Distrikten.
Zugegeben: innovativ sieht anders aus. Die Hauptfigur, Katniss Everdeen, meldet sich freiwillig für die Spiele, um ihre Schwester zu retten, die das falsche Los gezogen hatte. Mit ihr reist ein anderer Bewohner aus Distrikt 12, Peeta Mellark, in das Kapitol. Ein bisschen Gameshow-Satire und dann
beginnt das muntere Morden. Am Ende sprengt ein Selbstmordpakt der beiden vermeintlich Verliebten die geheiligte Ordnung im System von Panem.

Der Film gewinnt aber bei den Details. Ich mochte das schrille Kapitol mit seinen ausladenden Outfits und natürlich den finsteren Präsident Snow (Donald Sutherland) oder Caesar Flickerman – den bösen Klon von Thomas Gottschalk. Die Hauptfiguren waren auch in Ordnung, wobei ich hier die starke Jennifer Lawrence hervorheben muss, die eben nicht so wirkt, als würde sie nichts allein hinkriegen und trotzdem oft genug auf die Nase fällt. Gerade in Zeiten von krampfig-mächtigen Frauenfiguren gewinnt Panem im Rückblick nochmal. Die humorige Seite wird dann auch gut vom versoffenen Haymitch Abernathy abgedeckt, der von einem sichtlich fröhlichen Woody Harrelson dargestellt wird. Auch die Spiele, die eine Inszenierung in einer Inszenierung sind, verstanden es, eine brauchbare Spannung aufzubauen.

Fazit: Für einen Teeniefilm ist das hier durchaus gut gelungen. Sicher, die Mediensatire bleibt etwas zu sehr auf der Strecke, aber im Ernst: aus dieser Ecke gibt es weit Schlimmeres.


Catching fire (2013)

Der Nachfolger wurde schon hier auf Zukunftia gehörig durch die Mangel gedreht, während eine Kamera draufhielt. Tatsächlich dürfte es wirklich spannender sein, eine DVD in einen Schredder zu werfen und dabei zuzusehen, als sich diesen Streifen zu geben. Er leidet unter der Krampfigkeit der Zwischenteile. Es war auch echt reichlich schwach, die Leute einfach nochmal in die Arena zu stecken und dabei schlicht die Todesfallen zu tauschen. Immerhin: man bekommt als Zuschauer die Ermüdung der Diktatur auch so zu spüren. Im Ernst? Das 75. Mal? Kein Wunder, dass in Panem das Ansehen Pflicht ist. Die Story ist auch beinahe deckungsgleich. Dieses Mal müssen zum Jubiläum halt alle überlebenden Sieger in die Arena. Einige neue Figuren tauchen auf und es riecht nach Revolte.

Am Schluss wird dann die Arena gesprengt und eine Verschwörertruppe aus Siegern „rettet“ Katniss. Man will diesen Medienstar zur Revolutionsikone aufbauen. Nebenher haben die Figuren damit zu tun, verliebt zu wirken. Es gibt neben Peeta nämlich noch Gale. Das ist Katniss Sandkastenliebe. Ja, es bleibt spannend. Das mit den Todesspielen nehme ich der Autorin nicht übel, dieses Liebesdreieck aber schon irgendwie.

Wow, eine Uhr voller Gefahren, die eine Arena ist. Davon sieht man zwar nicht alles, aber dann doch gleichzeitig viel zu viel. In gewisser Weise also tatsächlich ein Kunstwerk.

Die Schwächen sind hier gewaltig. Es gab reichlich Gelegenheiten, die schon berühmte Katniss einfach zu Hause einzusammeln, aber stattdessen baut man eine Super-Intrige in die Arena mit ein. Dann sind auch die Arena-Fallen eher dämlich: Blutregen oder Flutwellen sind zu sehen, die aber exakt an den Sektorengrenzen im Spielfeld stoppen. Toll ist auch das Ätzgas, welches tiefe Verbrennungen zufügt, die sich aber mit Wasser in Sekundenschnelle heilen lassen. Am Ende wird dann echt der Vogel…, äh die Kuppel abgeschossen. Ein Pfeil, an dem Draht dranhängt, wird so punktgenau abgegeben, dass er einen einschlagenden Blitz in die Kuppel weiterleitet. Das System und alle Kameras geben daraufhin den Geist auf. Lustig, wenn man bedenkt, dass die Blitze die ganze Zeit aus der Kuppel gekommen sein müssen. Distrikt 12 wird am Ende übrigens via Luftschlag eingeebnet – obwohl man in Teil 1 noch meinte, deren Rohstoffe zwingend zu brauchen. So könnte ich mehrere Gameshows lang weitermachen… Wichtig zu erwähnen: Peeta, der Fake-Geliebte von Katniss, bleibt bei der Rettungsaktion zurück.

Fazit: öde wie eine 20 Jahre alte Folge von „Wer wird Überlebender?“. Die Vorzüge von Teil 1 wurden weitgehend nivelliert, die wenigen guten Momente rund um die aufkeimenden Unruhen in den Distrikten sind viel zu rar gesät und die neuen Tribute sind flach wie die Flugbahn so mancher Dialoge hier.


Filmteil 3 und 4 werden demnächst besprochen.

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Artikel

von Klapowski am 20.10.24 in Gastbeitrag

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Kommentare (2)

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  1. Bergh60 sagt:

    tach auch !

    Sehr schön, wie Du meine Gedanke zu den beiden Filmen zusammenghefasst hast.
    Wo der erste echt „gut“ war, war der zweite ein schwacher Abklatsch.

    Und weitere Filme wurden auch nicht besser.
    Der letzte war dann wieder ein Abziehbild von Teil 1.
    Danke
    und Gruß BergH

  2. Ferox21 sagt:

    Ach ja, die Hunger Games – bzw. bei und ja die „Tribute von Panem“. Der erste Film war tatsächlich trotz alles sichtbaren Kopien bei anderen Filmen durchaus noch innovativ und hat seinerzeit die Welle an Verfilmungen dystopischer-Jugenbuch-Trilogien (Maze Runner, Divergent und Co.) losgetreten.

    Den zweiten Film fand ich auch klar schwächer, was vor allem daran liegt, dass die Führung des Kapitol so dermaßen dämlich ist, Katniss so lange gewähren zu lassen und ihr sogar unfreiwillig eine Bühne gibt, anstatt irgendeinen Unfall während der Siegestour zu inszenieren.

    Und als Spoiler:
    Teil 3 hätte ein episches Bürgerkriegsfinale sein können, aber leider entschied man sich dafür, dem seinerzeit aktuellen Hollywood-Trend zu folgen und das letzte Buch (das auch noch das kürzeste der Trilogie ist) in zwei Teilen zu verfilmen (siehe Harry Potter). Und so haben wir statt einen straffen dreistündigen Epos zwei gut 2 stündige Filme bekommen, die aufgrund des Füllmaterials beide ihre Längen haben. Immerhin ist das Ende konsequent erzählt – und wir haben wenigstens eins bekommen (Hallo an die nie abgeschlossene Divergent Reihe).

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