Paramount goes Skydance: Endlich neue Eigentümer – oder Eigentümlichkeiten?
Zukunftia berichtete immer wieder mal über die „Zukunft“ von Paramount, vor allem in Hinsicht auf unser geliebtes Star Trek. Denn wo andere auf den Social-Media-Platzhirschen namens Disney Plus einhauen, interessiert UNS vor allem der Konzern mit dem Sisyphos-würdigen Berg im Logo. Denn der hat immerhin schon mal ein paar Jahrzehnte gute SF abgeliefert. Und zu dessen Zukunft gab es in den letzten Wochen einiges zu lesen… Schnallt euch vorher aber ab! Denn warum sollten WIR nicht durch die Windschutzscheibe fliegen, so wie alle anderen Beteiligten?
Zuletzt überschlugen sich die Gerüchte zu Paramount monatlich. Immer mehr Konzerne bekundeten Interesse an diesem angeschlagenen Mediensoldaten, dessen „Paramount+“-Start in (z.B.) Deutschland mit gellendem Jubel begleitet wurde – der bestimmt nur zufällig wie „Häää?“, „Weeer?“ oder „Wattehaddedud’nda?“ klang.
DANN kam dann der milliardenschwere Filmproduzent David Ellison (41) ins Spiel, Sohn des Oracle-Gründers Larry Ellison. Bekannt ist er vor allem durch seine Produktionsfirma Skydance. Am Ende half dessen Angebot von rund 8 Milliarden Dollar, um sich (z.B.) gegen den Medienmanager Edgar Bronfman Jr. durchzusetzen, der nur 6 Milliarden einsetzen wollte.
[Ist das eigentlich der falsche Zeitpunkt, um auf die hohen Käsepreise im Supermarkt hinzuweisen?]
Das Ganze ist zwar noch deutlich komplizierter (es geht um Stimmrechts-Anteile, mögliche Aktionärsklagen und die alte Eigentümern Shari Redstone, die 2,4 Milliarden für ihre Aktien erhalten will), aber am Ende des Tages bin ich positiv gestimmt, dass die Finanzelite dieser Welt sich zu einem guten Schlussdeal durchringen wird.
Für diese Fähigkeit sind diese Personen schließlich die intellektuellen Stützen unserer Gesellschaft geworden.
Unter anderem werden noch mal 1,5 Milliarden Dollar in die Hand genommen, um Paramounts Schulden zu tilgen…
„Das neue Paradance wird modern, zukunftsweisend und fresh!“ – „Und wann geht das los?“ – „Diese Floskeln? Erstmals? Hm… 1950er, 1960er Jahre, würde ich sagen.“
Viel interessanter ist für uns aber, was diese Abschlüsse künstlerisch und strategisch bedeuten. Und zwar für unsere kultige Lieblings-SF-Reihe namens (*auf Spickzettel schiel*) Star Trek.
Wie ist er also drauf, der David Ellison, der tatsächlich der Chef der Paramount-Skydance-Fusion sein wird?
Nun, als Produzent verantwortete er bereits einige Haudrauf-Movies, die mal mehr oder weniger erfolgreich ankamen. Genannt seien da auszugsweise: „World War Z“ (2013), „Star Trek Beyond“ (2016), „Top Gun: Maverick“ (2022) oder die letzten beiden „Terminator“-Filme (2015, 2019), die ICH persönlich beim Lebenslauf ins Impressum mogeln würde.
Handfeste (schwammige) Aussagen von ihm sind da schon schwerer zu finden. Trotzdem konnte ich ein paar Sachen auftun:
• So berichtete Ellison im August beim Sender CNBCTV – siehe oben -, dass KI, multimediale Vernetzung und Cloud-Gedöns den Dienst Paramount+ wieder auf Spur bringen solle. Das ist aber so standardmäßig-diffus, dass man daraus wenig ableiten kann. Werden z.B. die Drehbücher über KI geschrieben? Oder betrifft das die Suchfunktion, die mir Kochshows vorschlägt, weil ich vor 3 Jahren mal einen Fantasy-Film geschaut habe?
• Dazu kommen haufenweise Youtube-Videos, die aber eher in den Bereich „Gerüchteküche“ gehen. So soll es z.B. so sein, dass jene Trek-Produktionen gecancelt werden, die noch nicht begonnen (= angefilmt) wurden. Weitere Gerüchte handeln davon, dass man Alex Kurtzmans Firma „Secret Hideout“ zurück- oder rausdrängen wolle. Das sei aber schwierig, da – ich paraphrasiere – die Voreigentümer anscheinend mehrere Erst- bis Zehntgeborene dem dunklen Drehbuch-Lord namens Alex überschrieben haben sollen.
• Andererseits darf man sich fragen, wie viel Selbstkritik Skydance aufbringt, da sie jahrelang in Sachen Trek mit Secret Hideout zusammengearbeitet haben („Star Trek – Beyond“, „Star Trek Into Darkness“). Auch lesen sich die meisten Produktionen in deren Timeline eher lahm. So kommt auf jedes erfolgreiche Werk á la „Top Gun: Maverick“ (den ich übrigens kitschig und nichtssagend fand) solche Anti-Knüller wie „Spy Kids: Armageddon“, „Baywatch“ und „Geostorm“.
Und auch deren Serie „Foundation“, die für Apple+ entwickelt wurde, trägt die Handschrift moderner TV-Unterhaltung: Wenig Inhalt, optisch aber hochgebürstet und auf möglichst viele Episoden verteilt. Langzeit-Kultfaktor: Etwa auf dem Level von essbarem Butterbrotpapier.
• Gefunden habe ich das Originalzitat nicht, aber bei „Bloomberg Technology“ wurde davon gesprochen, wie wichtig Ellison das „Storytelling“ sei. Allerdings in Verbindung mit „moderner Technologie“.
Erneut: Was meint man damit? TikTok-Folgen? Verschiedene Enden je Serienepisode, je nach persönlichem Geschmack? Deals mit YouTube oder Tinder? Gerade Letzteres würde zumindest gut zu „Strange New Worlds“ passen… („Daten wie Spock? Und danach direkt im Lifestream von den Kollegen ausgelacht werden? Melden Sie sich jetzt an!“)
• Nur für’s Protokoll: In 2022 ging Skydance eine Partnerschaft mit RedBird Capital Partners und dem chinesischen Tencent ein – ingesamt für 4 Milliarden Dollar, laut der eigenen Skydance-Webseite. Die Chinesen sind inzwischen für alle möglichen Deals bekannt; Qualität gehört im filmischen Bereich eher selten dazu. Es sei denn, man ist Fan von z.B. „Moonfall“ (2022), „Monster Hunter“ (2020) oder „Men in Black: International“ (2018).
Zukunftia meint:
Abwarten und Gift trinken. So lobenswert nach vielen Jahren des (objektiven!) Paramount-Herumkrebsens JEDE Änderung und Bewegung erscheint, so wenig Vertrauen darf man inzwischen in unsere ollen Schlagwort-Jongleure haben.
Sätze wie „Wir wollen wieder mehr Fokus auf die Drehbücher legen“ muss man immer mittels Skydance-Produktionen wie „The Greatest Beer Run Ever“ (2022) auf Glaubwürdigkeit abklopfen. Und ja, vielleicht ist dieser Film – immerhin mit Russell Crowe! – sogar TOLL, aber noch mehr beeindrucken würde es mich, wenn Skydance so was wie z.B. „Orville“, „Dune“ oder „Absoluter SF-Geheimtipp Nummer 6“ produziert hätte.
Die generelle Richtung in Hollywood geht eh weg von tiefschürfenden, langfristig geplanten Werken. Auf jedes „House of The Dragon“ kommen derart viele Fließbandproduktionen und ChatGPT-Experimente, dass zumindest SF-Fans gut daran tun, einfach mal 2-3 Jahre abzuwarten, welches Werk überhaupt mal die ersten „vielversprechenden“ Episoden übersteht.
(Wo sind eigentlich die Leute, die beim Robo-Drama „Raised By Wolves“ oder beim SF-Kindergeburtstag „Lost In Space“ total ausgeflippt sind? Immer noch am Feiern?)
Man spürt zwar oft noch die „Kraft des Pitches“ („Raumschiffe! Aber aus Käse! Und in der zweiten Staffel aus Mortadella!“), aber die guten Drehbucharbeiter, die mit dem staubigen Kugelschreiber ein Drehbuch korrigieren und mit der Penetranz eines alten Buchhalters die Ecken abfeilen, die gibt es derzeit nicht. Wo sind sie, die alten Autoren, die 7 Tage im Autorenraum diskutieren, ob die Sternenflotte nun eine Monarchie oder eine Demokratie sein soll?
Nichts Neues also – bisher jedenfalls.
Gerüchte, dass z.B. die „Starfleet Academy“-Serie durch Skydance noch gestoppt werden könnte, nehme ich daher auch nicht zuuu ernst. Das 15.000 Quadratmeter große Set soll immerhin schon fertig sein – und laut Kurtzman tolle Blicke auf „Messehallen, ein Amphitheater, Bäume, Laufstege, mehrere Klassenzimmer und einen beeindruckenden Blick auf die Golden Gate Bridge“ zeigen.
Klar, das Set könnte man für eine BESSERE Version als für den üblichen Kurtzman-Krawall nutzen, aber angesichts der ganzen Verträge im Hintergrund („Set gehört uns! Und außer Tilly und Bonanza darf da nichts stattfinden, sonst Vertragsstrafe.“) sind das Wunschträume von naiven Alt-Fans.
Ach ja, die guten alten „kurzman wird gefeuert“ Gerüchte… Quelle: YouTube
Irgendwann wird es soweit sein, nach 10/20 Jahren und dann heißt es: „na seht ihr, haben wir doch gesagt“
Danke für die Infos.
Ich persönlich habe inzwischen mit Star Trek abgeschlossen.
Discovery habe ich nach dem Auftauchen der Grunz-Klingonen nicht mehr ernst genommen. Wenn danach eine andere, bessere Serie gekommen wäre, hätte ich die Serie einfach vergessen.
In Picard aber wurde gezielt das alte Star Trek dekonstruiert, inklusive einer zentralen Figur dieser Zeit – Picard.
Das ist jetzt nicht mehr Star Trek und eine Wiederauferstehung kann es nach der „erfolgreichen“ Dekonstruktion auch nicht geben.
Trotzdem wäre es natürlich schön, wenn unter den neuen Chefs zumindest die Leichenfledderei ein Ende fände … die Akademie und die Protagonisten aus DS9 könnten dann in Frieden ruhen.
tach auch !
Als bekennender Optimist, bin ich da auch eher skeptisch. Solange Kurzman mehr als die Rollen auf dem Klo verteilen darf, ist bei ST nichst zu erwarten. SNW hat mir noch ganz gut gefallen, aber das war es auch mit ST seit ENT (und the Orville).
Warum zum Geier macht da keiner weiter etwas draus?
Dammit
Gruss BergH
Kurze Frage an Sparki und Klapo, findet ihr House of the Dragons tatsächlich so geil?
Uns zuhause hat es so gelangweilt dass wir nach Staffel 1 nicht weitergeschaut haben. Oder hat das Ding in Staffel 2 irgendwie mal Fahrt aufgenommen?
Es ist faszinierend.
„Star Trek“ starb nicht, als im Jahr 1969 die Classic-Serie eingestellt wurde.
„Star Trek“ starb nicht, als im Jahr 2004 mit dem Finale von „Enterprise“ die Berman-Ära endete und es hieß, dass da „nichts mehr kommen wird“.
„Star Trek“ starb, als 2009 ein gewisser JJ Abrams kam und „Star Trek“ wie eine Comic-Verfilmung behandelte, mit dem erklärten Ziel, ein „neues“ Publikum anzusprechen, wobei ich inzwischen der Überzeugung bin, dass dieses „neue“ Publikum für „Star Trek“ so wenig existiert wie die Hohlwelt im Mittelpunkt des Erdballs.
Die aus „Dirty Dancing“ bekannte Schauspielerin Jennifer Grey ließ an sich eine Nasenoperation vornehmen. Danach wurde sie nicht mehr engagiert, weil man sie nicht mehr erkannte. Sie hatte ihre Einzigartigkeit durch bedeutungslose Schönheitskonventionen eingetauscht. „Ich bin als Berühmtheit in den Operationssaal gegangen – und als Unbekannte herausgekommen“, hatte sie es selbst beschrieben.
Eine solche Nasenoperation hat „Star Trek“ vorgenommen. Alles, was „Star Trek“ einst auszeichnete, wurde durch generisch-dümmliche Sience-Fiction-Klischees ersetzt.
Eine solche andauernde Misshandlung hält das stärkste Franchise nicht aus. „Star Trek“ ist nun wie ein ramponiertes Uhrwerk, das dümmlich-ratlose Producer wahllos mit Easteregg-Zahnrädern bewerfen, in der verzweifelten Hoffnung, es dadurch wieder zum Laufen zu bringen.
gähn…
oder halt: Star Trek starb gar nicht…
Star Trek ist nicht gestorben, sondern so lebendig wie lange nicht mehr. In den sozialen Medien erfreuen sich insbesondere Prodigy (schon abgesetzt nach 2 Staffeln?), LD (Beteiligte und Zuschauer kämpfen noch für eine 6. Staffel) und SNW recht großer Beliebtheit. DSC scheint hingegen deutlich weniger Freunde zu haben und bei PIC wird überwiegend nur die dritte Staffel wohlwollend betrachtet.
Ich finde Prodigy durchaus gelungen und alles andere als eine Kinderserie. Von LD habe ich bislang nur 5, 6 Folgen gesehen. Als Parodie ganz lustig, als Kanon indiskutabel. Ob ich mir von DSC die dritte bis fünfte Staffel irgendwann einmal antue, ist zweifelhaft. Bislang die einzige Trekproduktion, die ich nicht vollständig auf physischen Medien besitze. PIC möchte ich wirklich mögen, aber bis auf wenige Folgen bzw. Szenen kann ich darin allenfalls eine leider verlorene Chance sehen.
SNW halte ich bislang von allen New-Trek-Produktionen für die Beste. Ich bin gerade beim Rewatch der ersten Staffel und finde, je vertrauter man mit den Charakteren und Episoden wird, desto besser kann man sie schauen (die ersten DS9-Staffeln mochte ich auch erst nach der 2. oder 3. Wiederholung).
Ich finde Abrams- und Kurtzman-Trek nicht pauschal schlecht („nur“ das Meiste), sondern mag durchaus einige Ergänzungen, die dem Kanon hinzugefügt wurden. Ich war und bin allerdings auch nicht der Typ Trekkie, der sich sofort auf jede neue Produktion stürzt, um sie spontan zu feiern oder auseinander zu nehmen und für schlecht zu befinden. Ich schaue das, wenn ich Bock drauf habe und glaube, in einer aufgeschlossenen und positiven Stimmung zu sein, mitunter auch Jahre später (wie seinerzeit bei ENT oder aktuell bei PRO). Nur bei DSC bin ich mir ziemlich sicher, dass mir das nie gelingen wird und auch keine Lust auf die letzten drei Staffeln habe.
Ich würde zwar gerne mitreden, aber gucke es mir trotzdem nicht an.
Vielleicht wird ja ausgerechnet Star Trek in 20 Jahren gut, so als Gegentrend zu KI und Smartphones oder unabhängig davon und zufällig schon in 10 Jahren.